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Champions League

Bayern im Triple-Himmel

Kai Butterweck | Montag, 24. August 2020 Kommentare deaktiviert für Bayern im Triple-Himmel

Dank eines Kopfballtreffers von Kingsley Coman geht der FC Bayern München im Champions-League-Finale als Sieger vom Platz. Die Presse lässt die Korken knallen

Der FC Bayern München schlägt Paris St. Germain und holt sich nach der Meisterschaft und dem DFB-Pokal nun auch noch den Champions-League-Titel. Danial Montazeri (spiegel.de) begleitet Robert Lewandowski zum Fußball-Olymp: „Fußballer werden viel zu oft an den Titeln gemessen, die sie gewinnen, statt an der Leistung, die sie bringen. Lewandowski hat ein überragendes Jahr hinter sich, eigentlich sind es überragende Jahre. Aber während viele seiner Teamkollegen in seiner Altersklasse und mit seinem Status 2013 die Königsklasse und 2014 die WM gewonnen hatten, fehlte ihm ein solch gigantischer Erfolg in der Vita. Für ihn wird sich dieses Spiel anfühlen wie der Einlauf ins Ziel beim Marathon.“

Dynamisch, mutig, entschlossen…

Oliver Fritsch (Zeit Online) applaudiert: „Die Bayern waren die Besten bei ihrem dritten Champions-League-Sieg. Dynamisch, entschlossen, mutig, offensiv, leidenschaftlich, ehrgeizig. Zu den Sekundärtugenden gesellten sie Talent und Begabung. Man würde natürlich gerne wissen, wie die Bayern gegen Liverpool, Real Madrid oder Manchester City gespielt hätten. Aber das mussten sie ja nicht. Man versteht jedenfalls nicht so ganz genau, wie sie die letzten beiden Spiele ohne Gegentor überstehen konnten. Doch, man weiß es. Wir müssen uns wiederholen: dank Neuer, dem Champ.“

Leonard Brandbeck (Tagesspiegel) ist beeindruckt: „Die Bayern im Jahre 2020 sind mehr als nur Zahlen und Rekorde. Die Bayern im Jahre 2020 sind vor allem eine fußballerische Offenbarung: mit schier unendlich viel Druck, mit beeindruckenden Automatismen, mit atemberaubenden Tempowechseln, punktgenauen Diagonalbällen, famosen Läufen in die Tiefe und natürlich mit jeder Menge individueller Klasse. Es gibt offenkundig nichts, was die Bayern nicht können.“

Klaus Hoeltzenbein (SZ) verneigt sich vor beiden Trainern: „Tuchel gelang es in dieser Saison, den Ego-fixierten Starfußball von Neymar und Mbappé mit der Charakteristik des Mannschaftsspiels zu kombinieren. Flick tat, nachdem er den FC Bayern im November 2019 von Niko Kovac geerbt hatte, was in jedem Trainer-Handbuch als Präambel steht, woran jedoch so viele scheitern: Es gelang ihm, jeden, wirklich jeden Spieler noch ein bisschen besser zu machen. Und einige, wie den neuen Mittelfeldmotor Leon Goretzka oder den Flügelflitzer Alphonso Davies, sogar noch ein bisschen besser, als alle gedacht haben, dass diese heute bereits sein könnten. Der leise Flick entwickelte mit viel Verständnis, aber doch auch väterlicher Strenge das passende Milieu dafür.“

Filippo Cataldo (spox.com) adelt Hansi Flick: „Flick hat die Bayern während seiner Amtszeit nicht nur wachgeküsst. So einfach funktioniert das nicht. Flick hat den Spielern einen deutlich durchdachteren und funktionaleren Fußball verordnet als zuvor Kovac. Der langjährige Assistenztrainer von Löw und frühere DFB-Sportdirektor hat keinen neuen Fußballstil erschaffen, sondern aktiviert, was in der Mannschaft steckt.

Ein Finale der Extraklasse

Michael Horeni (SZ) fast das Erlebte zusammen: „Es war ein Endspiel, in dem die Bayern und PSG immer wieder ihre Extraklasse zeigten. Aber die etwas größere Geschlossenheit und Ausgeglichenheit der selbstbewussten Münchner mit ihrer überragenden Nummer eins Manuel Neuer machten am Ende den kleinen aber entscheidenden Unterschied gegen ein von PSG-Trainer Thomas Tuchel taktisch stark vorbereitetes Team. Es war ein bis zur letzten Sekunde packendes Duell, bei dem ein großer Torwart und ein paar Zentimeter bei den Torabschlüssen den Unterschied machten.“

Stefan Nestler (dw.com) sitzt noch lange nach dem Schlusspfiff angespannt im Fernsehsessel: „Es war ein enges Finale zwischen dem FC Bayern und PSG in Lissabon, ein spannendes. Weil beide Abwehrreihen Blößen zeigten, sobald schnell und direkt gespielt wurde. Weil beide Sturmreihen meist etwas zu hektisch agierten oder die Zuspiele zu ungenau waren. Weil beide Teams wegen des spürbar hohen Drucks, unbedingt die Champions League gewinnen zu wollen, vielleicht auch nicht ihren allerbesten Tag hatten. Hauptsächlich aber, weil die beiden zurzeit besten Mannschaften Europas, der FC Bayern und Paris St. Germain, taktisch und spielerisch auf Augenhöhe waren.“

Hanna Emunds (SZ) schmeißt sich ins FCB-Fan-Getümmel: „Die Uniform dieses Abends ist klar und das nicht nur bei den Fanclubs: Lederhosen, Bayern-Trikot und Maske. In Rot-Weiß-Blau, versteht sich. An einem der Tische prosten sich Lewandowski-, Müller- und Boateng-Verehrer zu und teilen als Zeichen der internationalen Freundschaft dann gleich auch noch eine Packung Zigaretten. Über ihnen dreht sich langsam eine Diskokugel, im Hintergrund dröhnt Techno aus den Boxen. Andere haben Kartenspiele dabei, um sich die lange Wartezeit bis zum Anpfiff zu vertreiben. Es werden Brezn geteilt und über die aktuelle Situation im Homeoffice diskutiert.“

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