Deutsche Elf
Ein bisschen Spaß muss sein…
| Montag, 10. Oktober 2016Nach den beiden ungefährdeten und schön anzusehenden Siegen gegen Norwegen und Tschechien ernten die Jungs von Jogi Löw viel Beifall
Die Nationalmannschaft startet mit zwei hochverdienten Siegen in die WM-Qualifikation. Michael Horeni (FAZ) lehnt sich zurück und genießt: „Von der ersten Minute an war der Wunsch und Wille der deutschen Mannschaft spürbar, diese klassische Formation ausgesprochen stürmisch mit Leben zu erfüllen. Immer wieder stießen verschiedene Spieler in die Spitze und den Strafraum – vor allem Thomas Müller, aber auch Mesut Özil, Julian Draxler und Sami Khedira. Dies war eine der Lehren, die der Weltmeister aus der EM ziehen wollte: variabler und schneller attackieren. Der Ansatz des Bundestrainers, Ballbesitzfußball wieder effektiver mit Tempoattacken zu kombinieren, wurde schnell sichtbar.“
Man kann jetzt schon zur WM-Teilnahme gratulieren
Peter Ahrens (Spiegel Online) hält bereits Ausschau nach günstigen Russland-Flügen: „Die DFB-Elf steht erst ganz am Anfang der Qualifikation, sie hat jetzt zwei von zehn Spielen absolviert. Aber nach den beiden 3:0-Erfolgen in Norwegen und in Hamburg gegen die Tschechen kann man jetzt schon zur WM-Teilnahme gratulieren. Diese deutsche Mannschaft ist so souverän, dass sie sich von keinem der Gruppengegner nur im Ansatz aus dem Konzept bringen lassen wird. Oliver Bierhoff darf ruhig schon einmal mit der Quartiersuche in den Weiten Russlands für 2018 beginnen.“
Stefan Hermanns (Tagesspiegel) klatscht begeistert in die Hände: „Die Stimmung war richtig gut, weil das Spiel der deutschen Mannschaft richtig Spaß machte – nachdem es in der ersten Halbzeit auf den Rängen zeitweise noch so still gewesen war wie während einer Klassenarbeit im bischöflichen Mädchengymnasium. Am Samstagabend im Hamburger Volkspark wurden die Zuschauer Zeuge, wie die Nationalmannschaft zur Spielfreude zurückfand; sich dem Sog des Spiels zu entziehen, wurde von Minute zu Minute schwieriger.“
Quergeschiebe und Tempoverschleppung im Mittelfeld
Oliver Fritsch (Zeit Online) „meckert“ auf hohem Niveau: „Das Spiel verstärkte den Eindruck, dass die Zeit bis zur WM in Russland wenige Schlüsse bereithalten wird, ob Deutschland wieder weltmeisterlich Fußball spielt. Und ob Löw die richtigen Lehren aus den eher verlorenen zwei Jahren gezogen hat. Auch gegen Tschechien sah man vor allem in der Schlussphase leichte Wackler in der Abwehr, wie man sie vom Turnier in Frankreich kannte. Und wer die Lupe rausholte, sah auch Quergeschiebe und Tempoverschleppung im Mittelfeld, die entscheidenden Ursachen für das Ausscheiden im Halbfinale.“
Lars Wallrodt (Welt) blickt wehmütig zurück: „Das Spiel gegen Tschechien jedenfalls hat Spaß gemacht. Wenn überhaupt ein negatives Gefühl zurückblieb, dann nur beim Blick zurück. Mit dieser Leistung hätte die deutsche Mannschaft in Frankreich Europameister werden können – vielleicht sogar werden müssen.“
Diagonalbälle vom Allerfeinsten
David Joram (taz) beschäftigt sich mit einzelnen Akteuren: „Statistiker fanden heraus, dass Götze weniger oft den Ball berührte als Torhüter Manuel Neuer. Wer will, kann daraus ein Problem ableiten. Zwingend notwendig ist das nicht, auch Götze lieferte ein solides Spiel ab. Er fiel freilich etwas ab, vor allem im Vergleich mit Müller. Sein Doppelpack befriedet zunächst die Stürmerdebatte. Im Kern ist sie aber berechtigt. Der Sturm könnte bei der WM 2018 die einzige Baustelle für Joachim Löw werden. Das wäre vor allem deshalb nervig, weil die deutsche Elf sich zu einer Offensivmaschine sondergleichen entwickelt hat. Selbst die Innenverteidiger Boateng und Hummels weisen Spielmacherqualitäten auf. Beide schlagen Diagonalbälle vom Allerfeinsten und scheuen es nicht, den Ball in die gegnerische Hälfte zu tragen, wenn sich die Möglichkeit bietet.“
Philipp Selldorf (SZ) freut sich über eine prächtige Entwicklung: „Löw und seine Weltmeister – neun Elftel der üblichen Startelf waren schon in Brasilien dabei – machen den Kritikern das Leben schwer. Was sollte man ihnen vorwerfen? Dass sie ohne Rücksicht auf die Gefühle der Gegner ihre Überlegenheit zum Ausdruck bringen? Einwände gegen Löws Arbeit verlieren sich zwangsläufig im Kleinlichen. Seine Strategien funktionieren; seine Personalwahl ist plausibel; dass er bloß mit Routine den Reichtum verwaltet, gibt er nicht zu erkennen.“
Kommentare
1 Kommentar zu “Ein bisschen Spaß muss sein…”
Dienstag, 11. Oktober 2016 um 22:59
Ja waren klasse Spiele, und Norwegen und Tschechien sind ja auch nicht ohne! Wär ja auch echt peinlich in Russland nicht dabei zu sein, wenns wieder rund geht! Ich hoffe wir spielen im Endspiel gegen Brasilien, und gewinnen natürlich wieder! Heute spielen die Brasilianer gegen Venezuela, sind aber auch schon so gut wie durch!