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Bundesliga

Schiedsrichter und Polizisten haben nunmal ihre Vorschriften

Oliver Fritsch | Dienstag, 10. April 2007 Kommentare deaktiviert für Schiedsrichter und Polizisten haben nunmal ihre Vorschriften

Pressestimmen zum 28. Spieltag: Spannung und Unvorhersehbarkeit im Titel- und Abstiegsrennen / Die Szene des Spieltags: Miroslav Klose wird von Schiedsrichter Weiner gebremst

Michael Kölmel (Berliner Zeitung) erneuert seine Bedenken gegen die Allmacht Dieter Hoeneß‘ in Berlin: „Von Tag zu Tag schwindet die Autorität von Falko Götz, manche nennen ihn eine Marionette von Hoeneß. Zugleich zerfällt die Mannschaft in Einzelteile. Und was macht der Hauptstadtverein? Er schaut auf Hoeneß, den Mann, der die Beute der fetten Jahre mit unsinnigen Verpflichtungen verpulverte und Hertha so zu Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 50 Millionen Euro führte. Jenen Mann, der stets Siegermentalität fordert, aber niemanden neben sich duldet. Wahre Helden wären notwendig, um Hoeneß die Stirn zu bieten, aber daran mangelt es. Der Klub ist ein Reich der Duckmäuser, die lieber die Gefahr des Abstiegs in Kauf nehmen, als es sich mit dem Allmächtigen zu verscherzen. Brav folgen alle von ganz allein. Und so lange das so ist, hat das Reich Hertha auch nichts Besseres verdient.“

Es gibt unüberschaubar viele Möglichkeiten

Bei dem Versuch, die Tabelle am Saisonende vorauszusagen und ein Zwischenfazit zu ziehen, will sich Roland Zorn (FAZ) nicht weit aus dem Fenster legen, findet aber immerhin einen kleinen Nenner: „Wer auch immer am Ende die Schale hoch halten darf oder den Gang in eine Klasse tiefer antreten muß – schon jetzt gilt aller Respekt den drei Aufsteigern, die sich jeder auf seine Weise bravourös durch die Saison schlagen. Energie Cottbus vor allem, mangels filigraner Spielkunst von manchem über die Schulter angesehen, hat sich in aller Bescheidenheit und mit dem zielsicheren Fährtenleser Petrik Sander an der Spitze bis auf Rang 8 der Tabelle vorgekämpft; der VfL Bochum machte es Osasuna nach und wirbelte die Leverkusener von deren Platz; Alemannia Aachen muß sich nach der Heimniederlage zwar aufs Neue Sorgen machen, kann aber für den Schlußspurt auf seine Kampfkraft und Widerstandsfähigkeit setzen.“

Auch Volker Kreisl (SZ) verzichtet angesichts der Spannung und der Unvorhersehbarkeit im Titel- und Abstiegskampf auf die üblichen Prognosen: „Sollte jemand nach dem Restprogramm der Abstiegsgefährdeten suchen, dann kann er gleich aufhören. Das liegt nicht daran, daß die Zeitung keinen Platz hätte für zwölf Mannschaften à sechs Gegner. Es ist eher so, daß das Vergnügen, über die Chancen, den Absturz oder den Durchmarsch irgendwelcher Vereine zu spekulieren, diesmal ausfällt. Es gibt unüberschaubar viele Möglichkeiten und viel zu viele Faktoren, sogar Gladbach könnte ja noch die Klasse halten – man bekäme Kopfweh vom Restprogramm.“

Recht und Ordnung

D i e Szene des Spieltags: Miroslav Klose, auf dem Weg zum Tor, wird von Schiedsrichter Weiners Schlußpfiff gebremst. Holger Gertz (SZ) kann nicht ausschließen, daß es sich um eine Schutzmaßnahme gehandelt haben könnte: „Klose legte am Ende seine Hände um den Kopf des Schiedsrichters, wie man es bei einem Kind macht, das eine Dummheit begangen hat. Regeltechnisch okay war das sicher nicht, aber Weiner ließ es noch mal durchgehen. Es ist alles eine Frage der Perspektive: Hat jetzt Weiner dem Stürmer durch seinen brutalen Pfiff tatsächlich das Tor geklaut? Oder hat Weiner durch seinen gnädigen Pfiff sogar Schlimmeres verhindert? Daß nämlich Klose mit dem Ball aufs leere Tor zurennt, aber dann nicht trifft, weil er a) ins Stolpern gerät, b) den Ball Frank-Mill-mäßig an den Pfosten tritt oder c) ein Maulwurf sich auf der Torlinie ans Tageslicht buddelt, von dessen Kopf der Ball ins Aus trudelt. Speziell die dritte Möglichkeit scheint, bei Kloses derzeitigem Verhältnis zum Glück, nicht ausgeschlossen.“ Oskar Beck (Welt) erkennt in diesem Pfiff den deutschen Amtsschimmel: „Klose ist sich vorgekommen wie ein Autofahrer, dem ein Polizist eröffnet, daß er das Tempolimit um nullkommafünf km/h überschritten hat – und bedauernd einen Strafzettel ausstellt. Weiner ist, wir ahnen es, im richtigen Leben Polizist. Und wie das mit Polizisten in Schiedsrichterkluft nun mal so ist: Sie haben ihre Vorschriften – und kennen weder Verwandte noch den kriselnden Klose, wenn es um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung geht.“

Gute Mischung aus Jung und Alt

Frank Heike (FAZ) nennt die Stärken der Stuttgarter: „Natürlich wissen die Stuttgarter spätestens seit dem 4:1 gegen Werder Bremen, daß sie an guten Tagen das derzeit spielstärkste Team der Liga sind und mit den großen dreien gut mithalten können. Das 4:2 beim HSV, das ohne Nachlässigkeiten zum Schluß ein 5:0 geworden wäre, unterstrich die Klasse dieses Teams mit seiner guten Mischung aus Jung und Alt. Es ist eine Mannschaft im modernen taktischen Gewand, in der das Umschalten von Abwehr auf Angriff so schnell gelingt, daß der HSV langsam wie eine Altherrentruppe wirkte.“ Über die Gefahren der Hamburger Mentalität schreibt er: „In Hamburg ist das so: Zwei Siege nacheinander genügen für große Erwartungen, obwohl doch gerade noch der Abstieg besiegelt schien. Huub Stevens wird sich daran gewöhnen müssen und wie alle Vorgänger den langen Kampf gegen die bekannte Selbstzufriedenheit beim HSV aufnehmen.“

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