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Schalke hat Grosses vor

Kai Butterweck | Mittwoch, 30. Dezember 2020 Kommentare deaktiviert für Schalke hat Grosses vor

Mit der Verpflichtung von Trainer Christian Gross will der FC Schalke 04 endlich den Turnaround schaffen. Außerdem: Christian Heidel und Martin Schmidt kehren nach Mainz zurück

Der ehemalige VfB-Coach Christian Gross ist der neue Mann an der Seitenlinie von Liga-Sorgenkind Schalke 04. Peter Müller (waz.de) flüstert dem Neuzugang beruhigende Worte ins Ohr: „Entweder geht der Plan auf, und Gross bekommt mit einem möglicherweise noch leicht verstärkten Aufgebot irgendwie die Kurve. Oder der fatale Trend setzt sich fort, und auch der neue Trainer geht mit dieser total verunsicherten Mannschaft unter. Sollte dies geschehen, wird es nicht an ihm gelegen haben. Alle Fehler wurden weit vor seiner Verpflichtung gemacht.“

Tom Vaagt (sportbuzzer.de) hat ein gutes Gefühl: „Gross muss niemandem beweisen, dass er zu Höherem berufen ist oder sich mit seiner Arbeit für potenzielle künftige Aufgaben empfehlen. Allein Schalke zählt auf der Zielgeraden seiner noch einmal wiederbelebten Laufbahn. Kompromisse? Überflüssig. Diplomatie? Unnötig. Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für jemandem, der bei entsprechendem Gesichtsausdruck schon mit einem Schweigen eine gewisse Strenge, Unnahbarkeit und Kompromisslosigkeit ausstrahlen kann.“

Nicht mehr als eine Zwischenlösung

Marcel Witte (ruhr24.de) blickt voraus: „Scheitert er, wird Christian Gross nicht der letzte Trainer in dieser Saison beim S04 bleiben. Auch im Falle eines Erfolgs dürfte der 66-Jährige im Sommer Platz machen für einen neuen Coach, um einen möglichen Neuaufbau bei den Königsblauen zu betreiben. So oder so, der Schweizer ist in Gelsenkirchen nicht mehr als eine Zwischenlösung.“

Jochen Tittmar (goal.com) nimmt sich Sportvorstand Jochen Schneider zur Brust: „Wie bei Reschkes Intermezzo in Stuttgart zeigte sich bei Schneider längst, dass er kein Mann für die erste Reihe ist. Der Schwabe werkelte den Großteil seiner Funktionärskarriere still im Hintergrund, Auftritte in der Öffentlichkeit blieben ihm erspart. Man merkt Schneider gerade in der schon Monate dauernden Krisenzeit deutlich an, dass er sich im Kreuzfeuer der Fragesteller nicht wohlfühlt. Sein Auftritt bei der Vorstellung von Interimscoach Huub Stevens, als Schneider die ihm gestellten Fragen genervt und dünnhäutig parierte, war wenig seriös. Viel entscheidender ist jedoch, dass Schneider auf Schalke ohnehin so gut wie verbrannt ist. Es gelang ihm bisher nicht im Ansatz, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen.“

Zwei Männer von gestern

Mit Christian Heidel und Martin Schmitt setzt man in Mainz auf altbekannte Gesichter. Michael Horeni (FAZ) begrüßt die beiden Retro-Helden: „Der Tabellenvorletzte hat mit dem früheren Manager Christian Heidel als neuem Sportvorstand und dem früheren Trainer Martin Schmidt als neuem Sportdirektor zwei Männer von gestern zurückgeholt. Auch auf neuen Positionen werden sie den Klub jedoch kaum mehr dahin zurückbringen können, wo er einmal war. Aber immerhin wecken die beiden Personalien unter Mainzer Anhängern wieder das schöne Gefühl an die guten alten Zeiten.“

Stefan Kersthold (swr.de) ist hin und hergerissen: „Die Frage, die sich mir stellt: Kehrt mit altem, bewährtem Personal auch der Erfolg zurück? Denn eines muss den Herren Heidel und Schmidt und auch dem noch zu installierenden Trainer, hier deutet einiges auf den ehemaligen Profi und U 19 Coach Bo Svensson hin, klar sein: den FSV  Mainz 05 von damals, den selbsternannten Karnevalsverein, der deutschlandweit für positive Schlagzeilen sorgte, den gibt es nicht mehr. Die 05er heute sind, was die Profimannschaft angeht, eine, bis auf wenige Ausnahmen, unmotivierte und uninspirierte Ansammlung durchaus talentierter Kicker.“

Jan Christian Müller (FR) drückt die Daumen: „Die Zeiten, als Zehntausende auf dem Domplatz Jürgen Klopp feierten oder bei manch epochaler Schlacht um den Aufstieg bittere Tränen vergossen, sind passé, selbst der Übermainzer Heidel dürfte es schwer haben, den richtigen Klebstoff zwischen den Menschen in der Stadt und einen ihnen fremd gewordenen Fußballverein zu mischen. Immerhin weiß der Sohn eines ehemaligen Mainzer Bürgermeisters, wie es sich anfühlt, nach einer Niederlage der grauesten aller grauen Zweitligamäuse einsam mit einem rot-weißen Schal um den Hals durch die Stadt zu trotten und sich verspotten lassen zu müssen. Heidel hat diese Demütigungen selbst erlebt. Das ist eine gute Schule, um Mainz 05 aus dem Tal der Tränen zu führen.“

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