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Deutsche Elf

Niederträchtig und hinterhältig

Oliver Fritsch | Montag, 10. April 2006 Kommentare deaktiviert für Niederträchtig und hinterhältig

Am deutschen Fußballstammtisch, für den stellvertretend die Altherrenrunde im DSF steht, stellt man sich immerzu die Frage: Was hat Jürgen Klinsmann falsch gemacht? Diese Querulanten, man könnte ja auch mal fragen: Was hat Jürgen Klinsmann richtig gemacht? Diese Offenheit im Kopf ist anscheinend zu viel verlangt, zumindest wenn es um ihren Titan geht. An zwei Punkten läßt sich die Schlichtheit der Argumente der Klinsmann-Gegner illustrieren:

1. Klinsmanns Wahl sei „abgekartet“, die Entscheidung für Lehmann stehe schon seit August 2004 fest. Begründet wird das, auch in der SZ, mit den vielen Maßnahmen Klinsmanns, Kahn zu degradieren: Absetzung als Kapitän, Torwartrotation, Absetzung Sepp Maiers als Torwarttrainer, nach Warnung, wohlgemerkt. Aber das sind doch alles Zeichen dafür, daß Klinsmann von Beginn an mit offenen Karten gespielt hat. Der Vorwurf wäre stichhaltiger, wenn er Kahn im sicheren Glauben gelassen hätte, die Nummer 1 zu sein. Vielmehr ist es ein weiterer Beleg für Kahns Hybris, daß er all die Signale überhört hat. Zudem wollen Lattekmatthäusbildzeitung ihren Vorwurf mit dem Grund untermauern, den Klinsmann als entscheidenden für Lehmann anführt: Daß Lehmann besser ins Spielsystem passe, hätte Klinsmann doch schon von Beginn an wissen müssen. Warum das denn? Eine solche Erkenntnis muß, zumal bei einem jungen Trainer, auch erst reifen.

2. Nun werfen sie Klinsmann wieder den falschen Zeitpunkt vor: Dieses Mal soll es zu früh gewesen sein, schließlich habe Klinsmann immer den Mai als Termin genannt. Daß er bereits jetzt handelt, wird als Kalkül gewertet, denn die Stimmung steht gut dafür. Selbst wenn das stimmen würde, wäre dies kein essenzieller Vorwurf, so viel Spürsinn würde man jedem anderen Trainer als Geschick auslegen. Doch was ärgerlich ist: Derselbe Lattek, der vor einer Woche gefordert hat, Klinsmann solle bitteschön auf den Wunsch der Bayern und der Liga hören und sich endlich festlegen, kritisiert ihn nun dafür. Wie soll man das anders nennen als niederträchtig und hinterhältig?

Klinsmann hat alles richtig gemacht, vielleicht hätte er sich nicht unbedingt einen Tag vor dem Bremen-Spiel festlegen müssen, zumal wir nun in keiner Zeitung von heute die Freude darüber lesen, daß wieder etwas Spannung in die Bundesligaspitze einkehrt. Der Meistertitel wird nicht schon vor Ostern vergeben, wie viele Zeitungen monatelang klagten. Das ist doch großartig! Wo bleibt die Revision Ihres Pessimismus, liebe Redakteure?

Stimmungsterror

Thomas Pany (Telepolis) imponiert der Mut Jürgen Klinsmanns: „Kalifornien-Jürgen hat sich zum kühnen Helden gemacht, weil er gewagt hat, was sich deutsche Führungspolitiker nicht trauen: Der Bildzeitung einen Handschuh hinwerfen – und gleich ein ganzes Paar, lässig. Klinsmann tun die längeren USA-Aufenthalte offensichtlich gut. Endlich werden ein paar Fenster in der deutschen Fußball-Bierschenke aufgemacht, und dem Stammtisch- und Funktionärsmief strömt frische Luft entgegen. Wie viele warten jetzt darauf, dass sich die Klinsi-Neuerungen als Desaster herausstellen? Ist die von der Bildzeitung geschürte Abneigung gegen Klinsmann stärker als der Wille zum Erfolg? Die deutsche Selbstgeißelung soll ja zu allerhand fähig sein, gerade auf Seiten derjenigen, die das Beste so unbedingt wollen. Oder wird nach einem weiteren Malheur in der Vorbereitung doch noch der Kaiser gerufen, natürlich von Bild? (…) Der anhebende Boulevard-Bocksgesang zur Weltmeisterschaft ist vor allem Stimmungsterror, dem sich kaum einer entziehen kann, der sich mit archaischer Gewalt einzelne Personen vornimmt. Dass Klinsmann mit amerikanisch aufgefrischtem Sportsgeist den Kampf gegen die verholzten Bastionen Fußballdeutschlands und dessen Staatszeitung aufnimmt, verheißt dann doch Hoffnung in einer Angelegenheit, die einen schon Wochen vor Beginn so zu zermürben schien wie Heimatabende mit Hansi Hinterseer.“

Unverfroren

Bei den Bayern und der Bild-Zeitung rechnet Jörg Kramer (Spiegel) immer mit allem: „Das Münchner Gepolter über vermeintlichen ‚Psychoterror‘ lässt für die WM kein gedeihliches Klima erwarten. Das Ultimatum aus München belegt die Unmöglichkeit, unter den immer mächtigeren Bayern heute Bundestrainer zu sein. Je deutlicher sie den nationalen Fußballbetrieb beherrschen und je erfolgloser die DFB-Elite durch die Fußballwelt geistert, desto unverfrorener kommentieren sie jede Handlung und jede Trainingseinheit der DFB-Leute, sobald ihre Clubinteressen berührt sind. Oliver Kahn zählt nun die fragwürdigen Freunde, die ihm einen Bärendienst erwiesen. Die Bild-Zeitung hatte dem Rivalen Lehmann im Endspurt eine Hinterhältigkeit anhängen wollen. Am Mittwoch veröffentlichte das Blatt Auszüge eines Lehmann-Interviews aus Brasilien. Demnach wisse Lehmann schon, dass sich Klinsmann entschieden habe. Überschrift: ‚Torwart-Chaos eskaliert‘. Tatsächlich war im fraglichen Interview mit dem Internet-Dienst ‚GloboEsporte‘ von einer getroffenen Entscheidung nur in einer Frage die Rede. Lehmann sagte dazu nichts. Auch die Hilfestellung des Teamgefährten Michael Ballack war für Kahn im Rückblick nichts wert. Die Äußerung des DFB-Kapitäns, Klinsmann kenne seine Meinung, war als Parteinahme gewertet worden – für Kahn. Schon damals raunte ein Ballack-Intimus aus dem Umfeld der Nationalmannschaft allerdings: Auf Kahns Seite stehe der nach England abwandernde Star nur offiziell – und nur, ’solange er im gleichen Verein spielt‘.“ Heinz-Wilhelm Bertram (BLZ) fügt an: „Die Heftigkeit der Reaktionen machte deutlich, dass die Demission für Uli Hoeneß die größte politische Niederlage ist, die er seit seinem Amtsantritt im Jahr 1979 hinnehmen musste. Hoeneß überzog den Verursacher von Kahns Degradierung mit Spott, den er gar nicht früh genug loswerden konnte. (…) Zwischen den Bayern und Klinsmann war das Verhältnis immer schwierig, besser: Eigentlich war es nie eines.“

Sachlichkeit

Höchst lesenswert! Armin Lehmann (TspaS/Seite 3) verweist auf die alte, gute Torwartschule Deutschlands und beklagt mit Blick auf Oliver Kahn die Entwurzelung der auf Sepp Herberger folgenden Torwart- und Torwarttrainergenerationen: „Sepp Maier redet nicht gern über die Schwächen von Oliver Kahn. Manche, die ein bisschen was verstehen vom Torwartspiel, sagen: Kahn sei kein guter Fußballer, er könne nur mit dem rechten Fuß spielen, er falle zu schnell nach hinten weg anstatt stehen zu bleiben, wenn ein Stürmer auf ihn zukommt und schießt. Als Kaka vom AC Mailand das 4:1 aus spitzem Winkel erzielte, über Kahns Hände hinweg, hieß es: unhaltbar. Aber man kann das auch anders sehen. Sepp Maier nimmt einen Stift und zeichnet die Situation nach, dort Kaka, hier Kahn, der Winkel ist sehr spitz, man kann das auf der Zeichnung gut sehen, wenn Kahn stehen bleibt, schießt Kaka ihn an, aber Kahn schmeißt sich nach hinten weg, der Winkel wird wieder größer und das Tor freier. ‚Ich rede immer, schmeiß dich vor den Stürmer oder bleib lange stehen!‘ Maier hebt die Schultern: ‚Man kann dem Olli nichts mehr beibringen.‘ Maier erzählt das nicht, um Kahn bloßzustellen, er will sagen: ‚Mit 36 kannst du dich nicht mehr ändern.‘ Das ist ein überraschender Satz, man hatte von Kahn immer anderes gehört. Kahn sagt über sich, ‚ich wollte immer lernen, lernen, lernen‘. Er hat mit seiner Besessenheit kokettiert, seinem mangelnden Talent, ‚es wäre mir zu langweilig gewesen, mehr Talent zu haben‘. Maier wird Recht haben, man kann Kahn nichts mehr beibringen. Jens Lehmann, so alt wie sein Rivale, hat eingestanden, dass er auch einmal aufgehört hatte zu lernen. Da war er schon in London, und sein Trainer hatte ihn auf die Ersatzbank gesetzt. Lehmann sagt: ‚Erst auf der Bank habe ich wieder über mein Spiel nachgedacht.‘ Er stellte fest, dass er nur noch auf der Linie klebte, kaum mitspielte, den Anforderungen eines offensiven Spiels nicht nachkam. Lehmann war damals schon über 30. In den 50er und 60er Jahren wurde man zum Lernen verpflichtet. Damals gab es keine Profis, gute Torhüter schon. Hans Tilkowski stammt aus dieser Zeit, er sitzt im Dortmunder Rathaus-Café und redet über seine Lieblingslehre beim Torwartspiel: Sachlichkeit. Und über den größten Förderer dieser Lehre: Sepp Herberger. Tilkowski hält Herberger für den ersten ‚Wissenschaftler des Torwarttrainings‘. Herbergers Wort war Gesetz. Herberger verlangte, der Torwart müsse der erste Aufbauspieler sein, er müsse technisch gut Fußball spielen können, obwohl es die Rückpassregel noch gar nicht gab. Tilkowski weiß, dass im heutigen Fußball der mitspielende Torwart als modern gilt, aber das Wort ‚modern‘ benutzt er als Schimpfwort. Was heute modern sein soll, sagt Tilkowski, ‚hat schon Herberger gepredigt‘. Heute könnten die Torhüter einfachste Dinge nicht mehr, Abschläge mit dem Fuß, die auch beim eigenen Mann landen, oder so fausten, dass der Ball direkt auf die Außenbahn gelangt und so den Gegenangriff einleitet. Herberger hat am Pendel trainieren lassen, penetrant schrieb er den Bewegungsablauf für das Fausten vor. Und er gab Hausarbeiten auf. Stundenlang musste der Torwart den Ball per Dropkick abschlagen, weil Herberger überzeugt war, dass der Ball durch die flachere Flugbahn für die Stürmer besser zu kontrollieren ist als ein Abschlag aus der Luft. Tilkowski war berühmt für seine genauen Abschläge, er verkneift sich nicht den Hinweis, dass Oliver Kahn den Ball immer sehr weit, aber auch sehr steil in die Luft dresche, ‚da kommt ja Schnee mit runter‘. (…) Bis heute hat der DFB, mächtigster Verband der Welt, keine systematische Torwartausbildung. Nur Autodidakten. Oliver Kahn hat seinen Beruf erlernt, als es noch keine Viererkette in Deutschland gab und er den Rückpass noch mit der Hand aufnehmen durfte. Damals spielten die Deutschen noch mit Libero und vernachlässigten die Talentförderung. Sie legten auch keinen Wert mehr darauf, dass der Torwart gut Fußball spielen kann, sie legten noch nicht einmal Wert darauf, dass Verteidiger gut Fußball spielen können. Lehmann ging ins Ausland und wurde besser. Kahn blieb und dachte, er sei eine Art Nummer 1 auf Lebenszeit.“

Verzicht

Kahn solle auf die WM verzichten, fordert Matti Lieske (BLZ): „Kahn als Ersatztorwart mit zur WM zu nehmen, das ist, als würde man Gerhard Schröder zum Kanzlerberater ernennen. Der Wert des Münchners für eine Mannschaft entfaltet sich auf dem Platz, nicht beim Training oder Small-Talk am Abendbrottisch. Nimmt man ihm seine Domäne, wird er zum Ballast. Hinzu kommt, dass Kahn dem Bundestrainer dessen große Worte und Entwürfe nie abgekauft hat. Dafür kennt er ihn zu gut aus alten Zeiten beim DFB-Team und beim FC Bayern. Meist hielt er sich zurück, doch manchmal, wenn er wieder ein paar Gegentore zu viel kassiert hatte, brach die Verachtung für Klinsmanns Propagierung des Hurra-Fußballs aus ihm heraus. Klinsmanns ambitioniertes ‚Projekt‘, ein verschworenes Team zu basteln, das Weltmeister werden kann, hängt jedoch maßgeblich von bedingungsloser Identifikation ab. Was er überhaupt nicht gebrauchen kann, ist ein Skeptiker in den eigenen Reihen.“ Peter Heß (FAZ) hegt den gleichen Wunsch: „Schon als unumstrittener Herrscher im Tor war Kahn nicht uneingeschränkt teamfähig. Seine Zurücksetzung hat damit zu tun. Vergleicht man alle Faktoren, ist der Münchner nur in zwei Punkten schwächer als Lehmann: im Zwischenmenschlichen und im Herauslaufen. Beides sind jedoch extrem wichtige Fähigkeiten bei einem Team mit fragiler Viererkette und zerbrechlichem Selbstbewußtsein. Mit einem schnellen WM-Verzicht würde Kahn dem deutschen Fußball am meisten dienen. Nur so herrschte Ruhe im Tor.“

Gestärkt durch Rückschläge

Richard Leipold (FAS) zählt die vielen Prägungen Jens Lehmanns: „Demütigungen haben bei Lehmanns Langstreckenlauf ins deutsche Tor eine größere Rolle gespielt als bei seinem oft überhöhten Rivalen Kahn, der beim FC Bayern nie in Frage stand und in der Nationalmannschaft nur zu warten brauchte, bis sein Vorgänger aus Altersgründen das Feld räumte. Wo er auch hinkam: Lehmann mußte sich immer erst durchsetzen; fast überall ist es ihm gelungen: in Schalke, in Dortmund, in London, nur in Mailand nicht, aber auch dort habe er viel gelernt über den Fußball und über das Leben, sagt er. Alles alte Geschichten, könnte man meinen. Aber in ihnen liegt vielleicht eine Wurzel der Selbstgewißheit Jens Lehmanns. Vielleicht hat Lehmann den fast zwei Jahre dauernden Kampf gegen Kahn auch deshalb gewonnen, weil er mehr Rückschläge verkraften mußte als sein Mitbewerber und vor allem, weil er gestärkt aus ihnen hervorgegangen ist, ohne die Hilfe des Boulevards und ohne die Hilfe der Bayern-Manager. (…) Klinsmann hat auch Reize gesetzt, die Lehmann zugute kamen. Obwohl der Münchner drei Turniere die unumstrittene Nummer 1 gewesen war, bekam Lehmann in den vergangenen 20 Monaten das Gefühl, eine Chance zu haben. Zum ersten Mal gab es auch nach außen sichtbare Zeichen dafür, daß die sogenannte T-Frage offen sei: Der Bundestrainer setzte Kahn als Kapitän ab, später entließ Klinsmann Sepp Maier, einen vehementen Befürworter des Bayern-Profis, und ersetzte ihn durch Andreas Köpke, den Vorgänger Kahns. So bekamen Lehmanns Hoffnungen ein Fundament, das aus Tatsachen bestand, nicht aus Lippenbekenntnissen.“

Noch ein Hinweis an alle Kollegen: Aus Texten, die Lehmanns Klubs „Arsenal London“ nennen, wird nicht zitiert. Der Klub heißt schlicht „Arsenal“ oder „Arsenal F.C.“.

Tsp: Interview mit Lehmann

Die Situation hat ein schnelles Handeln erfordert

Jürgen Klinsmann im Interview mit Lars Gartenschläger (WamS)
WamS: Die Boulevardpresse titelte gestern: Klinsi killt Kahn. Sind Sie ein Killer?
Klinsmann: Ich lasse mich durch solche Bezeichnungen nicht aus der Reserve locken und bleibe auf der sachlichen Ebene. Ich kann allen nur mit auf den Weg geben, die mir derlei Dinge unterstellen und annehmen, ich wolle jemanden fertigmachen, daß es einzig um eine sportliche Entscheidung ging. Sie streift insofern auch den menschlichen und persönlichen Bereich, weil es mir – und das können Sie mir glauben – wirklich nicht leichtgefallen ist, Oliver mitzuteilen, daß wir uns für Jens Lehmann entschieden haben. Oliver Kahn hat Großes für den deutschen Fußball geleistet und wird das sicher in Zukunft auch noch tun.
WamS: Warum haben Sie Ihren Entschluß ausgerechnet am Tag vor dem wichtigen Spiel der Bayern in Bremen bekanntgegeben?
Klinsmann: Sagen Sie mir einen Zeitpunkt, über den nicht einige diskutiert hätten! Es hätte keinen gegeben. Wir würden doch die gleiche Diskussion führen, wenn ich es in der kommenden Woche vor dem Pokalspiel der Bayern gemacht hätte oder vor dem nächsten Bundesligaspiel. Auch dann gäbe es Leute, die sagen würden: Wie kann er nur? Die Situation hatte ein schnelles Handeln erfordert. (…)
WamS: Einige Beobachter behaupten, Sie hätten seit Ihrer Amtsübernahme vorgehabt, Lehmann zur Nummer 1 zu machen.
Klinsmann: Wenn ich es wirklich gewollt hätte, hätte ich es doch damals tun können. Aber es war nicht der Fall. Als ich angetreten bin, war Kahn unangefochten die Nummer 1. Wir haben seine Rolle bestätigt und gleichzeitig etwas verändert, in dem wir den Konkurrenzkampf neu entfacht haben. Das war doch nur gerecht, denn auch auf allen anderen Positionen müssen sich die Spieler immer wieder aufs neue behaupten. (…) Wir waren im August 2005 noch der Meinung, daß Olli die Nase vorn hat. Aber in dieser Saison hat sich eine Entwicklung ergeben, die dieses Bild revidiert hat. Jens Lehmann hat bislang eine sehr gute Saison gespielt und hervorragende Leistungen in der Liga, dem FA-Cup und nicht zuletzt in der Champions League gezeigt. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir Jens einfach einen Tick vorn gesehen. Das hat auch nichts damit zu tun, daß Oliver Kahn vor kurzem einen Fehler gemacht hat.
WamS: Befürchten Sie, daß das Verhältnis zwischen den Verantwortlichen der Nationalmannschaft und denen der Bayern leiden könnte?
Klinsmann: Unmittelbar nachdem wir uns entschieden hatten, habe ich persönlich mit Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Felix Magath gesprochen. Selbst Franz Beckenbauer habe ich vor seinem Abflug nach New York noch erreicht. Natürlich sehen alle Beteiligten Oliver Kahn vorn. Aber sie haben mir klar zu verstehen gegeben, daß sie meinen Entschluß akzeptieren, denn ich trage die Verantwortung. Und was Uli Hoeneß betrifft, so ist er für mich einer der wichtigsten Ansprechpartner. Wir stehen ständig in Kontakt und tauschen uns über die Sache aus.
WamS: Den Einfluß der Bayern im deutschen Fußball darf man nicht unterschätzen. Fürchten Sie nicht noch einen Konter?
Klinsmann: Ich weiß um die Stellung der Bayern. Auch wenn es hier und da mal Meinungsverschiedenheiten gegeben hat, so haben sie mich dennoch immer unterstützt. Ich denke, sie werden auch weiterhin helfen. Letztlich müssen wir uns doch alle darüber im klaren sein, daß es am Ende nur um die Sache geht, nämlich die WM. Wir alle wollen, daß unsere Mannschaft ein sehr gutes Turnier spielt und die Menschen in unserem Land begeistert sind, so wie beim Confed-Cup. Da dient es der Sache in keiner Weise, wenn wir uns links und rechts unnötige Auseinandersetzungen erlauben.

Strategischer Fehler

Jan Christian Müller (FR) deutet die Rückendeckung Kahns durch seine Vorgesetzten nach der Niederlage in Bremen: „Das war zwar nett gemeint, machte aber auch den strategischen Fehler nicht mehr gut, der Felix Magath, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zuvor unterlaufen war. Indem sie zur Unzeit nach zwei Fehlern Kahns öffentlichen Druck auf Klinsmann ausübten, sich schnell zu entscheiden, spielten sie dem Bundestrainer perfekt in den Lauf. Freigeist Klinsmann zog die Entscheidung vor – und ließ die Bayern mit dem Schwarzen Peter in der Hand kochend vor Wut zurück. Er habe nur deshalb am Freitag entschieden, weil die Bayern es ja so gewollt hätten, ließ er kühl wissen. Insbesondere wies Klinsmann auf ein kurzes Gespräch mit Rummenigge bei einem Zufallstreffen hin. Es habe kaum länger als eine Minute gedauert, dort aber habe Rummenigge noch einmal dringend auf die seiner Meinung nach gebotene Eile hingewiesen: ‚Zieh das Thema durch, egal wann, heute, morgen!‘ Klinsmann beugte sich dankbar dem Druck.“

sueddeutsche.de: Nach den Vorwürfen von Uli Hoeneß schießt Jürgen Klinsmann zurück, der FC Bayern habe ihn zur schnellen Torwart-Entscheidung gedrängt

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