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Bundesliga

Revier neu abstecken, dem Gegner entgegentreten, Rollen tauschen

Oliver Fritsch | Dienstag, 4. März 2008 Kommentare deaktiviert für Revier neu abstecken, dem Gegner entgegentreten, Rollen tauschen

Richard Leipold (FAZ) schildert einen neunzigminütigen Identitätenwechsel in Bochum und Leverkusen: „Ob in der Tabelle oder auf dem Rasen – das Mittelfeld ist derzeit die Komfortzone des VfL. Beim 2:0 über Bayer Leverkusen entschieden die Westfalen das Spiel in jenem Mannschaftsteil für sich, aus dem sonst das Leverkusener Fußballwerk seine Brillanz bezieht. Es war ein Vergleich zwischen Künstlern und Arbeitern, vordergründig ein Kräftemessen zwischen Angriffslust und Widerstandskraft. Das offensive Leverkusener Trio Barbarez, Barnetta und Schneider gegen den defensiven Dreierbund Zdebel, Imhof und Dabrowski – bei dieser Besetzung schienen die Rollen und die Richtung klar vorgegeben. Die Bochumer aber hielten sich von Beginn an nicht an das Klischee. Sie steckten ihr neues Revier ab, indem sie ihren technisch versierteren Gegenspielern aggressiv und taktisch wohlgeordnet entgegentraten – bis die Leverkusener verinnerlicht hatten, dass sie in der gegnerischen Hälfte nicht viel würden ausrichten können.“

Strenge, Disziplin, Ordnung

Johannes Scharnbeck (Stuttgarter Zeitung) empfiehlt den Hamburgern, die Demut ihres Trainers zu übernehmen: „Die Mahnung Huub Stevens’ ist eindeutig: Nehmt den Erfolg nicht als eine Selbstverständlichkeit, erdrückt uns nicht mit zu hohen Erwartungen! Denn fast die gleiche Mannschaft, die im Hamburger Dauerregen Eintracht Frankfurt durcheinander wirbelte, präsentierte sich zu Stevens’ Amtsantritt im Februar 2007 noch als eine überforderte Zweckgemeinschaft, die auf dem besten Weg war, den HSV zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die Zweitklassigkeit zu verfrachten. Dem Trainer gelang es schließlich mit Strenge, Disziplin und einer klaren taktischen Ordnung aus dem Abstiegskandidaten einen Anwärter auf die Champions League zu formen. Der souveräne 4:1-Sieg gegen ein Frankfurter Team, das sich erst spät geschlagen gab, zeigte vor allem, wie gefestigt die HSV-Elf mittlerweile ist.“

Profund, geräuschlos, erfahren

Stefan Osterhaus (Neue Zürcher Zeitung) befasst sich in der Dienstagsausgabe nochmals mit den neuen Bundesligahelden, den Karlsruhern: „Der Aufschwung wird vor allem einem Mann zugeschrieben: Edmund Becker, dem Coach. Er ist alles, bloß kein Visionär, der den Fußball von Grund auf neu erfinden will. Und doch ist er eine Ausnahmeerscheinung. Sein Auftreten ist bemerkenswert sachlich. Er redet wie ein profunder Fußballtrainer und nicht wie einer, der es darauf anlegt, für besonders schlau gehalten zu werden. Maßgeblich mag aber auch der Umstand sein, dass Becker ein Gespann mit dem Manager Rolf Dohmen bildet, dessen Zusammenarbeit absolut geräuschlos funktioniert.“ Die Frage, wohin, die Zukunft des KSC führe, beantwortet Osterhaus mit einem Blick in die Vergangenheit, den Abstieg bis in die Dritte Liga: „Der Verbleib der Leistungsträger könnte darüber entscheiden, ob der Karlsruher Aufschwung feste Formen annimmt oder ob er sich abermals als eine jener Geschichten entpuppt, die zu schön sind, um dauerhaft wahr zu bleiben. Der Absturz komme bestimmt, prophezeien bereits Skeptiker – und verweisen auf den Niedergang des SC Freiburg, der ähnlich schwungvoll das Establishment aufgemischt hatte. Der KSC weiß aber einen Erfahrungsschatz auf seiner Seite: Schon einmal hat er erleben müssen, wie sich ein schmerzhafter Aufprall anfühlt.“

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