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EM 2016

EM 2016 – Die Null steht

Kai Butterweck | Freitag, 17. Juni 2016 Kommentare deaktiviert für EM 2016 – Die Null steht

Auch im zweiten Gruppenspiel muss Manuel Neuer nicht hinter sich greifen. Die Begeisterung darüber hält sich aber in Grenzen. Der Grund: Auch Polens Keeper Lukas Fabiański verlebt einen ruhigen Abend. Die Presse fordert mehr Durchschlagskraft

Nach der Nullnummer gegen Polen steht vor allem Löws Offensivabteilung in der Kritik. Christian Kamp (FAZ) ist besorgt: „In ihren besten Zeiten hatten die Deutschen ein Effizienzproblem, weil sie zu wenig aus ihren Chancen machten, das fiel aber kaum ins Gewicht, weil sie einfach so viele herausspielten, dass irgendwann fast ein Tor gelingen musste. Inzwischen aber hakt es schon vorher, bei der Anbahnung. Egal, wie viel Aufwand sie betreiben – was echte Möglichkeiten betrifft, herrscht ein Mangel.“

Talentsichtung bei einer EM geht nicht

Pit Gottschalk (derwesten.de) nimmt sich Mario Götze zur Brust: „Hector über links und Höwedes über rechts bringen noch immer nicht die Flanken, die man dazu braucht, also ging das Spiel durch die Mitte. Dafür ist Götze zwar eigentlich der passende Mann – aber wenn er halt keine Lücken reißt, keinen Doppelpass hinkriegt und irgendwie nur auf die eine Schussposition lauert, ist er fehl am Platz. So bitter das klingt. Talentsichtung bei einer EM geht nicht.“

Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) fasst sich kurz: „Toni Kroos ordnete das Spiel der DFB-Elf gegen aggressive Polen nicht in gewohnter Manier, vor allem über die rechte Seite entwickelte sich kein druckvolles Angriffsspiel, und das Offensiv-Trio Thomas Müller (rechts), Julian Draxler (links) und Mario Götze (einzige Spitze) blieb lange wirkungslos.“

Fabian Scheler (Zeit Online) schmunzelt: „Vor allem die Zuschauer, die nur alle zwei Jahre einschalten, dürfen mit diesem Abend nicht zufrieden sein. Warum bitte, wenn Sie als schlandender Fan schon mal tapfer am Donnerstagabend 90 Minuten opfern, schießt niemand ein Tor? Auch nicht Schweinsteiger? Er spielte nicht mal. Also bitte. Abnutzungskampf, sagte der Bundestrainer nach dem Spiel. Belassen wir es dabei.“

Das große Gähnen

Klaus Hoeltzenbein (SZ) gähnt: „War Spiel 1, das 2:0 gegen die Ukraine, schon vor der Pause reich an spektakulären Bildern, so ist aus Spiel 2, zumindest vor der Pause, außer den üblichen Zweikämpfen nichts erinnernswert. Hinten keine einzige Neuer-Parade, vorne kein einziger Torschuss. Kurzum: Schlafwagenfußball, Sicherheitsdenken, das große Gähnen. Natürlich änderte sich das nach der Pause, es konnte ja auch nicht so weitergehen, nur wurde der Eindruck bestätigt, dass es sich in Spiel 2 nahezu nie um ein Element der Unterhaltungsindustrie, sondern eher um einen Mathematik-Grundkurs auf dem Rasen handelt.“

Jürn Kruses (taz) Verwunderung hält sich in Grenzen: „Es ist wie bei einer Trilogie, in der der zweite Teil auch häufig der schwächste ist: Es gibt keine Einführung der Figuren, kein episches Finale, es wird lediglich die Handlung vorangetrieben – ohne zu viel vorwegzunehmen. Siehe: „Herr der Ringe – Die zwei Türme“. Alles ist im dritten Teil noch möglich. Die zweiten Gruppenspiele sind unter Löw zum retardierenden Moment geworden: Wie im klassischen Drama wird die Illusion aufrechterhalten, dass es doch noch anders ausgehen könnte als gedacht: dass die Deutschen in der Gruppenphase scheitern könnten. Es ist die Grundlage für all die Dramatik im dritten Gruppenspiel.“

Begleitet von musikalischem Eiersalat

Oliver Rasche (Welt) kommt zwischen den EM-Spielen die Galle hoch: „Die Berichterstattung ist bieder, daran ändern auch futuristische Studios nichts, in denen ARD-Nachwuchs-Moderatoren Gespräche führen, die teilweise von Plastiktechno-Musik unterlegt werden. Ungelenk hockt da plötzlich der niederländische Star-Trainer Guus Hiddink und erzählt irgendwas über Torhüter, während die Regie diesen musikalischen Eiersalat einspielt. Das versteht man im Ersten also unter modern. Hui, diese Beatles-Hosen, die mit Schlag; sind die auch noch modern?“

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