indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Dortmund landet auf dem Boden der Realität

Matthias Nedoklan | Montag, 15. August 2011 12 Kommentare

Das Bayern-Dusel ist zurück, Dortmund kann doch noch verlieren. Für den Skandal des Spieltags sorgt jedoch die Stadion-Regie in Hoffenheim.

Roland Zorn (FAZ) begrüßt einen alten Bekannten: „Wer immer sich Sorgen um den FC Bayern München gemacht haben sollte, kann seit Samstag wieder etwas ruhiger sein. Der deutsche Fußballrekordmeister gewann, manche mögen sagen mit dem bekannten Bayern-Dusel, sein schweres Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg.“

Maik Rosner (Sueddeutsche.de) fürchtet um die Bayern: „Und wäre das Kopfballtor von Helmes nicht wegen einer angeblichen Abseitsstellung zu Unrecht aberkannt worden, wie auch Schiedsrichter Knut Kircher nach dem Videostudium ohne Umschweife einräumte, hätten sich drei Tage vor dem ersten der beiden Playoff-Spiele um den Einzug in die Gruppenphase der Champions League gegen den FC Zürich wohl so viele Diskussionsherde in München entzündet, dass alle Feuerwehrmänner der Welt machtlos gewesen wären.“

Sven Goldmann (Tagesspiegel) sieht den Rekordmeister vor gewaltigen Problemen: „Es hätte also böse ausgehen können für die Bayern, aber der späte und glückliche Sieg dürfte die Sorgen von Trainer Jupp Heynckes kaum relativieren. Seine Bestandaufnahme nach drei Punkten und einem Tor in 180 Bundesligaminuten fällt bescheiden aus.“

Druck auf Solbakken wächst

Richard Leipold (Tagesspiegel) blickt auf das Liga-Sorgenkind: „Für die Kölner bleibt auf Schalke alles beim Alten; sie haben dort seit achtzehn Jahren kein Bundesligaspiel gewonnen. Dennoch dürfte es für den neuen FC-Trainer Stale Solbakken jetzt noch ungemütlicher werden als ohnehin schon nach dem verpatzten Start gegen Wolfsburg. Seine Mannschaft scheint die neue Spielidee nicht zu verstehen und schon gar nicht in die Tat umsetzen zu können.“

Oliver Trust (Tagesspiegel) begrüßt den BVB zurück auf dem Boden der Tatsachen: „Was Jürgen Klopp mit seinen spöttelnden Bemerkungen am liebsten verhindert hätte, wurde schnell klar. Es ging nach der 0:1-Niederlage bei 1899 Hoffenheim um die Frage, wie Borussia Dortmund die Drei- oder Vierfach-Belastung durch Ligaspiele, Champions League, Pokal und Länderspiele in der Saison nach dem Titelgewinn verkraften würde.“

Zuviel Aufmerksamkeit für Götze

Tobias Schächter (taz) relativiert: „Mario Götze zum Beispiel war vor einem Jahr noch ein ziemlich unbekannter junger Mann. Heute vergleicht ihn Franz Beckenbauer mit Lionel Messi. Götze spielte vergangenen Mittwoch zum ersten Mal von Anfang an in der Startelf der deutschen Nationalmannschaft. Gegen Brasilien! Das tat er so gut, dass sich am Samstag beim Bundesligaspiel gegen 1899 Hoffenheim alle Kameras auf diesen erst 19 Jahre alten Fußballer konzentrierten.“

Peter Penders (FAZ) schreibt: „Dass Dortmund viel läuft, weiß man nicht erst seit dieser Saison, in der alle Statistikwerte gleich nach Spielschluss veröffentlicht werden, und dementsprechend passte sich 1899 Hoffenheim an – auch die Spieler in blau liefen und liefen und stellten dabei so manchen Passweg der Dortmunder zu. Vor allem, wenn der Meister durch die Mitte spielen wollte, war kaum einmal ein Durchkommen durch das dicht gestaffelte Hoffenheimer Mittelfeld. Gleich bei seinem Heimdebüt bewies der neue Hoffenheimer Trainer Holger Stanislawski so auf die Schnelle, dass er sein neues Team auch taktisch um einiges weiterbringen könnte.“

freistoss des tages

Kommentare

12 Kommentare zu “Dortmund landet auf dem Boden der Realität”

  1. mustard
    Montag, 15. August 2011 um 08:50

    Netter Freistoss des Tages.

    Leider ist die Wahrscheinlichkeit, das die DFL irgend etwas unternehmen wirrd, gering.

  2. Manfred
    Montag, 15. August 2011 um 08:51

    Für den Skandal des Spieltags sorgt jedoch die Stadion-Regie in Hoffenheim.
    Das ist schön, aber warum lese ich davon nichts oder kommt da noch was?

  3. mustard
    Montag, 15. August 2011 um 09:07

    @Manfred: Schau dir mal den Freistoss des Tages an. Vermutlich hat die Presse das Thema noch nicht aufgegriffen (ich hab’s zumindest noch nicht gesehen), deswegen gibts wohl kein Zitat hier.

  4. augelibero
    Montag, 15. August 2011 um 10:37

    @mustard: Was war los in Hoffenheim? Was war mit der Stadion-Regie?

  5. mustard
    Montag, 15. August 2011 um 10:46

    Zitat aus dem freistoss des tages (das ist ein Link am ende der if-Presseschau):

    „Kopfzerbrechen bereitet uns jedoch, dass gegen Gesänge des Gästeblocks ein „Störsignal“ über die Lautsprecher eingesetzt wurde. Dieses Störsignal wurde immer dann eingesetzt, wenn aus dem Block heraus kritische Fangesänge gegen das Modell Hoffenheim und den Mäzen Dietmar Hopp angestimmt wurden.“

  6. augelibero
    Montag, 15. August 2011 um 10:51

    Zum Bayern-Dusel
    Es ist ein echter Langweiler, dass alle wieder damit anfangen. Vergangene Woche hat Bayern gegen Gladbach genau dasselbe Tor geschossen – und wegen vermeintlichen Abseits nicht zugesprochen bekommen. Da gilt wohl: Wenn Bayern ein reguläres Tor nicht bekommt, muss die Mannschaft eben brav noch eines schießen. Geschieht es umgekehrt, ist wieder schreiendes Unrecht passiert.
    Na ja, das Fußballfeuilleton scheißt eben auf Fakten.

    Das Gewürge – oder: van Gaals Fluch
    Am spielerischen Lagebefund ändert der glückliche Sieg gegen die Magath-Fighter freilich nicht: Der van-Gaal-sche Unsinn wirkt noch nach. Die Mannschaft hat kein Konzept, ein Tor zu schießen. Die beiden Flügel-Egoisten Ribbery und Robben haben immer noch nicht bemerkt, dass jeder Regionalligist ihren Zug zum Strafraumeck einfach mit zwei Mann zustellen kann. Mario Gomez, einer der besten Strafraumstürmer (beidfüßig, kopfballstark) muss für Doppelpässe an die Mittellinie zurück und bekommt steile Bälle auf die Flügel. Flanken in die Mitte oder Bälle in den Lauf: sind Fehlanzeige, Anspiele von den beiden Flügelegoisten gibt es nie. Jeder Bolzplatz-Trainer würde das ändern. Schafft es Hexynckes, die beiden Ballhalter zu Flanken auf Gomez und Abspielen auf die spielstarken Lahm und Raffinha zu überreden, kann Bayern die CL gewinnen. Es wird aber nur mit Autorität gehen.
    Und gegen die täglich publizierte Sachverstandstotalverweigerung: Die Fußballfeuilletonisten sehen das nicht, sie loben den blinden Flügelfranzosen und vermissen den holländischen Autisten. Und schreiben: Gomez hat nicht stattgefunden. Oh, Mann!

    Götze öffnet uns die Augen
    Das Schlafwagen-Kreisel-Duo Schweinsteiger und Kroos hat immer noch nicht gemerkt, dass es mit seinem 3-Kontakt-Ballspiel selbst in den 80ern (stoppen-passen/2 Kontakte) den Spielfluß gehemmt hätte. Den Unterschied machte gegen Brasilien Götze (immer nur ein Ballkontakt) –deshalb sahen die beiden so gut aus. Das hat bis auf Mehmet Scholl keiner bei den Bayern realisiert. Also: spanisches Passtraining mit Schweini und Co.

    Lucios Erben
    Die Innenverteidigung (jeder zweite lange Ball durch die Mitte ist eine Torchchance – egal, gegen wenn Bayern spielt) bleibt eine Baustelle auf Jahre. Stuttgart 21 wird früher fertig sein und funktionieren. Dass ein (zweifellos begabter) Rechtverteidiger nicht von heute auf morgen zum Abwehrchef wird, haben die Bayern schon mal (sehr teuer) lernen müssen. Der historische Vorläufer zum talentierten und schlampigen Boateng war seinerzeit etwa drei bis vier Numemrn größer: Thomas Berthold, langjähriger Stammspieler im Nationaldress, amtierender Fußball-Weltmeister und mit allen Wassern gewaschener Italien-Legionär. Zum Vergleich: Boateng ist zuletzt Ersatzspieler in der Nationalelf und in England gewesen.
    Berthold ist damals am Anspruch gescheitert, man wollte sogar den dummerweise (von Heynckes!) vorher zwangspassionierten Augenthaler reuig wieder reaktivieren. So wie bei Auge wird es Jahre dauern, bis jemand die Fußstapfen von Lucio als Abwehrchef ersetzen kann (van Gaal!).

    Doch wer soll ihm helfen? Boatengs Nebenmann, der wackelige Badstuber, müsste mal lernen, mit seinen schlackernden Händen vom Gegner zu bleiben, mit dem ganzen Körper im Boden zu stehen und beim Kopfball auch mal einen Gegner zu blocken (dann müsste Neuer ihn nicht umwalzen). Das kann man trainieren (empfehle Thomas Linke als Coach), dauert zwei Jahr bis drei Jahre. Erkennt das jemand, ist Wabbbelstuber in drei Jahren ein guter Mann.

    Von Breno, der spielerisch und athletisch die besten Voraussetzungen hätte, ist auf internationalem Niveau nicht viel zu erwarten, weil er (ähnlich wie Boateng) nicht über 90 Minuten die Konzentration halten kann. Man erinnere an den zweifachen Sekundenschlaf gegen Inter Mailand. So einen Stopper kann man sich nur leisten, wenn Typen wie Augenthaler, Kahn oder Effenberg sie alle paar Minuten am einschlafen hindern – und gegebenenfalls „mit allen Mitteln“ aufwecken.

    Die Bayern-Abwehr braucht noch ein paar Jahre Zeit.
    Anschauungsunterricht erhalten die Defensiv-Babys weiterhin in den Halbfinalspielen und Finalspielen der CL, die sie gemütlich zuhause im Fernsehen schauen können. Denn für sie ist dort vor 2014 nichts drin – es sei den, Bayern holt ihnen einen Chef vom Kaliber Vidic dazu.

    Dazu wird es aber nicht kommen. Solche Spieler sind rar und für Bayern nur selten überhaupt zu erreichen. Hat man mal ein (Lucio), schickt ihn ein dahergelaufener Selsbtdarsteller weg.
    Die Verwüstung von Gaal sehen wir noch lange.

  7. Zizous Erbe
    Montag, 15. August 2011 um 11:45

    @augelibero: die beste Bayern-Analyse seit langem.

  8. Dirk
    Montag, 15. August 2011 um 12:47

    @augelibero: sehr schön!

    zum Thema Videobeweis:

    bei einer Situation wie in Wolfsburg am Wochenende wäre die Durchführung des Videobeweises relativ problemlos möglich. Der Schiedsrichter pfeift erst nach der Aktion (Ball im Netz), greift dadurch nicht in das Spielgeschehen ein und eine Rücknahme der Entscheidung wäre möglich, da Tor zählt.

    Schwieriger dürfte es allerdings werden, wenn der Pfiff während einer Aktion erfolgt (z.B. Pass in den Rücken der Abwehr kurz hinter der Mittellinie, Schiedsrichter pfeift Abseits obwohl Stürmer alleine auf das Tor zuläuft). In so einer Situation wäre die Chance vertan und der Schiedsrichter der Dumme (Rücknahme der Entscheidung nicht umsetzbar, da Szene nicht nachstellbar bzw. Ausgang unbekannt).

    In einer „vergleichbaren“ Sportart wie American Football wird das Spiel während der Situation nicht unterbrochen, sondern es wird durch Flaggenwurf angedeutet, dass nach der Situation bewertet wird.

    Ich könnte mir vorstellen, dass sich beim Fußball die Schiedsrichter (und das Spiel) in eine ähnliche Richtung bewegen (nämlich im zweifelsfall keine sofortige Unterbrechung, sondern eine nachträgliche Bewertung). Das könnte dann etwas komisch wirken, wenn regelmäßig erst einmal nur verhalten gejubelt wird, weil Mannschaften und Fans abwarten, wie die Schiedsrichter eine Zeitlupe deuten.

    Der Videobeweis in anderen Sportarten, wie Tennis oder Basketball, ist imho nicht vergleichbar, da 1 Tor eine ganz andere Bedeutung hat als 1 Ballwechsel oder 1 Zwei-Punkte-Wurf.

  9. hutzel44
    Montag, 15. August 2011 um 18:01

    @ augelibero
    schön zusammengefasst, aber unter LvG war nicht alles schlecht. Dass man ein Stück Luis behalten möchte, sieht man an Jonker, der die Amateure trainiert.

    Apropos Robbery: Die beiden spielen halt zu starr auf Ihren „falschen“ Seiten. Was sollen die drei denn an der Grundlinie mit dem falschen Fuß anfangen? (Rib+Rob+Lahm). Die drei müssen nur mal häufiger die Seiten tauschen, dann bräuchten auch die Linksfüßer nicht auf rechts und die Rechtsfüßer nicht auf links spielen und dadurch immer zur Mitte ziehen müssen. Dann klappt das mit dem „Zustellen“ bei der gegnerischen Defense auch nicht mehr so gut … hatte unter Jonker schon ganz gut funktioniert, aber DonJupp wollte ja „erstmal die Defensive stabilisieren“ und hat offensiv „noch nichts gemacht“ Aha. Und Müller muss als „Freier Radikaler“ in die Mitte, auf Außen ist er verschenkt.
    Und Rafinha ging ab der 70. Minute kaum mehr über die Mittelinie (auf Anweisung von DonJupp)
    Ich halte die Verpflichtung des Fußballrentners für einen Fehler. Der coacht zwar an der Seitenlinie besser als der holländische Dickschädel, aber mir ist das zu wenig innovativ.

  10. FCB, 1860 und Haching im „BLOGlichtgewitter“ (33) « BLOGpunkt Sport
    Dienstag, 16. August 2011 um 11:19

    […] „Dortmund landet auf dem Boden der Realität“ (–> indirekter-freistoss.de) […]

  11. augelibero
    Dienstag, 16. August 2011 um 13:00

    @hutzel44: danke für den Hinweis. Es stimmt, dass unter LvG nicht alles schlecht war. Leider hat er das vielel gute durch noch viel mehr schlechtes nichtig gemacht. Meine Abrechnung mit LvG liegt auch darin bedründet, dass der Mannn fachlich auch zu ganz anderem im Stande war und an seinem kranken Ego gescheitert ist (wie so oft: als holländischer Nationaltrainer, bei Barca…).

    @dirk: damit hast du das Probleme genau gefasst. Perfekt! Und die blöden Vergleiche sachlich entkräftet. Großes Kino!
    Es geht lämgst nicht mehr um Tatsachenentscheidungen und den Charme des menschlichen (Schiri-)Irrtums. Man müsste den Videobeweis im Zeitalter systematischer Wettmanipublation auf das gesamte Spiel ausweiten.

    Die Auslegung sollte laufen nach der Vorteilsregel: Erst bei der nächsten Unterbrechung kommt es zum Videobeweis. Jede der beiden Mannschaften darf einen Videobeweis einfordern (jeweils dreimal pro Spiel). Dann kommt das Ganze auf die Stadionleinwand – und alle 4 Schiris stimmen (still) ab. Im Zweifel (2:2) wird die Entscheidung nicht korrigiert (Tatsachenentscheidung geht dann vor), bei Klarheit (4:0 oder 3:1) wird „overruled“.
    Was meint Ihr?

    @alle: Es ist schon komisch und bezeichnend, dass in diesem Forum besser und hintergrüdnig diskutiert wird als in den meisten Zeitungen „analysiert“. Danke, Jungs!

  12. Nixwisser
    Dienstag, 16. August 2011 um 16:11

    @augelibero
    Ich reihe mich in die Schar der Lobhudler ein!
    Ich stimme Dir in fast allen Punkten zu, insbesondere zu Deinen Ausführungen über Rib&Rob.

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