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Deutsche Elf

Beste Voraussetzungen für einen Neustart

Oliver Fritsch | Samstag, 11. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Beste Voraussetzungen für einen Neustart

Vor allem Joachim Löw muss im Russland-Spiel den Schatten der EM loswerden/ Michael Ballack muss sich beweisen / René Adler, Debütant mit Vertrauensvorschuss / Bayern und Klinsmann gegen Sport Bild / Österreich spielt gegen Färöer – da war doch was …

Der Nationalelf und vor allem Trainer Joachim Löw steht heute eine Bewährungsprobe nach einer EM mit Zwischentönen und gemischten Leistungen ins Haus: das Quali-Spiel gegen Russland. Michael Horeni (FAZ) gewährt dem kritisierten Löw einen Bonus: „Es geht neben drei Punkten um Vertrauen für den erneuerten Offensivkurs des Bundestrainers.“ Die Umstände seien günstigst: „Löw kann auf seine besten Spieler vertrauen, auf das beste Stadion und das beste Publikum – bessere Voraussetzungen für einen schönen Aufschwung kommen so schnell nicht wieder.“

Ein weiteres Thema: Muss sich Michael Ballack neu beweisen? Frank Hellmann (FR) legt nahe, dass die Debatte der letzten Tage, Wochen und Monate dem Kapitän Beine gemacht haben könne: „Kann es sein, dass die in der Premier League gestählte Galionsfigur dieser Tage engagierter trainiert hat, als sie das gemeinhin zu tun pflegt? Ahnt da einer, dass nicht nur Nebenmann Frings wackelt, sondern irgendwann auch er selbst wanken könnte?“ Noch ein Artikel über Rolle und Rang Ballacks: „Aus der ausschließlich positiv gesehenen Leitfigur, dem Garanten für Erfolg, ist ein sportlich wertvoller Mannschaftskapitän geworden, dessen Führungsstil im Team jedoch auf Irritationen trifft“, schreibt Peter Heß (FAZ).

Über Torwartdebütant René Adler heißt es anerkennend bei Heß: „Reflexe, Strafraumbeherrschung, Ausstrahlung, Reife, Konstanz, Nervenstärke: Der Sachse vereint viele Tugenden auf sich. Seinem Nationalmannschaftskonkurrenten Robert Enke wird manchmal vorgehalten, kaum so genannte unhaltbare Bälle abzuwehren, Tim Wiese dagegen, zu viele haltbare durchzulassen. Adler tut das eine und lässt das andere.“ Der Tagesspiegel meint: Adler ja, Wiese nein, Enke vielleicht wieder später, und Neuer gibt’s ja auch noch. Die NZZ braucht Adler, dem „beinahe schwerelosen Flieger“, keine Flügel zu verleihen.

Hier gibt’s ein FAZ-Interview mit Patrick Helmes, in dem er verrät, dass er im Training vor dem Aufwärmen aufs Tor schießt (eine Todsünde für Amateurtrainer, hab mal in nem Klub gespielt, wo das 10 Mark Strafe pro Schuss kostete).

Die SZ interviewt Russlands Coach Guus Hiddink sehr lange (die FAZ übrigens auch, aber nur im Print) und stellt Stürmer Andrey Arshavin als desinteressierte, lauffaule, brillante Diva vor. Auf Zeit Online lesen wir über den Zugriff der russischen Politik auf den russischen Fußball. Was sagt eigentlich die Fifa zu den Vermischungen zwischen Politik und Sport in Russland – wo sie doch in Polen so empfindlich reagiert hat?

Die Affäre Sport Bild gegen Jürgen Klinsmann nimmt Fahrt auf. Auf allesaussersport bleiben Sie auf dem Laufenden. Sehr unterhaltsame Sache mit einem Leserbrief eines Journalisten an die Sport Bild, der auch auf der Website des FC Bayern veröffentlicht ist; einer Unterlassungserklärung an die Sport Bild durch die Bayern, die sich mächtig darüber ärgern, dass Schweinsteigers Arbeitsvertrag gedruckt worden ist; und einem investigativen Blog eines googelnden Sport-Bild-Redakteurs.

Gutes Gedächtnis, schlechtes Gedächtnis

Eine sehr schöne Parallele zwischen zwei unterschiedlichen Erinnerungskulturen Österreichs zeigt uns Dominik Sinnreich (Berliner Zeitung) anhand des fußballhistorisch belasteten Auswärtsspiels auf den Färöer-Inseln. Nach den Vorfällen in der gestrigen Nacht, die sich nach Redaktionsschluss ereigneten, liest sich das allerdings mit ein wenig zynisch: „Es ist halt so eine Sache mit der Vergangenheitsbewältigung in Österreich. Zum verbreiteten Selbstbild gehört immer noch der Glaube, man sei das ‚erste Opfer des Nationalsozialismus’ gewesen – für Schuldfragen hat man wenig übrig, die werden bei Wahlen lieber mit einem Kreuz am rechten Fleck beantwortet. Im Sport funktioniert das Gedächtnis der Österreicher hingegen exzellent.“

Tuats noch weh?

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