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Bundesliga

Videobeweis – Ferngesteuertes Chaos

Kai Butterweck | Montag, 27. August 2018 Kommentare deaktiviert für Videobeweis – Ferngesteuertes Chaos

Nach der durchweg positiv verlaufenen WM in Russland geht der in der vergangenen Spielzeit mit Füßen getretene Videobeweis in seine zweite Bundesliga-Saison. Bereits nach dem ersten Spieltag stehen die Verantwortlichen In Köln schon wieder am Pranger

Am ersten Spieltag sorgt der Einsatz des Videobeweises in vielen Bundesliga-Stadien für erhitzte Gemüter. Klaus Hoeltzenbein (SZ) ist genervt: „Zu oft wird in Köln noch vergessen, dass die, die dort sitzen, ihren Kollegen leise Assistenten und nicht laute Kommandeure sein sollen. Getreu der alten Devise dieser Zunft: Der beste Schiedsrichter ist noch immer der, den keiner bemerkt.“

Weniger ist mehr

Martin Einsiedler (Tagesspiegel) schließt sich an: „Wie ferngesteuert agieren die Schiedsrichter, seitdem ihnen die Videoassistenten aus Köln viel zu oft ins Ohr flüstern, dass diese oder jene Spielsituation einer genaueren Betrachtung bedarf. Damit einhergehend endet inzwischen kaum ein Spiel mehr vor der 96. Minute. Der Videobeweis macht’s möglich. Bei der WM in Russland funktionierte er auch deswegen vergleichsweise reibungslos, weil er viel seltener herangezogen wurde. Weniger ist in diesem Falle also mehr. Diese Lektion sollten wir Deutschen jetzt mal lernen.“

Marco Seliger (Stuttgarter Zeitung) haut auf den Tisch: „Die Schirmherren sind nun endgültig in der Pflicht – wenn die Strategen der DFL den Videobeweis in den nächsten Wochen nicht endlich in den Griff bekommen, gehört er abgeschafft.“

Die Bundesliga ist gerade wie ein pädagogischer Stuhlkreis

Jessica Balleer (RP-Online) winkt frustriert ab: „Gemecker in den Stadien, Gemecker von Spielern und Verantwortlichen, Gemecker von den Fans. Der Fußball ist längst keine Oase des Rückzugs mehr, in der der Fan seine Kommentare zu Spielzügen, Auswechslungen oder Fehlpässen loswird. Über Siege und Niederlagen freut oder ärgert sich auch kaum noch jemand. Die Bundesliga ist gerade wie ein pädagogischer Stuhlkreis, in dem jeder glaubt, mit seiner Auffassung von Gerechtigkeit richtig zu liegen. Helfen würde ein fähiger Spielleiter, und Regeln zu definieren und diese einheitlich umzusetzen. Die WM hat gezeigt, dass der Videobeweis nicht alles überlagern muss.“

Chaled Nahar (sportschau.de) zieht die „Glorifizierung der WM“ aus dem Verkehr: „Wurde bei dem Turnier in Russland wie im Beispiel Argentinien gegen Island ein Elfmeter verwehrt, wird ein solcher Fehler auf Deutschlands Sofas zwar registriert – ist dann aber zum Anstoß von Peru gegen Dänemark wieder vergessen. Eine ähnlich umstrittene Entscheidung bei einem Spiel von Bayern München oder Schalke 04 sorgt in Deutschland dagegen für ganz andere Emotionen.“

Die Last wird immer schwerer

Dirk Schuster (westfalen-blatt.de) outet sich als Freund der Vergangenheit: „Beim Spiel Wolfsburg gegen Schalke ging es am Samstag dermaßen drunter und drüber, dass man sich fragen musste, ob der Video Assistant Referee, kurz VAR, für den Schiedsrichter nun eine Hilfe ist oder nicht doch eher ein Klotz am Bein. Wenn früher der Schiri einen (vermeintlichen) Fehler gemacht hat, dann war das so. Tatsachenentscheidung. Endegelände. Heute kann man dabei zusehen, wie die Last auf dem Rücken des Referees immer schwerer wird, wenn er sich in der Video-Zone zum Monitor herunterbeugt, sich die strittige Szene wieder und wieder anguckt, um dann die allein selig machende Weisheit zu verkünden.“

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