Bundesliga
Rambazamba in Berlin, Frust in Wolfsburg und das Leid der Gladbacher Konditoren
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| Donnerstag, 16. Dezember 2021Auch am vorletzten Spieltag der Hinrunde geht es in der Bundesliga hoch her
Keine Tore in Berlin. Union und Freiburg teilen sich die Punkte. Christian Spiller (Zeit Online) ist dennoch begeistert: „Dem Betrachter bot sich urehrlicher Bundesligafußball voller Schweiß, Disziplin, Tempo, guter Torhüter und vergebener Chancen. Über Nacht zu einem Evergreen wurde eine Szene in der 66. Minute, als der Ball nach einer Union-Ecke zehn Sekunden lang durch den Fünfmeterraum flipperte, von Schienbeinen, Füßen, Köpfen, Unterleibern und der Torlatte abprallte, ehe er in die Arme des Freiburger Torwarts Mark Flekken geköpft wurde. Das schönste Nichttor der Saison. Wenn Messi und Neymar das versuchen würden – keine Chance.“
Der FC Bayern zerlegt auch den VfB Stuttgart in seine Einzelteile. Robert Hiersemann (t-online.de) bindet einen riesengroßen Strauß Blumen: „Man sollte dem FC Bayern nicht zur Herbstmeisterschaft gratulieren, sondern zum Gesamtsieg in der Bundesliga. Hochachtung vor dieser Leistung! Aber das ist eben gleichzeitig ein riesiges Problem für den deutschen Fußball. Der Meisterkampf ist auch für die nächsten Jahre bereits vorentschieden. Die Bayern gefährden damit auf lange Sicht das System Bundesliga – und zwar ohne, dass sie es wollen. Denn sie sind selbst in ihrem eigenen Erfolg gefangen, sind genauso Opfer wie alle anderen. Was sollen sie denn auch tun? Mit Absicht verlieren?“
Fünf kümmerliche Torschüsse
Nach einem kurzen Aufwärtstrend zeigen die Kicker von Hertha BSC mal wieder wie es nicht laufen sollte. Gegen starke Mainzer haben die Hauptstädter nicht den Hauch einer Chance. Sebastian Schlichting (Tagesspiegel) schlägt die Hände vors Gesicht: „Dass eine Mannschaft aus dem unteren Bereich der Tabelle plötzlich nur noch gewinnt. Daher kann es vorkommen, dass Hertha in Mainz verliert. Allerdings sollte es nicht in dieser Art geschehen. Fünf kümmerliche Torschüsse hatten die Berliner im Spiel zustande gebracht. Wenn es schon vorn nicht läuft, sollte es wenigstens hinten halbwegs passen. Aber auch davon war der Bundesligist sehr weit entfernt.“
Der VfL Wolfsburg verliert auch gegen den 1. FC Köln. Frank Hellmann (FR) zeichnet ein düsteres Trainer-Bild: „Seine Gestik und Mimik, seine Erklärungen und Beschwichtigungen: Das alles kommt einem bei Florian Kohfeldt ziemlich bekannt vor. Was er auch tut und sagt: Es kommt beim Trainer des VfL Wolfsburg nicht bei seiner Mannschaft an. Die Serie an Misserfolgen erinnert nun zwangsläufig an das, was dem 2018 noch zum DFB-Trainer des Jahres gekürten Fußballlehrer vor einigen Monaten bei Werder Bremen widerfuhr: Hat sich die Spirale des Misserfolgs erst einmal zu drehen begonnen, ist sie von ihm nur schwer aufzuhalten.“
Der Mann für die entscheidenden Momente
In Frankfurt feiern Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein (FR) die Entwicklung von Jesper Lindström: „Das Fliegengewicht ist der Mann für die entscheidenden Momente, am Mittwoch in Mönchengladbach hatte er noch drei hochkarätige Möglichkeiten, scheiterte denkbar knapp. Er alleine hätte die Fohlen und ihren angeschlagenen Trainer auf die Bretter schicken können. Die Leistungsexplosion ist für ihn persönlich eine Genugtuung, nachdem es gerade zu Saisonbeginn einige Kritik gab.“
Vor dem Arbeitssieg gegen Schlusslicht Greuther Fürth beschäftigt sich Oskar Beck (welt.de) mit dem Thema BVB: „Wurden die Dortmunder zu oft Zweiter? Glauben sie überhaupt noch, dass sie das Zeug zum Topteam haben? Sie bringen alles dafür mit, tolles Stadion, tolles Publikum und das Geld reicht für tolle Talente. Aber auch die sind vom großen Durchbruch nie überzeugt. Sie kommen nach Dortmund, sind aber nur auf Durchreise. Lewandowski zog es rasch zu den Bayern, Aubameyang mobbte sich zu Arsenal weiter, oder Dembele nach Barcelona. Sancho, Bellingham, alle hatten und haben in Dortmund ihren Spaß, genießen die Stimmung im Stadion und den furiosen BVB-Fußball, aber bald wollen sie mit den richtig Großen spielen.“
In Gladbach geht die Talfahrt ungebremst weiter. Ulrich Hartmann (SZ) traut seinen Augen nicht: „Spieler, die mit zittrigen Füßen Bälle unbedrängt ins Aus schießen, die nicht mehr wissen, wie man Gegentore verhindert und die überhaupt während eines Spiels mitunter den Eindruck erwecken, sie hätten sich vielleicht besser für eine Konditoren-Ausbildung, eine Mechaniker-Lehre oder die höhere Beamtenlaufbahn entschieden, kannte man im Borussia-Park lange nicht mehr.“