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Bundesliga

Werder Bremen – Land unter an der Weser

Kai Butterweck | Montag, 9. Dezember 2013 Kommentare deaktiviert für Werder Bremen – Land unter an der Weser

Der SV Werder Bremen kommt daheim gegen den übermächtigen FC Bayern böse unter die Räder. Außerdem: Dortmund und Leverkusen verabschieden sich voneinander, Frust auf Schalke, Applaus in Gladbach und Chaos am Main

Nach der derben Heimschlappe gegen den Rekordmeister müssen sich die Bremer wieder Richtung Tabellenkeller orientieren. Carsten Eberts (SZ) vermisst ein grundlegendes Gleichgewicht bei den Hanseaten: „Fünf Monate nach Amtsantritt müssen sie bei Werder Bremen allmählich erkennen, dass unter dem neuen Führungsduo nichts besser geworden ist. Auch Dutt scheint nicht zu gelingen, was Schaaf in seinen letzten Jahren vergeblich versuchte: Werder bekommt einfach keine Balance in seine Mannschaft. Zu Saisonbeginn stand die Defensive immerhin passabel, mit dem negativen Effekt, dass die Stürmer kaum zu Torchancen kamen. Seit Dutt jedoch die Offensive stärkt, klingelt es wieder viel zu häufig.“

Ein Fußball des Zufalls

Kai Niels Bogena (Welt Online) sägt bereits an den Stühlen der Verantwortlichen: „Überwiegend stolpern die Norddeutschen ohne erkennbaren Plan über den Rasen, operieren mit langen Pässen und hoffen dabei auf Fehler der Gegner. Ein Fußball des Zufalls, basierend auf unansehnlichem „Kick and rush“. So wird die Luft für Dutt und Eichin dünn, wie Aussagen von Entscheidungsträgern im Klub belegen, die bisher nicht öffentlich wurden, weil sich Werder in die Winterpause retten will, um die Lage intern aufzuarbeiten.“

Thorsten Waterkamp (Weser Kurier) reibt sich verwundert die Augen: „Man mochte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bremer Profis ein Erlebnis teilten, wie es sonst so oft Dritt- oder Viertligaspieler in der ersten DFB-Pokalrunde zuteil wird. Das mag überzogen klingen – frustrierend war das Spiel, das Schiedsrichter Marco Fritz nach exakt 90 Minuten gnädigerweise beendete, allemal. Nach einem punktuell akzeptablen Auftakt, der in wenigen Momenten gar die Hoffnung auf eine Sensation nährte, wurde Werder zu einem Spielball der Bayern.“

Sven Bremer (Tagesspiegel) spricht Klartext: „Der Klub hat es geschafft, innerhalb von wenigen Jahren vom Titelfavoriten zu einer Grauen Maus zu mutieren. Und spätestens seit dem historischen Debakel gegen die Münchner dürfte jedem noch so beinharten Werder-Fan klar geworden sein: In dieser Saison geht es nur darum, den Abstieg zu verhindern.“

Dortmund war kaum wiederzuerkennen

In Dortmund halten die Leverkusener ihren ärgsten Konkurrenten um Platz 2 auf Abstand. Bernd Schwickerath (Spiegel Online) erkennt die Borussia kaum wieder: „Besonders in der ersten Hälfte war die Borussia kaum wiederzuerkennen. Fast nichts war zu sehen vom sonstigen Kombinationsspiel, dem Gegenpressing, der Schnelligkeit, der Zweikampfstärke. Gingen die Dortmunder früh drauf, machten die abgeklärten und passsicheren Leverkusener das Spiel so breit, dass der BVB die Lücken nicht zulaufen konnte. Zwar klappte das nicht immer – aber selbst wenn sich nach Ballgewinnen eine Lücke für den BVB auftat, folgte früher oder später wieder ein Fehlpass. Über die Außen gab es fast gar keinen Druck. Und auch die Spieleröffnung der Not-Viererkette war meist eher ein Risiko.“

Tim Röhn (Welt Online) verneigt sich vor Bayer-Coach Sami Hyypiä: „Bayer Leverkusen spielt die beste Saison der Vereinsgeschichte, die Antwort auf die Manchester-Blamage war mit drei Siegen beeindruckend. Nach der vergangenen Saison, die als Tabellendritter und damit voll im Soll abgeschlossen wurde, hat sich die Mannschaft noch einmal verbessert. Die Spieler kombinieren schneller nach vorn, hinten brennt wenig an. Das ist umso bemerkenswerter angesichts der Tatsache, dass in André Schürrle und Daniel Carvajal zwei wichtige Kräfte den Klub verlassen haben. Auch war unklar, wie sich Hyypiä nach der Auflösung der Doppelspitze mit Sascha Lewandowski solo machen würde. Nach fünf Monaten als alleiniger Boss lässt sich konstatieren: Der Mann macht seinen Job gut.“

Er lebt die totale Fokussierung auf den Beruf vor

Stefan Klüttermann (RP Online)stimmt in die Lobgesänge mit ein: „Der Finne hat es in kürzester Zeit verstanden, was in seiner Position wichtig ist. Er ist lernwillig, er pflegt einen ehrlichen Umgang mit den Profis, er lebt die totale Fokussierung auf den Beruf vor, und er ist intelligent genug, die Qualitäten seiner erfahrenen Mitstreiter einfließen zu lassen, ohne sich in seinem Status als Cheftrainer beschnitten zu sehen.“

Dürftiger Ertrag

Auf Schalke herrscht nach der Niederlage gegen Gladbach allgemeine Tristesse. Artur vom Stein (derwesten.de) kratzt sich beim Anblick des Club-Etats fragend am Kopf: „Während die Münchner auf beängstigende Weise die These untermauern, dass Geld Tore schießt, scheinen die Knappen angetreten zu sein, um den Gegenbeweis anzutreten. Wenn die Zahlen annähernd stimmen, hat Schalke mit 80 Millionen Euro – weit vor Dortmund mit 68 Millionen – den mit Abstand zweitteuersten Personaletat der Liga. Und gemessen an diesen Summen ist der Ertrag, der in Gelsenkirchen eingefahren wird, nicht gerade üppig.“

Favre schaut, analysiert, baut um, reagiert auf die Möglichkeiten

In Gladbach hingegen tanzen alle Beteiligten vor Freude im Dreieck. Marcel Reif (Tagesspiegel) adelt den Tanzlehrer: „Lucien Favre  hatte mal Reus, Neustätter, Dante und noch ein paar andere zur Verfügung. Und so spielte die Borussia auch. Dann verlor sie diese wichtigen Leute. Und Favre schaute sich an, wie er künftig spielen lässt, was möglich ist. Es passte. Eine Saison lang. Jetzt spielen sie wieder auf. Das passt auch. Favre schaut, analysiert, baut um, reagiert auf die Möglichkeiten. Und zwar grandios.“

Eintracht Frankfurt geht am Stock

In Frankfurt wir die Luft immer dünner, denn auch gegen Hoffenheim zogen die Hessen am Ende abermals den Kürzeren. Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein (FR) stehen mit besorgten Minen am Spielfeldrand: „Eintracht Frankfurt im Winter 2013 – das ist eine Ansammlung höchst verunsicherter, sich kaum mehr was zutrauender Individuen, die ihre Zuversicht in die eigenen Stärken verloren haben. Jeglicher Mut zum Risiko ist während der vielen Nackenschlägen, gern auch kurz vor Schluss, auf der Strecke geblieben, die vielen Negativerlebnisse in der Bundesliga haben das Selbstbewusstsein der Eintracht-Profis nahezu komplett abgesaugt. Die Erfolge in Pokal- und Europa League-Spielen entpuppten sich als trügerisch: Die Belastung raubte Kraft und Konzentration, die Siege waren zu leicht, um als Treibstoff für den qualitativ höherwertigen Ligaalltag zu gelten. Eintracht Frankfurt geht am Stock.“

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