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Deutsche Elf

Zwei entspannte Herren

Oliver Fritsch | Dienstag, 16. November 2004 Kommentare deaktiviert für Zwei entspannte Herren

Von wegen Torwartkrieg – Ludger Schulze (SZ 16.11.): „Er sei, glaubt man einigen extrem aufgeregten Leuten, nur durch sofortige Niederlegung der Waffen und Marathonverhandlungen in Camp David zu beenden. Der Herbeiführung eines segensreichen Friedensschlusses gilt als erste und vornehmste Aufgabe des neuen BTT. Also hat sich Andreas Köpke vor dem Länderspiel gegen Kamerun mit den kriegsführenden Parteien an den Tisch gesetzt und zwei deutlich entspannte Herren vorgefunden, die nun durch gar nichts verrieten, dass sie sich im Kriegszustand befinden. „Es war kein Krisengipfel“, verriet Köpke, sondern eher ein Schnupperkurs.“

Unrecht anziehen kann Klose gut

Christof Kneer (FTD 16.11.) erinnert an Miroslav Kloses gute und schlechte Zeiten: “Er sieht sie immer noch kommen, diese Flanke, und er kann immer noch so bildlich von ihr erzählen, dass man dem Ball am liebsten selbst hinterher springen würde. Aber Miroslav Klose meint, man würde ihn nicht kriegen. „Im Fernsehen hat das vielleicht einfach ausgesehen, aber jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, wie schwer so was ist“, sagt er. „Da stehen zwei Riesen vor dir, nehmen dir die Sicht, und wenn du den Ball endlich siehst, kannst du nur noch versuchen, irgendwie ranzukommen.“ Er ist dann auch noch rangekommen, aber das hat die Sache nur schlimmer gemacht. Man hat in allen Wiederholungen sehen können, wie Klose quer durch die Luft fliegt und quer vorbeiköpft. Erschwerend kam hinzu, dass diese Flanke in der Nachspielzeit geflogen kam, im EM-Vorrundenspiel gegen Lettland (0:0), und so kam später die Theorie auf, dass Deutschland heimreisen musste, weil Klose nicht traf. Man hat Klose Unrecht getan damals, aber er hat es den Kritikern auch leicht gemacht. Unrecht anziehen kann Klose gut. Er kann einen Stammtisch zur Weißglut bringen, wenn er mit hängenden Schultern über den Rasen schleicht, und wenn Oliver Kahn per Handschuh seinen Naseninhalt ergründet, wehrt er sich nicht. Er strahlt dezente Demut aus, und das reicht, um sich in dieser Machobranche verdächtig zu machen. (…) Sein Problem war ja nicht der Lettland-Kopfball, sein Problem waren eher jene Kopfbälle, die er zwei Jahre zuvor in Asien verwandelte. An denen wird er bis heute gemessen. „Kein Zweifel, dieser Klose wird ein Weltstar“, schrieb die Gazzetta dello Sport. Wenn nicht alles täuscht, ist Klose jetzt, im Alter von 26 Jahren, dabei, in jene Zukunft zurückzukehren, von der man damals dachte, dass er sie hat.“

Stefan Hermanns (Tsp 16.11.) stellt Moritz Volz vor: „Kaum jemand in Deutschland kennt Volz, aber genauso zweifelt kaum jemand an der Richtigkeit seiner Nominierung. Nach Robert Huth und Thomas Hitzlsperger galt Volz ganz automatisch als „der Nächste“. Die Berufung ist zu einer Art self-fulfilling prophecy geworden: Moritz Volz wird Nationalspieler, weil alle erwarten, dass er Nationalspieler wird. Wenn Volz bei Borussia Mönchengladbach, dem 13. der Bundesliga, spielen würde und nicht beim FC Fulham, dem 13. der englischen Premier League, wäre er vermutlich nicht in den Kreis der Nationalelf berufen worden. Seine bisherige Karriere jedenfalls ist nicht unbedingt zielstrebig auf die Nationalmannschaft zugelaufen.“

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