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Bundesliga

Watzke zählt Tuchel an – Darf der das?

Kai Butterweck | Montag, 8. Mai 2017 1 Kommentar

Kurz vor dem Saisonfinale schießt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke gegen Trainer Thomas Tuchel. Die Presse macht große Augen

In einem Interview bringt BVB-Chef Hans-Joachim Watzke „einen Dissens“ zwischen ihm und Trainer Thomas Tuchel zu Protokoll. Klaus Hoeltzenbein (SZ) blickt in die Kristallkugel: „Wenn man nach einem einschneidender Vorfall wie dem Anschlag auf den eigenen Mannschaftsbus nicht zusammenrückt, sondern, im Gegenteil, weiter auseinanderdriftet, kommt jede Schlichtung zu spät. Dann bringt es nicht mehr viel, die gemeinsame Fußball-Geschichte aufzuarbeiten: Wen hat der BVB falsch gekauft? Wen hat Tuchel falsch eingesetzt? Dann fehlt jede Zukunftsbasis, ist innenpolitisch viel zu viel kaputt.“

Dortmund kann den Bayern doch das Wasser reichen

Auch Oliver Fritsch (Zeit Online) geht von einer baldigen Trennung aus: „Der Zeitpunkt des Interviews ist natürlich kein Zufall. Watzke hätte das Saisonende abwarten können. Doch er wählte den Tag dieses wichtigen Spiels um die Champions-League-Quali. In drei Wochen könnte Tuchel dem BVB erstmals seit fünf Jahren wieder einen Titel bescheren, dann wären die politischen Kosten einer Entlassung noch höher. Nun ist der Trainer angeschossen, wie Louis van Gaal damals unter Uli Hoeneß. Der kritisierte ihn im Fernsehen, es klang beiläufig, fast nett, aber es war Kalkül. Er schoss ihn an. Kurz später war der Trainer weg. In Dortmund wird es wohl nicht anders sein. Dortmund kann den Bayern doch das Wasser reichen.“

Oliver Müller (Welt) schließt sich an: „Tuchel hätte, wenn es ihm tatsächlich um eine Beruhigung und Fokussierung auf den Sport gegangen wäre, auch sagen können, dass dieser „Dissens“ doch nichts Neues sei oder dass das Thema keine große Rolle mehr spiele. Hat er aber nicht, genauso wenig, wie es Watzke getan hat. Deshalb ist es viel aufschlussreicher, was Watzke und Tuchel nicht gesagt haben. Denn es zeigt, wie tief ihr Verhältnis zerrüttet ist. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass sie noch lange zusammenarbeiten können.“

Watzke ist der Chef

Daniel Berg (reviersport.de) stellt sich auf die Watzke-Seite und schiebt dem Trainer den Schwarzen Peter zu: „Watzke ist der Chef. Er darf, nein er muss seine Mitarbeiter, seine wichtigsten vor allem, auf eine gemeinsame Linie einschwören und sie an ihre Aufgaben sowie Ziele erinnern dürfen. Dass er es öffentlich tat, mag gerade in Dortmund ungewöhnlich sein. Aber es ist letztlich das Mittel, das Tuchel wählte. Als Erster.“

Pit Gottschalk (derwesten.de) drückt dem BVB-Boss Zepter und Krone in die Hände: „Wäre Watzke tatsächlich so eitel, wie einige Fans behaupten, die ihn nicht kennen, hätte er exakt andersherum gehandelt. Dann hätte Watzke die neue Popularität des Trainers opportun genutzt und wäre nicht den unbequemen Weg gegangen. Schwache Anführer hätten in dieser Situation geschwiegen und die Dinge laufen lassen. Notfalls ins Verderben. Starke Anführer packen die Dinge aus einer Position der Stärke an, bevor die Lage in die falsche Richtung rutscht. Eines ist unzweifelhaft: Watzke ist ein starker Anführer.“

Ilja Behnisch (11Freunde.de) sieht das etwas anders: „Eigentlich müsste man ja froh sein, dass Watzke für Gesprächsstoff frei Haus sorgt. Davon lebt der Fußball, lebt die Berichterstattung schließlich. Auf der anderen Seite kann man über den Inhalt, vor allem aber über den Zeitpunkt seiner Wortmeldung nur den Kopf schütteln.“

Wenig zielführend

Benedikt Treuer (spox.com) ist fassungslos: „Von einem so intelligenten Mann wie Hans-Joachim Watzke müsste man erwarten, dass er schon vorher wusste, wie wenig zielführend seine jüngsten Äußerungen für den Klub sind. Spätestens jetzt aber muss er begriffen haben, dass er seinem großen Werk auf diese Art selbst am meisten schadet.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Watzke zählt Tuchel an – Darf der das?”

  1. Charly
    Donnerstag, 11. Mai 2017 um 22:57

    Watzke zählt Tuchel an – Darf der das?

    Der darf das, solange man ihn lässt.
    Buddy Rauball wird nicht einschreiten.
    Denn der hat ja Tuchel und Team am day after die Entscheidung überlassen, ob der BVB antritt oder Millionen verliert.

    Vielleicht kommt jetzt endlich ein Trainer, der mehr als 2,1 Punkte pro Spiel Tuchel) oder 1,9 (Klopp)einfährt.

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