indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Tatsächlich: Tabellenführer Schalke, Hertha untot, Hannover 96 peinlich

Frank Baade | Montag, 29. März 2010 8 Kommentare

Wird Schalke Meister? Die Form scheint für Magaths Team zu sprechen, auch in Stuttgart wirkt ein Mann mit Einfluss auf die Mannschaft, dazu ein erbärmliches Hannover 96, Hertha, Tosic und mehr

Schalke ist tatsächlich Tabellenführer — und das bei nur noch 6 ausstehenden Spieltagen. Eine Meisterschaft für die so lange meisterlosen wird immer realistischer. Ein solches Ereignis würde aber nicht alle Kommentatoren erfreuen.

Andreas Lesch (Berliner Zeitung) erinnert daran, dass Schalke ein subventionierter Klub ist und alleine deshalb nicht Meister werden dürfe: „Im November vergangenen Jahres hat die Gesellschaft für Energie und Wirtschaft, eine hundertprozentige Tochter der Stadt Gelsenkirchen, von Schalke 04 Anteile der Stadiongesellschaft für 15 Millionen Euro übernommen. Sie hat damit den hoch verschuldeten Verein aus ärgster Finanznot gerettet. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Ohne die massive Unterstützung aus öffentlichen Kassen gäbe es den Bundesliga-Tabellenführer Schalke nicht. Unerträglich wäre es, wenn diese Subventionierung des Millionengeschäfts Profifußball am Ende mit der Meisterschaft belohnt würde. Denn solch ein Sponsoring aus Steuermitteln passt nicht in die Zeit.“

Das Momentum auf ihrer Seite hätten die Schalker, findet Oliver Müller (Welt): „Es könnten die entgegengesetzt verlaufenen Formkurven sein, die das Titelrennen entscheiden. Während die Bayern auf der Suche nach verloren gegangener Dominanz sind, zeigten die Schalker am Samstag auch spielerisch ihre beste Saisonleistung.“

Und dass der kommende Titelträger nicht unbedingt würdig sein wird, meint Peter Unfried bei Spiegel Online: „Wer auch immer ihn letztlich holt: Großen Fußball spielt keiner. Es ist eine Saison der Nüchternheit. Insofern ist es folgerichtig, dass sich ein unspektakulärer Fußball durchsetzt. Sollte es Schalke sein, wäre das verbunden mit den spektakulärsten Emotionen. In der Geschichte der Menschheit.“

Magaths mitreißender Unternehmungsgeist

Überzeugend sei das Schalker Spiel endlich einmal auch in seiner Form gewesen, konstatiert Roland Zorn in der FAZ: „Sie siegten diesmal nicht schmucklos wie so oft, sondern mit Spielwitz, Elan und Intelligenz.“ Zur Frage „Kuranyi“ positioniert sich Zorn eindeutig: „Diese Schalker Demonstration der kollektiven Stärke mag auch Löw, der sich nach dem Spiel nicht äußerte, imponiert haben. Ob er, der den damaligen Tribünenhocker Kuranyi für seine Frustabreise zurück nach Haus viel zu hart bestraft hat, nun die Größe hat, sein (Vor-)Urteil aufzuheben, ist eine der spannenden Fragen im Schlussbogen der Saison.“ Dass Magath inzwischen selbst das Wort Meisterschaft in den Mund nehme, sei durchaus als Zeichen zu werten, denn: „Wer als ein Fußballlehrer gilt, in dem sich pädagogische Strenge, fachliche Autorität und mitreißender Unternehmungsgeist auf das Vortrefflichste mischen, redet erst dann von höchsten Zielen, wenn sie zum Greifen nah scheinen.“

Perfekt und präzise

Die alte Frage, ob das eine Team so schwach oder das andere so stark gewesen sei, verfolgt Christiane Mitatselis (Tagesspiegel): „Tatsächlich machte die Bayer-Elf in der Partie gegen Schalke genau da weiter, wo sie beim BVB aufgehört hatte. Heynckes’ Mannschaft spielte nachlässig, die Schalker hingegen gingen vom ersten Moment an aufmerksam zu Werke. Sie waren stark und frisch – so als habe die 0:1-Niederlage im DFB-PokalHalbfinale nie stattgefunden. Durch frühes Attackieren legten sie die bald frustrierten Bayer-Ballkünstler lahm. Es gelangten kaum Bälle in die Leverkusener Offensive. Bei Schalke lief dagegen alles perfekt und präzise.“

Philipp Selldorf (SZ) vermisst Stabilität bei Bayer: „Nun lässt sich erkennen, dass diese junge Mannschaft häufig an den Grenzen ihres Vermögens agiert hat, wie zuletzt beim 4:2 gegen Hamburg, dass sie aber noch kein stabiles Gleichgewicht besitzt. Sie ist rasch anfällig für negative Impulse.“ Entscheidend sei weiterhin, dass Hyypiä seine Form verloren habe, aber auch, dass Heynckes einen Fehler begangen habe: „Der Trainer hat gegen Schalke falsch, weil zu offensiv aufgestellt. Niemand musste ihn darauf hinweisen, er hat es einfach selbst zugegeben. Letzteres ist ein gutes Zeichen. Heynckes bleibt souverän. Er hat Platz drei als Ziel formuliert, das ist eine realistische Selbstbeschränkung.“

Gar als „erbärmlich“ bewertet Christoph Pluschke (FR) den Auftritt der Werkself: „Auch Jupp Heynckes tat sich mit seiner Analyse nach der über weite Strecken erbärmlich schwachen Darbietung seiner Mannschaft schwer. Mindestens genauso befremdlich wie die zeitweilig dilettantische Defensivarbeit seiner Spieler mussten auf Heynckes aber deren kläglichen Offensivbemühungen gewirkt haben.“ Bis zur nächsten Partie in Frankfurt „müssen die Leverkusener dem Übel auf den Grund gehen, um ihrer Krise Herr zu werden. Andernfalls dürfte Rang drei verloren gehen.“

Tosic ist schlicht besser als Podolski

Trotz der zuletzt erreichten Punkte wird das Auftreten und deshalb die Lage der Hannoveraner Mannschaft nicht besser. Doch auch bei Sieger Köln gibt es ein Sorgenkind.

Kaum noch Anlass zur Hoffnung sieht Christian Otto (Tagesspiegel): „Hannovers Anhänger brachten mit den Protesten und hitzigen Debatten nach Spielschluss zum Ausdruck, wie enttäuscht sie von der Mannschaft sind. Selbst ein Routinier wie Christian Schulz hatte in der wichtigen Partie so schlecht gespielt, als sei er mit dem Druck im Abstiegskampf vollends überfordert. In den nächsten vier Spielen bekommt Hannover es mit dem Hamburger SV, Bayern München, Schalke 04 und Bayer Leverkusen zu tun. ‚Habt ihr den Spielplan nicht gelesen?‘, rief ein aufgebrachter 96-Fan den Spielern zu, die sich in der derzeitigen Form nur für einen Wettstreit mit Hertha BSC um den letzten Tabellenplatz empfehlen.“

„Sehr, sehr peinlich“ nennt auch die taz Hannovers Aufreten. Christoph Zimmer schreibt: „Schlechter geht es kaum mehr: Es war eines dieser Spiele, in denen einer Mannschaft nichts, aber auch gar nichts gelingen wollte. Die andere Mannschaft kam aus Köln und ihr reichten einige wenige Glanzpunkte und ein herausragender Zoran Tosic, um sich nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg wohl der letzten kleinen Abstiegssorgen zu entledigen.“

Mit jenem Tosic befasst sich Matti Lieske (Berliner Zeitung): „In Hannover ließ Zoran Tosic nicht nur durch seine zwei wunderschönen Tore erkennen, warum er bei Manchester United unter Vertrag steht, Podolski aber nur beim 1. FC Köln. Der 22-Jährige, der für sieben Millionen Euro aus Belgrad nach Manchester kam, ist schlicht der bessere Spieler. Nun muss Soldo das bloß noch den poldiverrückten Fans in Köln erklären – und am besten auch gleich Joachim Löw.“

Robustheit und Körperlichkeit fehlen den Bremern

Werder Bremen wackelt während seiner Partie gegen den Club wie bekannt, was Schaaf und Allofs aufbringt. Nürnberg stellt sich allerdings auch nicht sonderlich geschickt an, findet Ralf Wiegand (SZ): „Es hat überhaupt nicht viel gepasst in der Abwehr der Nürnberger, in der auch der erfahrene Andreas Wolf naiv wie ein Anfänger wirkte. Wenn die Nürnberger hinterher versuchten, eine derartige Torausbeute von Werder zum Naturgesetz zu erklären, so war das der falsche Ansatz. Der Club hatte einfach nicht die Gunst der Stunde genutzt, gegen ein überspieltes Spitzenteam überraschend zu punkten. Werder nämlich nahm sich die schon obligatorische Auszeit, die inzwischen zum Bremer Spiel gehört wie Anpfiff und Eckball.“

Jan C. Müller (FR) schildert die Gemütsverfassung der Verantwortlichen: „Es ärgert Thomas Schaaf und Klaus Allofs zunehmend, dass die Verhaltensmuster in der Rückwärtsbewegung sich genauso hartnäckig als ligaweites Bremer Alleinstellungsmerkmal halten wie die Bandenwerbung für Könecke Bratwurst und Paddocks Jeans Stadion. Denn natürlich ist Schaaf und Allofs nicht entgangen, dass es in der laufenden Saison gegen Kontrahenten mit höherem Leistungsniveau bislang noch nicht zu Siegen gereicht hat. 1. FC Nürnberg, VfL Bochum, FC Augsburg – da gelingt es am Ende, ein oder zwei Tore mehr zu schießen als der Gegner, aber der FC Valencia, vorher Bayern München, Bayern Leverkusen, FC Schalke 04, Hamburger SV oder Borussia Dortmund konnten allesamt nicht in die Knie gezwungen werden. Dafür fehlt zu vielen Werder-Profis die Robustheit und Körperlichkeit im Defensivzweikampf.“

Van Gaal hat sich verzockt

Bayern verliert zum zweiten Mal in Folge. Das ist auch Schuld des Coaches, urteilt Klaus Hoeltzenbein (SZ): „Da Trainer naturgemäß auch Spekulanten sind, bleibt festzustellen, dass sich Louis van Gaal an diesem Tag verzockt hat: Warum er Olic, seiner vitalsten Sturmkraft, zur Pause das Vertrauen entzog, blieb sein Geheimnis. Zumal die Rolle des Miroslav Klose schon bis zum ManU-Spiel dringendst einer Überarbeitung bedarf. Zu sehr reiht sich Klose unter jene Drecksarbeiter ein, die Fleißpunkte in der eigenen Hälfte sammeln, zu selten ist er dort zu Gast, wo ein Stürmer erwartet wird: in des Gegners Strafraum. Falsch war es nicht, perspektivisch auf den sperrigen Toni zu verzichten, falsch aber ist es, dessen zentrale Rolle nicht stets neu zu besetzen.“

Während auf der anderen Seite der Trainer immer mehr immer richtiger macht, stellt Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) fest: „Es spricht für das gewachsene Selbstbewusstsein der Mannschaft und die Arbeit des Trainers, dass sich der VfB nach dem 0:1 nicht in sein einst übliches Schicksal ergeben hat. Diesmal war das Gegenteil der Fall – diesmal legte der VfB erst richtig los, als alles so zu laufen schien wie immer. Nach dem Trauma von Barcelona war der Sieg Balsam für die VfB-Seele.“

Das sieht Christof Kneer (SZ) sehr ähnlich: „Beim 2:1 in München war endgültig nicht mehr zu übersehen, wie sehr der VfB auf dem Weg ist, eine Trainermannschaft zu werden. (…) Der VfB hat wieder einen Lauf, aber es könnte ein anderer Lauf sein als in der Vergangenheit. Die Läufe der Vergangenheit zeichneten sich dadurch aus, dass sie beim ersten Rückschlag übergangslos in einen Anti-Lauf mündeten. Es kräftigt diese Elf sichtlich, dass sie sich an einen Trainer anlehnen kann, den sie als Autorität akzeptiert.“

Mangelnde Mainzer Effektivität

Die Mainzer Fans pfeifen Edin Dzeko aus und motivieren ihn dadurch laut Selbstauskunft zu einer guten Leistung, berichtet Daniel Meuren (FAZ): „Ehe Dzeko aus Unmut über die Pfiffe die Lust zu seinen Geniestreichen entwickelte, hätten die Mainzer die Begegnung mit dem deutschen Meister schon lange für sich entscheiden müssen. Genau diese Effektivität, die den Mainzern im Verlauf dieser Saison die erstaunlich vielen Punkte bescherte, ging ihnen ohne ihren gesperrten Torjäger Aristide Bancé am Samstag ab.“

Wie ein Untoter von der Schlachtbank

Hertha macht kleine Schritte, doch die Zeit wird knapp. Nur 0:0 gegen schwache Dortmunder.

Michael Horeni (FAZ) sieht das Vertrauen schwinden: „Die Anhänger der Hertha verzweifelten immer wieder an der Unentschlossenheit ihrer Mannschaft beim Abschluss, einem seltsamen Unvermögen von dem das Team bei Heimspielen chronisch heimgesucht wird. In der zweiten Halbzeit waren die Berliner weiter die bessere, aktivere und offensivere Mannschaft. Die Qualität der Torchancen aber nahm ab, und damit auch allmählich der Glaube, dass es endlich mal wieder zu einem Heimsieg reichen könnte, was der Hertha nur in der allerersten Saisonpartie glückte.“

Eigentlich zu gut, um abzusteigen, sei Hertha, kommentiert Markus Völker in der taz: „Hertha BSC unterstrich recht eindrucksvoll seine Bundesligatauglichkeit. Das Problem ist und bleibt freilich, dass sie eine schwere Hypothek aus der Hinrunde mitschleppen müssen. In der ersten Halbserie hatte sich die Hertha, wenn man so will, bereitwillig auf die Schlachtbank gelegt, was die Kontrahenten zu nutzen wussten. Nach der Winterpause hat sich die Elf von Trainer Friedhelm Funkel wie ein Untoter von dieser Schlachtbank erhoben und ist im Begriff, selbst ein wenig das Hackebeil zu schwingen.“

Katrin Weber-Klüver (SZ) hat wie so viele Probleme mit dem passiven Abseits, welches zur Aberkennung von Gekas‘ Tor führte: „Ein anschaulicheres Beispiel dafür, dass passives Abseits eine Regel ist, die Regelauslegung zu Wissenschaft und brotloser Kunst zugleich macht, lässt sich kaum finden. (…) Die Gäste hatten kaum gezeigt, was außer Leverkusens Abwärtstrend sie für einen Champions-League-Platz qualifizieren sollte. Sogar Lucas Barrios, der Torjäger, passte sich dem Niveau an und vergab schöne Chancen.“

Eine Analyse der fraglichen Situation bei Gekas‘ Abseitstor liefert ebenfalls der Tagesspiegel, in dem Mathias Klappenbach aufklärt.

freistoss des tages

Kommentare

8 Kommentare zu “Tatsächlich: Tabellenführer Schalke, Hertha untot, Hannover 96 peinlich”

  1. lateral
    Montag, 29. März 2010 um 13:39

    Ein Dank an Andreas Lesch für die klaren Worte zu Schalke! Echt schade, dass die so unsympathisch sind – wer will schon freiwillig für Bayern sein? Gut, Kempter (jetzt) vielleicht 😉

    Ein Lob an die Redaktion der SZ, die es anscheinend endlich mal hinbekommt, dem VfB nach einer tollen Leistung gegen die Bayern auch eine solche zu bescheinigen! Ob das daran liegt, dass ihr Verlag jetzt von dem der StZ aufgekauft wurde *polemik* ?!

  2. Schalker
    Montag, 29. März 2010 um 15:25

    Ich kann als Schalkefan nur hoffen, dass man auf Schalke nicht auf die Meister-Flüsterer hört.

    Die Fans dürfen sicher träumen, die Spieler und Magath aber nicht. Schalke muss spätestens jetzt damit leben, ein Meisterschafts-Kandidat zu sein. Aber die Mannschaft darf sich nicht, weder von Medien noch von Fans, in eine Schalen-Hysterie hineintreiben lassen. Die ist Schalke noch nie gut bekommen.

    Fakt ist: Noch immer wäre das aktuelle Team mit Platz fünf voll im Soll, Platz drei wäre ein Riesenerfolg, und alles, was darüber steht, eine Sensation. Diejenigen Journalisten, die Schalke jetzt schon zum möglichen Meister machen, sind hinterher die, die im Falle des Nicht-Titels wieder genüsslich ihr Schalke-Bashing betreiben – und das hätte diese Mannschaft nun wirklich nicht verdient!

  3. Steuerzahler
    Montag, 29. März 2010 um 15:57

    Zum Kommentar von Andreas Lesch in der Berliner Zeitung kann man nur sagen, dass ein starkes Stück ist ausgerechnet Schalke einen solchen Vorwurf zu machen! Denn Schalke ist so ziemlich der einzige Profi-Verein in Deutschland, der praktisch komplett auf eigene Kosten und eigenes Risiko und ohne Hilfe des Steuerzahlers seine Arena gebaut und mehr Arbeistplätze als jeder andere deutsche Verein geschaffen hat.

    Genau umgekehrt wird ein Schuh daraus: Es gibt keinen anderen Verein und kein anderes Arenaprojekt in der Bundesliga, das weniger auf Kosten und Risiko des Steuerzahlers gebaut wurde und wo eine Kommune mehr von seinem Verein profitiert wie in Gelsenkirchen. Nur zur Info: Schalke ist der zweitgrößte Steuerzahler und der zweigrößte Arbeitgeber in der Stadt Gelsenkirchen.

    Wenn anderswo (z.B. in Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg, Köln, Hannover, Berlin, Bremen, Kaiserslautern u.a.) nicht-multifunktionale Stadien von vornherein komplett auf Kosten und Risiko des Steuerzahlers und ohne jede (Risiko-)Beteiligung der Vereine gebaut wurden und werden, dann ist es erst recht legitim, wenn sich auch die Stadt Gelsenkirchen zu einem winzigen Teil an der Finanzierung der multifunktionalen Schalker Arena beteiligt, zumal es nur vorübergehend ist, weil vetraglich festgelegt wurde, dass Schalke die Anteile wieder zurückkaufen wird.

    Es ist ja auch nicht wahr, dass dort der Steuerzahler einen Profiverein ohne Gegenleistung subventioniert, wie in anderen Städten (Frankfurt, Kaiserslautern, Dortmund, Berlin) übrigens schon mehrfach geschehen um die Lizenz zu rettten, ohne dass das da kritisiert wurde. Denn die Stadt Gelsenkirchen (bzw. die GEW) kauft vielmehr Anteile an der multifunktionalen Arena, erwirbt also einen Wert (viele sagen: Schalkes Tafelsilber), der Rendite abwerfen wird – und rettet damit sein Aushängeschild, seinen Imageträger, seinen mit Abstand wichtigsten Wirtschaftsfaktor und zweitgrößten Steuerzahler und zweigrößten Arbeitgeber in der Stadt Gelsenkirchen.

    Dabei ist es ja nicht einmal die Stadt Gelsenkirchen, sondern in der Tat die GEW, die ihre Gewinne schon seit Jahren nicht an den städtischen Haushalt abführt, sondern öffentliche Projekte finanziert. Sie hat z.B. den Zoo zu einem touristischen Höhepunkt entwickelt. Und wenn es ein kaufmännisch und strukturpolitisch sinnvolles öffentliches Projekt in Gelsenkirchen gibt, dann das Gelände rund um die Arena, das vor dem Bau der Arena noch als Brachland galt und jetzt Gelsenkirchens wertvollstes Entwicklungsgelände ist und wo die meisten neuen Arbeitsplätze entstehen.

    Man muss nun wirklich kein Schalke-Fan sein, um das vollkommen legitim zu finden. Wenn es aus Steuerzahlersicht ein en Verein gibt, der Meister werden sollte, dann ist das Schalke!

  4. karlheinz günst
    Montag, 29. März 2010 um 16:43

    Der Artikel oder Kommentar von Herrn Lesch ist an Dämlichkeit nicht zu überbieten. Ist denn das Steuergeld gerettet, wenn Schalke kein Meister wird? Und dann das große Rad gedreht, Hartz und Kita, Theater und Büchereien, all das geht vor die Hunde wg S04, dem größten Arbeitgeber in GE übrigens. Kommt jetzt täglich so eine Enthüllung zu einem kommerziellem Vergnügungsunternehmen, in dem irgendwie Steuergelder stecken, zu einem von der Berliner Zeitung -einsam in der Wüste rufend – angeprangerten gesellschaftspolitischen Skandal?? Vielleicht Union Berlin, die gute alte Hertha, oder der BVB? Oder Kaiserslautern und, und, und, um beim Fussball zu bleiben. Nur eine Erklärung ist: Da sitzt er, der Herr Lesch, in seinem gelben Zeckentrikot, ein verregneter, kühler Sonntag in Berlin, arbeiten muss er auch noch, darf über Volleyball schreiben. Dann kann man sich schon mal reinsteigern, und mit Schaum vor dem Mund, sowas rauslassen.

    Möge die Berliner Zeitung meine 90 Cent der Versorgung des guten Herrn Lesch, wenn er dem Wahnsinn komplett verfallen ist, widmen.

  5. lateral
    Montag, 29. März 2010 um 16:56

    Vollkommen richtig, es gibt auch andere Beispiele – aber insbesondere beim BVB oder dem FCK wurden die Projekte (im Nachhinein) hinlänglich kritisiert! In beiden Fällen mussten die Vereine für ihren Größenwahnsinn auch bezahlen.

    Allerdings, und da die aktuelle Parallele zu Schalke, hatten sie sich auch den Erfolg damit „erkauft“ (v.a. der BVB)! Es ist ein schwacher Trost für den Verein, der wegen eines auf Pump finanzierten Meistertitels der Konkurrenz nur Vizemeister wird, wenn jene Konkurrenz erst Jahre später dafür bezahlt… Es müssten also bei den Lizenzierungsverfahren härtere Maßstäbe für solche Anleihen und – ja – auch Stadionfinanzierungen u.Ä. angelegt werden!

  6. thor
    Montag, 29. März 2010 um 20:58

    @Steuerzahler
    Bei Gelegenheit zeigt’s Du mir mal die multifunktionale Arena in Nuernberg. Oder meinst Du am Ende das Leichtathletikstadion der Stadt Nuernberg, fuer das der 1. FC Nuernberg monatlich eine horrende Miete zahlen muss?

  7. Fan
    Dienstag, 30. März 2010 um 09:37

    Verstehe ich das richtg: In Berlin, wo das gesamte Olympiastadion vom Steuerzahler gebaut/renoviert wurde und permanent und ohne das Parlament zu fragen (auch im Zusammenhang mit der Hertha) Verluste sozialisiert und Gewinne privatisiert werden beschwert man sich über Gelsenkirchen, wo die Enscheidung über die vorübergehnde Übernahme eines kleinen Anteils an der Arena demokratisch im Stadparlament einstimmig/ohne Gegenstimme getroffen wurde?

  8. Königsblau-bis-in-den-Tod!
    Donnerstag, 1. April 2010 um 11:17

    Ich gebe zu, auch ich kriege eitrigen Ausschlag, wenn ich hilflos mit ansehen muss wie bestimmte Medien (z.B. Bild, Sky, Burda-Medien und unzählige einzelne Hofberichterstatter) und sogar Funktionäre (z.B. Hieronymus, Löw u.a. keineswegs nur beim lächerlichen Rasenstreit!) unfaires, ja bösartiges Schalke-Bashing betreiben (z.B. A. Lesch in der Berliner Zeiting) und vor allem unseren nächsten Gegner u.a. im Vorfeld eines solchen Spiels wie das am Ostersamstag protegieren und alles tun um in irgendeiner Weise das Spiel und den Schiri für den FC Bayern zu beeinflussen.

    @ll Schalker: Mal ehrlich Jungs, würdet ihr euch wohlfühlen, wenn es unser FC Schalke wäre, der in einer solch teilweise widerwärtigen Art von DFL, Medien, Löw & Co. protegiert würde? Wohl kaum!

    Und ich für meine Person könnte mich nicht überwinden, einer solchen Aktiengesellschaft, die sich zudem schon zu 20% schon an profitorientierte DAX-Unternehmen verkauft hat, beizustehen.
    Ich könnte es nicht ertragen einen Verein anzufeuern, der sich ungestraft einen zig-millionen Vorteil verschafft hat, indem er sich von Kirch hat Schmiergeld zahlen lassen und dabei von der DFL im Ergebnis gedeckt wurde. Ich würde lieber einen Haufen drauf scheißen und in die Oberliga gehen, anstatt mit solch dreckigem Kirch/Medien-Schmiergeld Meister zu werden und einem Verein zuzujubeln, der über Jahrzehnte von Medien, Politik, Verband und Schiris begünstigt wurde und unzähliche schmutzige Spielchen außerhalb der grünen Rasens mit Hilfe der Medien gespielt hat.
    Soviel Ehre hab ich noch im Leib, auch wenn leider auch bei uns im eigenen Verein ein paar Leute alles tun, um sie mir zu nehmen.

    Die FC Bayern AG ist ein professionell geführtes Unternehmen, blablabla. Aber eben eines ohne jeden Charme. Das zeigt nicht nur der aktuelle Wille sich selbst noch mehr an Wirtschaftsunternehmen zu verkaufen. Man muss sich nur einmal an der Säbener Straße umsehen. Die hohen Zäune dort um die Trainingsplätze zum Schutz der Fußball-Millionarios, die Klub-Zentrale sieht aus wie geleckt und erinnert an den Stammsitz einer Immobiliengesellschaft.

    Die paar aufrichtige Fans, die die FC Bayern AG neben den unzähligen Kunden noch hat, werden von der Vereinsführung behandelt wie Dreck am Ärmel. Wer dieser Aktiengesellschaft wirklich emotional noch anhängt, wird – trotz all der sportlichen Erfolge – von mir nicht beneidet, sondern verdient mein Mitleid.

    Nein, ich bin stolz Schalker zu sein. Und ich fühle mich sauwohl darin von niemand begünstigt zu werden. Ich will mit Hofberichterstattern und solchen raffgierigen Zeitgenossen wie Löw, Bierhoff, Hieronymus & Co nichts zu tun haben.

    Ich liebe Schalke, weil es so ist wie es ist: Als ein Stück lebendiges Ruhrgebiet mit allen Stärken und Schwächen, die den Menschen in diesem gebeutelten Stück Erde zu eigen sind und mit diesem unvergleichlichen Wir-Gefühl weit über die lokalen Grenzen hinaus. Und weil wir deshalb – völlig unabhängig vom sportlichen Erfolg – bei vielen anderen (Medienvertreter, Fans anderer Vereine uvm.) Neid erzeugen und weil für aber auch gegen Schalke zu sein einer Weltanschauung nahekommt. Ohnehin halte ich es gerne mit unserem Lied: Wir sind Schalker, keiner mag und – scheißegal!

    Wir sind Kämpfer und moralische Sieger schon vor dem Spiel am Samstag gegen das Zum-Halse-Raushängeschild des deutschen Fußballs: Egal wie es am Ende ausgeht, das sollten wir der DFL, dem DFB, den Medien und ihrem Münchner Günstling am besagten Ostersamstag auf den Rängen und auf dem Platz derart klarmachen, dass unsere Enkel noch darüber schwärmen werden.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

122 queries. 0,586 seconds.