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Bundesliga

Videobeweis – Tor oder kein Tor?

Kai Butterweck | Dienstag, 19. September 2017 1 Kommentar

Köln wettert, Dortmund feiert: Der neu eingeführte Videobeweis sorgt auch am 4. Bundesliga-Spieltag für Irritationen

Der in Dortmund irregulär angewandte Videobeweis hat hitzige Diskussionen zur Folge. Marcus Krämer (Spiegel Online) hält den Ball flach: „Warum schafft es der Fußball nicht, sich unaufgeregt mit Neuerungen auseinanderzusetzen? Weil er sich für so unglaublich wichtig hält. Weil er in einer Art überhöht wird, wie es in anderen Sportarten niemals passieren würde. Hockey, Basketball, Eishockey, Tennis – Video-Unterstützung gibt es in vielen Bereichen, sie gehört mittlerweile einfach dazu. So wie den Zuschauern bei großen Tennisturnieren das Warten auf eine „Hawk-Eye“-Entscheidung eine neue Facette verschafft hat, könnte dies der Videobeweis im Fußball auch. Wer beim Heimspiel des Hamburger SV gegen Leipzig im Stadion war, die Anspannung beim Videobeweis zum vermeintlichen Elfmeter für Timo Werner wahrgenommen und den anschließenden Jubel der HSV-Fans mitbekommen hat, weiß, dass der Videobeweis auch bereichernd sein kann. Stattdessen wird darüber lamentiert, man könne den Torjubel nicht mehr genießen. Echt jetzt? Man möchte dem grummelnden Volk zurufen: Beruhigt Euch, ist nur Fußball.“

Es braucht kühlen Sachverstand statt heißer Herzen

Thomas Kistner (SZ) fordert kühlen Sachverstand: „Die Partie war unterbrochen: und damit der Torerfolg einen Wimpernschlag später nichtig? Formal ist da was dran. Das begründet einen Protest. Dass es aber ein massives Fehlurteil wäre, die Sache nun tatsächlich so zu entscheiden und das Dortmunder 5:0 zu kassieren, liegt an den Besonderheiten des Falles. Sie reichen sogar aus, um hier keinen Präzedenzfall entstehen zu lassen. Das ist wichtig. Denn der Widerstand gegen den Videobeweis speist sich zu oft aus irrationalen Argumenten; es braucht aber kühlen Sachverstand statt heißer Herzen.“

Oliver Müller (Welt) steht am Contra-Ufer: „DFB und DFL wären gut beraten, den Videobeweis grundsätzlich zu überdenken und ihn zumindest vorläufig auszusetzen. Denn am Sonntag wurde auch klar, dass es unmöglich ist, klare Regularien über seine Anwendung zu finden, die den Schiedsrichter nicht überfordern. Für Ittrich, der nach dem Spiel jegliche Stellungnahme verweigerte, jedenfalls war er keine Hilfe. Im Gegenteil: Der Videobeweis brachte ihn in eine peinliche Situation. Und die Fans bringt er langsam aber sicher um den Verstand.“

Wie will man so etwas glaubwürdig begründen?

Robin Tillenburg (sportschau.de) ist gespannt: „“Versteckt“ man sich nun hinter der Tatsachenentscheidung und verzichtet auf eine Neuansetzung? Eigentlich geht das nicht. Wie will man so etwas glaubhaft begründen – schließlich ist nachweisbar, dass der Videobeweis nicht hätte eingesetzt werden dürfen. Eine „(folgen-)schwere“ Fehlentscheidung gab es nicht. Der Pfiff von Ittrich war die eigentliche Tatsachenentscheidung. Andererseits: Setzt man die Partie neu an, wird der Videobeweis noch angreifbarer. Man müsste sich bei jeder Entscheidung fragen, ob einer der Vereine nachher nicht doch Einspruch einlegt und auf das Urteil aus dem Spiel Dortmund gegen Köln verweist. Das ist nicht das Szenario, das die Verantwortlichen sich durch die Einführung des Videoschiedsrichters versprochen haben.“

Auch Ivo Hrstic (sport1.de) grübelt: „Ich kann den Protest der Kölner verstehen, auch wenn ein Verzicht nach der eindeutigen Niederlage den Geißböcken viel Sympathiepunkte in Fußballdeutschland bringen würde. Jörg Schmadtke tut als Verantwortlicher seines Klubs aber das einzig Richtige. Ich sehe allerdings für einen Kölner Protest wenig Aussicht auf Erfolg, dafür war das Ergebnis und die Überlegenheit des BVB zu eindeutig. Das spielt in der Entscheidungsfindung des DFB-Schiedsgerichts immer eine wichtige Rolle. Sicher ist nur, dass der Videobeweis durch das irreguläre Tor in Dortmund einen weiteren Vertrauensverlust hinnehmen muss. Für mich käme ein jähes Aus für den Videoschiedsrichter jedenfalls nicht mehr überraschend.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Videobeweis – Tor oder kein Tor?”

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    Samstag, 14. Oktober 2017 um 13:05

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    Videobeweis – Tor oder kein Tor? | indirekter freistoss

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