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Deutsche Elf

Triumph des Massengeschmacks

Kai Butterweck | Mittwoch, 6. Oktober 2010 Kommentare deaktiviert für Triumph des Massengeschmacks

Die Ehrung der Nationalmannschaft durch den Bundespräsidenten fördert Fragen und Einsichten ans Tageslicht

Für Andreas Lesch (Berliner Zeitung) wirft die Verleihung viele Fragen auf: „Die Geschichte der Politiker, die sich vom Zusammensein mit Sportlern ein bisschen Glanz erhoffen, ist lang. Selten aber wirkte eine Annäherung so seltsam wie jene am Dienstag im bundespräsidialen Schloss. Die überraschend anwesende Kanzlerin Merkel brauchte offenbar dringend Bilder, die weder mit Guido Westerwelle noch mit der Finanzkrise oder der Atomlobby zu tun haben (die nur in Person des DFB-Managers Oliver Bierhoff anwesend war). Was soll das? Warum werden Profifußballer, die in ihrem Beruf täglich mit Geld, Ruhm und Anerkennung überhäuft werden, noch vom Staatsoberhaupt in ihrer Großartigkeit bestätigt? Sind Handballer, Basketballer, Volleyballer also weniger ehrwürdig? Bemisst sich die Chance auf das Lorbeerblatt an der Zahl der Fanmeilen und der Deutschland-Fähnchen an Autos und Balkons? Wird mit dem Silbernen Lorbeerblatt der erfolgreich bediente Massengeschmack geehrt? Geht im schwarz-rot-goldenen Torrausch der Politik der Maßstab verloren?“

Die Nachwehen der WM

Für Boris Herrmann (SZ) habe der Festakt für den Bundestrainer zwei Seiten gehabt: „Einerseits hat ihm diese WM eine hübsche Plakette eingebracht. Andererseits muss er mit der Einsicht leben, dass diese WM partout nicht zu Ende gehen will. Sie ist der Grund, weshalb seine Mannschaft nun mit schweren Beinen und unbeantworteten Personalfragen in die beiden wichtigen EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei und Kasachstan geht. Die verletzungsbedingte Absage von Bastian Schweinsteiger hat in diesem Zusammenhang fast schon Symbolcharakter. Wenn Fußball-Deutschland im Sommer eine Erkenntnis gewonnen hat, dann die, dass es ohne seinen `emotionalen Kapitän` eigentlich nie wieder antreten möchte. Hinzu kommt, dass der Revolutionsführer Philipp Lahm beim FC Bayern derzeit bestenfalls gehobenen Beamtenfußball zeigt. Und dass die WM-Torschützenkönige von 2006 (Klose) und 2010 (Müller) offenbar in einen unbefristeten Tor-Boykott getreten sind.“

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