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Bundesliga

Es lebe die Gegenwart

Oliver Fritsch | Montag, 16. August 2004 Kommentare deaktiviert für Es lebe die Gegenwart

Dortmund, Hamburg und Schalke setzen auf die Tradition, Bremen und Mainz auf das Hier und Jetzt (SZ) – „Teambildung“ (FR), eine Erfolgsstrategie nicht nur für Kleine

Jörg Marwedel (SZ 16.8.) empfiehlt den Vereinen mehr Heute – und weniger Gestern und Morgen: „Die Vergangenheit ist im Fußball ein Kapital, mit dem sich durchaus rechnen lässt. Tradition wirft, wenn man es geschickt anstellt, eine ordentliche Rendite ab. Womöglich lassen sich mit alten Triumphen sogar neue Arenen erbauen, die ein rosarotes Morgen versprechen und zu riesigen Investitionen animieren. Weil ja auf diesen Bühnen keine Provinzchargen agieren sollen. So werden mächtige Erwartungen geschürt und Gegenwart und Zukunft zum Schwierigsten überhaupt – erst recht, wenn schon die schönen Siege von gestern teilweise zu teuer erkauft wurden. Zu besichtigen ist dieses Dilemma bei den Traditionsklubs Borussia Dortmund, Schalke 04, Mönchengladbach und dem Hamburger SV. Alle haben richtig geklotzt und besitzen nun ein prächtiges Stadion, in das die Massen hineinströmen wie einst in den Circus Maximus. Alle haben, wenn auch mit ungleichem Risiko, viele Millionen für noch teurere und vermeintlich bessere Artisten ausgegeben. Jetzt leiden sie in der Gegenwart unter einem Druck, der sie zu zerreißen droht. (…) Wie glücklich dürfen sich da zwei Klubs schätzen, die auf behutsame Weise aufgebrochen sind in die neuen Zeiten: Werder Bremen und Mainz 05. Den Bremern ist es gelungen, einen seltenen Dreiklang aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erzeugen. Mainz 05 schleppt keinerlei Ballast mit sich herum: Der Aufsteiger hat keine große Vergangenheit und vielleicht auch keine große Zukunft in der Beletage des Fußballs. Dafür genießen Fans, Trainer und Mannschaft einfach unbeschwert das Hier und Jetzt. Es lebe die Gegenwart.“

Teambildung

Wie erreichen die Kleinen Erfolg, Jan Christian Müller (FR 16.8.)? “Als Folge der Kommerzialisierung und der zunehmenden Vereinnahmung des Profifußballs durch die Medien ist die Gefahr der Ablenkung größer denn je, ist die Teambildung für die sportlich Verantwortlichen zur mitentscheidenden Aufgabe geworden. Immer mehr Trainer haben das erkannt. So lässt sich erklären, dass gemeinsame Grenzerfahrungen als Saisonvorbereitung inzwischen bei vielen Bundesligisten auf der Tagesordnung stehen. Die Spieler von Mainz 05 schlugen sich tagelang im Dauerregen durch Schweden. Am Lagerfeuer kam es zu Gesprächen, die sich im Trainingsalltag nie und nimmer entwickelt hätten. „Je mehr man über den Mitspieler weiß“, sagt Trainer Jürgen Klopp, „desto größer ist der Respekt.“ Natürlich gibt eine solche Abenteuertour mitnichten eine Garantie für Siege. Aber es macht sie wahrscheinlicher. Im Mannschaftssport ist auf Sicht selbst mit hoch qualifiziertem Personal kein Erfolg programmiert, wenn die Gruppe in sich nicht funktioniert und darüber hinaus mit ihrem Anführer nicht harmoniert. Es hat zunehmend den Anschein, als sollte der Hamburger Trainer Klaus Toppmöller genau daran scheitern.“

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