indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Bundesliga – Schluss, aus, vorbei!

Kai Butterweck | Dienstag, 26. Mai 2015 1 Kommentar

Die Bundesliga-Saison ist vorbei. Der Drops ist gelutscht. Nichts geht mehr. Und es gibt jede Menge Verlierer. Die dicksten Tränen werden in Paderborn und Freiburg vergossen

Der SC Freiburg muss den Gang in die zweite Liga antreten. Christof Kneer (SZ) trauert: „Die Bundesliga nimmt zumindest vorläufig Abschied von einem ihrer führenden Innovationszentren. Von einem Standort, an dem der Nachwuchs schon gut ausgebildet wurde, als der deutsche Fußball noch vor sich hin rumpelte; von einem Standort, der den sogenannten schlafenden, in Wahrheit aber längst eingeschlafenen Riesen aus den traditionellen Metropolen mit Inbrunst und listiger Transferpolitik jahrelang eine lange Nase gedreht hat.“

Es hat mal wieder die Kleinsten getroffen

Auch Florian Hagemann (HNA) bittet um ein Taschentuch: „So dramatisch, so beeindruckend, so faszinierend der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga gewesen ist, so bitter ist die Erkenntnis, die am Ende steht: Mit Freiburg und Paderborn hat es die Kleinsten getroffen, die von den Klubs im unteren Tabellendrittel am seriösesten aufgetreten sind. So gehört es zu den Pointen dieser Saison, dass ausgerechnet jene Klubs absteigen, die stets die Ruhe bewahrt und als einzige der bedrohten Vereine keinen Trainerwechsel zu verzeichnen haben. Es wäre fatal, daraus die Folge abzuleiten, dass die anderen alles richtig gemacht haben.“

Der HSV muss/darf erneut nachsitzen. Das freut nicht jeden. Karlheinz Wagner (ksta.de) kann es nicht fassen: „Der nordische Krösus Hamburger SV muss den Umweg  über die Relegation gehen – und  die objektive Schwäche der möglichen Gegner aus der Zweiten Liga wird nur übertroffen  vom Enttäuschungs-Potenzial des Bundesliga-Gründungsmitglieds, das seine  behauptete  Größe eigentlich schon viel zu lange ausschließlich aus seiner  bisherigen Unabsteigbarkeit  zieht.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) blickt in viele genervte Gesichter: „Weil Freiburg in Hannover der Ausgleich nicht mehr gelang, geht der HSV in die Relegation. Man konnte die Nordkurve nach vielen schlafarmen Nächten nach dem Abpfiff durchschnaufen hören, man sah Erleichterung in den Gesichtern von Sportchef Peter Knäbel und von Präsident Dietmar Beiersdorfer. Der HSV rettet sich aber auch wieder mit nur 25 erzielten Toren. Zieht man Elfmeter, Ecken, Freistöße und Eigentore ab, bleiben nicht mal ein Dutzend. Angesichts dieser Zahl und der fast unanständig schlechten Schalker kotzten die vielen HSV-Genervten wieder im Strahl.“

Ein offenkundiges Missverständnis

Nach dem mutlosen Auftritt in Hamburg trennt man sich auf Schalke von Trainer Roberto Di Matteo. Oliver Müller (Welt) sah es kommen: „In der Schalker Geschichte ist oftmals zu schnell zum Mittel eines Trainerwechsels gegriffen worden. Doch diesmal sprach alles dafür, das offenkundige Missverständnis mit Di Matteo zu beenden, um weiteren Schaden vom Verein abzuwenden. Die Geduld der Fans war sowieso schon längst erschöpft. Das Vertrauen zerstört, und es war mehr als unwahrscheinlich, dass es mit Di Matteo hätte zurückgewonnen werden können.“

Ralf Birkhan (derwesten.de) prophezeit weitere Abschiede: „Was sicher ist: Heldt und Tönnies haben es immer gut gemeint mit dem Verein. Gut gemeint ist aber nicht immer auch gut gemacht. So spricht einiges dafür, dass Boateng und Di Matteo nicht die letzten Opfer der verkorksten Saison bleiben.“

Stevens Abgang ist bizarr

Auch in Stuttgart geht der Trainer von Bord. Huub Stevens hat seine Mission erfolgreich erfüllt. Nun kann ein Umbruch stattfinden. Alles in Butter? Lars Wallrodt (Welt) hat da so seine Zweifel: „Huub Stevens blieb nach der Rettung erstaunlich ruhig, feierte nicht euphorisch wie seine Spieler. Weil er enttäuscht ist, wie mit ihm umgesprungen wurde? Stevens Abgang ist bizarr. Wer zweimal geholt wird und rettet, was noch zu retten ist, sollte der Logik zufolge doch spätestens nach dem zweiten Mal bleiben dürfen. Sonst ist die Chance groß, dass er bald ein drittes Mal gerufen wird, wenn wieder alles in die Binsen geht. Doch die Stuttgarter scheinen mehr Lust auf Experimente zu haben statt auf Bewährtes zu setzen.“

freistoss des tages

Kommentare

1 Kommentar zu “Bundesliga – Schluss, aus, vorbei!”

  1. Van Kuchen
    Dienstag, 26. Mai 2015 um 20:28

    Auch ich finde es schade, daß Freiburg absteigt. Interessant, daß ausgerechnet Beckenbauer vom FC Bayern mittrauert, da diese dem SC ja schon so einige Leistungsträger weggekauft haben.
    Ich finde, es ist an der Zeit mal eine Regel von außen aufszustellen, daß die Vereine nur mit Eigengewächsen auflaufen dürfen. So war es einmal bezüglich der Ausländer-Regel. Da war zwar Bayern nicht jede Saison Meister, doch es gab auch noch sowas, wie Spannung, nicht nur im Abstiegskampf und um Platz 2, der ja in diesem Jahr auch von einem Geld-Verein belegt wird.
    Kein Verein hätte es m.M. nach nach jahrelangem Mißmanagement so verdient, abzusteigen, wie der HSV. Und nach 3 Trainerwechseln hat es Bruno Labbadia tatsächlich geschafft, den Spielern wieder ein Wir-Gefühl zu vermitteln und aus Ihnen eine Mannschaft zu machen, die sich einsetzt, die in Stuttgart das 1:0 schießt und auf Platz 17 – schon so gut wie abgestiegen – stehend mal Eben Schalke schlägt. Um seine Arbeit täte es mir leid, weil er wirklich etwas bewegt hat. Doch um das Mißmanagement nicht, das darf ruhig mal Konsequenzen haben.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

118 queries. 0,530 seconds.