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Bundesliga

Der BVB am Scheideweg

Kai Butterweck | Montag, 8. Februar 2021 Kommentare deaktiviert für Der BVB am Scheideweg

Die Presse beschäftigt sich mit der Dortmunder Krise. Außerdem: Frust in Stuttgart und Berlin, Trophäenjäger in der Warteschleife und ein Trainer unter Druck

Nur Platz sechs nach zwanzig Spieltagen: Borussia Dortmund hängt weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Tom Vaagt (sportbuzzer.de) steht stirnrunzelnd neben der BVB-Trainerbank: „Man hatte offenbar gehofft, dass die Mischung aus Stallgeruch und Fachkompetenz dafür genügt, um die Saison halbwegs erfolgreich und mit der sicheren Champions-League-Qualifikation zu beenden. Doch Terzic, der zuvor noch nie als Cheftrainer im Profibereich gearbeitet hatte, gelang es bislang nicht, das zuvor schon schlingernde Schiff auf Kurs zu bringen. Watzke und Zorc befinden sich nun in der Klemme: Mit einem weiteren Trainerwechsel würden sie die Terzic-Beförderung – und vielleicht sogar die Entlassung von Favre – als Fehler eingestehen. Und noch viel schlimmer: Marco Rose, der als Wunschkandidat gilt, ist erst ab Sommer verfügbar – wenn er überhaupt will.“

Holger Luhmann (sport1.de) blickt voller Sorge in die Zukunft: „Die Zusammenstellung der Mannschaft ist als Grundübel ausgemacht worden. Dort soll im Sommer der Hebel angesetzt werden, dann wohl mit einem neuen Trainer – womöglich Marco Rose von Borussia Mönchengladbach. Nur könnte es dann schon zu spät sein. Denn eine verpasste Champions-League-Qualifikation hätte gravierende Auswirkungen – noch dazu in der wirtschaftlich so schwierigen Coronazeit. Jadon Sancho und auch ein Ausnahmespieler wie Raphael Guerreiro wären dann kaum zu halten. Es wäre fahrlässig, eine Alternative auf der Trainerbank nicht in Betracht zu ziehen. So rennt der BVB blindlings ins Verderben.“

Dem BVB fehlt ein Plan

Nico Horn (Zeit Online) fordert mehr Kreativität: „Es tut beinahe weh, dem ganzen nicht ausgeschöpften Potenzial der Dortmunder zuzusehen. Dem BVB fehlt ein Plan, wie er Torchancen herausspielen kann – egal, wer an der Seitenlinie steht. An schnellen Spielern mangelt es nicht, dafür an kreativen. Der einzige Spieler, der neben Jadon Sancho regelmäßig Tore auflegt, ist der Linksverteidiger Raphaël Guerreiro. Zudem sind die Torhüter aktuell besonders tollpatschig. Nach Roman Bürkis Aussetzern patzte nun auch Marvin Hitz.“

Der VfB Stuttgart zieht gegen Bayer 04 Leverkusen den Kürzeren. Niklas Noack (tag24.de) sieht Licht und Schatten: „Mit Silas Wamangituka und Torjäger Sasa Kalajdzic haben die Stuttgarter Angreifer, die sich zumindest auf dem Weg zur Weltklasse befinden. Dagegen ist die Defensive die Achillesferse des VfB. Zwar lässt Waldemar Anton inzwischen häufiger sein Können aufblitzen, doch insgesamt offenbarte der Abwehrverbund besonders auf der rechten Seite große Schwächen.“

Die Eisernen aus Berlin warten seit vier Spielen auf einen Sieg. Jörg Leopold (Tagesspiegel) klärt auf: „In Mainz hatte Union trotz 40-minütiger Unterzahl nach dem Platzverweis für Nico Schlotterbeck 56 Prozent Ballbesitz, in Augsburg beim 1:2 zwei Wochen zuvor waren es sogar 64 Prozent. Gegen das Topteam von Borussia Mönchengladbach reichten den Berlinern hingegen 42 Prozent Ballbesitz, um einen Punkt zu holen. Ganz offensichtlich tut sich das Team von Urs Fischer gegen tiefstehende Mannschaften momentan schwerer.“

Es geht nicht um die Rettung der Welt

Nach dem Zittersieg gegen starke Herthaner werden den Bayern am neuen Berliner Großflughafen die Grenzen aufgezeigt. Julien Wolff (welt.de) schüttelt den Kopf: „Bei der Klub-WM gibt es Geld und Prestige zu gewinnen, der Titel würde den Bayern auch in Sachen Internationalisierung helfen. Es geht allerdings immer noch um eine Reise zum Halbfinale gegen Al-Ahly, nicht um die Rettung der Welt. Gerade in dieser Zeit, in der für viele Menschen nahezu alles stillsteht und über fehlende Demut im Fußball diskutiert wird, hätte etwas mehr Zurückhaltung vom Branchenprimus dem deutschen Sport gutgetan. Er sollte dankbar sein, dass in der Pandemie überhaupt gespielt werden darf. Das scheint bei den Münchnern zumindest kurzzeitig in Vergessenheit geraten zu sein.“

Rotations-Fehltritt und BVB-Gerüchte: Gladbachs Trainer Marco Rose bewegt sich gerade auf dünnem Eis. Ulrich Hartmann (SZ) ist gespannt: „Sowohl als Empathiker wie auch als Trainer hat Rose am Wochenende einen Rückschlag erlitten. Konkurrenten mit mehr Vorliebe für stabile Startformationen machen den Gladbachern die Champions-League-Plätze gefährlich streitig. Im Spannungsfeld zwischen Roses möglichem Abschied und der in Gefahr geratenden Europapokal-Qualifikation wird bereits das Spiel am kommenden Sonntag in Wolfsburg zur wegweisenden Herausforderung. Nur sportliche Erfolge und eindeutige Antworten könnten die diffuse Lage am Niederrhein erhellen.“

Die Entwicklung der jüngsten Wochen machen Mainz-Anhängern Mut. Peter H. Eisenhuth (FAZ) applaudiert in Richtung Trainerbank: „Die unter Svensson kultivierte Arbeitseinstellung ist die unabdingbare Grundlage im Mainzer Kampf um den Klassenverbleib. Ob sie ausreichen wird, ist eine andere Frage. Die aus der Drucksituation heraus entstandenen, eklatanten individuellen Fehler sind weniger geworden. Eine Gewähr, dass dieser Trend anhält, gibt es nicht, doch die Wahrscheinlichkeit erhöht sich mit der Zahl der Erfolgserlebnisse.“

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