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Bundesliga

Relegation – Der letzte Strohhalm

Kai Butterweck | Montag, 5. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Relegation – Der letzte Strohhalm

Hamburg, Nürnberg, Braunschweig: Wer steigt ab? Wer rettet sich auf den Relegationsplatz? Der letzte Bundesliga-Spieltag wird zum wahren Abstiegskrimi

Trotz der vierten Niederlage in Serie „behauptet“ der HSV den 16. Tabellenplatz. Jan Christian Müller (FR) beruhigt die Hanseaten: „Nächste Woche könnte dem taumelnden letzten Überlebenden der Bundesliga-Gründung vor 51 Jahren eine Niederlage in beliebiger Höhe bei Mainz 05 reichen, um zu verhindern, dass er dem Oberhaus lediglich als Fossil erhalten bleibt. Dann hätte sich der HSV, beißende Ironie der Geschichte, mit fünf Niederlagen in Folge zumindest in zwei Entscheidungsspiele gerettet. Denn Schalke 04 dürfte sich gegen völlig verunsicherte Nürnberger kaum eine Blöße gegeben, Hoffenheims Image wäre es wenig zuträglich, daheim gegen Braunschweig zu verlieren.“

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Carsten Eberts (SZ)reibt sich nach einer halben Stunde in der Münchner Allianz-Arena verwundert die Augen: „Die Leistung des HSV gegen die Bayern gehörte zu den positiveren dieser Spielzeit, auch wenn der Nordklub nicht ansatzweise dran war, den Favoriten zu besiegen. Eine halbe Stunde war die Partie offen, mit hohem Pressing brachte der HSV die Münchner aus deren Komfortzone. Selbst Bayern-Trainer Pep Guardiola lobte die engagierte Hamburger Versuchsanordnung der ersten 30 Minuten. Seine Mannschaft habe gebraucht, sich auf den Gegner einzustellen.“

In Hamburg ist kein Feuer im Support

Jan Freitag (taz) nimmt sich den Hamburger Anhang zur Brust: „Wer wissen will, wie echter Existenzkampf aussieht, der muss in die Lausitz schauen. Dort nämlich verabschiedet sich der ostdeutsche Traditionsverein Energie Cottbus nach 17 Jahren in die 3. Liga. Und das betrifft wirklich eine ganze Region, die außer Braunkohle, Braunkohleabraum und Braunkohlearbeitslosen vor allem eins zu bieten hatte, was noch für Gemeinsinn sorgte: Ihren FC mit dem kraftvollen Namen. In Hamburg aber ist kein Feuer im Support – nicht auf der Straße, nicht auf den Rängen. Und falls doch, brennt es irgendwie durch: Wer die wutverzerrten Gesichter mitgereister Fans nach der Niederlage in Augsburg vom Sonntag erlebt hat, wünscht ihnen einen Crashkurs in Sachen Spielermotivation bei den Anhängern des benachbarten FC St. Pauli, wo man scheinbar besser weiß, dass sich wahre Zuneigung erst im Schlechten zeigt.“

In Gedanken schon beim nächsten Arbeitgeber

Die Nürnberger gingen sogar die letzten sechs Spiele als Verlierer vom Platz. Christoph Ruf (FR) hat nur noch wenig Hoffnung: „Das Spiel gegen Hannover endete,  wie es enden musste und die Stimmung in Nürnberg wurde vollends ungemütlich. Für das Gros der Zuschauer ist schließlich nicht der entlassene Trainer Gertjan Verbeek der Hauptschuldige am Niedergang. Ihm hätten die meisten offenbar zugetraut, im Falle eines Abstiegs eine junge, hungrige Mannschaft neu zu formieren. Die Kritik richtet sich vielmehr gegen einige etablierte Spieler, denen die Fans unterstellen, in Gedanken schon bei ihrem nächsten Arbeitgeber zu sein – und gegen Sportdirektor Martin Bader, dessen Rücktritt erneut lautstark gefordert wurde. Der Abstieg ist für die Fans jedenfalls beschlossene Sache, obwohl er rechnerisch noch abgewendet werden kann.“

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Auch Markus Schäflein (SZ) winkt frustriert ab: „Nach dem Schlusspfiff gab es auf der Haupttribüne viele Buhrufe, ein paar hämische weiße Taschentücher und nur wenige Tränen. Die Mühe, am Mannschaftsbus zu schimpfen, machten sich nur noch wenige. Abstiegsstimmung überall. Am letzten Spieltag könnte der Club mit einem Sieg auf Schalke tatsächlich noch den Relegationsplatz ergattern und dann womöglich den Klassenverbleib schaffen, aber an das Wunder von Gelsenkirchen glaubte niemand mehr. Viele hatten schon gegen Hannover damit gerechnet, enttäuscht zu werden, und das hatte ausnahmsweise nichts mit dem typischen fränkischen Pessimismus zu tun, sondern eher mit den vergangenen, scheinbar endlosen Monaten.“

Keiner gibt die Hoffnung auf

In Braunschweig hingegen ist der Glaube an die Rettung immer noch an jeder Ecke spürbar. Christian Otto (taz) ist beeindruckt: „Nach nur sechs Siegen und gerade einmal 25 erkämpften Punkten kann der aufmüpfige Klub den Hamburger SV immer noch vom Relegationsplatz verdrängen und mit dem 1. FC Nürnberg absteigen lassen. Es ist nahezu unmöglich, in dieser völlig fußballverrückten Stadt jemanden zu finden, der die Hoffnung aufgibt. Die Mannschaft wurde im vermeintlich letzten Heimspiel der Saison noch einmal mit aufmunternden Sprechchören in einer Dauerschleife und stehenden Ovationen bedacht. Das Vertrauen in Lieberknecht und seine Jungs ist immer noch spürbar. Trotz der Aussichtslosigkeit für die Eintracht will die Stimmung einfach nicht ins Negative kippen.“

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