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Die Uefa und ihr Supercup – Nach uns die Sintflut

Kai Butterweck | Donnerstag, 24. September 2020 Kommentare deaktiviert für Die Uefa und ihr Supercup – Nach uns die Sintflut

Trotz steigender Fallzahlen findet der Supercup-Kick in Budapest vor Zuschauern statt. Die Presse geht auf die Barrikaden

Die Corona-Pandemie hat die ungarische Hauptstadt fest im Griff. Dennoch findet das Supercup-Spiel zwischen Bayern und Sevilla vor Zuschauern statt. Fabian Scheler (Zeit Online) schlägt die Hände vors Gesicht: „Über den Austragungsort Budapest schreibt das Auswärtige Amt: Die Inzidenz liegt derzeit bei mehr als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage, weshalb Budapest zum Risikogebiet eingestuft wurde. Aktuell liegen die Werte gar über 100. Nicht notwendige Reisen sollen nicht stattfinden. Dennoch findet das Finale mit Zuschauern statt und könnte deshalb das dümmste Spiel des Jahres werden, auch wenn die üblichen Abstands- und Hygieneregeln gelten.“

Sturer Unsinn

Sebastian Fischer (SZ) schließt sich an: „Inzwischen ist Budapest ein Risikogebiet, vom Robert-Koch-Institut als solches definiert, mit einer Inzidenzzahl von mehr als 100. Das ist etwa der doppelte Faktor Münchens, wo am ersten Spieltag deshalb die Ränge leer bleiben mussten und vorerst leer bleiben – und wo von diesem Donnerstag an wieder striktere Regeln gelten, zum Beispiel eine Maskenpflicht in der Fußgängerzone. So verständlich die Idee der Uefa also einmal war, so unsinnig ist es nun, stur an ihr festzuhalten.“

Auch Martin Einsiedler (Tagesspiegel) winkt genervt ab: „Das Ganze ist eine Farce. Nicht einmal die Klubs haben Lust auf den ohnehin wenig angesehenen Pokalwettbewerb. Die Fans im Übrigen auch nicht. Aus München heißt es, dass das angefragte Kontingent von 2100 Zuschauern nicht annähernd ausgeschöpft wird. Viele Fans haben ihre Tickets zurückgegeben. Sogar noch weniger Zuschauer werden aus Sevilla erwartet. Im Gegensatz zu den Veranstaltern sind die Fans offenbar vernünftig.“

Fehlendes Zeichen   

Tom Vaagt (sportbuzzer.de) nimmt sich die FCB-Verantwortlichen zur Brust: „Es ist an der Zeit, dass manch mächtiger Entscheidungsträger erkennt: Der Sport spielt mit seinem Ruf. Sei es in Budapest oder bei Sitzordnungen auf der Tribüne der Münchner Allianz Arena. Die Bayern-Bosse hätten nach ihrem Fauxpas vom vergangenen Wochenende mit dem Verzicht auf das Spiel in Ungarn nun ein starkes Zeichen setzen können.“

Kerry Hau (spox.com) ist enttäuscht: „Das engstirnige Vorgehen des Verbandes ist wohl auch damit zu begründen, dass es in den vergangenen Wochen weder von den Vereinen noch von den Verbänden ausreichend genug in Frage gestellt wurde. Vonseiten des FC Sevilla äußerte sich bisher niemand in der Öffentlichkeit kritisch. Auf Bayern-Seite war Hansi Flick nach dem Bundesliga-Start am Freitag gegen Schalke 04 der erste Verantwortliche, der meinte, er würde den Budapest-Plan nicht verstehen. Der Trainer blieb damit relativ allein.“

Konterkarierte Botschaft

Jan Christian Müller (FR) missfällt das Supercup-Gesamtpaket: „Die Botschaft, die die Uefa und ihr in der Vergangenheit eher durch Realismus statt Aktionismus und durch Besonnenheit statt Größenwahn bekannter Präsident Aleksander Ceferin mit dem Supercup vor Zuschauern aussenden wollten, dürfte ohnehin konterkariert werden. „Normalität“ kehrt mit diesem Spiel jedenfalls nicht zurück in die Stadien. Dabei ist es umso bedauerlicher, dass weniger zahlungskräftige Menschen hierzulande es längst als „Normalität“ begreifen, von derartigen Veranstaltungen ausgegrenzt zu werden: Der Supercup läuft im deutschen Fernsehen nur hinter der Bezahlschranke von Sky. So viel zur gesamtgesellschaftlichen Botschaft des europäischen Spitzenfußballs.“

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