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Bundesliga

Corona – Ein Gegner aus einer anderen Liga

Kai Butterweck | Donnerstag, 2. April 2020 Kommentare deaktiviert für Corona – Ein Gegner aus einer anderen Liga

Die Corona-Krise hat auch die Bundesliga fest im Würgegriff. Die DFL und die Klubs haben sich auf eine Ausweitung der Liga-Pause bis Ende April geeinigt. Danach soll der Spielbetrieb fortgesetzt werden

Geht es nach der DFL, schaltet die Liga Ende April wieder in den Spielbetrieb-Modus. Heiko Ostendorp (sportbuzzer.de) runzelt die Stirn: „Die Bestrebungen der Liga klingen ehrenwert, aber sie sind auch ein Spiel mit dem Feuer. Die Profis sollen und müssen wie Gladiatoren funktionieren, unter welchen Bedingungen auch immer. Wird jemand positiv getestet, wird er aussortiert – die anderen spielen weiter. Das Volk muss ja unterhalten werden, der Rubel muss rollen. Brot und Spiele, so das Motto.“

Florian Eisele (augsburger-allgemeine.de) kann es kaum erwarten: „Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden diese „Geisterspiele“ von fast allen Fans und Verantwortlichen abgelehnt. Inzwischen würden sie aber eine wichtige Funktion erfüllen – sowohl in wirtschaftlicher als auch gesellschaftlicher Hinsicht. Bis der richtige Fußball wieder startet – mit Fans, mit Emotionen, ohne Corona. Wann das soweit ist, lässt sich nicht seriös sagen.“

22 Gladiatoren atmen sich gegenseitig ins Gesicht

Freddie Röckenhaus (SZ) stapelt Fragezeichen: „Kann man im Stadion für die Gesundheit der Beteiligten auf dem Rasen und der Fernsehreporter garantieren? Und würde das gesellschaftlich akzeptiert werden, wenn Kontaktverbote und Ausgangssperren für alle gelten, während 22 Fußball-Gladiatoren wieder übereinander herfallen und sich bei jedem Zweikampf gegenseitig ins Gesicht atmen dürften? Welche Signale sendet das vor allem an die jungen Menschen aus, die man gerade dazu erzogen hat, Kontaktarmut zu üben? Und was sagen eigentlich die Virologen und Immunologen, die das Geschehen hinter den politischen Kulissen derzeit mitbestimmen?“

Lorenz Schalling (dw.com) beschäftigt sich mit verschiedenen Zukunftsszenarien, darunter auch der Option Saisonabbruch: „Könnte die Bundesliga nicht beendet werden, entstünden wesentlich mehr Fragen als Antworten. Würde eine Bewertung anhand der Winterpausen-Tabelle vorgenommen werden, würde RB Leipzig erstmals Deutscher Meister. Oder wird die Saison annulliert und in der kommenden Spielzeit 2020/21 starten dieselben Teams international wie in diesem Spieljahr? Stockt man beide Ligen temporär auf, um nicht auf die Aufsteiger zu verzichten? Nicht zu vergessen der Verlust von rund 770 Millionen Euro für die Teams der DFL, vorrangig aus den TV-Einnahmen.“

Nicht zum Nulltarif

Jan Christian Müller (FR) ist gespannt: „Es hat ganz den Anschein, als sei die federführende Deutsche Fußball-Liga sich bewusst, dass ein Entgegenkommen der Politik, um den Unterhaltungsbetrieb Bundesliga wirtschaftlich zu stabilisieren, nicht zum Nulltarif zu haben ist. Dass dafür komplizierte Gespräche mit einem großen Zahlmeister wie allen voran Sky zu führen sind, ist unbenommen. Aber eine auch nur annähernd systemrelevante Rolle kann nur der beanspruchen, der dem Allgemeinwohl dient. Sonst muss er halt noch etwas warten.“

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