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Bundesliga

Hertha BSC bleibt erstklassig

Kai Butterweck | Mittwoch, 25. Mai 2022 Kommentare deaktiviert für Hertha BSC bleibt erstklassig

Alles bleibt beim Alten. Nach der Relegation steht fest: Die Hertha aus Berlin darf weiter erstklassig planen und der HSV muss ein weiteres Jahr auf die ganz großen Stadien der Republik verzichten

Mit dem vierten „Matchball“ kommt endlich die Erlösung. Nach einer desaströsen Saison und einem wahren Relegationskrimi schaffen die Kicker von Coach Felix Magath doch noch das Unmögliche, den Klassenerhalt. Benjamin Zurmühl (t-online.de) adelt den Feuerwehrmann an der Seitenlinie: „Seit der ersten Partie unter Magath zeigte Hertha Leben. Es war selten schön, was die Mannschaft in Blau-Weiß auf den Platz brachte, aber es war oft effektiv. Sechs der elf Tore vor der Relegation unter Magath fielen nach Ecken, Freistößen und Elfmetern. Sein Wirken war zu spüren.“

Filippo Cataldo (spox.com) legt nach: „Im Spätherbst seiner Karriere hat Magath bewiesen, dass Leadership sehr viel mit Vertrauen in seine Mitarbeiter zu tun hat. Magath hat in seiner Karriere viel dafür getan, sein Image als Quälix aufrechtzuerhalten. Das war nie Fassade, Magath hat seine Spieler im wahrsten Sinne des Wortes kotzen lassen im Training. Aber Magath, fußballtaktisch eher begrenzt, war in gewisser Weise immer schon ein bisschen cooler, cleverer und selbstironischer als viele seiner Kollegen.“

Alles auf dem Prüfstand

Stephan Uersfeld (n-tv.de) macht Sportdirektor Fredi Bobic Druck: „Mit zahlreichen neuen Mitarbeitern war er im Sommer 2021 im Berliner Westend gelandet und hatte sich damit auf der Geschäftsstelle nicht nur Freunde gemacht. Seine Transfers, die er gemeinsam mit dem mitgebrachten Dirk Dufner, tätigte, floppten nahezu alle und waren mit ein Grund für den Abstiegskampf, in den Hertha so richtig erst mit dem von Bobic installierten Tayfun Korkut geriet, und der dann durch Felix Magath und seinen schottischen Assistenten Mark Fotheringham gerade noch so im Ergebnis erfolgreich gestaltet werden konnte. Der Kader steht jetzt, wie der Rest des Klubs, auf dem Prüfstand.“

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) schließt sich an: „Ja, die Altlasten, die Bobic bei seinem Amtsantritt vorgefunden hat, waren gewaltig. Ja, mit kosmetischen Korrekturen wäre es vermutlich nicht getan gewesen. Ja, an die Strukturen heranzugehen war nicht nur richtig, sondern notwendig. Und trotzdem: Der Kader, der sich über weite Strecken nur als bedingt bundesligatauglich erwiesen hat, ehe er sich bei letzter Gelegenheit noch einmal straffte, dieser Kader war sein Werk.“

Was für ein Führungsstil!

Niklas Stark verlässt die Hertha, der neue Arbeitgeber ist noch unbekannt. Ein gebührender Abschied fiel ins Wasser. Sabine Vollmert-Spiesky (Tagesspiegel) ist enttäuscht: „Okay, er hat es zwar nicht zur Hertha-Ikone wie Erich Beer, Marcelinho, Zecke, Pál oder Arne Friedrich gebracht, aber lange genug für den Verein gespielt, als dass man ihn hätte beim letzten Heimspiel gebührend verabschieden können. Was für ein Führungsstil! Mittlerweile sollte es sich auch in einem Fußballunternehmen wie Hertha BSC herumgesprochen haben, dass die Menschen, die bei ihm arbeiten, sein Hauptkapital sind. Ohne sie kann es gleich Konkurs anmelden! Das nennt man Führungskultur.“

Javier Cáceres (SZ) ist gespannt: „Für die kommende Saison braucht Bobic zuvorderst einen Trainer, der die Hertha in die stabile Seitenlage bringt. Und der – wie der seit Jahren erfolgreiche Nachbar Union Berlin – eine tragfähige Spielidee entwickelt und sie dann mit hungrigem Personal umsetzt. Gelingen wird das wohl nur, wenn der Klub diese Relegation wie einen Abstieg interpretiert – und sich wirklich neu aufstellt, wie es Schalke 04 und Werder Bremen in der vergangenen Zweitligasaison taten. Andernfalls wird die Hertha eher früher als später wieder auf einen Retter vom Schlage eines Felix Magath zurückgreifen müssen.“

Frische Luft und neue Kräfte

Auch Steffen Rohr (kicker.de) fordert tiefgreifende Veränderungen: „Der Abend von Hamburg bietet eine Chance, die Demission von Gegenbauer am Tag danach die nächste. Wenn der Hybris jetzt die Katharsis folgt, kann Hertha das Stadium, in dem alle Zustandsbeschreibungen des Klubs stets wie eine Diagnose klingen, womöglich hinter sich lassen. Mit viel frischer Luft, mit neuen Köpfen an der Spitze – und mit den richtigen Lehren nach grotesk verkorksten Jahren und einem Versagen auf allen Ebenen.“

Während in Berlin gefeiert wird, herrscht in Hamburg Katerstimmung. Britta Kehrhahn (ndr.de) traut der jetzigen HSV-Führung einen erfolgreichen fünften Aufstiegsanlauf zu: „Die Ansprüche sind gesunken, was dem HSV vielleicht eine Zeit lang mal ganz gut tut. Auf Dauer aber reicht Teamgeist nicht aus, um aufzusteigen. Da muss mehr kommen. Ich traue es Tim Walter und seinem Team zu, den fünften Aufstiegsversuch des HSV erfolgreich anzugehen. Er sollte weitermachen. Gemeinsam mit der sportlichen Führung um Jonas Boldt, der allerdings in Zukunft bei Interviews gerne weniger patzig und von oben herab sein darf.“

Eine gute Basis

Tobias Manzke (sportbuzzer.de) ist guter Dinge: „Allzu viele Rückkehr-Versuche sollte sich der HSV nicht mehr erlauben. Der Kader gehört zu den teuersten der Liga, dazu ist das Hamburger Umfeld naturgemäß immer extrem unruhig. Allerdings scheint trotz des verpassten Aufstiegs etwas zusammengewachsen zu sein zwischen dem Team von Trainer Tim Walter und den Fans. Die Anhänger feierten trotz der Enttäuschung ihre Mannschaft, weil sie den eingeschlagenen Weg mit jungen Spielern honorieren. Das ist für die kommende Spielzeit eine Basis.“

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