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Deutsche Elf

Glaube

Oliver Fritsch | Dienstag, 16. August 2005 Kommentare deaktiviert für Glaube

Christian Eichler (FAS 14.8.) vergleicht Marco van Basten mit Jürgen Klinsmann: „Von Feindseligkeit waren sie auch in den ‚Schlachten’ von Hamburg 1988 oder Mailand 1990 weit entfernt. Sie sind es bis heute. Jürgen Klinsmann wurde selbst in Zeiten übertriebener Aggression in den Niederlanden als Sportsmann geschätzt; ebenso Marco van Basten in Deutschland. Fast wirkt es, als hätte damals eine geheime Fußballregie, um den gereizten Nachbarn zu zeigen, was sie aneinander haben, die beiden Weltklassestürmer aufgestellt – und nun abermals als junge Reformtrainer. Zwei Biographien, zwei Karrieren, zwei Charaktere von oft überraschenden Parallelen: gleicher Jahrgang; ähnlich harte Arbeit an den Grundlagen des eigenen Spiels; Erfolge in der Heimat und in der Fremde, vor allem in Italien; Triumphe mit dem Nationalteam: van Basten als Europameister 1988, Klinsmann als Weltmeister 1990; intensive Lehrzeit als Meisterschüler des Trainerhandwerks; als Berufsanfänger gleich die Ernennung ins höchste Traineramt; beide am selben Tag, dem 29. Juli 2004. Und beiden ist es im Probejahr gelungen, aufzuräumen mit alten Strukturen und Gewohnheiten. Beide haben sie mit offensivem Spiel neue Lust auf Fußball entfacht. Nun treffen sie sich mit ihren Teams, am Beginn einer Saison, in der der Aufbruch mit dem WM-Titel gekrönt werden soll. Ob das realistisch ist, weiß niemand. Doch erstmals seit vielen Jahren ist in beiden Ländern der Glaube daran, daß es geht, wieder da. Es gibt diese Spieler, mit denen man jeden Sieg für möglich hält, wenn man sie nur im eigenen Team hat. Es gibt sie auch als Trainer.“

NZZ: van Basten setzt grossen „Egos“ ein Ende
BLZ: van Basten setzt auf Angriffsfußball und hat zu diesem Zweck die holländische Elf komplett umgebaut
Welt-Interview mit van Basten

Warnung

Philipp Selldorf (SZ 16.8.) kommentiert Klinsmanns neueste Antwort auf die Torwartfrage: „Die von Klinsmann verordnete Separierung durch Arbeitsteilung betrachtet er offenbar als Zumutung und Beleidigung seiner sportlichen Größe. Klinsmann kann das verstehen, er hält es sogar ‚für das Normalste der Welt’. Das Verfahren sei ‚gewöhnungsbedürftig’, räumt er ein, ‚ich weiß nicht, ob ich als Stürmer dem Rotationsprinzip gewachsen wäre’. Damit damals solche Zweifel erst gar nicht aufkommen konnten, ließ er sich im späten Karrierestadium vor dem Antritt seines zweiten Tottenham-Engagements einen Stammplatz garantieren, doch auf ähnliche Privilegien braucht Oliver Kahn nicht zu hoffen, und selbst unter Verweis auf die derzeit erstklassigen Leistungen wäre der Torwart nicht in der Lage, Forderungen nach Denkmalschutz zu stellen. Denn der Bundestrainer will nach dem Vorbild der großen, im Europacup tätigen Klubmannschaften durch verschärften Konkurrenzkampf ‚jede Position verbessern und noch mehr rausholen aus den Spielern.’ Widerspruch zwecklos, das Wettbewerbsprinzip ist der Teamleitung so wichtig, dass sie notfalls auch Kahns Rücktritt in Kauf genommen hätte. ‚Wenn er Konsequenzen gezogen hätte, hätten wir es akzeptiert’, erklärte Klinsmann, was definitiv als Warnung zu verstehen ist. Mit der neuesten Variante im Wechselspiel reagieren Klinsmann und sein strategischer Berater Joachim Löw auch auf Kahns Angewohnheit, seinen Amtsanspruch durch den Verzicht auf die Stellvertreterrolle zu demonstrieren.“

FR: Die Rückkehr von Dietmar Hamann stößt nicht überall auf Begeisterung

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