indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Deutschland verpasst den Sieg gegen Italien

Kai Butterweck | Donnerstag, 10. Februar 2011 3 Kommentare

Beim prestigeträchtigen Duell reicht es für die Truppe von Jogi Löw nur zu einem Unentschieden auf eigenem Platz; die Presse beschäftigt sich mit Lichtblicken, Glücksmomenten und den Nachwehen des Spiels

Thomas Hummel (SZ) adelt Mesut Özil: „In der ersten halben Stunde stellte Özil mit dem Ball Dinge an, die die Italiener vorher nicht einmal denken konnten. Seine Pässe auf Lukas Podolski, Miroslav Klose oder seine Vorbereitung des 1:0-Tores von Klose mit der Ferse hoben den Testkick für Augenblicke auf ein anderes Niveau. Kein Wunder, dass ihm bereits das Bernabeu in Madrid zu Füßen liegt. Özil hat bei Real und Trainer Jose Mourinho seine Klasse nochmals erhöht, in Dortmund drehte sich fast jede gelungene Offensivaktion um den jungen Mann aus Gelsenkirchen. Deutschland hat auf absehbare Zeit kein Problem mit der Besetzung des offensiven Mittelfelds.“

Ein Abend der gemischten Gefühle

Christian Kamp (FAZ.net) fordert für die Zukunft mehr Durchschlagskraft im Team von Jogi Löw: „Das erste Länderspiel des Jahres bescherte somit nicht nur den 60.200 Zuschauern im Dortmunder Stadion einen Abend der gemischten Gefühle. Für Joachim Löws junges Team war es eine Erinnerung daran, dass sich zur spielerischen Klasse auch Durchsetzungsvermögen bis zum Schluss gesellen muss, sollen in Zukunft die ersehnten Erfolge erreicht werden.“

Klose ist ein Ungeheuer

Michael Rosentritt (Tagesspiegel) schlottern hinsichtlich der Leistung von Miroslav Klose die Knie: „Miroslav Klose ist ein Ungeheuer. Wochenlang lebt es unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung, es taucht nur dann auf, wenn Länderspiel ist. Das Spiel gegen Italien war eine Viertelstunde alt, da schlug es zu. Das letzte Mal, dass Miroslav Klose in einer Startelf stand, liegt eine halbe Ewigkeit zurück. Beinahe unnütz zu erwähnen, dass es im Trikot der Auswahl war. Während er beim FC Bayern längst nicht mehr zur ersten Wahl gehört, überzeugt er im Team von Joachim Löw in fast beängstigender Weise.“

Andreas Lesch (Berliner Zeitung) wundert sich über die Startelf in Dortmund: „Für die erstaunlichste Nachricht des Abends hatte Löw schon vor dem Anpfiff gesorgt. Niemand hätte den Bundestrainer einen Opportunisten genannt, wenn er dem Publikum einen seiner lokalen Helden ab der ersten Minute präsentiert hätte. Die Bundesliga-Leistungen der Borussen ließen die Aufstellung speziell des Innenverteidigers Mats Hummels zwingend erscheinen. Löw aber stellte den zuletzt wackligen Holger Badstuber auf.“

Die Leiden des Mario Gomez

Pierre Winkler (Focus Online) beschäftigt sich mit den Nachwehen des Spiels für einen Protagonisten der gar nicht dran teilnahm: „Mario Gomez hat ein gezerrtes Innenband und seit gestern Abend einen Gebissabdruck im Hintern. An dieser Stelle dürfte Gomez kräftig zugelangt haben, als er von München aus seinem Konkurrenten Miroslav Klose zuschaute. Klose steht nur noch im Kader des FC Bayern, damit die kleinen Fans beim Sammeln ein Bild mehr haben – von Beginn an gespielt hat Klose nämlich seit Ende September nicht mehr. Seitdem kam er auf insgesamt 56 Minuten im Bayern-Trikot. Ein Tor hat er geschossen in dieser Bundesliga-Saison. Gomez schießt die Tore bei den Bayern, und das wollte er endlich auch in der Nationalmannschaft tun. Doch kurz vor dem Italien-Spiel zerrte er sich eben das Innenband, Klose durfte ran und traf zum siebten Mal in seinen letzten fünf Länderspielen. Außer dem Tor ist von Klose nur ein vergeudeter Konter in Erinnerung, aber das Wichtigste bleibt: das Tor.“

Die deutsche Defensive in Verlegenheit

Peter Ahrens (Spiegel Online) bedankt sich im Namen der Elf von Jogi Löw beim holländischen Referee: „Den Italienern, vor dem Spiel aufgrund ihres überhasteten personellen Umbruchs milde belächelt, gelang es regelmäßig, die deutsche Defensive in Verlegenheiten zu stürzen. Und wenn der niederländische Schiedsrichter Eric Braamhaar nicht mit dem festen Vorsatz ins Spiel gegangen wäre, auf keinen Fall einen Elfmeter gegen den Gastgeber zu pfeifen, dann wären die Gäste womöglich schon früher zum Ausgleich gekommen als erst in der 81. Minute durch Giuseppe Rossi.“

Lars Wallrodt (Welt Online) vermisst die richtige Einstellung bei der deutschen Mannschaft: „Das Remis gegen eine Mannschaft, die sich nach ihrer WM-Pleite im Umbruch befindet, ist akzeptabel. Mehr nicht. Bundestrainer Joachim Löw sieht das ähnlich, fand nach dem Spiel Lob für die erste und Kritik für die zweite Halbzeit. Er wird seiner hochbegabten Truppe noch beibringen müssen, auch solche Spiele, in denen es weder um Punkte noch um viel Ruhm geht, mit dem nötigen Ernst anzugehen. Dieser Ernst war in der zweiten Halbzeit nicht zu erkennen.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Deutschland verpasst den Sieg gegen Italien”

  1. prazzomoto
    Donnerstag, 10. Februar 2011 um 20:09

    Großartiger FDT!

  2. Kai Butterweck
    Donnerstag, 10. Februar 2011 um 21:04

    Definitiv! An dieser Stelle nochmals Dank an meinen Kollegen Herrn Nedoklan für den freundlichen Hinweis. Felix erinnert in seinem Video ein bischen an den guten BoBeLe „Bin ich schon drin?“…

  3. juwie
    Donnerstag, 10. Februar 2011 um 23:00

    Schließe mich den Vorrednern an: Großes Kino!

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