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Bundesliga

Eintracht Frankfurt – ein perfekter Start

Kai Butterweck | Montag, 3. September 2012 3 Kommentare

Zwei Spiele, zwei Siege: die Eintracht aus Frankfurt freut sich über einen rundum gelungenen Saisonstart. Außerdem: HSV-Tristesse, Sorgen in Hoffenheim und treffsichere Münchener

Eintracht Frankfurt grüßt derzeit  vom zweiten Tabellenplatz. Boris Herrmann (SZ) blickt schmunzelnd in die Zukunft: „Frankfurt wäre ein würdiger Meister der Jubiläumssaison. Der Verein hat ja nicht nur den Bundesliga-Rekordspieler (Körbel), den besten Bundesliga-Zaubertrick (Jay Jay Okocha) sowie das kurzlebigste Bundesliga-Flugzeug (‚Stählerne Schwalbe‘) hervorgebracht, er hat auch die meisten Trainer vorzeitig entlassen (21) und für die unterhaltsamste Hauptversammlungs-Schlägerei (‚des is doch koi Demogradie mehr‘, 1988) gesorgt. Eine Meisterschale für Frankfurt wäre der Deckel auf den Topf mit 50Jahren Bundesliga.“

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Einer der Garanten für den Sieg der Frankfurter gegen Hoffenheim war der Japaner Takashi Inui. Marc Heinrich (FAZ) klopft dem Neuzugang anerkennend auf die Schultern: „Kurz vor Schluss holte Veh den Mittelfeldwirbler  vom Platz, um Zeit zu gewinnen und ihm einen Sonderapplaus zu gönnen. Fast alle, die an diesem Nachmittag vor Ort den Hessen die Daumen drückten, und das waren mindestens 5000 Besucher in der Sinsheimer Arena, erhoben sich von ihren Plätzen, um Inui mit lautem Beifall für seinen mannschaftsdienlichen Einsatz zu danken. Auch die Ersatzspieler klatschten in die Hände, als Inui zur Auswechselbank kam und sich als erstes mit einer angedeuteten Verbeugung seinerseits bei Veh für das Vertrauen bedankte. Auch das sieht man in der Fußball-Bundesliga nicht jeden Tag.“

Seele und Motor des Frankfurter Spiels

Thomas Kilchenstein und Jörg Hanau (FR) warten mit beeindruckenden Zahlen auf: „Pirmin Schwegler ist derzeit gemeinsam mit Sebastian Rode Seele und Motor des Frankfurter Spiels. Die Beiden bestimmen Takt und Tempo, geben die Vorgaben, machen das Spiel, bestimmen den Rhythmus. Schwegler hatte in Hoffenheim 120 Ballkontakte, brachte 85 Prozent seiner Pässe zum eigenen Mann, spulte 10,4 Kilometer ab. Kollege Rode, sein kongenialer Partner, kam auf 92 Kontakte, auf 89 Prozent und 10,8 Kilometer. Ihre Präsenz im Mittelfeld war es, die spielentscheidend war. Beide stellten ihre Hoffenheimer Kontrahenten Tobias Weis, der eh nur durch rüpelhafte Fouls auffiel, und Sebastian Rudy klar in den Schatten.“

Zerfall in drei Teile

Die Hamburger sitzen nach der Niederlage gegen Bremen weiter im Tabellenkeller fest. Sven Goldmann (Tagesspiegel) weiß warum: „Es geht offensichtlich noch einiges durcheinander beim Aufbau einer neuen Hamburger Mannschaft. Eigentlich war das gar keine Mannschaft. Der HSV zerfiel in Bremen in drei Teile: Ganz hinten spielte der großartige , vom Trauma ständiger Verletzungen befreite Torhüter René Adler in seiner eigenen Liga. Vor ihm mühten sich neun Feldspieler um defensive Stabilität (einigermaßen erfolgreich) und Kreativität (weniger erfolgreich). Und ganz vorn kämpfte der Stürmer Artjoms Rudnevs seinen aussichtslosen Kampf gegen die Vereinsamung. Es ist ja kein Zufall, dass der HSV in zwei Bundesligaspielen noch kein einziges Tor geschossen hat.“

Für Lars Wallrodt (Welt Online) ist die Rückkehr von Rafael van der Vaart nicht gleichbedeutend mit wiederkehrendem Mannschaftserfolg: „Derzeit ist Messias-Dämmerung in der Bundesliga. Rafael van der Vaart zum Beispiel soll doch bitteschön aus der fußlahmen HSV-Truppe im Handumdrehen ein Ballettensemble machen. Dass allerdings selbst eine Kreuzung aus Messi, Cristiano Ronaldo und Mario Balotelli nichts ausrichten könnte in einem Klub, der sich Abwehrspieler wie Jeffrey Bruma oder Dennis Aogo leistet, wird lieber ausgeblendet. In der Dunkelheit sieht der Suchende nur das Licht, nicht die Schatten.“

Eine Ansammlung von Legionären

Nach der zweiten Pleite in Folge steht Hoffenheims Coach Markus Babbel bereits frühzeitig in der Kritik. Die Sorgenfalten von Johannes Klopp (taz) werden immer tiefer: „Der Kader von Hoffenheim passt noch immer nicht mit der neuen Ausrichtung des Vereins zusammen. Dieser grundsätzliche Fehler dürfte sich kaum über eine Saison hinweg korrigieren lassen. Der Mäzenklub bedient derzeit alle Vorurteile seiner Kritiker. Er gleicht einer Ansammlung von Legionären und ist weit davon entfernt, ein bodenständiges Bundesligateam zu sein, das – wie es der altbackene Coach Markus Babbel wohl formulieren würde –, über den Kampf zum Spiel finden soll.“

Motivation, Zielstrebigkeit und Willen

Der FC Bayern erteilt dem VfB Stuttgart eine Lehrstunde in punkto Effizienz. Sebastian Winter (Spiegel Online) klatscht begeistert Beifall: „Hunger, das ist im Fußball das Synonym für Motivation, Zielstrebigkeit, den Willen, unbedingt etwas erreichen zu wollen. Es ist das Attribut, das den Bayern fehlte in der vergangenen Saison, nicht nur im Elfmeterschießen gegen Chelsea. Wohl auch, weil relativ klar war, wer auf welcher Position zur Stammbesetzung zählt. Genau das hat sich nun geändert. Der Kampf um die Plätze in der Startelf ist bei den Bayern voll entbrannt. Und die Mannschaft profitiert bislang davon. Die arrivierten Spieler waren gegen Stuttgart im Vergleich zum Endspurt der vergangenen Saison kaum wiederzuerkennen.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Eintracht Frankfurt – ein perfekter Start”

  1. Hesse
    Mittwoch, 5. September 2012 um 08:54

    Bei der Eintracht kann man die Begriffe Fan und Journalist nun wirklich schon synonym verwenden, jedenfalls auf lokaler Ebene (FR, FAZ, FNP): Schon lange bekommt man da den Eindruck, dass die lokalen Hofberichterstatter (Durstewitz, Kilchenstein, Krieger, Heinrich, Weitbrecht, Veit, Schmitt) auch gleichzeitig die fanatischsten Fans der Eintracht sind. Da sollte man also nicht wirklich guten Journalismus erwarten.

    Boris Herrmanns Artikel (SZ) kann man aber hinzufügen: Die Fahrstuhl-Eintracht hat fußballerisch die letzten gefühlten 30 Jahre nichts mehr gerissen, aber im Verbrennen von Steuergeldern und bei der Randale ist sie schon längst wirklich der deutscher Abonnement-Meister. Herzlichen Glückwunsch!

  2. Juppdidupp
    Mittwoch, 5. September 2012 um 17:46

    Dann darfst du aber gar nichts mehr lesen. Keine SZ zur den Bayern, keinen Tagesspiegel zur Hertha. Nix. Denn zumindest sympathisieren wird auch in diesen Redaktionen fast jeder Sportjournalist mit dem Verein loci. Kann die Kritik von Hesse nicht verstehen, zumal sehr pauschal und ohne Belege.

  3. Linus
    Mittwoch, 5. September 2012 um 19:06

    Also dafür, dass man insbesondere der FR den Abstieg der Eintracht ans Bein nageln wollte, empfinde ich die Berichterstattung bislang als wohltemperiert. Und angenehm ironisch durchsetzt.

    Wer richtigen Fanwurschtelkram lesen will, muss zum Hamburger Abendblatt, und dort insbesondere zu Matz Ab schauen. Da packt einen das nackte Grauen, ob der Klischees, die da in Sachen Fussballberichterstattung bestätigt werden.

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