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Bundesliga

Wie ein Fluch über Hannover

Frank Baade | Freitag, 21. August 2009 2 Kommentare

Hannover träumt noch immer von großen Namen, fraglich, ob Interimstrainer Bergmann bleibt, Stuttgart will weiter einkaufen, Kuranyi und die beiden Trainer Rangnick und Magath

In der Welt sieht Bert Klebe keine längerfristige Chance für Interimstrainer Andreas Bergmann: „Dass er bald durch einen Mann mit bekannterem Namen abgelöst wird, ist in Hannover so sicher wie die stete Unzufriedenheit der Fans. Es gibt in der niedersächsischen Landeshauptstadt einen Heißhunger auf großen Fußball und große Namen.“ Anflüge von Megalomanie werden in Hannover ausgemacht: „Schmadtke ist nicht entgangen, dass es bei Sponsoren, Zuschauern und Medien eine erstaunliche hohe Erwartungshaltung gibt, die eigentlich nicht im Einklang mit der Größe der Stadt und vor allem den finanziellen Möglichkeiten steht. Dass es erst ein paar Jahre her ist, als Präsident Kind sogar von der Champions League als Fernziel gesprochen hat, liegt wie ein Fluch über dem Fußball-Standort Hannover.“

Leere Kassen als Bergmanns Chance

Dem widerspricht Achim Lierchert in der FAZ. Zumindest hoffen dürfe Bergmann darauf, Cheftrainer zu bleiben. Denn bei Hannover 96 seien die Kassen leer. Sinnvoll sei es ohnehin, für die nächsten beiden Spiele auf die interne Lösung zu bauen, daran schließt sich eine zweiwöchige Länderspielpause an. Auch vom Erfolg in diesen beiden Partien werde es abhängen, ob Bergmann weitermachen könne. Was Hecking angeht, soll es sich tatsächlich um einen freiwilligen Rücktritt handeln: „Mutmaßungen, Hecking sei intern zu seinem Rückritt als eleganteste Variante eines Abgangs gedrängt worden, weisen alle Seiten zurück. Dennoch war es offenbar das fehlende bedingungslose Vertrauen der Führungsspitze um Kind und Schmadtke, das Hecking bei seiner Entscheidung beeinflusste.“

Christian Otto legt nach der gestrigen leisen Kritik an Präsident Kind heute in der Financial Times Deutschland deutlicher nach: „Es geht in Hannover auch um die Frage, ob Kind der richtige Mann an der richtigen Stelle ist. Sie wird zwar nie laut gestellt, weil er den Verein vor dem Ruin bewahrt und mit dem nötigen Kleingeld versehen hat. Er macht aber selbst kein Geheimnis daraus, dass er aus der Bilanz eines Unternehmens mehr herauslesen kann als aus einem Bundesligaspiel. Innerhalb von zwölf Jahren immerhin neun Trainer und sieben Manager begrüßt und wieder verabschiedet zu haben, gilt als Leistung, die sich in der Branche herumspricht.“

Inbegriff der Polyvalenz

Die Absage von Hertha an das Interesse des VfB Stuttgart ging schnell, berichtet Michael Jahn in der Berliner Zeitung: „Das Gespräch zwischen Heldt und Preetz soll nicht einmal eine Minute gedauert haben, die kategorische Absage von Herthas Manager beendete die Unterredung schnell. Auch Herthas Präsident Werner Gegenbauer positionierte sich klar. Er sagte dieser Zeitung: ‚Auf die Stuttgarter Anfrage gibt es nur eine ganz kurze Antwort: Nein!‘ Herthas Trainer Lucien Favre, für den Kacar so etwas wie der Inbegriff des polyvalenten, also vielseitigen Spielers ist, war erfreut, dass seine Klubchefs dem VfB eine Abfuhr erteilten. Als Antreiber und Vollstrecker ist Kacar derzeit im Spiel der Berliner nicht zu ersetzen.“

Für die Stuttgarter Zeitung verfolgt Heiko Hinrichsen die der Absage der Hertha folgenden Bemühungen: „Der VfB konzentriert sich bei seiner Suche nach einem weiteren Neuzugang zunächst auf die Position im defensiven Mittelfeld. Zwar gibt es im Kader des VfB mit Sami Khedira, Thomas Hitzlsperger, Elson und Sebastian Rudy auch nach dem Ausfall von Martin Lanig (Kreuzbandriss) noch vier Spieler, die den zweifach vorhandenen Sechser-Part im Mittelfeld spielen können, doch liegen die Qualitäten der beiden letztgenannten nach dem Geschmack des Teamchefs Markus Babbel eher im Offensivspiel. Mit der Suche nach dem defensiven Mittelfeldmann allein soll die Saisonplanung jedoch nicht beendet sein. Ein bisschen Geld dürfte in der VfB-Kasse noch zu finden sein. Denn da sind die Gomez-Millionen, und da ist die große Chance auf die Champions League, in der Werder Bremen im Vorjahr allein 22 Millionen Euro verdiente.“

Eingemottetes Angriffsspiel wiederentdeckt

Andreas Morbach beschreibt in der Stuttgarter Zeitung Kevin Kuranyi sowie die beiden Trainer Hoffenheims und Schalkes: „Den Hang zur Bequemlichkeit und raschen Selbstzufriedenheit will Schalkes Trainer Magath Kuranyi austreiben. Der Stürmer verweist seinerseits fast entschuldigend auf seine tiefsitzenden brasilianischen Wurzeln und sagt über sein Verhältnis zu dem entschlossenen Charakterkneter Magath, dass er durchaus manches Mal Aggressionen gegen Magath hege, schließlich aber Verständnis für dessen Wirken habe. Er sehe in Magath seinen Förderer.“ Kuranyi trifft nun in Hoffenheim auf seinen alten Schalker Trainer Rangnick, den er auch schon in der A-Jugend des VfB Stuttgart kennenlernte. „Vor vier Jahren, als Kuranyi vom VfB Stuttgart nach Gelsenkirchen kam, hatte Rangnick auf Schalke bereits ein knappes Dienstjahr hinter sich. Mit teilweise wunderbarem Offensivfußball, der bis zum gewaltigen Einbruch im Frühjahr 2005 sogar dazu taugte, den späteren Meister FC Bayern München mächtig zu ärgern.“ Nach Rangnicks Abgang auf Schalke geriet Kuranyi selbst ins Tal: „Er absolvierte mehrere Spielzeiten als Auspfeifkandidat Nummer eins des Schalker Publikums. Nun will der gestrenge Herr Magath den Buhmann, der vor zehn Monaten arg überhastet aus und vor dem Nationalteam floh, zum stürmenden Supermann machen. Ebenso wie den Peruaner Jefferson Farfan, der neben Kuranyi fürs Erste für die neu entdeckte Angriffslust des FC Schalke steht. Die war seit der Rangnick-Ära dreieinhalb Jahre lang eingemottet gewesen. Nun treffen Magath und Rangnick, die so unterschiedlichen Freunde des Offensivfußballs, im Kraichgau aufeinander.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Wie ein Fluch über Hannover”

  1. Nisang Van Kuchen
    Mittwoch, 26. August 2009 um 15:47

    Bergmann ist doch ein total bekannter Name:

    wer kennt Ingmar Bergmann nicht?

  2. Nisang Van Kuchen
    Mittwoch, 26. August 2009 um 16:51

    Daß Hecking schließlich ging, wundert mich nicht, die Art, wie er Tarnat (nicht) verabschiedet hat, hatte einfach keinen Stil!

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