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Champions League

Real Madrid – Spätzünder

Kai Butterweck | Montag, 26. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Real Madrid – Spätzünder

Bis kurz vor dem Abpfiff träumten die Spieler von Atlético Madrid ihren Traum vom Sieg über den vermeintlich übermächtigen Stadtrivalen. Doch dann kam die Nachspielzeit

Als Sergio Ramos in der dritten Minuten der Nachspielzeit den Ausgleich markiert, tobt die Bank von Atletico Madrid wie ein wilder Orkan. Drei weitere Gegentreffer später erweist sich Trainer Simeone jedoch als fairer Verlierer. Claudio Catuogno (SZ)applaudiert: „Gemessen an dem Furor, den der dramatische Spielverlauf in ihm erzeugt hatte, hat Simeone hinterher aber bemerkenswert schnell wieder die Rolle der moralischen Vaterfigur eingenommen. Ja, Atlético hatte verloren – erst Sergio Ramos aus den Augen in der dritten Minute der fünfminütigen Nachspielzeit, dann den Glauben, dann die Kraft, dann das Spiel, 1:4. Aber nicht die Haltung!“

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Ergreifend, aufwühlend und dramatisch

Das Spiel war an Dramatik kaum noch zu überbieten. Christian Spiller (Zeit Online) ist immer noch hin und weg: „Dieses Champions-League-Finale zwischen Real und Atlético Madrid hat zu viel Kraft gekostet, um sich mit Sinnlosigkeiten wie Rivalitätenzeugs zu beschäftigen. Das größte aller Madrider Stadtderbys, 630 Kilometer von daheim entfernt, war schon ergreifend, aufwühlend und dramatisch genug. Ein würdiges Finale zwischen zwei völlig unterschiedlichen Mannschaften, dessen Endergebnis, 4:1 nach Verlängerung, etwas in die Irre führt. Es war eines der knappsten Endspiele aller Zeiten. Und eines, bei dem nach Spielschluss nicht so ganz klar ist, wer hier eigentlich der Gewinner ist.“

Auch Thomas Klein (dw.de) nickt anerkennend mit dem Kopf: „Das diesjährige Champions-League-Finale dürfte allen Zuschauern in positiver Erinnerung bleiben. Nicht weil Real Madrid die langersehnte „La Décima“ – den zehnten Titel im Pokal der Landesmeister – errungen hatte, sondern weil es ein Spiel mit zwei Siegern war. Der Beleg: Auftritt des „Verlierer“-Trainers Simeone auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: Applaus der anwesenden Journalisten. Als Ancelotti das Podium betrat, blieb es dagegen ruhig. Auch als Reals Spieler das Mediengespräch stürmten und mit Wasser herumspritzten, bewegten sich lediglich die Kugelschreiber der Journalisten. Die Herzen schlagen eben (fast) immer für den Underdog. Danke Atlético für ein spannendes Finale!“

Oftmals an der Grenze der Legalität

Johannes Kopp (taz) kommt während der zweiten Halbzeit nicht mehr aus dem Staunen raus: „In der zweiten Hälfte startet Real einen Sturmlauf. Gleich zu Beginn hat Ronaldo binnen zwei Minuten gleich dreimal die Chance auszugleichen. Die Partie verlagert sich fast komplett in die Hälfte von Atlético. Doch das Team von Simeone hält mit großer Leidenschaft die Weltklasse-Offensivabteilung Reals in Schach, oft an der Grenze der Legalität.“

Frank Hellmann (Spiegel Online) klopft Real-Trainer Ancelotti auf die Schultern: „Am Tag zuvor hatte er noch gemahnt, „La Décima“, der zehnte Titel, dürfe keine Obsession, sondern müsse ein Traum sein. Mehr Chance als Risiko, das kann Ancelotti glaubhaft vermitteln, weil er dieses Spiel nicht wichtiger nimmt als nötig. Und vielleicht war es gerade diese Gelassenheit, die half, das Versagen in letzter Sekunde noch abzuwenden – durch den wuchtigen Kopfstoß von Sergio Ramos, der den Favoriten in die Verlängerung rettete.“

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Sven Goldmann (Tagesspiegel) hat gute Nachrichten für Jogi Löw: „Khediras Rekonvaleszenz macht Fortschritte. Das wird Joachim Löw freuen vor der WM in Brasilien. Aber auch der Bundestrainer hat beim Trainingslager in Südtirol vor dem Fernseher miterlebt, wie weit der Weg noch ist. Khedira tat sich schwer, er spielte allerlei Fehlpässe und verlor fast jeden Zweikampf. Dominanz über das Spiel gewann Real erst mit Khediras Nachfolger Isco. Was aber erst einmal zählt, ist das Selbstvertrauen, das der Rekonvaleszent am Samstag in Lissabon gewonnen hat. Er war Teil einer Mannschaft, die so sehr an sich glaubt, wie es sich Löw auch von seiner wünscht.“

Auch in ihm steckt ein Stück Atlético

Florian Haupt (Welt Online) staunt über ungewohnt verschwitzte Real-Akteure: „Die Art und Weise des Triumphs sendete eine für alle Geschmäcker versöhnliche Botschaft: Auch der umsatzstärkste Klub der Welt mit seinem Luxuskader musste kämpfen und leiden, um nach zwölf Jahren mal wieder zu triumphieren. Auch in ihm steckt ein Stück Atlético.“

Ricardo Da Silva Campos (t-online.de) zeigt sich enttäuscht vom Auftritt des Real-Superstars Cristiano Ronaldo: „Natürlich gebührt ihm für seine Gesamtleistung in dieser Champions-League-Saison aus sportlicher Sicht Respekt. Natürlich ist er ein genialer Techniker, der mit seiner Torgefährlichkeit, seinem Kopfballspiel und seiner Schussstärke aktuell zu den komplettesten Spielern des Weltfußballs gehört. Doch im Endspiel tauchte er weitgehend ab, meckerte viel und ließ sich zu einer peinlichen Schwalbe hinreißen. Gegen Atletico funktionierte bei dem mit einer Oberschenkelverletzung bereits angeschlagen ins Spiel gegangenen Angreifer nahezu nichts.“

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