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Hasan Salihamidzic – Irgendwo zwischen Christian Nerlinger und Matthias Sammer

Kai Butterweck | Dienstag, 1. August 2017 Kommentare deaktiviert für Hasan Salihamidzic – Irgendwo zwischen Christian Nerlinger und Matthias Sammer

Hasan Salihamidzic ist der neue Bayern-Sportdirektor. Die Presse schwankt zwischen Applaus und Ernüchterung

Nicht Kahn, nicht Lahm, nicht Eberl: Der Brazzo macht’s! Nach Ansicht von Julian Graeber (Tagesspiegel) ist der leidenschaftliche Bosnier aber nur eine Übergangslösung: „Wenn sich die aktuelle Bayern-Führung irgendwann zurückzieht, wird sich das Anforderungsprofil deutlich ändern. Dann braucht der Klub ein neues Gesicht mit großem strategischen Gespür und wird sich nicht mit einem Kandidaten aus der zweiten Reihe zufriedengeben. Gemäß dem Selbstverständnis des FC Bayern kommt dann nur die erste Wahl in Frage.“

Andreas Berten (derwesten.de) blickt zurück: „Die Entscheidung erinnert unweigerlich an Christian Nerlinger, der in gleicher Funktion von 2009 bis 2012 von den Alphatieren Hoeneß und Rummenigge erdrückt wurde. Auch Salihamidzic dürfte angesichts der Münchener Machtverhältnisse nicht über die Rolle eines gehobenen Teammanagers hinauskommen. Etwas besonders richtig oder extrem falsch kann er kaum machen – genau das war wohl Kandidaten wie Philipp Lahm, Oliver Kahn oder Max Eberl zu wenig.“

Er wird keine verbrannte Erde hinterlassen

Christian Eichler (FAZ) grübelt: „An seinem Charakter und seinem Fleiß können keine Zweifel bestehen, deshalb wird Salihamidzic kein Fehlgriff sein, keiner, der verbrannte Erde hinterlassen wird. Ob er aber die große, zukunftsfähige Lösung sein wird, eine Führungsfigur für die Zeit nach Hoeneß und Rummenigge, steht auf einem ganz anderen Blatt.“

Anton Schwankhart (Augsburger Allgemeine) zuckt mit den Achseln: „Die Roten waren vom Jagdfieber gepackt. Zur Fahndung ausgeschrieben war ein Fußballfachmann, der früher ordentlich gegen den Ball getreten hat und Mitglied der FC-Bayern-Familie sein musste. Damit war Hasan Salihamidzic Kandidat. Was ihn darüber hinaus für das Amt befähigt, erschließt sich auch langjährigen Beobachtern des FC Bayern nicht. Vielleicht war er einfach nur der Letzte im Topf.“

Platzhirsche haben die Bayern genug

Reiner Calmund (t-online.de) hingegen ist begeistert: „Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr Charme bekommt diese Lösung. Platzhirsche haben die Bayern genug, die Kaderplanung ist mit ihm und Michael Reschke sehr gut besetzt. Salihamidzic soll jedoch insbesondere nach innen wirken, Strömungen erahnen und entsprechend umleiten oder verstärken. Dass er immer ein absolut loyaler Teamplayer war, wird ihm auch in diesem Job helfen, ebenso seine Erfolge als Profi, die ihm das nötige Standing bei den Spielern verschaffen werden.“

Christof Kneer (SZ) fasst die Aufgabengebiete des neuen Sportdirektors zusammen: „Er soll die Führungsetage in der Kabine vertreten; er soll dem Trainer die Anliegen der Spieler übermitteln und jene Spieler begleiten, die nicht so viel spielen; er soll prüfen und moderieren, ob ein angeschlagener Profi ins Teamtraining zurückkehrt oder bei den Rehatrainern bleibt; er soll am Tisch sitzen, wenn entschieden wird, ob man vielleicht doch einen neuen Rechtsverteidiger braucht; und er soll auch die Sichtbarkeit des Vereins garantieren, er soll empört auf der Bank aufspringen, wenn der Schiedsrichter so pfeift wie jüngst im Champions-League-Viertelfinale in Madrid, und er soll hinterher vor die Kameras treten und dort erfreut sein oder übel nehmen. Der neue Sportchef soll also gut unterwegs und am besten überall sein, eine Eigenschaft, die zumindest den Spieler Salihamidzic in höchstem Maße ausgezeichnet hat.“

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