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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

WM 2014

WM 2014 – Sorgen und Nöte

Kai Butterweck | Montag, 2. Juni 2014 1 Kommentar

Nach dem holprigen Unentschieden gegen robuste Kameruner werden die Sorgenfalten im Pressebereich immer größer. Außerdem: Böse Blicke hinter hohen Zäunen und die große Angst vor der Staatsgewalt

Carsten Eberts (SZ) weist auf grundsätzliche Defizite hin: „Im Laufe des Montags wird Löw seinen endgültigen Kader für Brasilien bekannt geben. Wer mitreisen und wer gestrichen wird – ob Mustafi, Draxler, Ginter, Volland oder Großkreutz – ist eigentlich eine nachrangige Frage. Es geht nicht um die Positionen 20 bis 26 im Kader, sondern um die Stellen eins bis 15. Von denen sind auffallend viele Spieler nicht fit – oder schlichtweg nicht in Form.“

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Da war niemand, der mal eine Idee hatte

Lars Gartenschläger (Welt Online) schüttelt in der Halbzeitpause fassungslos mit dem Kopf: „Vor allem Toni Kroos und Sami Khedira bekamen schon mal einen Vorgeschmack auf das, was der Mannschaft bei der WM blüht. Dann, wenn es um Sieg oder Niederlage geht. Kurz vor der Halbzeitpause warf Joachim Löw eine Wasserflasche zu Boden, so verärgert war der Bundestrainer ob der Vorstellung seiner Mannschaft. Seine Spieler – mit Ausnahme von Marco Reus und Müller – hatten sich kaum bewegt. Da war niemand, der mal eine Idee hatte. Da gab es kaum einen, der mal in den freien Raum lief und sich für den ballführenden Kollegen in Stellung brachte. Alles in allem war es im ersten Durchgang eine enttäuschende Vorstellung.“

Auch Peter Ahrens und Rafael Buschmann (Spiegel Online) machen sich zwei Wochen vor dem WM-Start große Sorgen: „Testspiele auch im direkten Anschluss an einen Trainingslager sollte man nicht überschätzen, auch bei früheren Turnieren waren dies selten glanzvolle Auftritte. Aber für Löw und seinen Trainerstab bleibt mehr Arbeit zu leisten als nur ein klein wenig Feintuning. Gegen technisch und körperlich starke Kameruner hakte es fast überall.“

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Mächtiger Störenfried

Tausende Kilometer südwestlich vom Borussia-Park entfernt, herrscht kurz vor dem WM-Auftakt noch emsiges Treiben. Wolfgang Kunath (FR) ist im deutschen Quartier in Campo Bahia zu Gast. Dort klatschen jedoch nicht alle Einheimischen  begeistert in die Hände: „Vor etwa 30 Jahren begann in der Region der Strand-Tourismus in großem Stil, und mit ihm die Zersiedlung der Küste. Die Flut der Strandbars, Hotels, Pensionen und Ferienhäuser, die außerhalb der Saison leerstehen, kam kurz vor Santo André, 30 Kilometer nördlich von Porto Seguro, zum Stehen. Das liegt am Rio João de Tiba, über den nur die halbstündlich verkehrende Fähre führt: Seine isolierte Lage hat Santo André vom Massentourismus verschont. Campo Bahia stört also den paradiesischen Frieden des 800-Seelen-Dörfchens – so sehen das jedenfalls viele Anwohner, und dass der Störenfried im Ruf steht, groß, reich und mächtig zu sein, scheint mitunter auch die Kritik ins Maßlose zu verzerren.“

Wie verhält sich die brasilianische Polizei?

Oliver Fritsch und Christian Spiller (Zeit Online) machen sich Gedanken um die Sicherheit während des Turniers: „Wie sehr die Lage eskaliert, wird von der Polizei abhängen. Brasiliens Polizei ist militärisch geprägt und neigt zu Gewalt. Es gibt Gründe zu fürchten, dass sie in den kommenden Wochen mehr zur Eskalation beiträgt als für Sicherheit zu sorgen. Mehr als 40 Verletzte zählte man während des Confed Cups allein in Rio de Janeiro, in Brasilia mehr als 100, meist durch Gummigeschosse der Polizei. Die Wut der Demonstranten richtete sich auch gegen die Polizeigewalt.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “WM 2014 – Sorgen und Nöte”

  1. Pumukel
    Dienstag, 3. Juni 2014 um 10:09

    Mal etwas am Rande dieses Artikels. Ich persönlich freue mich auf eine gute WM. Nicht mehr so wie bei den letzten, man wird älter und sieht manches kritischer, so z.B. die gefühlte fehlende Solidarität in diesem Land allgemein; – aber dennoch. Was mich allerdings gerade richtig aufregt, sind diese Wichtigtuer und Löw-Kritiker Thomas Strunz und Olaf Thon. Der eine verurteilt unseren Nationaltrainer für die Nicht-Nominierung des technisch mit einigen Schwächen behafteten Volland, der andere will, dass Löw endlich abtritt und am besten noch Kießling oder Lasogga mit zur WM nimmt. Inhaltlich kann man ja durchaus diskutieren, obwohl ich denke, dass Müller, Podolski und sogar Schürrle auch im Angriff spielen können. Mich stört aber die z.T. respektlose Art und Weise und der Zeitpunkt! Man gewinnt den Eindruck, als hätte vor allem dieser kleine Thon einfach nur die große Klappe und ein ordentliches Geltungsproblem. Zu jedem Thema meldet er sich zu Wort, meist nur mit zweitklassigen Kommentaren. Und das Nächste: Muss man denn jetzt so kurz vor der WM noch unbedingt für Unruhe sorgen? Wollen diese Herren helfen oder den Frieden stören? Jetzt geht es wirklich nicht um einzelne Egos, sondern um das Team und um Deutschland!

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