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Bundesliga

Bayern München – Klonen für den Erfolg

Kai Butterweck | Montag, 3. Dezember 2012 Kommentare deaktiviert für Bayern München – Klonen für den Erfolg

Der FC Bayern wird dem BVB aus dem vergangenen Jahr immer ähnlicher. Außerdem: Krisenstimmung auf Schalke

Das Spitzenspiel in München endet mit einem Unentschieden. Peter Hess (FAZ) vergleicht die beiden Bundesliga-Titanen: „Die Bayern haben Erkenntnisse aus dem letztjährigen Borussen-Siegeszug übernommen. 33 Torschüsse nach Tempogegenstößen und zehn Kontertore bedeuten Ligabestwert. Fundament für die Tabellenführung der Bayern ist die Abwehr – nur sechs Gegentore nach 15 Spieltagen drücken die hohe Verteidigungskunst aus. Ein weiteres Plus ist die große Disziplin im defensiven Mittelfeld: Die Bayern mussten bislang in dieser Spielzeit noch kein Gegentor nach einem Konter hinnehmen. Es ist also an der Zeit, alte Urteile und Bewertungen über den Haufen zu werfen. Von wegen die frischen und frechen Dortmunder, von wegen die saturierten Münchner. Die Bayern sind den Borussen ähnlicher geworden, als es sich die meisten jemals hätten vorstellen können.“

Es war weniger ein Tabellen- als ein Imagespiel

Klaus Hoeltzenbein (SZ) schiebt den Rechenschieber beiseite: „Bayern schickt sich an, die Dortmunder nach zwei demütigenden Spielzeiten in der Meisterchronik wieder abzulösen, die Borussen hinterließen jüngst auf dem internationalen Parkett den attraktiveren Eindruck. Bei elf Bundesliga-Punkten Vorsprung war es nun weniger ein Tabellen- als ein Imagespiel. Da will jeder gewinnen – mehr noch aber nicht verlieren. Nach einem Remis kann also generös zugeprostet werden.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) lehnt sich zurück und genießt: „Dieses Spiel hat das Zeug zum deutschen „Clasico“, denn hier maßen sich zum wiederholten Mal zwei Teams auf hohem Niveau, womöglich gar auf internationalem. Ein Duell, das beide Vereine dauerhaft in Atem hält, zur ständigen Verbesserung und taktischen Verfeinerungen zwingt und zudem sehr fair verläuft.  Das 1:1 ist auch ein Ergebnis, das beide Seiten das Gesicht wahren und Anerkennung empfinden lässt. Dortmund hat zwar den Rückstand nicht verkürzen können. Aber darum ging es wohl auch nicht, denn der BVB ging nicht das letzte Risiko ein. Schwarz-Gelb wird wohl im Mai abgelöst, aber nicht abgehängt.“

Luxus ohne Ende

Marcel Reif (Tagesspiegel) lobt Bayern-Coach Jupp Heynckes: „Die Bayern haben eingekauft, sich verstärkt, nicht, wenn man so will, die erste Elf, die war stark genug, sie haben auch die Bank verstärkt. Das war die Bewegung, die dieser Kader brauchte. Wenn heute einer glaubt, er sei gut genug, er müsse nichts fürchten, dann reicht ein Blick auf diese Bank. Da hocken welche, die mindestens die gleiche Leistung bringen, vielleicht sogar eine bessere. Das beflügelt. Zwei Kader zu haben, die reif für die Meisterschaft sind, ist sicherlich ein Luxus, aber ein belebender Luxus. Wahrscheinlich ist er notwendig, um national und international zu bestehen, man muss sich das auch leisten können. Vor allen Dingen muss man so etwas moderieren. Heynckes kann es offenbar.“

Frank Lamers (derwesten.de) macht sich stark für Dortmunds Schlussmann Roman Weidenfeller: „In der Schlussphase des Superhelden-Castings in der Arena des FC Bayern München wurde plötzlich klar: Nicht Toni Kroos oder Mario Götze werden hier den Rasen als Sieger verlassen, sondern Roman Weidenfeller, Borussia Dortmunds Torhüter. Das war ungünstig für Joachim Löw. Der Bundestrainer nämlich hat Weidenfeller nie in die Nationalmannschaft berufen. Wenn Löw im kommenden Februar sein Ensemble zusammenruft, wird also darauf geachtet werden: Holt er Weidenfeller, und wenn nicht, warum nicht? Oder: Holt er Weidenfeller, und wenn ja, warum erst jetzt?“

Eine Dynamik ist im Gange, die normalerweise in einen Trainerwechsel mündet

Auf Schalke herrscht nach dem Unentschieden gegen Mönchengladbach große Unzufriedenheit. Daniel Theweleit (FR) geht auf Spurensuche: „Seit dem 0:2 in Leverkusen Mitte November, als der Holländer sich Wortgefechte mit Lewis Holtby und Jefferson Farfán geliefert hatte, ist auf Schalke eine Dynamik im Gange, die normalerweise in einen Trainerwechsel mündet. Es wird von Differenzen zwischen dem Fußball-Lehrer und der Mannschaft gemunkelt. Huub Stevens wirkt dünnhäutig und übellaunig wie man ihn noch nicht erlebt hat, seit er Schalke 04 im Spätsommer 2011 vom erschöpften Ralf Rangnick übernahm.“

Manfred Hendriock (derwesten.de) sägt am Stuhl des Schalker Trainers: „Am Samstag hat Huub Stevens gesagt, dass er sich im Herbst seiner Trainer-Karriere eigentlich nicht mehr ärgern wollte. Spinnt man diesen Gedanken fort, würde es nicht überraschen, wenn Stevens zum Saisonende auf Schalke von sich aus einen Schlussstrich ziehen würde. Die Spekulationen, dass dann Mike Büskens Trainer auf Schalke werden könnte, sind zumindest naheliegend. Büskens ist ein Schalker Junge, der beim Aufstieg mit Fürth seine Reifeprüfung als Trainer abgelegt hat. Und er ist ein Typ, der eben die positive Emotion vorlebt, die man jetzt manchmal vermisst.“

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