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Deutsche Elf

Wettkampf im Tor?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 22. Mai 2008 Kommentare deaktiviert für Wettkampf im Tor?

Der Tagesspiegel macht Indizien ausfindig, dass Jens Lehmanns Stellung nicht so sicher ist, wie man glauben könnte

Hört, hört! Stefan Hermanns (Tagesspiegel) hat uns Bemerkenswertes und Überraschendes zur Torwartfrage mitzuteilen und bemerkenswerte und Überraschende Aussagen Joachim Löws gesammelt: „Timo Hildebrand ist der Leidtragende einer Entscheidung, die in erster Linie als Misstrauensvotum gegen Jens Lehmann zu verstehen ist. Deutschlands designierte Nummer 1 genießt längst nicht mehr den bedingungslosen Rückhalt des Bundestrainers: ‚Wenn alles normal läuft und er in den Testspielen seine Leistung bringt, wenn man spürt, Jens ist in einer Topverfassung, dann kann man davon ausgehen, dass er die Nummer 1 ist’, sagte Löw. Von ‚wenn’ war bisher nie die Rede. Doch weil dem Torhüter nach einer Saison auf der Ersatzbank Wettkampfpraxis und Spielrhythmus fehlen, hat sich die Geschäftsgrundlage zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt entscheidend verändert. Jens Lehmann muss sich erst einmal wieder neu beweisen. ‚Es gibt einen Wettkampf im Tor, aber der Jens hat schon auch Vorteile.’ Wenn Lehmann im Training und in den beiden Testspielen keine Schwächen erkennen lässt, wird sich an der ursprünglichen Planung nichts mehr ändern. Wenn aber nicht …“

Der Jens hat schon auch Vorteile! Noch mal: Der Jens hat schon auch Vorteile!

Zudem würde Hermanns Manuel Neuer dem Leverkusener René Adler vorziehen: „Die allgemeine Wertschätzung für Adler ist der traditionellen Sicht der Deutschen auf ihre Torhüter geschuldet. Sein Ruf profitiert vor allem von den Zusammenschnitten in der Sportschau, in der seine spektakulären Rettungstaten auf der Linie aneinandergereiht werden. Kein deutscher Torhüter seit Oliver Kahn hat das Gefühl der Unbezwingbarkeit derart überzeugend verkörpert wie Adler. Doch das moderne Torwartspiel erfordert mehr als die Beherrschung der Linie. Wenn der Bundestrainer die Moderne konsequent verfolgen wollte, hätte er Manuel Neuer nominieren müssen, der jenseits der Linie eine weit größere Präsenz ausstrahlt. Nach einer Saison mit einigen Fehlern und viel Kritik der Boulevardmedien wäre seine Nominierung für die EM dem Volk jedoch nur schwer vermittelbar gewesen. Wenn Neuer mit seinem Stil das offensive Prinzip Lehmann fortschreibt, dann ist Adler eher ein Widergänger von Oliver Kahn.“

Aus allen Wolken gefallen

Ronald Reng (taz) kann die Nichtnominierung Timo Hildebrands sachlich verstehen, stört sich aber am Stil: „Köpkes Urteil, Enke und Adler vor Hildebrand zu sehen, wird von der überwältigenden Mehrheit der Torwartszene geteilt. Was jedoch auch etliche Kollegen aus der Nationalelf getroffen hat, ist die abrupte Radikalität, mit der Hildebrand verabschiedet wurde. Über vier Jahre wurde er kontinuierlich berufen, bis zu letzt ließen ihn die Trainer im Glauben, die Nummer zwei im Tor zu sein, nur um ihn auf einem Schlag abzuservieren. Dabei sahen Köpke und Löw Hildebrand schon lange nicht mehr klar vor Enke. So beschlossen sie, im Februar gegen Österreich Hildebrand als Ersatzmann einzuladen, aber im März gegen die Schweiz Enke. Hildebrand sollte nur eventuell als dritter Mann dazustoßen. Ihm gesagt haben sie das aber nie. Er fiel drei Wochen vor dem Schweiz-Spiel aus allen Wolken, als er darauf von Journalisten angesprochen wurde.“

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