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Er ging zum Punkt, als müsse er sich dort einen Hotdog kaufen

Oliver Fritsch | Montag, 28. Juni 2004 Kommentare deaktiviert für Er ging zum Punkt, als müsse er sich dort einen Hotdog kaufen

„den Tschechen ist die Erholungszeit vor der Endrunde gut bekommen“ (NZZ) – Otto Rehhagel ist auch Experte (SZ) – Frankreich ist gealtert u.v.m.

Tschechien-Dänemark 3:0

Felix Reidhaar (NZZ 28.6.) gratuliert den Tschechen: „Der ersten tschechischen Mannschaft, die zuletzt pausiert hatte, ist die achttägige Erholungszeit an dieser Endrunde gut bekommen. Im nicht voll besetzten Estadio Dragão – die dänische wie die tschechische Kolonie hatten erhebliche „Abgänge“ zu verzeichnen – verhalfen ihr eine augenfällige Tempoerhöhung in der vierten Viertelstunde sowie zwei Einzelleistungen von Milan Baros zum eher zu hoch ausgefallenen Sieg. Verdient hatten ihn sich die ausgeruhten Tschechen auf jeden Fall. Sie imponierten durch hervorragende Chancenverwertung in der wichtigsten Spielphase und zeichneten sich auch durch das zielstrebigere Offensivspiel aus. Zum fünften Mal nach 1960, 1976, 1980 und 1996 steht damit eine Auswahl dieses Verbandes unter den letzten vier. Obwohl der letzte Viertelfinal nach zwei enttäuschenden Leistungen niveaumässig das Mittelmass wieder überragte, sind dem Turnier begeisternder Schwung und packende Intensität in der K.-o.-Phase bedauerlicherweise abhanden gekommen. Das Viertelfinal-Tableau wurde am Sonntagabend komplettiert durch ein Spiel zweier Teams, die als Europameisterschafts-Habitués gelten. Die Dänen haben an sieben von zwölf Turnieren teilgenommen, seit 1984 ohne Unterbrechung (Gleiches gelang nur den Deutschen); für die Tschechen ist es die sechste Teilnahme. Beide ähneln sich in der offensiven Grundausrichtung und der stabilen Organisation, was der Mannschaft von Morton Olsen Lob aus berufenem Mund Sven-Göran Erikssons eingetragen hat, die Dänen seien „die Latinos des skandinavischen Fussballs“. Karel Brückners Kader kommt ohne Schmeicheleien aus, seit gegen die Deutschen auch noch sein zweiter, bisher auf die Bank abgeordneter Teil aufsehenerregende Kompetitivität auf höchster Ebene bewiesen hat. Wer will es deshalb Brückner verargen, wenn er den Begriff der Ersatzleute höflich, aber dezidiert aus dem EM-Vokabular gestrichen haben will?“

In der SZ (28.6.) liest man: „Karel Brückner ist ein Mann mit breiter Bildung, weshalb er auf die Frage, ob sein Team immer erst in Rückstand geraten muss, um dann noch zu gewinnen, gerne mit Shakespeare antwortet: „Othello erdrosselt Desdemona ja auch nicht schon im ersten Akt.“ Trotzdem sah es gegen Dänemark so aus, als ob der 64-Jährige mit der Tradition des Dreiakters (Rückstand-Aufholjagd-Sieg) endlich brechen und sich den Nervenstress des lang anhaltenden Dramas einmal ersparen wollte. Seine Mannschaft begann mit stark gedämpftem Offensivdrang, und weil sich auch die Dänen nicht allzu sehr reinhängten, entwickelte sich ein Spiel mit gelegentlichen Strafraumszenen, doch ohne echte Torchancen.“

Holland-Schweden 5:4 n. E.

Ich habe den Verstand auf Null gestellt

Wie war für die Holländer gewinnen das erste Mal, Thomas Klemm (FAZ 28.6.)? „Im nachhinein war alles ein Kinderspiel. Der kleine van der Sar, in orangefarbenen Haaren und mit Torhütertrikot in Miniformat, winkte, wie es der an diesem Abend besonders große Vater Edwin tat, und Patrick Kluiverts Filius, wie der Papa im Dress mit der Nummer neun, hüpfte auf dem Rasen von da nach dort. Es schien plötzlich alles so kinderleicht, als die Niederländer einen zwölf Jahre währenden Albtraum besiegt und zu neuem Teamgeist gefunden hatten. Wie sie das, was ihnen zuvor viermal in Folge unmöglich war, mit einem Male schafften, nur darüber stritten die Schützen. Er sei froh gewesen, den Anfang gemacht zu haben, bekannte Ruud van Nistelrooy, für den der Gang vom Anstoßpunkt „ein langer, langer Weg“ war. „Man muß die dreißig Meter vom Mittelkreis zum Punkt konzentriert zurücklegen“, behauptete indes Roy Makaay. „Ich habe den Verstand auf Null gestellt“, sagte der niederländische Jungstar Arjen Robben, der sein bislang herausragendes Auftreten in Portugal krönte, indem er in Faro den entscheidenden sechsten Elfmeter zum 5:4 im EM-Viertelfinale gegen die schwedische Auswahl verwandelte. Frank de Boer, beim Wettschießen längst wieder verletzt auf der Bank, hatte seinerseits „einfach ein gutes Gefühl“. Ob so, so oder so – die „Oranjes“ sahen rosarot, nachdem sie seit ihrem EM-Titel 1988 einen schwarzen Tag nach dem anderen erlebt hatten. (…) Verdient hatten sie den Sieg allemal, waren sie doch nach einem müden Kick in der ersten Halbzeit die aktivere Mannschaft, als die Temperaturen im Estádio Algarve sanken.“

Jan Christian Müller (FR 28.6.) erklärt Edwin van der Sar zum Torwart-Helden: „Edwin van der Sar ist alles andere als ein begnadeter Elfmetertöter. Er ist zwar fast zwei Meter groß und ganz bestimmt auch reaktionsschnell, er beherrscht seinen Strafraum und kann viel am Ball, aber er hatte bis zu diesem denkwürdigen 26. Juni 2004 eine Menge schlechter Erfahrungen mit Elfmeterschießen gemacht. 1996, 1998 und 2000 stand der hagere Torwart schon für die Niederlande zwischen den Pfosten. Jedes Mal verloren die Holländer, wie schon 1992, den Nervenkrieg nach der Verlängerung. Und nicht ein einziges Mal hielt der brave Edwin van der Sar, Hollands Torwart der Jahre 1994 bis 97, auch nur einen einzigen Ball. (…) 88 Länderspiele und 21 Elfmeter hat der immer etwas elend ausschauende Keeper der Holländer für diesen schönsten Tag seiner Karriere gebraucht, den er noch auf dem Spielfeld gemeinsam mit seinem, vor lauter Freude und Stolz wie ein Flummi mit orange gefärbten Haaren im kleinen Torwarttrikot herumspringenden Sohn feierte.“

Er ging zum Punkt, als müsse er sich dort einen Hotdog kaufen

Martin Hägele (NZZ 28.6.) sieht total abgebrühte Holländer: „Arjen Robben kannte die traurige Saga der holländischen Helden von klein auf, im Fernsehen hatte es schon unzählige Sendungen gegeben, wobei Sportpsychologen die nationale Crux auf unterschiedlichste Weise definierten: Der holländische Fussballstar an sich sei schon vom Typ her ungeeignet für eine solche Exekution. Für den plumpen Gewaltakt hatte König Johan früher schon seinen Adjutanten Neeskens geschickt. Johan Cruyff, der beste aller niederländischen Fussballspieler, sei sich zu fein gewesen für Elfmeter, und diese Einstellung habe sich auf die Nachfahren übertragen. Eine zweite Theorie besagt, es handle sich um eine Volkskrankheit, als Strafe für das überzogene Selbstbewusstsein der Oranje-Kicker. Arjen Robben schien das alles nicht zu interessieren. Der Linksaussen vom PSV Eindhoven ist gerade 20-jährig und seit er vor ein paar Wochen im FC Chelsea unterschrieben hat, einer der jüngsten Multimillionäre Hollands. Robben hat nicht gespürt, dass zwischen vier und fünf Millionen Landsleute am Fernsehen fieberten, schwitzten oder ihren Puls rasen und das Herz flimmern fühlten. Er ging zum Punkt, als müsse er sich dort einen Hotdog kaufen oder das falsch geparkte Auto wegfahren, irgendeine emotionslose Alltagshandlung. Robben schaute auch nicht nach dem schwedischen Torhüter Isaksson. Er legte sich den Ball hin, drei, vier Schritte Anlauf, dann lag er auch schon rechts unten im Netz. Wohl noch nie ist im Fussballreich Holland, wo Fussball entweder ästhetisch oder total gespielt werden muss, ein solch trockener Schuss in die Ecke so gefeiert worden wie Robbens Ball zum 5:4. „Wir haben den Fluch besiegt“, hat Edgar Davids hinterher gesagt. „Du darfst nichts denken dabei“, so Makaay, der von Dick Advocaat auch unter der Prämisse eingewechselt worden war, ein guter „Penalty-Taker“ zu sein. Der Goalgetter von Bayern München kennt keine bösen Geister oder kleinen schwarzen Männchen, die sein Hirn mit einem Horrorfilm oder Heldenvisionen traktieren, wenn er zum Strafstoss antreten soll.“

Christian Zaschke (SZ 28.6.) trifft Roy Makaay auf der Toilette: „Meistens kommt der Harndrang daher, dass man etwas getrunken hat und jetzt halt mal aufs Klo muss. Dass man also kerngesund ist, gerade das Viertelfinale der Europameisterschaft spielt, Verlängerung. Dann ist die Verlängerung vorbei, man stellt fest, dass man Roy Makaay heißt und für Holland spielt, dass gleich das Elfmeterschießen ansteht und man plötzlich dringend für kleine Torjäger muss. Furchtbar dringend. Makaay rannte also schneller als je ein Deutscher in diesem Turnier in den Kabinengang, suchte die Toilette auf und gab dem Harndrang nach. Derart erleichtert schoss er seinen Elfmeter wie immer flach links unten ins Tor. Von alldem könnte höflich geschwiegen werden, wenn es dafür nicht wie für alles eine Regel im Fußball gäbe. Möchte ein Spieler das Spielfeld vor dem Elfmeterschießen verlassen, muss er sich beim Schiedsrichter abmelden. Sonst wird das Vergehen mit einer Gelben Karte geahndet. Makaay hatte bereits Gelb gesehen; er wäre also bei konsequenter Regelauslegung vom Platz gestellt worden und hätte keinen Elfmeter schießen dürfen. Doch dafür, dass Makaay, die Tormaschine, in jenem Moment so menschlich war, so menschlich wie jeder von uns, erhält er den Titel dieser Rubrik, und wenn die Uefa noch Ärger machen sollte, erhält er auch ein tadellos gefälschtes Attest.“

Dick Advocaat freute sich wie ein preisgekrönter Tulpenzüchter

Matti Lieske (taz 28.6.) über Hollands Altherren-Auswahl: „Eins muss man Dick Advocaat lassen: Er hat Sinn für Traditionspflege. „Die erfahrenen Spieler haben bei mir Vorrang“, hatte er schon nach dem ersten, wenig versprechenden Match gegen Deutschland gesagt, und diesen Worten ließ er beim Viertelfinale gegen Schweden beherzt Taten folgen. Abgesehen von den drei Angreifern, begann der Coach der Niederlande mit der Mannschaft der EM 1996. Das ist, als hätte das deutsche Team in Portugal mit Helmer, Eilts, Heinrich, Kohler, Möller, Häßler und Sammer gespielt. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass die Holländer 1996 ein wenig jünger waren als ihre deutschen Kollegen und längst nicht diese Erfahrung hatten, die Advocaat schätzt. Auf der Bank blieben am Samstag weitgehend die Adepten der neuen Ajax- und Eindhoven-Generation, die Holland gegen Bertis Schotten zur EM schossen und gerade dabei sind, sich dem Vorbild der Seedorfs und Kluiverts folgend auf die europäischen Spitzenklubs zu verteilen. Die spielen dann wahrscheinlich bei der EM 2012. (…) Die Elfmeter übrigens ließ Advocaat zum großen Teil lieber nicht von den 96ern schießen – böses Karma, nachdem die Niederlande in der Vergangenheit ihre drei Strafstoßentscheidungen bei Europameisterschaften allesamt verloren hatten. „Die Elfmeter waren bisher nicht unsere Freunde“, sagte van Nistelrooy, der erste Schütze, „zum Glück haben wir das gedreht.“ Dick Advocaat freute sich wie ein preisgekrönter Tulpenzüchter darüber, dass er die Strafstöße extra nicht hatte trainieren lassen. „Die Schweden haben sie geübt“, feixte er, „man hat gesehen, was dabei herausgekommen ist.“ In der Tat: Kick it like Beckham, hatte sich Zlatan Ibrahimovic gedacht, und den Ball übers Tor gejagt, womit das schwedische Unglück seinen Lauf nahm. Am Ende schoss noch Olof Mellberg fehl, bei Holland versagte nur Phillip Cocu, einer von 96, versteht sich.“

Das Trauma von Oranje

Bildet sich bei den Holländern jetzt doch ein Mannschaftsgefühl, Stefan Hermanns (Tsp 28.6.)? „Es gibt in den Niederlanden sogar ein Buch, das sich mit dem leidigen Thema beschäftigt: Penalty! Das Trauma von Oranje. „Das haben wir alle gelesen“, sagte Kapitän Frank de Boer, und offensichtlich war die Lektüre die einzige Vorbereitung der Holländer auf den Ernstfall. Trainer Dick Advocaat wurde gefragt, wie viele Elfmeter er im Training habe schießen lassen. „Null“, antwortete er. Der Bondscoach ist der Ansicht, dass Elfmeterschießen ein Lotteriespiel ist und sich die Stresssituation im Training nicht simulieren lässt. (…) In der Versuchsanordnung Elfmeterschießen hat sich zum ersten Mal wirklich deutlich die neue Struktur einer Mannschaft gezeigt, die zu Beginn des Turniers verlacht und verhöhnt wurde und jetzt gegen Portugal im Halbfinale steht. Ihr Erfolg ist eine Kombination aus kühler Abgezocktheit, wie sie Ruud van Nistelrooy verkörpert, und jugendlicher Unbefangenheit. Hinzu kommt etwas, das man dieser Ansammlung exzentrischer Stars am wenigsten zugetraut hätte: ein immer stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl.“

Lieblingsonkel

Philipp Selldorf (SZ 28.6.) wischt sich den Schweiß von der Stirn: „Am Samstagmorgen zeigte das Thermometer in der Gegend rund um die Algarvestadt Faro 32 Grad. Am Samstagabend, als Holland gegen Schweden spielte, war es nicht kühler, die heiße Luft stand still und das Klima lastete schwer auf dem Spiel. Wenn es Unterbrechungen gab während der Partie, dann rannten die Spieler augenblicklich hinüber zu den Betreuerplätzen und ließen sich aus den Trinkflaschen versorgen, und das sah aus, als würden sich die Gnus und Giraffen in der Serengeti an den raren Wasserstellen versammeln. Es war kein angenehmes Klima zum Fußballspielen, und es war auch kein großes Fußballspiel, aber es war ein großer Moment in der holländischen Fußballgeschichte. (…) Niemand vermag in die Fußballerseelen zu schauen, erst recht nicht in die der eigensinnigen Holländer, aber es ist möglich, dass die Überwindung dieses Traumas die Oranjes über die Begegnung mit Portugal am Mittwoch auf den Gipfel des Turniers führt. Im Laufe des Wettbewerbs hat die Mannschaft zueinander gefunden, und sie hat sich dabei um ihren von den niederländischen Medien verhöhnten und für überflüssig erklärten Trainer Dick Advocaat geschart. Nach dem Match wurde Advocaat, der nicht nur als physische Erscheinung an Berti Vogts denken lässt, von den Spielern umarmt wie der Lieblingsonkel.“

Schweden hat eine andere Werteskala, Gerhard Fischer (SZ 28.6.): „Für Deutschland ist der Erfolg das Höchste und für Holland der schöne Schein. Aber für die Schweden ist wichtig, dass ihre Elf ihnen keine Schande bereitet, dass sie alles gibt, dass sie fair bleibt und ein guter Verlierer ist. All das hat die Nationalelf erfüllt, und deswegen haben die Zeitungen das Team gefeiert. „Nie hat eine schwedische Elf tapferer gekämpft“, schrieb das Sydsvenska Dagbladet. Und Dagens Nyheter meinte: „Danke trotzdem, Mellberg, danke für alles, was du und die Mannschaft uns gegeben habt.“ Olof Mellberg, der Kapitän, verschoss den zweiten Elfer.“

Frankreich-Griechenland 0:1

Sehr schön! Sehr schön! Sehr schön! Otto Rehhagel spricht, und die Welt hört zu – Thomas Klemm (FAZ 28.6.): „Vom Himmel auf die Erde braucht Otto Rehhagel nur zwei Minuten und drei Sätze. Und alles im Sitzen. Er spricht ins Mikrofon, noch ehe er gefragt wird, und seine Botschaft beginnt mit den Worten: „Diese Nachricht geht um die Welt. In New York, Rio de Janeiro und Tokio werden die Menschen aufhorchen.“ Zwei Minuten später wendet sich der Fünfundsechzigjährige nur noch an die Griechen: „Wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben.“ Auch das schafft wohl nur Otto Rehhagel: hochzuloben und zugleich Demut einzufordern, Sekt zu genießen und Selters zu predigen. Die doppelte Strategie von Selbstbewußtsein und Seriosität ist es, die den griechischen Fußball-Nationalspielern vor allem am ersten Gastarbeiter des Landes imponiert. (…) Nachdem Otto Rehhagel die Bemühungen seiner Mannschaft, die sich in der ersten Halbzeit mehr Torchancen erarbeitet hatte als der Titelverteidiger, mit gewohnt hektischen Gesten begleitet hatte, gab er sich nach dem Coup gelassen wie ein elder statesman. Schon der bisherige EM-Erfolg biete für Griechenland die große Chance, „etwas für den Nachwuchs zu tun“. Vorausgesetzt natürlich, die Südeuropäer fallen nicht zurück in den alten Fehler der zwecklosen Fußballkunst, sondern setzen die von ihrem Fußball-Missionar geforderten Tugenden weiter um.“

Ein überfordertes Ensemble

Wenn Verlierer sprechen, klingt das anders – Thomas Klemm (FAZ 28.6.): „Jacques Santini spricht mit spitzem Mund und so tonlos, daß man geneigt ist, seine Worte für harmlos zu halten. Doch bei der kleinsten Unaufmerksamkeit konnten den Zuhörern die größten Ungeheuerlichkeiten entgehen in der Abschiedsrede des französischen Nationaltrainers, die mitunter wie ein Abgesang auf die derzeitige Spielergeneration klang. Die kreativen Einfälle hätten ebenso gefehlt wie die letzten Pässe. „Unser Fußball war technisch auf niedrigem Niveau, wir hatten zuviel Respekt vor unseren Gegnern“, sagte Santini bei seinem letzten Auftritt vor seinem Wechsel zu Tottenham Hotspur, und er meinte damit nicht irgendeine Amateurelf, sondern ein Ensemble von Weltstars wie Zinedine Zidane, Thierry Henry oder Lilian Thuram. Die meisten Spieler, die 1998 Weltmeister wurden und zwei Jahre später auch den kontinentalen Titel holten, präsentierten sich in Portugal zum zweiten Male binnen zwei Jahren als überfordertes Ensemble. (…) Während die Nationalmannschaft für den Gegner nicht mehr so furchteinflößend wie noch vor Jahren ist, sieht Santini seinen Ruf als Trainer nicht angekratzt. Er freue sich auf das „Abenteuer Premier League“ sagte er und erklärte die Niederlage gegen Griechenland mit dem Schlußwort: „Es ist für jede Mannschaft eine Zusatzmotivation, uns als Titelverteidiger zu schlagen.“ Dieses Problem immerhin haben die Franzosen künftig nicht mehr.“

Er ist ein großer Fußballkenner

Wie macht Otto Rehhagel das nur? Ist der Erfolg nur auf seine Menschenführung zurückzuführen? Bisweilen kann man als Zeitungsleser den Eindruck bekommen. Ist er auch Experte und Stratege, Christoph Biermann (SZ 28.6.)? „Das System Rehhagel, das eines ewig Verkannten und Unterschätzten, hat internationalen Standard. Man konnte hinter den alten Sprachmodulen unschwer auch die Grundregel seiner alten Strategie wiedererkennen: Wir sind klein und deshalb können wir nur etwas erreichen, wenn wir fest zusammenhalten. Dazu trennt Rehhagel die Welt streng in ein Drinnen und ein Draußen. Drinnen sind die Spieler und ihr Trainer, der sie unerbittlich schützt, wenn sie ihm auf seinem Weg folgen. Draußen sind Medien, Funktionäre und sonstige Störenfriede, die nur darauf lauern, denen drinnen ihren Zusammenhalt und damit ihren Erfolg kaputt zu machen. So ging das Déjà-vu weiter, als sich die griechischen Spieler zu ihrem Erfolg äußerten. Keiner wollte auch nur andeutungsweise verraten, wie der Trainer sie auf die Begegnung mit Frankreich eingestellt hatte. „Das bleibt in unserer Gruppe“, sagte etwa Stylianos Giannakopoulos, und der Mittelfeldspieler von den Bolton Wanderers war nicht einmal zum Einsatz gekommen. Ob der flinke Theodoros Zagorakis, der Torschütze Angelos Charisteas oder Abwehrkoloss Traianos Dellas, sie alle klangen wie Wiedergänger von Wynton Rufer, Marco Bode oder Rune Bratseth. Insofern muss die Behauptung, dass diese griechische Mannschaft den Geist des deutschen Fußballs repräsentiert, weiter eingegrenzt werden: Griechenland ist Werder Bremen. Oder zumindest jenes Bremen zu Zeiten der Ottokratie. (…) Als Rehhagel das Podium verließ, wartete schon Rolf Töpperwien, noch so ein bremischer Schatten. Der ZDF-Reporter war schon der Herold des Trainers gewesen, als dieser noch über Werder herrschte. Legendär wurde sein Jubel, nachdem Werder 1992, übrigens in Lissabon, das Finale im Europapokal der Pokalsieger gewonnen hatte. Als die Ankunft der Sieger in Bremen vom Fernsehen übertragen wurde, sagte Töpperwien mit größtmöglichem Pathos: „Otto Rehhagel betritt deutschen Boden.“ Bei dieser EM sind beide wieder vereint, denn selbst in den Weiten des internationalen Fußballs hält der große Paranoiker Rehhagel seine Welt klein, weil er außerhalb davon sowieso nur Verschwörungen vermutet. Doch man würde Rehhagel Unrecht tun, seinen spektakulären Erfolg nur auf die ihm eigene Form der Mannschaftsführung reduzieren zu wollen. „Er ist ein großer Fußballkenner“, sagte Ioannis Topalidis, der Rehhagels in Eckermannscher Treue ergebener Assistenztrainer ist. Mit großem Geschick geben die Griechen den Underdog auch auf dem Platz und jegliche Verantwortung für ein gelungenes Fußballvergnügen an den Gegner ab, die schließlich stets Favoriten sind.“

Ausgebrannt, ausgelaugt, fehleranfällig und unfähig, den Rhythmus zu variieren

Für Felix Reidhaar (NZZ 28.6.) kommt Frankreichs Ausscheiden nicht überraschend: „Das Ausscheiden des Titelhalters am späten Freitagabend hatte weder neutrale Beobachter noch französische Delegationsmitglieder unvorbereitet getroffen. Die Equipe tricolore war rechtzeitig auf den europäischen Gipfel alle zwei Jahre völlig vom Kurs abgekommen. Was im ersten Match (gegen England) mit etwas Glück noch im letzten Moment zu kehren war und auch gegen die Schweizer zu einem „sauberen“ Resultat reichte, war spätestens gegen die hellenischen „Kolosse“ mit ihrem verblüffenden Raumgefühl, der defensiven Stabilität und der fast aufreizend anmutenden Ruhe und Zuversichtlichkeit viel zu wenig. Ausgebrannt, ausgelaugt, fehleranfällig und unfähig, den Rhythmus zu variieren bzw. taktische Routen zu ändern, mussten die Franzosen ins Unglück schlittern; sie schienen es beim Kofferpacken im Mannschaftshotel mit Fassung zu tragen. Dabei stellten sie mit der ängstlichen Taktik Jacques Santinis die Enttäuschung dieser farbigen Spiele dar, mehr als die Italiener, noch stärker als die Spanier und die Engländer, die sich immerhin aufgelehnt hatten gegen die vorzeitige Heimreise. Dass Santini kurz vor dem Turnier den Abgang zu Tottenham bekannt gab, war bestimmt nicht von Vorteil. Wer ihn ersetzen wird, ist im Hexagone jetzt die Streitfrage. Der einflussreiche Funktionär Michel Platini favorisiert Jean Tigana. Aber auch Zidane lässt offen, ob er bei der Regruppierung der Bleus mitmachen wird.“

Heureka, Matti Lieske (taz 28.6.)! „In den Gebäuden der Wall Street herrscht plötzlich atemlose Stille, die Japaner verschlucken sich an ihrer Nudelsuppe, und die Brasilianer lassen vor Schreck ihre Caipirinha kalt werden. Konsterniert sehen sich die Menschen überall auf der Erde an und wiederholen fassungslos immer nur den einen Satz: „Otto hat die Franzosen weggehauen!“ So zumindest stellt der Fußballtrainer Rehhagel sich das vor. „Diese Nachricht geht um die Welt“, raunte Rehhagel sybillinisch, „in New York, Rio de Janeiro, Tokio werden die Leute aufhorchen.“ Und natürlich Otto preisen, nicht nur der Vater aller Siege, sondern nun auch Begründer der ottomanischen Globalisierungstheorie. Danach versetzte er die internationale Presse mit seiner Standardfloskel, dass er niemals über seine Strategie rede, in große Heiterkeit – worüber soll ein Fußballtrainer sonst reden? – und ging schließlich dazu über, einmal mehr zu erläutern, wie er in Griechenland lauter Individualisten deutsche Disziplin und Spiez-verdächtigen Teamgeist beigebracht habe. „Früher hat jeder gemacht, was er wollte, jetzt macht jeder, was er kann.“ Jeder nach seinen Fähigkeiten, alle nach Ottos Bedürfnissen, sozusagen. Der Sieg sei das Resultat von drei Jahren Arbeit, in dieser Zeit habe sich eine Mannschaft entwickelt, die seine Strategie – über die er nicht redet – nun gegen Frankreich perfekt und mit Leidenschaft umgesetzt habe. Davon, dass muss man Otto Rehhagel uneingeschränkt bescheinigen, beißt die Maus kein Jota, kein Alpha, kein Beta und auch kein Omega ab. Die Griechen spielten sehr, sehr gut – konzentriert, kampfstark, lauffreudig und mit einer vorzüglichen Spielanlage.“

Im Grunde wurde in Lissabon nur die Chronik eines Todes zu Ende geschrieben

Ralf Itzel (FR 28.6.) fühlt keinen Puls mehr bei der Equipe Tricolore: „Kurz vor dem Ende fuhren im Stadion José Alvalade zwei Krankenwagen vor. Sie parkten in Sichtweite des französischen Tors, aber die Retter stiegen nicht mal aus. Der Patient war verloren, das war klar, es steckte längst kein Leben mehr in ihm. Im Grunde wurde in Lissabon ja nur die Chronik eines Todes zu Ende geschrieben, der sich seit zwei Wochen angekündigt hatte. Oder schon lange vorher. Michel Platini hatte es geahnt. „Ich hoffe, es stimmt, wenn die Spieler behaupten, dass sie auf dem aufsteigenden Ast sind“, sagte der große Sachverständige des französischen Fußballs vor dem Viertelfinale, „wenn nicht, steuern wir geradewegs einer Enttäuschung entgegen. Die Blauen sind nicht besser als bei der WM 2002, diesmal haben wir nur mehr Glück.“ (…) Nie konnte ein Europameister seinen Titel erfolgreich verteidigen; auf der Weltbühne schaffte seit gut 40 Jahren (Brasilien 1958 und 1962) keiner den Doppelschlag. Die Haltbarkeit einer Siegermannschaft liegt anscheinend bei maximal zwei Jahren. Für ein Double reichte es bei der DFB-Elf (EM 1972, WM 1974) und bei der französischen Mannschaft. Im Erfolg liegt wohl immer schon das Scheitern begründet. Franz Beckenbauer sagte einmal, dass man nach Titelgewinnen eigentlich die komplette Elf auswechseln sollte. Das geht natürlich nicht – die Helden sind erstmal unantastbar und fühlen sich oft auch auf dem Rasen so. Doch können sie dieselbe Begeisterung, denselben Hunger, dieselbe Leidensbereitschaft aufbringen, wenn sie die Gejagten sind ? Es gab am Freitagabend keine Tränen zu sehen. Niemand brach zusammen, nicht einer fühlte sich um die Chance seines Lebens gebracht. Der Tenor bei den Verlierern war: „Traurig, aber es gibt Schlimmeres.““

Der nächste Gegner: eine Wand aus Menschen in Blau

Barbara Klimke (BLZ 28.6.) beobachtete die Franzosen nach dem Abpfiff: „Ein paar zögerliche Schritte nach vorn wagten sich Zinedine Zidane, Thierry Henry und Robert Pires noch, dann blieben sie mutlos stehen. Sie hatten sich von den furchterregenden Griechen schlagen lassen müssen und standen noch immer benommen auf dem Rasen, da erblickten sie schon den nächsten Gegner: eine Wand aus Menschen in Blau. Noch ein, zwei kleine Schritte vom Mittelkreis weg in Richtung der Tribüne riskierten die französischen Spieler. Dann verharrten sie mit erhobenen Händen. Sie applaudieren zaghaft ihrem Publikum. Von Ferne sah es aus, als würden sie sich noch ein letztes Mal willenlos ergeben.“

Spiegel-Interview (28.6.) mit Aimé Jacquet, Frankreichs technischem Direktor

Das EM-Menü für schlappe 25 Euro mit Zidane-Steak und Henry-Dessert ist gestrichen

Die Franzosen haben den Sündenbock schon gefunden, Christian Tretbar (Tsp 28.6.): „Den Franzosen ist der Appetit vergangen. Das EM-Menü für schlappe 25 Euro mit dem Zidane-Steak und dem Henry-Dessert wurde von der Speisekarte eines kleinen Pariser Restaurants gestrichen – ersatzlos. Vor dem Hotel de Ville, wo sich die Franzosen versammelt hatten, um den Einzug ihrer Equipe ins Halbfinale zu bejubeln, kam es nach dem Scheitern ihrer Mannschaft gegen Griechenland zu Ausschreitungen, einige Enttäuschte wurden verhaftet. Und an alldem scheint ein Mann Schuld zu haben. Ein Mann, von dem vehement verlangt wird, die Verantwortung für das erneute Debakel auf sich zu nehmen. Dieser Mann heißt Jacques Santini und war bis Freitagabend Trainer der Equipe Tricolore. Rein statistisch war er kein schlechter: 28 Spiele, 22 Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen. Im Fußballgeschäft aber eine zu viel. Jetzt konzentriert sich beinahe alle Wut und Enttäuschung auf ihn. Er habe die Mannschaft taktisch falsch aufgestellt, zu lange an alten Spielern festgehalten und den jungen keine Chance gegeben, er habe die tatsächliche physische Verfassung seiner Spieler verschwiegen und so weiter. Sein größter Fehler sei aber gewesen, schon am 3. Juni im Trainingslager vor der EM seinen Wechsel nach Tottenham bekannt gegeben zu haben. Danach habe Santini keinen Biss und keinen Ehrgeiz mehr gehabt.“
Die französische Equipe wird zu sehr idealisiert

taz-Interview (28.6.) mit Bixente Lizarazu

taz: Herr Lizarazu, wie ist die Gefühlslage?
BL: Wir sind traurig, enttäuscht, frustriert, und ich mache mir Vorwürfe wegen meines Fehlers beim Gegentor. Wir hatten sicher die Mittel, etwas weiter zu kommen. Nach dem frühen Aus bei der WM wollten wir eigentlich zeigen, dass wir zurück sind.
taz: Schon in den Gruppenspielen aber konnte die Mannschaft nicht überzeugen …
BL: Man kann sich immer vorstellen, besser zu spielen. Aber die französische Equipe wird auch zu sehr idealisiert. Man stellt an uns immer den Anspruch, perfekt zu sein. Doch wir sind nicht alleine auf der Fußballwelt. Unser Spiel wird am meisten studiert. Die anderen finden Paraden, um unsere Qualitäten zu durchkreuzen. Wir versuchen, darauf mit neuen Lösungen zu antworten. Das hat eine Zeit lang geklappt, hier nicht mehr.
taz: Vom Niveau bei den Titelgewinnen 1998 und 2000 war die Mannschaft aber doch meilenweit entfernt.
BL: Auch damals gab es kritische Momente. Die wurden nur schnell vergessen, und es hieß: Oh, die französische Nationalelf ist einfach fabelhaft! Dabei ist es ist immer auch ein Lotteriespiel, auf diesem Niveau entscheiden oft Details. Auch gegen Griechenland hatten wir doch unsere Torchancen. Wir hätten auch gewinnen können.

Fast alle anderen Franzosen passten sich Zidanes Niveau an

Axel Kintzinger (FTD 28.6.) wäre fast eingeschlafen: „Frankreichs Coach Jaques Santini beginnt bald einen neuen Job. Er wird den englischen Erstligisten Tottenham Hotspur trainieren. Sollte er auch dort scheitern – wovon spätestens seit diesem Wochenende viele ausgehen – muss er sich dennoch keine Sorgen um seinen Lebensunterhalt machen. Denn auch in London gibt es genügend Menschen, die unter Schlafstörungen leiden. Und denen kann Santini helfen. Der Mann hat nämlich eine seltene Gabe: Er kann, nur mal zum Beispiel, hunderte aufgeregte Reporter binnen Minuten in den Tiefschlaf versetzen. Und die Reporter, die nach dem 0:1 Frankreichs gegen Griechenland vor ihm saßen, waren ziemlich aufgeregt. Vor allem die französischen. (…) Fast alle anderen Franzosen passten sich Zidanes Niveau an und bestätigten, was sich in den Spielen zuvor angedeutet hatte. Frankreich, das Fußball-Imperium der letzten Jahre, wurde zum Ancien Régime. Nur Bixente Lizarazu wehrte sich gegen das Unheil. Der bisherige Bayern-Profi, der die Marseillaise stets mit Furor und funkelnden Augen schmettert, hatte nach einer Stunde die Nase voll vom lahmen Kick seiner Kollegen.“

Zwölf Aufgaben

Wolfgang Hettfleisch (FR 28.6.) schreibt die griechische Mythologie um: „Dass die jüngsten Erfolge die griechischen Nationalspieler richtig reich gemacht haben, weiß inzwischen fast jeder. Drei Millionen Euro sollen bei jedem aufs Konto wandern, und wer weiß, was noch draufgeschlagen wird, falls der Höhenflug weitergeht. Berufsoptimisten zwischen Patras und Thessaloniki könnten demnächst ähnlich reich werden wie ihre vergötterten Halbfinalisten. Vorausgesetzt, das Team des Griechen erfolgs- und ehrenhalber Otto Rehhagel holt den Titel und sie haben bei einem mitteleuropäischen Buchmacher darauf ein paar Scheine eingezahlt. Wettquote vor dem Turnier: 80:1. Inzwischen ist sie auf 6:1 gefallen. (…) Die Schlagzeilen in Griechenland waren entsprechend. Die Athener Sportzeitung Fos sah „das Geschlecht der Griechen im Himmel des Ruhms“. Filathlos delirierte: „Reißt die Mauern für die griechischen Götter ein, die den Planeten verrückt gemacht haben.“ Ein Engel, hieß es da in Anspielung auf den Vornamen von Torschütze Angelos Charisteas weiter, „hat uns ins EM-Halbfinale geschickt“. Athlitiki Icho besang hymnisch „die Unfassbaren, Unsterblichen!“. Und Sportime fasste präzise zusammen: „Zidane zu Hause, Europa baff, Griechenland auf den Straßen.“ (…) Also müssen fürs Halbfinale, in das die Griechen wie gehabt als Außenseiter gehen, womöglich doch die alten Götter der Ägäis bemüht werden, die ja einst dafür berüchtigt waren, dass sie für jeden Schabernack zu haben sind. Die Mythologie stimmt aber nur bedingt optimistisch für die nächste Aufgabe von Rehhagels Helden-Ensemble. Eurystheus, der König von Mykene, hat dem Rivalen Herkules bekanntlich zwölf Aufgaben auferlegt. Acht Qualifikationsspiele, drei Gruppenspiele, ein Viertelfinale – macht: zwölf. Zuletzt wurde demnach der dreiköpfige Höllenhund Zerberus überwältigt: Frankreich. Was also bleibt zu tun?“

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