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Nimmersatte Bayern

Kai Butterweck | Montag, 8. Juni 2020 Kommentare deaktiviert für Nimmersatte Bayern

Höher, schneller, weiter: Der FC Bayern München marschiert weiter vorneweg. Außerdem: Frust in Frankfurt, Hoffnungslosigkeit auf Schalke und eine Führungspersönlichkeit in schwarz-gelb

Ein dickes Ausrufezeichen in der Fremde: Der FC Bayern München lässt sich auch in Leverkusen nicht vom Kurs abbringen. Frank Nägele (ksta.de) ist beeindruckt: „Zu den ganz wenigen Vorteilen eines leeren Stadions gehört im Fußball das Gefühl für die Energie auf dem Spielfeld. Wenn jeder Atemzug, jeder Schritt, jeder Zweikampf hörbar wird, dann entwickelt sich noch mehr als sonst ein Gespür für die Kräfte einer Mannschaft. Man musste am Samstagnachmittag in Leverkusen keinen Doktor-Titel in Fußball besitzen, um hier, neben den graduellen Differenzen individueller Klasse, den entscheidenden Unterschied zwischen beiden Mannschaften zu erkennen.“

Intrinsische Motivation

Christian Spiller (Zeit Online) schließt sich an: „Es ist vor allem der Wille, der beeindruckt, die Gnadenlosigkeit, Woche für Woche gewinnen zu wollen, und zwar so hoch wie möglich. Vorbei die Zeiten, als sich die Mehmet Scholls mit einem 1:0 zufrieden gaben, weil am Abend das P1 wartete. Wer sieht, wie sich Thomas Müller nach jedem Tor freut, als wäre es sein erstes, kann sich vorstellen, dass er auch jedes erfolgreich absolvierte Zähneputzen mit einem Luftsprung feiert. Intrinsische Motivation heißt das im Psychologendeutsch, beim FC Bayern scheint das Einstellungsvoraussetzung.“

Andreas Sten-Ziemons (dw.com) gerät bei der FCB-Personalsichtung ins Schwärmen: „Die Verträge mit Trainer Hansi Flick, sowie den Leistungsträgern Manuel Neuer, Thomas Müller und Alphonso Davies wurden kürzlich verlängert. Mit Robert Lewandowski weiß man immer noch den besten Stürmer der Bundesliga in seinen Reihen. Ihm zur Seite gestellt wird im Sommer wohl Leroy Sané, der von Manchester City zu den Bayern kommen soll. Ergänzt wird diese Achse durch Mentalitätsspieler wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka, David Alaba und den derzeit noch verletzten Niklas Süle. Hinzu kommen Ausnahmekönner wie Serge Gnabry, Thiago und Kingsley Coman. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, leistet man sich zur Krönung des Ganzen auch noch Kai Havertz, wobei man eine Verpflichtung des derzeit größten deutschen Talents und wahrscheinlich kommenden Weltstars gar nicht nötig hat. Auch ohne Havertz wird der Bayern-Kader, der schon jetzt zu stark für die Gegner ist, noch stärker.“

Kein Tempo, keine Dynamik

Nach der Niederlage gegen Mainz herrscht triste Stimmung in Frankfurt. Ingo Durstewitz (FR) holt den Knüppel aus dem Sack: „Die indiskutable Leistung gegen starke Mainzer wirft sehr wohl Fragen auf, etwa die, weshalb es das Team nicht schafft, einen leichten positiven Trend zu bestätigen. Das ist gewiss eine Frage der grundsätzlichen Qualität. Die Mannschaft, keine Frage hoch belastet, ist in dieser Zusammenstellung und Konstellation nicht besser als ihr Tabellenstand. Ihr fehlt Tempo, Dynamik und, siehe Sebastian Rode, die Konstanz, nach vorne zudem eine klare Spielidee. Daichi Kamada ist in seinem Bemühen zu unstet und wankelmütig, und sehr viel mehr kreatives Personal gibt der Kader gar nicht her.“

Peter Hess (FAZ) klopft an die Tür von Adi Hütter: „Nur zwei Veränderungen in der Startelf im Vergleich zu Bremen sind zu wenig, um die Belastung so zu verteilen, dass möglichst viele Spieler bei Kräften über die Runden kommen. Dabei hat der Eintracht-Trainer viele Möglichkeiten zu wechseln, der Kader ist breit und ausgeglichen. Ob Sow oder Kohr oder Torro im defensiven Mittelfeld neben Rode spielen, macht in der Leistung nur in Nuancen einen Unterschied, so wie bei Touré, da Costa und Chandler auf der rechten Seite, so wie bei Dost und Silva in der Spitze und bei Kamada und Gacinovic im offensiven Mittelfeld.

Kaum Raum für Hoffnung

Auch in Gelsenkirchen ziehen immer mehr dunkle Wolken auf. Günther Thomas (wa.de) verlässt die Hoffnung: „Mit sechs Treffern ist die Mannschaft von Cheftrainer David Wagner weiter die ungefährlichste Mannschaft der Liga in der Rückserie. Dass Schalke in Berlin, wo Union-Anhänger mit Fan-Gesängen vor dem Stadion auf sich aufmerksam machten, weder vor noch nach dem Ausgleich in der Lage war, sich weitere nennenswerte Möglichkeiten zu erarbeiten, lässt bei den Fans kaum Raum für die Hoffnung darauf, dass der nächste Auftritt gegen Bayer Leverkusen besser wird.“

In Dortmund freut man sich über einen Sieg gegen die wiedererstarkte Hertha aus Berlin. Oliver Müller (welt.de) lobt BVB-Rudelführer Emre Can: „Die Mannschaft hat mit einem Spannungsabfall zu leben, aber sie kämpft dagegen an – nicht zuletzt dank Spielertypen wie Can. Sowohl anfänglich beim 6:1 in Paderborn als auch nun gegen die Berliner hatte die Mannschaft Schwierigkeiten. Doch der 26-jährige Wintereinkauf geht dabei voran, sie zu überwinden. Can geht es nicht darum zu glänzen, sondern zu führen. Er spielt da, wo er gerade gebraucht wird. Präferenzen, was seine Position angeht, hat er nicht – nicht mehr.“

Kniende Kicker, Shirts mit klaren Botschaften: Der Rassismus-Protest geht weiter. Sebastian Fischer (SZ) klatscht Beifall: „Nachdem der Deutsche Fußball-Bund nach kurzem Lavieren unter der Woche ankündigte, den Protest der Fußballer nicht wegen des Verbots von Politik im Stadion zu bestrafen, folgten an diesem Spieltag weitere eindeutige Zeichen, die man sich von einer Branche mit derart großer Reichweite in den vergangenen Jahren ja auch schon mal vergeblich gewünscht hat: Spieler und Trainer vom BVB und Hertha BSC knieten vor dem Anpfiff, der FC Bayern trug zum Aufwärmen Anti-Rassismus-T-Shirts, der Mainzer Jean-Pierre Kunde kniete nach seinem Tor.“

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