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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Nimmermüde Bayern und vogelwilde Dortmunder

Kai Butterweck | Dienstag, 14. September 2021 Kommentare deaktiviert für Nimmermüde Bayern und vogelwilde Dortmunder

Die Presse beschäftigt sich mit dem Kampf an der Spitze, der Rückkehr von Filip Kostic, aufatmenden Berlinern und triumphierenden Mainzern

Im Spitzenspiel lässt der Rekordmeister den Kickern aus Leipzig keine Chance. Sebastian Fischer (SZ) gratuliert den Münchnern: „Es war zunächst mal eine Leistung der Bayern, die man würdigen kann. Trainer Julian Nagelsmann hat die Mannschaft trotz einer turbulenten Saisonvorbereitung so ein- und aufgestellt und weder zu viel noch zu wenig am Erfolgssystem verändert, dass sie schon nach wenigen Wochen des Kennenlernens flüssigen Fußball spielt. Es war aber auch ein Beleg der Kräfteverhältnisse in der Bundesliga.“

Der Ball ist sein Freund

Oskar Beck (welt.de) verneigt sich vor Jamal Musiala: „Wegen solchen Ballzauberern hat das Fernsehen die Zeitlupe erfunden, und die Großaufnahme. Früher waren es außer Beckenbauer vorwiegend Südamerikaner, die uns in den ästhetischen Genuss ihrer Kunst brachten, wie sagte einmal der alte Bayern-Torjäger Giovane Elber: „Wenn das Spiel schnell wird, springt den Deutschen der Ball vom Fuß, während uns Brasilianern immer noch etwas einfällt.“ Jamal Musiala ist jetzt ein Deutscher, dem der Ball nicht wegspringt. Der Ball ist sein Freund, er klebt ihm am Schuh, an der Sohle, am Schenkel, am Schienbein, überall gehorcht er ihm und erlaubt ihm bei höchstem Tempo die engste Ballführung, die gewagtesten Dribblings und die zielgenauesten Schüsse.“

Frank Hellmann (FR) ist gespannt, wie es in Leipzig weitergehen wird: „Trainer Marsch hat es schwer; es wird auf Dauer nicht ausreichend sein, nur Teamgedanken und Motivation herauszustellen, wenn er nicht fachlich ähnlich punkten kann. Dem 47-Jährigen eine gewisse Anlaufzeit einzuräumen, gebietet der Respekt. Genauso wie niemand den Stab vorzeitig über den aus Frankfurt abgeworbenen Torjäger André Silva brechen kann, der im Topspiel einmal Zentimeter zu weit im Abseits stand. Derzeit läuft vieles knapp gegen die Roten Bullen, die diesen Sommer sich am Branchenführer die Hörner abgestoßen haben. Wenn die Münchner sich so kräftig bei ihnen bedienen, ist das zwar ein Zeichen von Wertschätzung, aber die Lücken sind so schnell nicht zu stopfen.“

Es fielen tolle Tore

Oliver Fritsch (Zeit Online) fühlt sich während des Kicks zwischen Leverkusen und Dortmund bestens unterhalten: „Ein irres Spiel, das alles hatte, was die Bundesliga so attraktiv (und im internationalen Vergleich und im Kampf gegen die Bayern so erfolglos) macht. Keine der beiden Mannschaften konnte das eigene Tor schützen, keine hörte auf zu stürmen. Es fielen tolle Tore.“

Oliver Müller (welt.de) verteilt schwarz-gelbe Wecker: „Im modernen Fußball mit ausgiebiger Gegneranalyse darf es an sich nicht mehr viele Überraschungen geben. Es ist bekannt, wie der Gegner angreift. Wenn er es gut macht, kann es natürlich trotz durchdachter Defensivstrategie zu Torchancen kommen. Moderne Trainer streben nach Perfektionismus, doch ist das Spiel glücklicherweise immer noch ein Stück weit unberechenbar. Wenn aber eine Mannschaft wie der BVB mehrfach überrumpelt wird, kann das nur mit fehlender Aufmerksamkeit der Spieler zu tun haben.“

Beim Auswärtsspiel in Stuttgart steht Frankfurts Sorgenkind Filip Kostic erwartungsgemäß im Mittelpunkt. Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein (FR) fassen zusammen: „Filip Kostic hat dieses Spiel in vielerlei Hinsichten geprägt. Zum einen, weil er erst gar nicht dabei war, was nicht alle verstehen konnten. Dann wegen seiner bockstarken Leistung, denn offensichtlich ist, dass seine Präsenz und seine Klasse die ganze Mannschaft auf ein anderes Level hievt. Natürlich auch wegen seines Tores und des Gegentores, das die Krönung der Kitsch-Story zunichte machte, und schließlich weil im Anschluss der Partie Kapitän Martin Hinteregger in einem bemerkenswerten Rundumschlag die Medien attackierte.“

Ein Herbst in den Tiefen der Tabelle

In Bochum gelingt Hertha BSC der ersehnte Befreiungsschlag. Daniel Theweleit (FAZ) blickt in die Kristallkugel: „Hertha BSC geht schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison den klassischen Weg eines Krisenteams mit sehr ungewisser Routenführung. Bevor das Offensivspiel kreativer und variantenreicher werden kann, wird an der Stabilität gearbeitet, und am Freitag gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth ergibt sich die günstige Option, weiteres Selbstvertrauen zu sammeln. Es ist möglich, dass der Klub sich schnell fängt und stabilisiert, aber auch ein Herbst in den Tiefen der Tabelle ist vorstellbar angesichts der allgegenwärtigen Unruhe.“

Im Defensivverbund der Unioner mimt Torwart Andreas Luthe den Felsen in der Brandung. Javier Cáceres (SZ) adelt den Keeper: „Luthe hat nicht immer so brilliert wie am Samstag – es war oft auch nicht nötig, die defensive Struktur Unions ist grundsolide. Aber er steht eben auch sinnbildlich für die spielerische Weiterentwicklung, die den Klub bis nach Europa gespült hat. Am Donnerstag steht in der Conference League die Reise zu Slavia Prag an – zu einer Mannschaft also, die Trainer Urs Fischer „eigentlich in der Gruppenphase der Champions League erwartet hätte“. Und der Union nun mit dem Gefühl relativer Unverwundbarkeit gegenübertreten kann.“

Drei Zu-Null-Siege in vier Spielen: Mainz 05 lässt zum Saisonauftakt nichts anbrennen. Jan Christian Müller (FR) applaudiert: „Hansi Flick hatte die siegreichen Mainzer schon im Vorfeld öffentlich für deren kompakte Herangehensweise belobigt und als eine Art Vorbild für die Nationalmannschaft bezeichnet. Er sollte sich an diesem milden Nachmittag bestätigt sehen. Der Kollege Bo Svensson hat in aller Kürze aus einem Haufen mittelmäßig begabter Bundesligaspieler eine verschworene Truppe zusammengeklebt, die Schwächen eines Gegners wie Hoffenheim kühl analysiert und den Kontrahenten nach allen Regeln der Kunst seziert.“

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