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Champions League

Champions League – Effizienz ist der Schlüssel

Kai Butterweck | Freitag, 5. April 2013 1 Kommentar

Während der FC Bayern gegen Juventus Turin gut vorlegt, ärgern sich die Dortmunder nach dem Spiel gegen Malaga über verpasste Chancen

Der FC Bayern präsentiert sich seit Wochen in bestechender Form. Klaus Hoeltzenbein (SZ) warnt vor zu viel Übermut: „Jetzt, Anfang April 2013, bieten die Rothemden einen Fußball an, wie er selten so kurzweilig präsentiert wurde in diesem auf den Gerd-Müller-Toren erbauten Verein. Jetzt, im Saisonfinale, kann aber auch vieles schiefgehen, deutlich geworden im Turin-Spiel durch die bittere Verletzung von Toni Kroos und den möglichen Platzverweis für Franck Ribéry. Auch das Rückspiel bei der Juve ist zu überstehen, vielleicht muss man dann zum FC Barcelona. Offen ist deshalb trotz Gala-Fußball, ob ein sensibler Animateur und ein mächtiger Verein zu einem Abschied in Einvernehmen finden. Es bleibt eng wie in den Hemden.“

Er sieht sich als ersten Verteidiger seiner Elf

Oliver Fritsch (Zeit Online) staunt über einen verteidigenden Bayern-Stürmer: „Mandžukić ist ein Stürmer, der sich nicht in erster Linie durch Tore definiert – zumindest nicht in der Champions League. Dort gelang ihm erst ein Treffer, ein recht krummes Ding in London. Gegen Turin schoss er nur ein Mal gefährlich aufs Tor. Er sieht sich als ersten Verteidiger seiner Elf, er sieht sich als Läufer. Bei Ballbesitz bot sich Mandžukić oft auf dem Flügel an, schuf dort Überzahl und riss Räume in der Sturmmitte, die sich Ribéry, Robben oder Müller auftaten. Dieser Stürmertyp ist nicht neu im Fußball, für die Bayern in dieser Radikalität aber schon.“

Deniz Yücel (taz) schmunzelt über den Auftritt von Juve-Star Andrea Pirlo: „In der Abwehr vertändelt er mehr als einmal den Ball, seine Freistöße sind lustlos, die Eckbälle berechenbar. Aber wie er mit seinen halblangen Haaren und seinem wild-eleganten Vollbart lässig über den Platz schlurft, die Beiläufigkeit, mit der er den Ball behandelt, der entrückte Blick, wenn er eine Ecke oder einen Freistoß tritt, die gesamte Erscheinung, die jedem auf dem Platz das Gefühl gibt: Fürchte dich! Ich bin Andrea Pirlo, Fußballer und Genie. Ich schleiche mich in die deine Träume. Ich schlage zu, wenn du am wenigsten damit rechnest. Mit einer einzigen Bewegung wende ich das Schicksal. Ich, Andrea Pirlo, Fußballer und Genie! Zum Niederknien!“

Löw hat das Spiel damals vercoacht, Heynckes hat es besser gemacht

Matthias Sammer stichelt nach dem Sieg indirekt gegen Bundestrainer Löw. Claudio Catuogno (SZ) gibt dem Sportdirektor recht: „Löw hatte gegen Italien die Statik einer funktionierenden Elf geopfert, um Pirlo ein Übergewicht im Mittelfeld entgegenzusetzen. Mit dem Ergebnis, dass Spieler wie Kroos, Özil, Podolski, Schweinsteiger, Khedira und Gomez eine eher durchlässige Zahnschiene um Pirlo legten, eindrucksvoll zu besichtigen bei dessen unbedrängtem Pass vor Balotellis 1:0. Der Bayern-Trainer Jupp Heynckes wurde gegen Juve durch eine frühe Kroos-Verletzung zu Umstellungen gezwungen. Er behielt aber die Statik seiner Elf bei, und vor allem ackerten auch Offensivspieler wie Mandzukic, Müller, Schweinsteiger, Robben und Ribéry derart aggressiv gegen den Ball, wie man in der Nationalelf selten jemanden gegen den Ball hat ackern sehen. Löw hat das Spiel damals vercoacht, Heynckes hat es besser gemacht, das darf man – zugespitzt – schon so sagen.“

Indiz einer bedenklichen Unreife

Die Dortmunder fahren nach dem Spiel gegen Malaga mit leeren Händen nach Hause. Daniel Theweleit (FR) ärgert sich: „der BVB war zwar defensiv sehr stabil geblieben, hatte gut, in einigen Phasen sogar sehr gut gespielt, doch die Fahrlässigkeit vor des Gegners Tor, war Indiz einer bedenklichen Unreife, die in diesem Dortmunder Champions-League-Jahr so noch nicht zu sehen war. Mit den spektakulären Europapokalpartien der vergangenen Monate sind die Dortmunder ja in die Rolle eines Geheimtipps – zumindest für eine Finalteilnahme – hineingeraten, nun wurden alte Zweifel an der Tauglichkeit des BVB reanimiert. Denn ganz oben auf dem Champions-League-Gipfel verlieren Leidenschaft und fußballerische Brillanz an Bedeutung, während Effizienz immer wichtiger wird.“

Auch Felix Meininghaus (SZ) grummelt vor sich hin: „Es gibt wahrlich schlechtere Ausgangspositionen, und dennoch dürfen sich die Dortmunder mit Fug und Recht über dieses torlose Remis ärgern. Weil es vollkommen unnötig war. Anstatt das Viertelfinal-Duell einfach im Hinspiel mit zwei oder drei Toren zu entscheiden, gehen die Dortmunder nun mit einer schmucklosen Nullnummer ins Rückspiel. Es fühlte sich nicht wirklich gut an, im Stadion des Gegners über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft zu sein und dann doch sieglos die Heimreise antreten zu müssen. Und das, weil international hoch veritable Fachkräfte wie Mario Götze und Robert Lewandowski selbst aus besten Einschussmöglichkeiten kein Kapital schlagen konnten.“

Die Mannschaft ist gefestigt

Oliver Müller (Welt Online) hingegen beruhigt die Gemüter: „Es hätte in Malaga für den noch amtierenden Deutschen Meister tatsächlich ins Auge gehen können, wenn die Mannschaft noch so reagiert hätte wie im vergangenen Jahr: Da vergab der BVB in der Königsklasse auch reihenweise Chancen und wurde deshalb hektisch, machte plötzlich Fehler in der Defensive und verlor am Ende meistens. Doch der BVB 2012/2013 ist nicht mehr der BVB der letzten Saison, als die Königsklasse noch eine Nummer zu groß und schon nach der Vorrunde Schluss war. Die Mannschaft ist gefestigt, sie ist nicht nur spielerisch, sondern auch psychisch stark. Sie verlor am Mittwoch eben nicht die Nerven, sondern holte einen Punkt und verschaffte sich so eine gute Ausgangsposition.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Champions League – Effizienz ist der Schlüssel”

  1. Manfred
    Sonntag, 14. April 2013 um 13:21

    Wenn ich mir jetzt so die ganzen Aussagen bezüglich Dortmund so durchlese, fallen mir 2 Dinge auf: erstens läßt sich dieser Satz von Felix Meinighaus 1:1 auf Malaga im Rückspiel anwenden:
    ‚Es fühlte sich nicht wirklich gut an, im Stadion des Gegners über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft zu sein und dann doch sieglos die Heimreise antreten zu müssen.‘

    Zweitens zeigt sich imo überdeutlich, dass keiner der 3 hier zitierten Herren (zumindest nicht in den hier zitierten Stellen) auch nur den Hauch von Respekt vor Malaga zu besitzen scheint. Indiz einer bedenklichen Unreife? Yup.

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