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Bundesliga

Fan-Aufstand auf St. Pauli und die ungewisse Zukunft von Mirko Slomka und Matthias Sammer

Kai Butterweck | Dienstag, 18. Januar 2011 5 Kommentare

Während sich beim Kiezklub an der Alster die Anhängerschaft spaltet, stehen in Hannover und beim HSV größere Personaldebatten ins Haus

Marco Carini (taz) beschäftigt sich mit den `Back to the Roots-Gelüsten` von immer mehr Anhängern auf St. Pauli: „Eine LED-Leuchtschrift, die während des letzten Heimspiels ständig SMS-Botschaften verbreitete, ist ihnen genauso ein Dorn im Auge wie eine Stripshow, die während der Spiele in einem der Stadionlogen dargebracht wird. Weil blitzende Busen und böse Banken die Herrschaft am Millerntor übernommen hätten, riefen die Sozialromantiker zum Internetprotest auf und haben bereits 4.000 Unterstützer für ihre Forderungen gefunden. Am Millerntor, wo sonst ein eher braun-weißes Fahnenmeer die Kulisse stellt, gab es gegen den SC Freiburg nur – hundertfach geflaggt – schwarzen Jolly auf rotem Grund. Garniert mit ein paar kommerzkritischen Spruchbändern, adressiert etwa an Susis Showbar, den Mieter der Loge, wo die entblößten Bälle tanzten. Ein Protest nach Art des Hauses, der den Nerv sehr vieler Fans genau trifft.“

Julien Wolff (Welt Online) prophezeit den Vereinen einen Fan-Aufstand: „Die Verantwortlichen auf St. Pauli haben die Brisanz erkannt. Das Präsidium diskutiert mit Vertretern der Fanszene über mögliche Lösungen. Fans in ganz Deutschland beobachten die Entwicklung in Hamburg mit großem Interesse. Sollte St. Pauli Forderungen des Publikums erfüllen, könnten sich Anhänger anderer Klubs ihr Engagement zum Vorbild nehmen.“

Herausforderung für Martin Kind

Jörg Marwedel (SZ) schlägt Hannovers Klubchef einen Mittelweg vor: „Martin Kind muss sich nun also an der Kunst versuchen, Schmadtke nicht zu verprellen und trotzdem dessen internen Widersacher Slomka zu binden. Der Kompromiss könnte ein neuer Trainervertrag mit einer Laufzeit bis 2013 sein. Der sehr klare Schmadtke hatte ja gewarnt, man dürfe in der aktuellen Euphorie keine wahnwitzigen Verträge abschließen, weil die Fallhöhe um so größer sei – auch für den Klub, der dann eine hohe Abfindung zahlen müsste.“

Christian Otto (Welt Online) warnt Slomka vor zu hohen Einsätzen: „Slomkas Vertrag läuft im Sommer aus. Und der Held eines Momentes, ziert sich bei der Frage, ob er sich langfristig an den Klub bindet. Was Slomka gemeinsam mit Harun Arslan vollführt, der auch Bundestrainer Joachim Löw berät, ist ein Poker auf hohem Ross. So unbequem Slomka sich als Trainer gibt, so sperrig wirkt auch sein Vorgehen bei den Vertragsverhandlungen in eigener Sache. Eine mangelhafte Wertschätzung für seine Arbeit, so hat er es selbstbewusst vorgetragen, habe er verspürt. In dieser Woche sollen die Gespräche über seine Zukunft fortgesetzt werden. Der Tonfall, mit dem Slomka Dinge wie diese preisgibt, liegt zwischen genüsslich und zufrieden.“

Reinhardt wird das nicht gefallen

Mike Glindmeier (Spiegel Online) befürchtet ein jähes Ende der Arbeit von Bastian Reinhardt: „HSV-Chef Hoffmann ist  jetzt sogar bereit, mit Sammer einen starken Mann neben sich zu dulden. Reinhardt wird das gar nicht gefallen. Ihm droht eine ähnliche Situation, wie sie Matthias Sammer beim DFB erlebt hat. Solidarität oder gar Mitleid darf der 35-Jährige allerdings nicht erwarten. Sammer gilt als extrem ehrgeizig und wenig diplomatisch. Sollte er beim HSV übernehmen, könnte Reinhardts Karriere als Sportchef ganz schnell vorbei sein. Vieles spricht für eine Verpflichtung Sammers. Das weiß auch Reinhardt.“

Philipp Selldorf (SZ) kürt Sammer zum neuen Sportchef beim HSV: „Für die Leute beim HSV ist es schon mal ein gutes Zeichen, dass Sammer und Veh miteinander lachen können. Das sollte ihre Zusammenarbeit erleichtern, denn die Hinweise darauf, dass die beiden Männer in absehbarer Zeit gemeinsame Ziele vertreten – Sammer als Sportdirektor des HSV, Veh als Trainer – mehren sich.“

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Kommentare

5 Kommentare zu “Fan-Aufstand auf St. Pauli und die ungewisse Zukunft von Mirko Slomka und Matthias Sammer”

  1. lateral
    Dienstag, 18. Januar 2011 um 18:30

    Nennt mich einen Puristen oder schimpft mich sonstwas: Aber sollte ein Boulevardblatt im „Fußballfeuilleton“ einen direkten Freistoß verwandeln dürfen? Wurde der Express bei der neulichen idf-Klausurtagung offiziell in den Olymp erhoben? O tempora, o mores…

  2. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 19. Januar 2011 um 09:37

    Das war mein Vorschlag.

  3. tafelrunde
    Mittwoch, 19. Januar 2011 um 22:17

    @lateral: Das ist wohl (hoffentlich) dem Grundsatz geschuldet: Inhalt vor Ideologie. Und es passt zur Auswahl des idf. Launisch, oft skurril, manchmal schräg, oder einfach nur anders.

    Warum nicht?

    Noch was. Die Debatte, am trefflichsten bei der taz, um die sog. Sozialromantiker ist und bleibt uferlos. Gerade wenn man sich dort die Leserkommentare zu Gemüte führt.

    Irgendwie haben ja beide Seiten Sympathien verdient. Denn was wäre der Fußball ohne Träumerei und Schwelgerei in alte Zeiten? Aber kann sich der Fußball dieses eigentlich noch leisten?

    Schwierig, schwierig, da die Balance zu finden.

  4. Casino Online Poker News » Blog Archive » Im Wechsel-Poker legt Sammer die Karten noch nicht auf den Tisch - Frankfurter Neue Presse
    Donnerstag, 20. Januar 2011 um 11:52

    […] ONLINESammer: Sagt der HSV heute JA?BILDWann wird es endlich richtig Sammer?Hamburger Morgenpostindirekter-freistoss.de -Fussball.deAlle 825 […]

  5. schubbiaschwilli
    Donnerstag, 20. Januar 2011 um 14:21

    Gude!

    Nur ein Gedanke zur wunderschönen Sozialromantik:
    Es mag ja sein, dass früher die Vereine nicht so professionell geführt wurden (was sich aber auch erst in den letzten Jahren gewandelt hat, man bedenke, wie viele verdiente Ex-Profis da gestümpert haben – Wer mal in der Halbzeitpause beim FSV Frankfurt versucht hat, ein Bier und ‘ne Wurst zu kaufen weiß was ich meine), und selbstverständlich haben die Profis (bzw. deren Berater) mitgezogen, aber: Glaubt denn wirklich jemand, dass alle Profis früher nur für 2 Bier und ‘ne warme Suppe nach dem Spiel gekickt haben? War bspw. ein Netzer (ohne ihn jetzt damit in Misskredit bringen zu wollen) nicht auch ein recht fähiger Geschäftsmann? Und wer hat nicht versucht, mit seinem (guten(!)) Namen Geld zu machen – Seeler mit After Shave, Beckenbauer mit Tütensuppen, und Braunschweig wollte sicher nur aus versehen sein Wappen ändern.
    Was hat sich den geändert? OK, heutzutage bekommt man wirklich den letzten Schxxx mit dem Wappen seines Vereins, und zu Saisonbeginn steht im letzten Supermarkt ein Regal mit dem Krams vom FCB, aber sonst? Das Produkt Bundesliga wird ausgeschlachtet, äh, vermarktet soweit es geht, und die Sportschau hat schon fast Ran-Format, was die Werbung und unsinnige Berichterstattung über die Spielerfrauen angeht (Negativbeispiel: Wolfsburg-Mainz, es ging nur um die Familie von Diego bzw. dass er eine Loge für diese gemietet hat – Wie ging eigentlich das Spiel aus?) – aber da können die Vereine wahrscheinlich am wenigsten für – aber man sieht die Spiele, und wenn man will noch unsinnige Kommentare Montags auf DSF.
    Übrigens: Die letzten Spiele, die ich gesehen habe, und wo es fast nur um Fussball ging, und ich am wenigsten Werbung gesehen habe, waren Mexiko-Portugal und Frankreich-Togo bei der WM 2006 – Man kann von der Fifa halten, was man will, aber an der Stelle muss ich sagen: Es ging nur um Fussball.
    So, und dann die Gretchenfrage: Was will der Sozialromatiker? Unüberdachte Stehplätze im Winter? Klos wie am Bornheimer Hang? Den selbstgestrickten Schal von der Oma? Eine Sportschau mit 2, 3 Spielen? Und nicht vergessen: Früher haben die Spieler auch schon Geld verdient, und relativ gesehen sicher auch mehr als der Durchschnittsverdiener.
    In diesem Sinne: 11 Freunde müsst ihr sein, um Spiele zu gewinnen!

    Gruß Schubbiaschwilli

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