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Deutsche Elf

Mit den Leistungstests werden wir wieder beginnen

Oliver Fritsch | Mittwoch, 30. August 2006 Kommentare deaktiviert für Mit den Leistungstests werden wir wieder beginnen

Ein langes und informatives Interview mit Joachim Löw bei den „Stichwortgebern“ (Sport Bild) von der FAZ, in dem er Auskunft erteilt über seine neue Aufgabe beim alten Arbeitgeber, die Defizite der WM-Elf, seine Zusammenarbeit mit der Bundesliga, die Ziele der DFB-Nachwuchsschule und das Engagement Erich Rutemöllers als U20-Trainer

Die Änderungen seiner neuen Arbeit würden sich in Grenzen halten: „Ich habe mehr repräsentative Pflichten, und es kommt mehr Medienarbeit auf mich zu. Deshalb war es wichtig, den Trainerstab jetzt mit Hans Flick zu erweitern. Ich muß auch mehr delegieren: Spiel- und Spielerbeobachtungen, auch im Training muß ich zumindest einen Teil abgeben. Aber an der Arbeit mit den Spielern auf dem Platz habe ich viel Freude, deswegen werde ich da auch viele Dinge weiter gestalten.“

Löw bleibt dabei, er möchte seinen Wissensdurst durch Zufuhr von Außen stillen: „Wir müssen sehen, wo wir uns von anderen Sportarten und anderen Trainern auch im Ausland punktuell etwas abschauen können.“ Denn er wolle sich nicht im Erfolgslicht der WM sonnen, zumal Eckbälle und Freistöße in der WM-Vorbereitung vernachlässigt worden seien: „Bei der Analyse der WM hat sich auch gezeigt, woran wir noch arbeiten müssen, obwohl vieles ja gut war. Wir haben gemerkt, daß wir nicht alle Dinge, die wir geplant hatten, hundertprozentig umsetzen konnten. Das Üben von Standardsituationen ist sicher ein Thema, das unbefriedigend war. Wir haben aber auch zu wenig Zeit und Trainingseinheiten darauf verwendet. Wir waren der Meinung, daß in diesem Moment andere Dinge wichtiger waren.“

Es ist meine Aufgabe, den Kontakt zu den Trainern zu intensivieren

Die Kommunikation zwischen DFB und der Bundesliga, das Mit- und Übereinanderreden, war während der Klinsmann-Legislatur ein Dauerthema; oft war der Vorwurf zu hören, Klinsmann mische sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen. Löw baut dem vor, besteht aber auf den Sonderschichten, die ein Nationalspieler zu arbeiten hat: „Wir wollen nicht die Philosophie der Bundesligatrainer ändern. Da werden wir keinen Einfluß nehmen. Aber wichtig ist die Kommunikation in bezug auf die individuelle Ausbildung und die Fitness. Da kann und muß etwas getan werden. Es ist meine Aufgabe, den Kontakt zu den Trainern zu intensivieren, um abzustimmen, wie sich der einzelne Spieler in den kommenden Jahren noch bessern kann – und was er zusätzlich dafür tun muß. Das betrifft vor allem die jungen Spieler. Ich habe mit fast allen Trainern schon gesprochen. In den kommenden Monaten möchte ich sie auch besuchen, um ausführlich über die einzelnen Spieler zu reden. Generell stelle ich schon fest, daß die Trainer nach der WM schon mal nachgefragt haben und wissen wollten, was wir da gemacht haben, welche Inhalte bei uns wichtig waren und ob sie da auch Einblick haben könnten. Dazu sind wir selbstverständlich bereit. Die Sachen, die wir gemacht haben, haben sich bewährt.“

Die Fitnesstests, gegen die sich einige Bundesligatrainer im Chor mit Lattek und Co gewehrt haben, werde er beibehalten, kündigt Löw an: „Auch mit den Leistungstests werden wir wieder beginnen. Jeder Spieler kann doch, wenn er zur Nationalmannschaft gehört, vier-, fünfmal in der Woche zusätzlich eine halbe Stunde arbeiten. Das hat überhaupt keinen Einfluß auf die Trainingsarbeit im Verein. Es wird natürlich auch weiterhin unterschiedliche Interessen geben, aber es gibt auch das gemeinsame Ziel von Bundes- und Vereinstrainer, daß der einzelne Spieler besser wird. Es ist auch für den Spieler besser, wenn er weiß, daß der Bundestrainer und der Vereinstrainer eine einheitliche Linie gefunden haben. Er weiß dann, woran er ist. Da werden wir einen guten Konsens finden. Ich werde daran arbeiten.“ Wen Löw wohl mit folgender Aussage meint? „Es gibt Spieler, die sind nicht optimal ausgebildet, was Flanken betrifft. Laßt uns daran arbeiten! Damit ist auch dem Vereinstrainer geholfen.“

Wir haben in Deutschland in der Viererkette Nachholbedarf

Diplomatisch, aber auch unschlüssig, entgegnet Löw der Frage, wie er die Entscheidung des Sportdirektors Matthias Sammer bewerte, Erich Rutemöller als U20-Trainer zu beschäftigen: „Diese Entscheidung ist von Sammer und Rutemöller während der WM getroffen worden. Da wußte man noch nicht, wie es bei der Nationalmannschaft weitergeht. Ich habe mit Sammer darüber gesprochen. Damit war ich einverstanden, weil die Regelung für ein Jahr gilt. Klar ist aber auch: Von jetzt an werden Personalfragen in dem sogenannten Kompetenzteam besprochen.“ Zu Horst Hrubesch, dem neuen U18-Coach, hat die FAZ Löw nicht befragt – oder keine Antwort erhalten.

Konkret und fordernd nennt Löw seine Vorstellung von Bildungsstandards in der Nachwuchsschule: „In der Jugend müssen die Grundsätze einer Viererkette erlernt und ständig trainiert werden. Wenn jemand aus der U16, U17 oder U18 kommt, muß man immer fragen, ob er dieses oder jenes schon kann. Da haben wir alle in Deutschland Nachholbedarf, da sind uns einige Länder voraus. Es darf nicht mehr sein, daß man einen Spieler, der in die Nationalmannschaft kommt, fragen muß: ‚Was sind die wichtigen Dinge in einer Vierer-Abwehr? Was mußt du tun, wenn du Außen- oder Innenverteidiger spielst?‘ Das muß ein U16-Spieler pauken und permanent wiederholen, daß er es als 18jähriger im Schlaf beherrscht. Das war bei uns im deutschen Fußball bisher leider nicht der Fall.“

Ein Löw-Interview in der Bild-Zeitung, die ihm die Frage stellt, ob er ein „Frauenversteher“ sei – warum auch immer

Tsp-Portrait Hans Flick

FR: David Odonkor geht – Borussen-Hort entläßt seine Kinder
Odonkor in einem Interview auf welt.de: „Ich bin Jürgen Klinsmann und Joachim Löw dankbar“

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