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Bundesliga

Schalke 04 – Mit Boateng macht’s peng!

Kai Butterweck | Montag, 2. September 2013 1 Kommentar

Die Presse beschäftigt sich intensiv mit der Bundesliga-Rückkehr von Kevin-Prince Boateng. Außerdem: Frust in Braunschweig, Aufatmen in Stuttgart und Detail-Probleme in Berlin

Sebastian Stier (Tagesspiegel) empfängt Kevin Prince Boateng mit offenen Armen: „Auf die pöbelnden Dumpfbacken, die ihn in Italien wegen seiner Hautfarbe verhöhnt hatten, reagierte er souverän. Dass er samt seiner Kollegen vom AC Mailand den Platz verließ, brachte ihm eine Rede vor den Vereinten Nationen in Genf ein – wie viele Fußballer können das von sich behaupten? Aus dem einstigen Rotzlöffel, der bei Hertha BSC gegen die Etablierten aufmuckte, ist längst ein ernsthafter junger Mann geworden. Boateng hat sein Image inzwischen grandios korrigiert und die Leute nicht nur auf dem Fußballfeld verzückt.“

Ein potentieller Schrecken für die Gegner

Jan Christian Müller (FR) warnt die Konkurrenz: „Es gibt auf der ganzen Welt nicht viele Fußballprofis, die bessere Umschaltspieler hergeben als der athletische Allrounder. Mit seiner Körperlichkeit und Unerschrockenheit, seinem keine Selbstzweifel zulassenden Vertrauen in das eigene Können und mitunter auch mit seiner Fiesheit und Hinterhältigkeit ist er  ein potenzieller Schrecken für jeden Gegner. Mit Ghetto-Kid Kevin-Prince Boateng hat es schon damals im Berliner Wedding niemand gerne aufgenommen. Wenn nicht alles täuscht, ist Schalke 04 damit über Nacht eine andere, furchterregendere Mannschaft geworden.“

Oliver Müller (Welt Online)bedankt sich im Namen von Julian Draxler: „Es wirkte so, als ob sich Draxler ehrlich darüber freue, endlich über einen Mitspieler im Mittelfeld zu verfügen, mit dem er kombinieren kann. Ein Problem, das die Schalker zuletzt fast gelähmt hatte, war das umständliche, viel zu langsame Umschalten von Abwehr auf Angriff: In den vergangenen Wochen hatte es nur wenig Kombinationsfluss gegeben. Auch, weil Draxler ein Partner für Doppelpässe gefehlt hatte. Und weil niemand außer Draxler den schnellen Rechtsaußen Farfan – am Samstag bester Schalker – einsetzen konnte. Außerdem dürfte Julian Draxler froh darüber sein, die Last der Verantwortung nun mit einem Mitspieler mehr teilen zu können. Denn darüber, dass es auf Schalke an Typen fehlte, gab es offenbar auch in der Mannschaft keine zwei Meinungen.“

Er ist nicht mehr der Rüpel von früher

Torben Richter (ksta.de) blickt beruhigt in die Zukunft: „Was will der krisengebeutelte FC Schalke in diesen unruhigen Zeiten mit einem Spieler wie Boateng, der nicht gerade für seine ruhige und besonnene Art bekannt ist? Wie kann der ehemalige Milan-Star den Schalkern bei ihren aktuellen Problemen helfen? Dazu muss man feststellen: Boateng hat sich weiterentwickelt. Er ist nicht mehr der Fußball-Rüpel von früher, auch sportlich ist er zu einer Leitfigur geworden. Boateng ist ein hervorragender Fußballer mit enormer internationaler Erfahrung – das ist in Zeiten der Champions League Gold wert. Außerdem: Was bringt schon mehr Ruhe als sportlicher Erfolg? Und dem ist der FC Schalke mit Boateng einen großen Schritt näher.“

Für die erste Liga reicht es noch nicht

Nach der vierten Niederlage in Folge ziehen in Braunschweig düstere Wolken auf. Hendrik Buchheister (Spiegel Online) sieht schwarz: „Gegen Braunschweig genügen offensichtlich auch mittelprächtige Leistungen. Der Aufsteiger ist als heißer Kandidat auf den direkten Wiederabstieg in die Saison gestartet. Die ersten vier Spiele haben diesen Eindruck bestätigt. Die triste Bilanz des Traditionsvereins: Vier Niederlagen, neun Gegentore, erst ein selbst erzielter Treffer. Für die zweite Liga ist Braunschweig zu gut. Aber für die erste reicht es noch nicht, das war in Hamburg erneut zu erkennen.“

Braunschweig-Coach Torsten Lieberknecht erzürnt sich nach dem Spiel über die Schiedsrichterleistung. Lars Wallrodt (Welt Online) steuert dagegen: „Es ist schade, dass sich der sympathische Aufsteiger nun in eine Ecke begibt, in der es nach schlechten Verlierern riecht. Die selbst erwählte Opferhaltung haben die Braunschweiger nicht nötig. Und sie steht ihnen auch nicht zu. Dass die Eintracht nach vier Spielen ohne Punkt dasteht, ist ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass das Team nur bei optimistischster Betrachtung als halbwegs bundesligatauglich bezeichnet werden kann. Lieberknecht sollte seine Wut lieber auf dem Trainingsplatz rauslassen, statt sich an Schiedsrichtermythen abzuarbeiten.“

Die Fenster geöffnet und frische Luft hineingelassen

In Stuttgart wird nach dem Kantersieg gegen Hoffenheim wieder aufgeatmet. Peter Ahrens (Spiegel Online) applaudiert: „Man soll Trainerwechsel auch nicht überschätzen, manchmal bringen sie etwas, manchmal nicht. In Stuttgart haben sie unter der Woche wieder dieses bewährte Hausmittel angewendet, und legt man den danach folgenden Spieltag zugrunde, muss man sagen: Selten hat ein Trainerwechsel einen so grundlegenden Wandel mit sich gebracht. Möglicherweise hat Thomas Schneider nur bildlich gesprochen die Fenster geöffnet und frische Luft hineingelassen. Zumindest hatte man das Gefühl, all der Muff von zwar nicht 1000, aber immerhin zweieinhalb Jahren der Trainer-Ägide von Bruno Labbadia ist verschwunden. Im Sportsprech heißt es: Der VfB spielte wie befreit auf. Ja, genauso war es wohl: Das Team wirkte befreit. Sechs Tore schießen sich auch gegen das defensivschwächste Team der Vorsaison nicht von selbst.“

Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) begleitet Neu-Coach Thomas Schneider zur VfB-Fankurve: „Die Vergangenheit hat Ruh! Völlig losgelöst feiern die Fans. Die Spieler beglückwünschen sich. Offensichtlich fallen Lasten von ihnen ab. Es herrscht Euphorie. Mittendrin ist Thomas Schneider. Das passt. Er will ja unbedingt Begeisterung auslösen und nach vorne schauen, was er gleich nach seinem Amtsantritt vor einer Woche betont hat. Nach dem Derby gegen Hoffenheim blickt der neue Trainer des VfB aber auch sicher mal gerne kurz zurück – auf aufregende 90 Minuten und vielleicht sogar auf einen Neuanfang, den der Club da gemacht hat.“

Hertha BSC kehrt mit der ersten Saisonniederlage aus Wolfsburg zurück. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) bewahrt ruhig Blut: „Ja, Hertha hat verloren, zum ersten Mal nach 182 Tagen wieder. Aber nein, es ist keine Katastrophe, wenn ein Aufsteiger gegen eine Mannschaft verliert, die in der Lage ist, mal eben 20 Millionen Euro in einen defensiven Mittelfeldspieler zu investieren. Das Positive war, dass die Qualitätsunterschiede auf dem Feld lange nicht zu erkennen waren. Das Negative war nur, dass am Ende eben doch die Qualitätsunterschiede den Ausschlag zugunsten des VfL gegeben hatten. Im Detail waren die Wolfsburger um ein Detail besser. Wenn die erste Saisonniederlage etwas Positives hatte, dann das: Hertha weiß spätestens jetzt, dass auch kleine Nachlässigkeiten sofort bestraft werden.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Schalke 04 – Mit Boateng macht’s peng!”

  1. Sven B.
    Mittwoch, 4. September 2013 um 15:57

    Wir (Leverkusen) haben den Prince ja schon zu spüren bekommen. Mal sehen, ob er seine Leistung auch in der ganzen Saison bringt. Für Schalke auf jeden Fall ne Bereicherung!

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