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Bundesliga

Teutonen, Adler und ein Leader mit vier Sternen

Kai Butterweck | Montag, 1. Februar 2021 Kommentare deaktiviert für Teutonen, Adler und ein Leader mit vier Sternen

Diesmal in der Presseschau: Kraftfußball in Reinform, elf Adler auf dem Weg nach oben und ein Weltmeister in Abstiegsnot

Beim Spitzenspiel zwischen RB Leipzig und Bayer Leverkusen spannt Oliver Fritsch (Zeit Online) alle Muskeln an: „Bei diesem Duell sah man den gegenwärtigen deutschen Kraftfußball in Reinform. Beide Teams gingen mit Eifer, Feuer und Aufopferungsbereitschaft zu Werke. Zudem legten die Akteure enorm hohes Tempo an den Tag, den Spitzenwert erreichte Leipzigs Abwehrkoloss Dayot Upamecano mit 10 Metern in der Sekunde. Ständig wechselte der Ball nach Fehlpässen den Besitzer, stets krachten Spieler ineinander, stürzten sich ins Getümmel, bildeten rugbyähnliche Menschenhäufchen. So kämpft man bei den Almans, so kickt man bei den Teutonen. Tipp: Mal zum Vergleich auf Dazn spanische Liga anschauen, dort ist Fußball ein Strategiespiel aus wohltemperierten Pässen. Es ist natürlich Geschmackssache: Bevorzugen Sie Jazz oder Disco Ballermann?“

Attacke in vorderster Linie

Tobias Escher (spiegel.de) beschäftigt sich mit den Vorzügen des beliebten 3-4-3-Systems: „Der Kölner 3:1-Sieg steht exemplarisch für die defensiven Vorteile des 3-4-3. Auf der einen Seite kann man mit dieser Formation hohen Druck ausüben: Drei Spieler attackieren in vorderster Linie, dahinter können vier Spieler nachrücken, wenn dies nötig wird. Mit drei Innenverteidigern ist man in letzter Linie trotzdem gut aufgestellt. Die Aufteilung für ein hohes Pressing stimmt. Auf der anderen Seite eignet sich das 3-4-3 aber auch, um den eigenen Strafraum zu verbarrikadieren. Dazu fallen die Außenspieler zurück. So wird aus dem 3-4-3 zunächst ein 5-2-3. Zieht sich ein Team noch weiter zurück, kann sogar ein 5-4-1 entstehen.“

Nach dem Sieg gegen den FC Augsburg klatscht man sich in Dortmund wieder gegenseitig auf die Schultern. Peter Schwennecker (FR) klatscht mit Thomas Delaney ab: „Großen Anteil daran, dass die Schwarz-Gelben die Partie drehten, hatte Delaney, nicht nur wegen seines Kopfballtreffers. Der Däne erwies sich als konsequenter Abräumer im Mittelfeld, war mit 85 Prozent gewonnener direkter Duelle nicht nur der zweikampfstärkste Akteur auf dem Platz, sondern legte mit 12,07 Kilometern zudem die weiteste Laufstrecke zurück.“

Ansehnlicher Offensivfußball

Eintracht Frankfurt gewinnt auch gegen Hertha BSC. Frank Hellmann (taz) staunt: „Das Ensemble mit dem Adlerlogo auf den schwarz-roten Jerseys sammelt die Pluspunkte mit ansehnlichem Offensivfußball ein, der einem klaren Plan folgt – und an die besten Sturm-und-Drang-Zeiten erinnert, als die berühmte „Büffelherde“ mit Sebastian Haller, Ante Rebić und dem jetzt leihweise zurückgekehrten Luka Jović bis ins Europa-League-Halbfinale stürmte.“

Marc Heinrich (FAZ) schließt sich an: „Die Mannschaft weiß, was sie kann, und behält in brenzligen Situationen die Nerven. Das Selbstvertrauen lebt ihnen Hütter vor, der sicher sein kann, dass er zwar hohe Qualitätsansprüche zu erfüllen hat, das Maß dabei aber mit Sinn und Verstand angelegt wird. Kurzum: Der Kader, der dank Bobics Geschick auf dem Transfermarkt gewinnbringend ergänzt wurde, muss sich gegenwärtig vor nichts und niemandem verstecken. Im Gegenteil, die Gegner sollten sich fürchten.“

Weltmeister Sami Khedira soll die Hertha wieder nach oben führen. Jan Christian Müller (FR) ist gespannt: „Unbestritten ist, dass es einer individuell recht begabten Berliner Truppe an jemandem fehlt, der den Laden auf dem Platz zusammenhalten kann. Draußen in der Coachingzone ist dafür inzwischen Pal Dardai gefunden, ein Malocher, der weiß, wie man Teams zusammenklebt. Khedira seinerseits gehörte, wiewohl Zeit seiner Karriere kritisiert, in der Nationalmannschaft stets zu den absoluten Führungsfiguren mit dem engsten Draht zum Bundestrainer. Aber spätestens bei der WM 2018 war sichtbar, dass es ihm an Schubkraft mangelte. Zusammen mit Mario Gomez war er der Erste, den Joachim Löw verabschiedete. Die Spieljahre danach bestätigten den Eindruck, dass es auf allerhöchstem Niveau nicht mehr ganz reicht. Aber Hertha BSC ist ja auch nicht allerhöchstes Niveau.“

Die Kraft der Versuchung

Philipp Schneider (SZ) ärgert sich über sich häufende Corona-Verstöße (Cunha, Embolo, Tolisso): „Mit der Zahl der Verbote steigt auch die Kraft der Versuchungen. In der privilegierten Blase, in der sich die Fußballer bewegen, sind Verstöße gegen die Auflagen des Infektionsschutzes allerdings besonders ärgerlich: weil die Kicker als Dienstleister in der Unterhaltungsindustrie im Grunde keine systemrelevante Funktion haben. Und sie sich glücklich schätzen dürfen, dass sie dank virenfreier Fernsehübertragung, anders etwa als die Streicher im Symphonieorchester, die man zusätzlich gerne gut hören möchte, ihren Beruf weiter ausüben können.“

Schalke kommt gegen Bremen nicht über ein Unentschieden hinaus. Peter Müller (waz.de) zeigt mit beiden Daumen nach unten: „Als Verantwortlicher Optimismus auszustrahlen – schön und gut. Aber auch Gross sollte wissen: Menschen, die sich für Fußball interessieren, sind durchaus dazu in der Lage, eine Tabelle zu lesen. Und wer das ganze Spiel in Bremen gesehen hat, der kennt auch die ganze Wahrheit. Eine ordentliche Halbzeit, danach nur noch Hilf- und Harmlosigkeit – Schalke schafft es nicht einmal, die vermeintlich schlagbaren Gegner zu besiegen.“

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