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Am Grünen Tisch

Chaos beim DFB – Licht aus im Keller

Kai Butterweck | Mittwoch, 12. Mai 2021 4 Kommentare

Der angekündigte Rücktritt von DFB-Chef Fritz Keller schlägt in der Presse hohe Wellen

Nach wochenlangen Querelen zieht Fritz Keller die Reißleine. Der DFB-Präsident stellt sein Amt zur Verfügung. Für die Übergangsphase bieten die Herren Rainer Koch und Peter Peters ihre Dienste an. Marcus Schädlich (frankenpost.de) schlägt die Hände vors Gesicht: „Mit Rainer Koch und Peter Peters wollen zwei den Übergang moderieren, die in der Vergangenheit daran gescheitert sind. Die Zukunft des Verbands nun erneut in ihre Hände zu legen, wäre ein fataler Fehler. Es ist an der Zeit, den DFB ins Heute zu bringen – mit mehr Verbandsdemokratie statt Hinterzimmer-Entscheidungen. Warum sollen die sieben Millionen organisierten Mitglieder im DFB nicht diesmal mehr Mitspracherecht haben? Es ist an der Zeit für mehr Basisdemokratie in einem verstaubt anmutenden Verband.“

Auch Anno Hecker (FAZ) zieht die Augenbrauen zusammen: „Es mag sein, dass ein zeitgleicher Rückzug der gesamten Führung nicht durchsetzbar war. Mit der Spielverlängerung rücken Koch und Peters laut Satzung deshalb in die Position der Interimspräsidenten. Das ändert aber vorerst nichts am Bild vom DFB: Wieder stand nicht allein die Rettung des Verbandes im Vordergrund, sondern die Sorge vor dem Einflussverlust einzelner Parteien. Das wird zu vielem führen, aber weder zu Ruhe noch zu der Einheit, die nötig ist für einen Neuanfang.“

Vertrauen muss neu erarbeitet werden

Robert Ide (Tagesspiegel) mahnt: „Sport ist ein Spiegel der Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die sich in schwierigen Zeiten in Demut üben muss, solidarisch und mitfühlend. Wenn der im DFB organisierte Fußball heute in den Spiegel guckt, sieht er nur sich selbst und eine Menge geliehenes Geld. Doch die Gesellschaft hat mehr zu verleihen: Vertrauen, Hoffnung. Die nächste Präsidentin des DFB oder auch ein nächster Präsident muss sich Vertrauen neu erarbeiten. Darin, dass Fußball sich als Teil einer Welt im Umbruch sieht und Werte für die Gesellschaft schafft. Noch sieht es im DFB nicht danach aus.“

Johannes Aumüller und Thomas Kistner (SZ) sind gespannt: „Es wird spannend sein zu sehen, wie der Verband unter Kochs Mitregie nun mit all den Ungereimtheiten und Untersuchungen umgeht, die seit Monaten den DFB so erschütterten. Im Zentrum der Kapriolen steht ein mysteriöser Beratervertrag, und mitten in die Aufgeregtheit platzt diesbezüglich nun der nächste fragwürdige Vorgang der Funktionäre um Koch und Curtius. Denn nach SZ-Recherchen wurde in den vergangenen Wochen gegenüber der Öffentlichkeit sowie auch intern gegenüber dem eigenen Präsidenten Keller mit Hinweisen auf eine Strafanzeige operiert, von der die zuständige Behörde gar nichts weiß und für die der DFB auch keinerlei Belege vorlegt. Nach Lage der Dinge wurde da also kräftig getäuscht.“

Marius Bücher (bnn.de) bringt es kurz und knackig auf den Punkt: „Es ist ein später Befreiungsschlag, den die leise Hoffnung auf einen Neuanfang begleitet. Doch der Weg dorthin ist noch weit und steinig.“

Wie einst China in den 1970er-Jahren

Hans-Jürgen Jakobs (handelsblatt.com) kommt mit einem antiken Vergleich um die Ecke: „Dass DFB-Chef Keller seinen Vize Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglich, ist eine letzte Unappetitlichkeit nach etlichen Skandalen, die der DFB eigentlich endlich aufklären wollte. So aber bleibt nichts vom Sturm und Drang Kellers, der in seinen Weinbergen seherisch verkündet hatte: „Für mich ist Neid das größte Gift der Gesellschaft.“ Der DFB setzt auf Neuanfang wie einst China in den 1970er-Jahren – dort war damals die „Vierer-Bande“ entmachtet worden.“

Frank Hellmann (sportschau.de) fordert mehr Frauenpower: „Die irreparablen Zerwürfnisse unter Präsident Fritz Keller auf der einen Seite und dem Vizepräsidenten Rainer Koch, Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge auf der anderen Seite wären in dieser Form wohl nicht passiert, wenn die obersten Führungszirkel im deutschen Fußball nicht ausnahmslos aus Männern bestehen würden. Speziell der umstrittene Koch, der in seinen vielfältigen Funktionen einerseits den Amateuren, andererseits als Vertreter im UEFA-Exekutivkomitee auch den Profis dient und dann noch parallel dem Bayrischen und Süddeutschen Fußball-Verband vorsteht, steht für den männlich geprägten Klüngel.“

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Kommentare

4 Kommentare zu “Chaos beim DFB – Licht aus im Keller”

  1. wowiki
    Mittwoch, 12. Mai 2021 um 13:41

    Moin,
    ich kann mir nicht helfen :

    aber ein Herr Keller wie man ihn – kennt – !!
    Und als ruhig-sachlichen Menschen einschätzt !

    Und den die Presse aktl. sowas von zerreißen versucht,

    wenn der sich zu derart -angebl.- Aussage hat hinreissen lassen !
    DANN sollte Presse DA mal nachhaken, was der Koch so alles verbockt hat o. haben muss !

    Für mich stank der >>Fisch-DFB<< schon vor Herrn Keller vom Kopf – her !!

    Und seid doch mal ALLE ehrlich:
    den Nazi Namen musste ihr – JUNGVOLK von Presseleuten- doch erst mal googlen
    damit ihr wusstet was der bedeutet ;
    ich alter Sack mit 76 J. habe den auch noch nie vorher gehört.
    Und auch schon wieder vergessen !!

    ABER die aktl. Pressearbeiten besteht doch nur noch aus Versuchen zu allen *Themen* nur alles so schlecht/negativ wie möglich darzustellen !

    Glückauf
    der ganze Vorstand vom DFB kann sich m.E. verp…. ; alle Dreck am stecken !

  2. Holger Schubert
    Mittwoch, 12. Mai 2021 um 17:11

    Ich frage mich, ob der ein oder andere Journalist überhaupt verstanden hat, bei wem es um was geht. Die alten Seilschaften sind weiter an der Macht, es wird nichts aufgedeckt oder ermittelt, und man kann weiter machen wie zuvor – Oder denkt hier wirklich jemand, beim DFB geht’s auf der Ebene um Fußball?

  3. wowiki
    Donnerstag, 13. Mai 2021 um 09:47

    @ Holger Schubert

    nun um Fußball geht’s sicherlich seit langem Nebensächlich !
    Aber dass die Presse in den anderen „Tätigkeiten“ des sog. DFB mehr auf den Füßen stehen – müsste –
    der Meinung bin ich auch !

  4. Holger Schubert
    Donnerstag, 13. Mai 2021 um 17:28

    Ich meinte auch eher ‚die Presse‘ und bspw. den Kommentar von Marcus Schädlich (siehe oben; der 1.): „Mit Rainer Koch und Peter Peters wollen zwei den Übergang moderieren, die in der Vergangenheit daran gescheitert sind.“ – Die sind nicht gescheitert, und die wollen auch nicht – Die machen genau das und da weiter, womit sie erfolgreich waren und sind.

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