indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Montag, 19. April 2004

Ballschrank

International

Christian Vieri und inter Mailand, Scheidung auf italienisch (SZ) – „bei Otto Rehhagel in spielen nicht die elf Besten, es spielt die beste Elf“ (Spiegel) u.v.m.

Da wird dir schwindlig, und du könntest kotzen

Peter Burghardt (SZ 19.4.) berichtet den knappen Sieg Real Madrids im Stadtderby: „Wie üblich kann man nur hoffen, dass der dicke Mann trotz allem seinen Pulsschlag kontrollieren konnte. Jesús Gil y Gil, Besitzer, suspendierter Präsident und graue Eminenz des Fußballklubs Atlético de Madrid, hat es arg mit dem Herzen, und am Samstag gegen Mitternacht drohte es ihm mal wieder zu zerbrechen. 13 Minuten vor Abpfiff des Derbys gegen Real Madrid musste der geplagte Gil miterleben, wie seine Mannschaft vor 57 000 weiteren Zuschauern von zwei weißen und einem gelben Mann um einen kleinen Erfolg gebracht wurde. Erst schubste Raúl González, der Kapitän des ewigen Rivalen, im Luftkampf den Torwart Sergio Aragoneses. Das an sich war schon eine Frechheit, zumal Raúl aus dem Nachwuchs von Atlético stammt. Dann köpfelte Iván Helguera aus dem Abseits das 1:2. Schließlich erklärte der junge Schiedsrichter Moreno Delgado den regelwidrigen Treffer für korrekt. Der lebhafte Gil musste sich arg beherrschen ob der Unverschämtheit zugunsten der Macht. „Da wird dir schwindlig, und du könntest kotzen“, berichtete der Patron, dem Spaniens Staatsanwaltschaft sein Hobby wegen Betrugs und anderer Vergehen zumindest offiziell aus der Hand genommen hat. Es gab für ihn und die rotblauen Fans ja nichts Schlimmeres als die Vorstellung, „dass Real Madrid auf unsere Kosten wieder aufersteht“. Genau so ist es am Ende gekommen, dabei hatten die Gastgeber eine Zeitlang dazu beigetragen, den galaktischen Gegner noch tiefer in den Abgrund zu stürzen.“

Routine Moralzerfall

Georg Bucher (NZZ 20.4.) schaut Reals Trainer in die müden Augen: „Carlos Queiroz sind die Spuren der harten Zeit noch ins Gesicht geschrieben. Im Gespräch mit „Marca“ drückte der eloquente Sportlehrer seinen Unmut über die Gesellschaft im Allgemeinen und den Fussball im Besonderen aus. Scheinbar müsse man hier wie dort schlechte Gewohnheiten und Prinzipien akzeptieren. Unglücklicherweise sei der Moralzerfall zur Routine geworden, habe sich das Anormale in Normalität verwandelt. Deshalb gebe es im Fussball weder Gerechtigkeit noch Erinnerung, nur das Wort „gewinnen“ zähle. Erst recht im Bernabeu-Klub. Vor der Saison hatte die Direktion das Ziel vorgegeben, Champions League, Meisterschaft und Cup, das Triple, zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund meinte Queiroz, Real Madrid zu trainieren, sei, wie den Mount Everest zu besteigen. Ohr und Finger müssten geopfert werden, um den Gipfel zu erreichen. Doch magische Formeln seien im Fussball noch nicht erfunden worden. Haften bleibt aber auch der Eindruck, dass es Queiroz nicht verstanden hat, die Klubphilosophie zu interpretieren, aus Weltstars und Nachwuchstalenten, aus „Zidanes“ und „Pavones“ ein Erfolgsteam zu formen. Mit dem Meistertitel und der Abfindung in der Tasche könnte er Queiroz trotzdem guten Gewissens an seine frühere Arbeitsstelle als Assistenztrainer zurückkehren. In Manchester United stehen ihm die Türen offen.“

Bobo, geh’ uns nicht mehr auf den Sack!

Birgit Schönau (SZ 20.4.) protokolliert die Scheidung Christian Vieris von seinem Trainer – und seinem Verein Inter Mailand: „Von Inter Mailands bärenstarkem Stürmer Christian Vieri und seinem Trainer Alberto Zaccheroni wusste man sehr schnell, dass die Flitterwochen vorbei waren. Zu unterschiedlich sind der individualistische Vieri („Was mein Trainer mir am Mittwoch sagt, hab“ ich am Sonntag sowieso vergessen“) und der beharrlich auf Disziplin pochende Chefmelancholiker Zac. Das konnte nicht gut gehen. Zwar wurde der Torjäger noch am Dreikönigstag für seinen 100. Treffer im Inter-Trikot auf dem Spielfeld mit einer goldenen Krone ausgezeichnet. Aber die war aus Pappe, und schon eine Woche später sollte der 30- Jährige beim Auswärtsspiel gegen Udine auf die Bank. Vieri fuhr einfach nicht mit. Stillschweigend akzeptierte er eine Geldbuße, doch den Tifosi reichte das nicht. Kaum einer hatte wie Vieri Tore für Inter gemacht, mehr Tore als Spiele. Und doch, in letzter Zeit jubelte er noch nicht einmal nach einem Treffer, zeigte seine Distanz zum eigenen Klub allzu öffentlich. Währenddessen holte Zaccheroni den in Ungnade gefallenen Alvaro Recoba aus der Versenkung in die Stammformation. Der Serbe Dejan Stankovic kam von Lazio Rom, um den Sturm zu verstärken, aus Parma traf der Brasilianer Adriano ein. Von der Nummer eins war Vieri im Handumdrehen zur Nummer vier degradiert, überholt selbst von dem 20-Jährigen Nigerianer Obafemi Martins. Zaccheronis Inter schien seinen sperrigen Superstar auf einmal nicht mehr zu brauchen – und die Fans, die „Bobo“ Vieri bei jeder Gelegenheit vorwerfen, nur ein Söldner ohne echte Hingabe an die Internazionale zu sein, hatten offenbar nur darauf gewartet. Nie hatte der in Australien geborene Vieri, dessen erste Sprache immer noch Englisch ist, sich mit ihnen verbrüdern wollen. Jetzt zahlten sie es ihm heim. „Bobo, geh’ uns nicht mehr auf den Sack!“, stand während des Spiels gegen Bologna auf einem Spruchband. Ende Februar warfen Ultras Farbbeutel auf zwei Restaurants in Mailand, bei denen Christian Vieri Teilhaber ist. Am Sonntag der letzte Akt: Zaccheroni wollte ihn gegen Bologna wieder nur als Reserve aufbieten, doch Vieri weigerte sich. „Ich brauche eine ganze Stunde, um mich warm zu laufen, da trainiere ich lieber, als im Stadion zu sitzen“, sagte er. Und: „Zu Zaccheroni habe ich keine Beziehung.“ Inter gewann ohne ihn 4:2 und ergatterte den vierten Platz. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit sah man Vieri auf der Tribüne. War wohl fertig mit trainieren.“

Lecce die Stadt, die von ihren Einwohnern am meisten geliebt wird

Peter Hartmann (NZZ 20.4.) entdeckt ein Talent in der Provinz Italiens: „„Wer ist der junge Mann mit der 19?“, fragte Hristo Stoitschkow die Sitznachbarn im Stadion Via al Mare von Lecce. „Der hat ein Repertoire wie ein grosser Champion.“ Der einstige bulgarische Weltklassemann, heute Nachwuchschef im FC Barcelona, hatte die Reise an den Stiefelabsatz eigentlich wegen des 18-jährigen Wunderknaben Valeri Boijnow unternommen, eines Landsmanns. Aber in die Augen gesprungen ist ihm Ernesto Javier Chevanton, der drahtige Ballvirtuose aus Uruguay mit dem Drei-Millimeter-Haarschnitt. Stars aus Uruguay haben derzeit keinen guten Ruf in Europa. Recoba, der Liebling des Inter-Präsidenten Massimo Moratti, tanzt seinem Arbeitgeber auf der Nase herum, und Nunez, der Rätselhafte im GC-Dress, scheint an einem ähnlichen Narziss-Syndrom zu leiden (Ich bin ein Star, holt mich hier raus). Chevanton war, wie Recoba und Nuñez, an der unglaublich anmutenden Schmach der 0:1-Niederlage gegen Venezuela beteiligt, aber er ist aus anderm Stoff: ein Artist, der auch Muskeln zeigt, und als Alphatier eines Provinzrudels läuft „Che“ dorthin, wo es schmerzt. Niemand kannte ihn, als er vor drei Jahren von Danubio Montevideo nach Lecce kam, in eine typische Liftmannschaft und in eine der schönsten Städte Italiens mit einer atemberaubenden Barockkulisse. Laut einer Erhebung der Römer Sapienza-Universität ist Lecce die Stadt, die von ihren (100 000) Einwohnern am meisten geliebt wird, eine Insel von erstaunlicher Lebensqualität in der Armut des Mezzogiorno. Aus Lecce stammt ein einziger berühmter Fussballer, Franco Causio, der mit Juventus 6-mal Meister wurde und 63-mal für Italien spielte, aber nun blüht dort auch ein richtiges kleines Fussballwunder. Vor drei Jahren wollte der alte Padrone und Regionalfürst Giovanni Semeraro die Aktienmehrheit am Klub für symbolische 100 000 Lire loswerden, überliess dann aber das Steuer seinem Sohn Ricco. Lecce stieg wieder einmal ab, doch der junge Semeraro widerstand dem Reflex, den Trainer Delio Rossi zu entlassen. Rossi ist ein Schüler Zdenek Zemans. Der Tscheche hatte, mit selbstmörderischen Folgen, bei Roma, Lazio und Neapel die Formel „Tempo & Spektakel“ eingeführt (mit Avellino liegt er derzeit an letzter Stelle der Serie B). Rossi kehrte mit Lecce in die Serie A zurück, mit der jüngsten Mannschaft.“

Ein Mann für die Provinz

Sehr lesenswert! Michael Wulzinger (Spiegel 19.4.) erklärt den Erfolg Otto Rehhagels in Griechenland: „Schon mit vergleichsweise geringem Aufwand weckt der gebürtige Essener große Gefühle bei den Hellenen. Seit er mit dem Nationalteam, bis zu Rehhagels Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren eine zänkische und notorisch erfolglose Equipe, überraschend die Qualifikation für die Europameisterschaft in Portugal geschafft hat, wird der gelernte Maler wie ein Volksheld verehrt – und genießt, wo auch immer er in dem Land auftaucht, VIP-Status. Wenn Rehhagel, 65, etwa in seinem Lieblingscafé „Dionysos“ am Fuße der Akropolis bezahlen will, übernimmt natürlich das Haus die Rechnung. Genauso selbstverständlich beordert die Besitzerin des Athener Nobelhotels „Metropolitan“ weit nach Mitternacht noch einmal den Chefkoch an den Herd, weil der prominente Deutsche hungrig vom Länderspiel gegen Bulgarien aus dem Stadion gekommen ist. Selbst die sonst eher ruppigen Athener Verkehrspolizisten geben sich konziliant. „Wenn mich einer anhält, weil ich durch eine abgesperrte Straße gefahren bin“, spreizt sich Rehhagel, „bringe ich das mit einem Autogramm in Ordnung.“ In Deutschland war das zuletzt anders. Nach seinem unrühmlichen Abgang beim 1. FC Kaiserslautern im Herbst 2000 galt Rehhagel im Unterhaltungsbetrieb Bundesliga, den er als Spieler wie als Coach 35 Jahre lang mitgeprägt hat, als nicht mehr vermittelbar. Dabei war dem eigenwilligen Meistertrainer ausgerechnet in der Pfalz 1998 der größte Coup in der Geschichte des deutschen Profifußballs gelungen, als er mit dem Aufsteiger den Titel gewann. Nun kann „Otto Rehhakles“ („Bild“) es all jenen, die ihm in seiner Karriere im Weg standen, noch einmal zeigen – Franz Beckenbauer etwa, der den Coach 1995 als Präsident des FC Bayern erst von Bremen nach München gelockt hatte und ihn zehn Monate später beim Deutschen Rekordmeister abservierte. Für Rehhagel war der Rauswurf viel mehr als die vierte vorzeitige Entlassung: Sein Lebenstraum, zum Ende der Laufbahn Trainer der deutschen Nationalmannschaft zu werden, geriet mit der Schmach außer Reichweite. Und so sieht der Mann, der noch vom Mönchengladbacher Altmeister Hennes Weisweiler zum Fußball-Lehrer ausgebildet wurde, seine eigentliche Mission in Griechenland darin, sich mit dem Team für die WM 2006 zu qualifizieren. Das Turnier böte Rehhagel die wohl letzte Gelegenheit, in Deutschland, wo er sich trotz aller Meriten nicht mehr gebührend gewürdigt sieht, noch einmal auf die ganz große Bühne zurückzukehren. (…) Bis dahin galt als Naturgesetz, dass in Griechenland der Clubfußball einen ungleich höheren Stellenwert besitzt als die Nationalmannschaft. Im Umfeld der Verbandsauswahl herrschten deshalb lange Zeit reichlich chaotische Verhältnisse. Journalisten der täglich erscheinenden und einflussreichen Sportzeitungen, allesamt einem der Großvereine AEK und Panathinaikos Athen oder Olympiakos Piräus nahe stehend, diktierten Rehhagels Vorgängern meist die Aufstellung; die Bosse der wichtigsten Clubs, die zu den Wirtschaftsmagnaten des Landes zählen und die sich die Kicker wie teures Spielzeug leisten, legten bei Berufung ihrer wichtigsten Profis häufig ein Veto ein; und Verbandsfürsten aus der Provinz fuhren, gern in Begleitung ihrer Ehefrauen, regelmäßig als eine Reisegruppe von Nassauern mit zu Auswärtsspielen, wo sie im selben Hotel wie die Spieler logierten und genüsslich intrigierten. (…) Bei Rehhagel spielen nicht die elf Besten, es spielt die beste Elf. Kapriziöse Kräfte wie den Defensivmann Grigorios Georgatos, damals bei Inter Mailand, oder Akis Zikos vom Champions-League-Halbfinalisten AS Monaco vertrieb der Coach deshalb aus dem Kader: Sie hatten seine Autorität öffentlich angezweifelt. Dabei hat der Bergmannssohn, für den Fußball schon als Spieler immer Maloche war, durchaus eine Schwäche für Kreative am Ball. Sie müssen wie einst Mario Basler in Bremen nur die wichtigste Regel beachten: Der Chef ist der Trainer. So erklärt sich, dass selbst ein Star wie Demis Nikolaidis ausgerechnet unter Rehhagel zurück in die Nationalmannschaft fand. Der Stürmer von Atlético Madrid gilt als griechische Version David Beckhams. Er ist mit der hellenischen Popdiva Despina Vandi verheiratet, leistet sich Luxuskarossen in beachtlicher Zahl und pflegt politische Kontakte bis in Regierungskreise. Der Fußball-Pädagoge lässt den schillernden Profi gewähren, denn Nikolaidis erfüllt seine Aufgabe. Zeit seiner Karriere haftete Rehhagel der Ruf an, ein Mann für die Provinz zu sein. Noch heute fühlt er sich geschmeichelt, wenn man ihn als „Kind der Bundesliga“ bezeichnet. Er galt als Archetypus des Trainers, dem das Leben nur in geregelter deutscher Bürgerlichkeit behagte. Doch nun, bei seinem ersten Engagement im Ausland, zeigt sich Rehhagels Anpassungsfähigkeit. Das unübersichtliche Beziehungsgeflecht im griechischen Verbandswesen übt auf ihn einen ebenso großen Reiz aus wie das alltägliche Verkehrschaos Athens. So lässt sich der passionierte Autofahrer fast lustvoll stundenlang durch die Straßen der Metropole treiben. Es stört ihn nicht, dass er die Orientierung verliert, und es stört ihn nicht, dass Motorroller rechts und links wie wütende Wespen an ihm vorbeifliegen. Es ist ein Spiel: Irgendwann gelangt er auf eine Straße, die er kennt.“

Ballschrank

Einzig wahrer Konkurrent der Hegemonialmacht FC Bayern

Richard Leipold (FAZ 19.4.) vermisst die übliche Brisanz vor dem Gipfel zwischen Bayern und Dortmund. “Eine kürzlich erlittene Heimniederlage gegen Werder Bremen – mehr verbindet den noch aktuellen deutschen Fußballmeister Borussia Dortmund nicht mit seinem Vorgänger und voraussichtlichen Nachfolger Bayern München. Vor dem unmittelbaren Vergleich an diesem Samstag im ausverkauften Westfalenstadion sind die Kräfteverhältnisse unter den Schwergewichten der Bundesliga längst geklärt. Die Bayern führen in der Tabelle so klar, daß es in Dortmund still geworden ist um den Klassiker. Die Borussen sehen dem Treffen kleinlaut entgegen. Fünfzehn Punkte Abstand: Was soll man dazu noch sagen? Nichts (…) Die Stille könnte den westfälischen Fußballstandort für eine Weile zur Idylle machen. Doch der Schein trügt. Das Dasein als Meister, der sich anschickt, den Titel zu verlieren, ist beschwerlich. Auf Sammer scheint die Ruhe wie eine akustische, vielleicht gar arglistige Täuschung zu wirken. Obwohl weder die Bayern noch die Dortmunder etwas sagen, ist es dem Borussentrainer noch immer zu laut. Wenn er in Ruhe arbeiten könnte, abgeschottet von den Feriengästen, die sich kurz vor Ostern auf dem Trainingsgelände tummeln – das wären annehmbare Bedingungen. Aber nein, er müsse sich überlegen, auf welches Tor er spielen lasse, wenn in der Nähe Zuschauer und sieben Kameras stehen. Der Arme. Auch ohne Sticheleien aus München wirkt Sammer empfindlich und larmoyant. Mehr Verdruß als die zum Scheitern verurteilte Titelverteidigung bereitet den Borussen das Bangen um die Teilnahme an der nächsten Champions League. Den zweiten sicheren Qualifikationsplatz haben sie vorerst an den VfB Stuttgart verloren, der ihnen schon um vier Punkte voraus ist. Neuerdings heißen die Vergleichsgrößen Stuttgart, Berlin und Hamburg – nicht München. Das schmerzt die Dortmunder: Bei aller Bescheidenheit verstehen sie sich weiter als einzig wahrer Konkurrent der Hegemonialmacht FC Bayern. Sind die Dortmunder wirklich so weit vom FC Bayern entfernt, wie es scheint? Die Bundesligatabelle spricht dafür. Wenn überhaupt, könnten die Auftritte in der Champions League ihnen das Gefühl geben, der deutschen Nummer eins noch immer in Augenhöhe zu begegnen. In der Königsklasse sind sie weiter gekommen als die Münchner; ihre besten Leistungen haben sie gegen Arsenal London, Real Madrid und den AC Mailand geboten – gegen Mannschaften, an deren Klasse sich auch die Bayern orientieren.“

Man kann viel reden und wenig sagen

Christoph Biermann (SZ 19.4.) zitiert BVB-Coach Matthias Sammer. „“Man kann viel reden und wenig sagen.“ Intelligenten Menschen wie Jens Lehmann fällt es nicht schwer, diesem Neo-Genscherismus zu entsprechen. „Mich interessiert nur mein Oberschenkel“, sagt der Torhüter auf jede Frage. Nach dem fünften Mal hat niemand mehr Lust nachzuhaken. Schließlich spielt Lehmann in den Überlegungen für den Samstag keine Rolle mehr. Der Bluterguss im Oberschenkel ist hartnäckig, sein Einsatz unmöglich, Roman Weidenfeller ist sein Stellvertreter – Bayerns Oliver Kahn muss auf den Vergleich verzichten, wer denn der Beste ist im Lande. Bei Borussia ist in dieser Woche nichts zu holen, was das Spitzenspiel anfeuern könnte. Selbst Vorlagen von Außen bleiben unbeachtet. „Beckenbauer verspottet Dortmund“, titelte Sport-Bild, obwohl der ganze Spott darin bestand, dass er „ein ruhiges Spiel“ erwartet. „Das ist doch eine lapidare Aussage“, findet Sammer und würde sich schon mit einem „ruhigen Sieg“ einverstanden zeigen. Na ja, immerhin eine Mini-Pointe, ansonsten wird der Ball so flach gehalten, dass er schon fast unter der Grasnarbe rollt. Gab es in der Vergangenheit vor den Partien zwischen Dortmund und Bayern wechselseitige Sticheleien, die irgendwo zwischen psychologischer Kriegsführung und dem Ballyhoo großer Boxkämpfe angesiedelt waren, bleibt es nun bemerkenswert ruhig.“

Gewinnspiel für Experten

Sonntag, 18. April 2004

Ballschrank

Bundesliga

29. Spieltag im Pressespiegel
Kritik an allen Verantwortlichen von 1860 München wegen der Art, Trainer Falko Götz zu entlassen; „der Geist Wildmosers“; Götz, das unschuldige „Opferlamm“ (SZ)?; ist gar Hans Zehetmaier hinters Licht geführt worden (taz)? – Bayern München, „seelenloses Ensemble“ (FTD); Diskussion um Schiedsrichter Markus Merk; Schwalbe oder nicht Schwalbe? – VfB Stuttgart jagt – Hans Meyers harmonische Rückkehr an den Bökelberg? Von wegen: „das harmonische Verhältnis von Meyer zur Borussia ist eine Legende“ (FAZ) – von Leverkusens Sieg gegen Schalke gibt es viel zu erzählen u.v.m.

1860 München – Hamburger SV 1:2, Entlassung Falko Götz‘

Der Geist Wildmosers

Christian Zaschke (SZ 19.4.) fordert, dass sich 1860 München von seiner Vergangenheit löse: „Was wohl der Gipfel war der lächerlichen Vorstellung, die der TSV 1860 München an diesem Wochenende abgab? Die beschämende Art und Weise, in der Trainer Falko Götz entlassen wurde? Die Eskalation des Streits auf der Führungsebene, der Rücktritt des Vizepräsidenten Hans Zehetmair? Vielleicht auch das armselige Spiel der Profimannschaft gegen den Hamburger SV? Nichts von alldem. Es war die Äußerung des Sportdirektors Dirk Dufner, man wolle den Verein im Geiste des ehemaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser weiterführen. (…) Der Geist Wildmosers, den der Sportdirektor beschwört, ist der Geist, den der Verein nicht wieder los wird. Es wird auf Wildmosers Verdienste verwiesen, er habe den Verein ja erst wieder nach oben gebracht. In Wahrheit hat er den Klub ideell entkernt und ihm eine Günstlingsstruktur verpasst, in welcher Neinsager gemobbt wurden, und in der sein Sohn Karl-Heinz Wildmoser junior ein reicher Mann wurde. Es war eine Struktur, die nur funktionierte, solange der Alte über dem Gesamtverein thronte und über seinen Sohn in die Fußballabteilung greifen konnte mit seinen mächtigen Pranken. Diese Struktur muss grundsätzlich aufgebrochen werden, das Machtvakuum muss gefüllt werden. Die jetzigen Probleme des TSV 1860 München bestehen nicht, weil der Geist Wildmosers fehlt. Sie bestehen, weil der Klub viel zu lange vom Geiste Wildmosers beherrscht wurde.“

Auch Thomas Becker (FR 19.4.) stößt auf verbrannte Erde: „Man sieht die Pranken förmlich auf die Oberschenkel niedersausen, hört zwischen dem Lachen immer wieder ein kopfschüttelndes „Des gibt’s doch gar ned“, glaubt aber hinter den Lidern das ein oder andere Tränchen schimmern zu sehen – Karl-Heinz Wildmoser senior wird in Niederpöcking am Starnberger See einen merkwürdigen Abend vor dem Fernseher verbracht haben. So weit ist es mit seinem TSV gekommen: Bekommt nicht mal mehr eine ordentliche Trainerentlassung zustande. Seit fünf Wochen ist der Ober-Löwe nicht mehr im Dienst, ist es ruhig geworden um die Stadion-Affäre. Die Ermittler ermitteln, der Junior sitzt weiter in U-Haft, doch die Folgen von Wildmoser-Gate wirken unvermindert und für jedermann sichtbar in die Geschicke des Noch-Bundesligisten TSV 1860 München hinein. Die bewegten Tage der Wildmoser-Demission provozierten: eine Vereinsführung, die den Namen nicht verdient; einen Präsidenten, dem es nicht gegeben ist, einen Bundesligisten zu führen; einen Vize, der das Ende seiner Politiker-Laufbahn nicht verwunden hat; einen seit Jahren solide arbeitenden Sportdirektor, dem plötzlich Rolf Rüssman vor die Nase gesetzt werden soll; und nicht zuletzt einen Trainer samt Mannschaft, die schon auf dem Mond trainieren müssten, um sich von dem Chaos nicht anstecken zu lassen.“

Opferlamm

Christian Zaschke (SZ 19.4.) kritisiert alle Beteiligten, auch Falko Götz: „Endlich ist Professionalität eingekehrt beim TSV 1860, das läuft ja wie am Schnürchen, nicht wahr? Es ist 17.25 Uhr am Samstag, fünf Minuten nach Spielschluss, Präsident Karl Auer und sein Sportdirektor Dirk Dufner sind nach unten geeilt zum Trainer Falko Götz, um dessen Entlassung zu vollziehen, und Dr. h.c. Hans Zehetmair, bayerischer Kultusminister a.D., der Vizepräsident, er tut oben auf den Rängen im Olympiastadion, was er am besten kann: reden. Das große Ganze erklären. Kein Bundesligapräsident kann das besser als er. Hervorragende Aufgabenteilung, endlich. Man ist beeindruckt. Zehetmair streicht seine Künstlersträhne mit großer Geste aus der Stirn, postiert sich, als wäre es dramaturgisch beabsichtigt, vor einem Bild von Falko Götz, das im Eingang zum Ehrengastbereich des Olympiastadions hängt. Die Mannschaft habe „Moral gezeigt, aber kein Vermögen“, spricht er präsidial, ein „Schlüsselspiel“ sei verloren worden, deshalb nun „einvernehmliche Trennung“. Nichts gegen Götz, einfach der Versuch, „mit einem neuen Namen und neuen Motivationsmöglichkeiten die letzten Spiele anzugehen“. Götz habe vorab sein Einverständnis gegeben. „Er sagte selbst: Dann bin ich mit meinem Latein am Ende.“ Er werde gerade noch einmal informiert, sagt Zehetmair. „Der Präsident ist ja deswegen nicht hier und kann nicht die Interviews geben, weil er runtergegangen ist zum Trainer.“ Schön bescheiden klingt er da, ein versöhnlicher Schlusspunkt, scheinbar. Es ist in Wirklichkeit, wie sich bald herausstellt, der Anfang einer Posse und sein Ende als Funktionär. Ein Geschenk für den Rest der Vereinsführung, vor allem aber eines für Falko Götz. Unten vor den Kabinen, so heißt es später, haben zur der Zeit, als Zehetmair in die Kameras spricht, Auer und Dufner mit Götz vereinbart, der Trainer solle in der Pressekonferenz Stellung zum Spiel nehmen und sich dann aus dem Staub machen. Die Entlassung würden danach Auer und Dufner publik machen. Götz hat sich nach dem Schlusspfiff von jedem einzelnen auf der Löwen-Bank verabschiedet. Er kennt sein Los. Als er aber vor der Pressekonferenz von Zehetmairs Auftritt erfährt, den die Agenturen längst verbreitet haben, nutzt er die Gunst der Stunde. Die Gelegenheit, den Verein vorzuführen, lässt er sich nicht entgehen. Entlassen? Es ist jetzt kurz nach 18 Uhr. Götz bemüht sich, in der Pressekonferenz Überraschung zu simulieren. „Das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe mit Herrn Auer und Herrn Dufner einen Gesprächstermin für morgen vereinbart. Ich habe keine Kenntnis von den Interviews, die Herr Zehetmair führt.“ Mitgefühl schlägt ihm entgegen. Ob er noch eine Basis sieht für weitere Zusammenarbeit? Natürlich, sagt er. „Ich habe in der Halbzeitpause mit der Mannschaft gesprochen, und ihre Leistung danach hat gezeigt, dass ich sie noch erreiche.“ Eine gewagte Behauptung angesichts des matten Aufbäumens seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit. Aber egal. Falko Götz, 42, abgefunden mit angeblich 300 000 Euro, ist jetzt Opferlamm. Man hätte ihn nach seinem Scheitern befragen sollen. Am 12. März 2003 angetreten, um dem Verein mit dem „Jugendstil“ eine Identität zu geben, führte er das Team, den Blick visionär weit nach vorne gerichtet, an den Abgrund. 39 Spielen, elf Siege, neun Unentschieden, 19 Niederlagen. Aktuell Tabellenplatz 15 vor den Spielen gegen FC Bayern und Leverkusen. Die Turbulenzen im Verein haben die Arbeit behindert, natürlich. Die Stadion-Affäre, der Rücktritt von Karl-Heinz Wildmoser, der Machtkampf zwischen Auer, der ihm den Rücken stärkte, und Zehetmair, der ihn in Frage stellte. „Wir hatten ständig unangenehme Situationen in der Kommunikation innerhalb des Vereins“, sagt er. Er hätte auch Kraft daraus schöpfen können. Die Mannschaft zusammenschweißen. Nichts davon ist zu sehen gewesen in den letzten Spielen, auch nicht gegen den HSV. Nur Machtlosigkeit. Resignation, im Stadion mit Händen zu greifen.“

Dahingegen nimmt Elisabeth Schlammerl (FAZ 19.4.) Götz in Schutz: „Auf keinen Fall sollte Götz davon zwischen Kabinentür und Fahrstuhl erfahren. Daß Zehetmair oben auf der Tribüne sofort nach dem Schlußpfiff und damit voreilig die Trennung vom Trainer bekanntgab, hatte sicher nichts mit einem Mißverständnis in der „Löwen“-Führung zu tun, schon eher mit seinem steten Drang nach Öffentlichkeit und dem ausgeprägten Machtstreben eines Politikers. Der ehemalige bayerische Kultusminister gab bereitwillig Auskunft über die Verabredungen zwischen Präsidium und Trainer. „Wir haben vereinbart, daß wir uns im Falle einer Niederlage einvernehmlich trennen.“ Zehetmair klärte über den aktuellen Stand der Nachfolgersuche auf. „Wir werden voraussichtlich morgen den neuen Trainernamen bekanntgeben.“ Unten in den Katakomben schickten derweil Auer und Dufner den Trainer in die Pressekonferenz und verabredeten sich für danach noch einmal. Natürlich wußte auch Götz, daß das die ultimative Unterredung sein würde. Aber als die Journalisten ihn mit der Aussage Zehetmairs konfrontierten, sah er zu Recht keine Veranlassung, seine Entlassung zu bestätigen. Auer und Dufner war mittlerweile zugetragen worden, was Zehetmair angerichtet hatte, und die beiden konnten nun nicht anders, als die Trennung sofort zu verkünden, statt eine Anstandsfrist und ein längeres Gespräch mit Götz abzuwarten. Zehetmair preschte vor, um Tatsachen zu schaffen und um Präsident Auer schlecht aussehen zu lassen – und verrechnete sich dabei. Statt den Präsidentenjob selbst zu übernehmen, mußte Zehetmair nach seiner Fehlinszenierung vom Samstag unter dem Druck der Öffentlichkeit und vereinsinterner Kritiker selbst gehen. Karl Auer, der zunächst selbst demissionieren wollte, bleibt dagegen vorläufig in einem Amt, das auch ihn gelegentlich zu überfordern scheint. Im Verein gab es – zumindest bis zum Samstag – zwei Lager. Die politische Fraktion im Aufsichtsrat wußte Zehetmair hinter sich. Nach seinem vereinsschädigenden Auftritt vom Samstag hatte sich das geändert.“

Bei 1860 ist zurzeit offenbar alles möglich

Noch eine andere Variante: Markus Schäflein (taz 19.4.) spekuliert über Mobbing an Hans Zehetmaier: „Herzlichen Glückwunsch, der TSV 1860 München kann seiner Bilanz nach der Deutschen Meisterschaft 1965/1966 und dem Gewinn des Hallen Masters 1996 einen neuen Titel hinzufügen: den weißwurstgrauen Schleudersitz für die niveauärmste Trainerentlassung in der Geschichte der Bundesliga. Als Falko Götz nach dem 1:2 gegen den HSV von einem Reporter des Bayerischen Fernsehens erfahren hatte, dass Vizepräsident Hans Zehetmair soeben vor laufenden Kameras seine Entlassung verkündet hatte, reagierte Götz gelassen: „Ach so. Das ist ja schön. Ist ja wunderbar, wenn sie schon einen Neuen haben“, sagte Götz, und er schien fast erleichtert, den Tratsch- und Schieberverein München von 1860 verlassen zu dürfen. Auf seinem Rücken wurde nach dem Rücktritt von Karl-Heinz Wildmoser ein Machtkampf ausgetragen, der gestern seinen Höhepunkt erreichte. Auf die Diktatur war das Chaos gefolgt, der von Wildmoser ins Präsidentenamt gehievte Wurstwarenfabrikant Karl Auer sah sich ständigem Beschuss durch Vize Zehetmair ausgesetzt. Zehetmair ist kein Metzger, aber CSU-Politiker, ehemaliger Staatsminister sogar, was offenbar noch viel schlimmer ist. Schon unter der Woche hatte Zehetmair dem Coach nach einer Vorstandssitzung ein Ultimatum ausgesprochen, das der Darstellung Auers widersprach. (…) Vielleicht war es ja auch so, dass Zehetmair wirklich beauftragt war, die Entlassung zu verkünden, wie er behauptet hat. Und Auer und Sportdirektor Dirk Dufner („Ich habe mich selten so geschämt wie gestern“) gaben nur vor, sie hätten von nichts gewusst, um Zehetmair als Nestbeschmutzer darzustellen, der das Ansehen des ehrenwerten Klubs ramponiert hat. Dafür scheinen Auers darstellerische Fähigkeiten eigentlich zu begrenzt, aber bei 1860 ist zurzeit offenbar alles möglich.“

Immer mehr Fragezeichen tauchen auf, wenn es um die Leistungsfähigkeit des Münchner Fußballs geht

Michael Ashelm (FAZ 19.4.) vermerkt die Sorgen der vermeintlichen Fußball-Hauptstadt: „Die einzige Stadt mit zwei Bundesligaklubs, Heimat des Rekordmeisters, WM-Gastgeber und bald Standort für das modernste Fußballstadion der Welt. Wie schön, könnte man meinen, doch zwischen diesem hohen Anspruch und der Wirklichkeit klafft plötzlich eine Lücke. Immer mehr Fragezeichen tauchen auf, wenn es um die Leistungsfähigkeit des Münchner Fußballs geht. Gerade das vergangene Wochenende offenbarte mit voller Wucht die Schwächen, nachdem zuletzt schon der Korruptionsskandal um die Wildmosers und der Verlust von internationalem Renommee beim FC Bayern die Fußball-Herrlichkeit erschüttert hatten. Die neuesten Chaostage bei den „Löwen“ sind womöglich gar nicht der Wendepunkt zum Besseren, sondern der Beginn des weiteren Verfalls. Wenn die Verantwortlichen bei den Sechzigern so weitermachen, könnten sie bald mit ihrem Verein schnurstracks wieder dort landen, von wo einst ihr Wiederaufstieg begonnen hatte: in der Bayernliga. Den Fähigkeiten der gegenwärtigen Funktionäre würde die Provinzbühne wohl eher entsprechen. Das laienhafte Gebaren der Vereinsmeier bei der (erwarteten) Entlassung von Trainer Falko Götz läßt jedenfalls nicht darauf schließen, daß sich der krisengeschüttelte TSV München 1860 in guten Händen befindet. Im Gegenteil, man muß sich schon wundern, wie dilettantisch ein ehemaliger Kultusminister des Landes Bayern als Fußballfunktionär agiert. Während die Sechziger verstärkt an ihrem Abschied aus dem großen Fußball arbeiten, ist auch vom großen Nachbarn Bayern München kein glorreiches Aufbäumen mehr zu erwarten. Ohne Titel, darauf läuft’s hinaus, und wehleidig noch dazu, sucht man seit Wochen die Schuld für das eigene Unvermögen bei Schiedsrichtern oder Gegnern.“

Borussia Dortmund – Bayern München 2:0

Meinungsmacht

Philipp Selldorf (SZ 19.4.) wundert sich über bayerische Selbstkritik: „Als Oliver Kahn im TV-Interview mit den Bildern der entscheidenden Spielszene konfrontiert wurde, als er also abermals feststellen konnte, dass Schiedsrichter Merk einen Elfmeter verhängt hatte, den er in Anbetracht des Sachverhalts nicht hätte verhängen dürfen, da passierte das Ungewöhnliche: Kahn, der auf dem Spielfeld heftig protestiert hatte, betrachtete die Szene ruhig und unaufgeregt, und dann sprach er davon, dass niemand beim FC Bayern es nötig habe, den Schiedsrichter für die Niederlage verantwortlich zu machen und dass überhaupt die Suche nach externen Einflüssen kein Mittel sein dürfe, die Situation der Mannschaft im Titelkampf rhetorisch zu relativieren. Er folgte damit der moderaten Linie, welche die Autoritäten des Vereins bereits in den vergangenen Wochen eingehalten hatten. Was daran ungewöhnlich ist? Mindestens zweierlei. Zunächst, dass man es auch ganz anders kennt vom FC Bayern. Oft genug pflegten früher die Münchner strittige Schiedsrichter-Entscheidungen in Zusammenhänge einzuordnen, als ob sie der Beweis für die Machenschaften eines bösartigen Bündnisses gegen ihren Klub wären. Und oft genug hat man es erlebt, dass sie sich über angebrachte, aber ungenehme Urteile der Referees beschwerten, als ob ein Fall von systematischer Majestätsbeleidigung geschehen wäre. So nutzte der führende Bundesligaklub das Gewicht seiner Meinungsmacht und verschaffte sich noch mehr Geltung. (…) Dass sich die Bayern dieser Tage, da ihnen die Meisterschaft verloren geht, nicht auf Ausreden verlegen, ist womöglich ein respektabler Fortschritt. Auf jeden Fall ist es klug. Oder würde ernsthaft jemand bestreiten wollen, dass Werder Bremen den Meistertitel verdient?“

Er soll doch lieber sagen, dass er keine Spiele von Schalke und Bayern mehr leitet

Schwalbe oder nicht? Ulrich Hesse-Lichtenberger (taz 19.4.) ist unsicher: „Ein Schrei, ein Sturz, ein Pfiff. Zugegeben: Das ist nicht die einfallsreichste Art, die entscheidende Szene des Bundesligaspitzenspiels zwischen Borussia Dortmund und Bayern München zu beschreiben. Andererseits waren diese Worte selten so angebracht wie am Samstagnachmittag im Dortmunder Westfalenstadion. Der Pfiff entfuhr der Pfeife von Schiedsrichter Markus Merk in der 53. Spielminute und signalisierte einen Elfmeter für die Gastgeber, den Ewerthon verwandelte – wenn auch erst knapp drei Minuten später. Der Sturz passierte dem jungen Dortmunder Stürmer Salvatore Gambino, genehmerweise im Strafraum der Bayern und in unmittelbarer Nähe eines ausgestreckten gegnerischen Beins. Der Schrei – und nun Achtung! – kam natürlich aus dem Mund des so jäh Gestoppten, aber eben nur aus seinem. Es war nämlich tatsächlich nur „ein“ Schrei. Die 25.000 BVB-Fans auf der Südtribüne, die freien Blick auf das Geschehen hatten, brüllten keineswegs „Elfer!“ oder „Foul!“, wie sie das sonst zehnmal pro Partie tun. Sie kratzten sich am Kopf, blickten in ihr Bier oder bissen in eine Bratwurst, um den peinlichen Moment einer derart dreisten Schwalbe zu überspielen. Erst dann ging ihnen auf, dass Linienrichter Heiner Müller die Sache anders gesehen und das seinem Chef Markus Merk, wie jener sich später ausdrückte, „durch Körpersprache mitgeteilt“ hatte. In diesem Moment verloren die Bayern das Spiel und die deutsche Meisterschaft, außerdem noch die Fassung und die gute Kinderstube. Michael Ballack wurde für seine Proteste verwarnt, Bayerns Co-Trainer Michael Henke des Innenraums verwiesen. Eine Stunde nach diesen Ereignissen waren die Beteiligten zwar äußerlich gefasster, aber ihre Wortwahl verriet den Ärger, an dem sie immer noch würgten. „Merk hatte doch richtig Schiss“, sagte Henke und verwies auf den umstrittenen Freistoß, mit dem eben jener Schiedsrichter die Bayern 2001 zum Meister gemacht und Schalke auf den zweiten Platz verwiesen hatte. „Er soll doch lieber sagen, dass er keine Spiele von Schalke und Bayern mehr leitet.“ Aber im Leben, und der Fußball gehört ja noch immer dazu, sind die Dinge selten so eindeutig, wie sie scheinen. Die Fernsehbilder bestätigten nämlich anschließend so gegensätzliche Meinungen wie die von Ottmar Hitzfeld („Man sieht nicht, dass er getroffen wird, es ist eine Schwalbe“) und Merk („Ich wäre der Letzte, der eine Fehlentscheidung nicht zugeben würde, aber die Bilder sprechen für sich“). In der Tat wirkte das, was im Stadion noch so offensichtlich schien, beim Studium der Fernsehbilder plötzlich mehrdeutig.“

Seelenloses Ensemble

Felix Meininghaus (FTD 19.4.) erweitert die Diskussion: „Trotz passablen Beginn und überlegen geführten Spiels brach das Team von Ottmar Hitzfeld nach dem Rückstand völlig ein und ergab sich seinem Schicksal. Wie angeschlagen die Bayern derzeit sind, dokumentierte vor allem die spielentscheidende Szene: Nach dem Elfmeterpfiff dauerte es Minuten, ehe das Bayern-Rudel aufgelöst war und Dortmunds Ewerthon zur Tat schreiten konnte. Wobei es wieder einmal verwunderte, wie viel sich Oliver Kahn in solchen Momenten herausnehmen darf, ohne bestraft zu werden. Bayerns Manager Uli Hoeneß brachte die Sache dermaßen in Rage, dass er nach dem Schlusspfiff wutentbrannt und mit hochrotem Kopf in die Schiedsrichterkabine eilte, um Merk zur Rede zu stellen. Auf dem Spielfeld haben die Bayern weit weniger entschlossene Reaktionen gezeigt. Sie präsentieren sich derzeit als weitgehend seelenloses Ensemble.“

Roland Zorn (FAZ 19.4.) notiert Matthias Sammers Plädoyer für Michael Ballack: „Hätte Ballack statt Gelb-Rot ganz einfach Rot gesehen, es wäre auch vertretbar gewesen. Merk sah den letzten Auftritt des Nationalspielers in diesem emotional aufgeladenen Bundesliga-Klassiker „im Grenzbereich“. Was folgte, war eine unverhoffte und gar nicht angeforderte Ehrenerklärung für Ballack – von seiten der Dortmunder. Matthias Sammer, der Trainer der Borussia, reagierte auf eine gar nicht an ihn gerichtete Frage, ob Ballacks nervliche Verfassung kurz vor der Europameisterschaft in Portugal nicht bedenklich sei, wie ein Vorstopper des attackierten Münchner Stars. Während Ottmar Hitzfeld, Ballacks Vereinstrainer, seinen Mittelfeldspieler milde mit dem Wort „übermotiviert“ kritisierte, schlug Sammer Alarm. „Wir sollten Ballack nicht einreden, daß er schlecht ist, wir sollten dem Spieler vielmehr die Wertschätzung geben, die er woanders genießt.“ Kämpferisch hielt der Dortmunder ein Plädoyer für den Münchner. Den in Teilen der Medien zuletzt gern angegriffenen Ballack nahm Sammer vor bösen journalistischen Grätschern in Schutz. „Wir machen hier einen Spieler platt, der zum entscheidenden Mann bei der Europameisterschaft werden soll. Laßt ihn in Ruhe, wir brauchen die paar Spieler, die wir noch haben. Wir sollten uns glücklich schätzen, daß wir einen wie Ballack in Deutschland haben, und sollten ihn nicht vertreiben.“ Sammer redete sich in Rage, als ob hier ein Fall für Amnesty International zur Debatte stünde. Dabei hatte an diesem aufwühlenden Samstag nur jemand eine skeptische Frage gestellt. Um so bemerkenswerter war die Verve, mit der Ballacks „Anwalt“ Sammer argumentierte. Hier sprach jemand, der sich noch einmal lebhaft an seine eigene Zeit als heißblütiger Spieler erinnert fühlte und der ein gewisses Verständnis für Profis aufbringt, die auf dem Platz schon mal über die Stränge schlagen.“

Wir sind immer Herr unserer Zahlen

Andreas Burkert (SZ 19.4.) protokolliert den

Ballschrank

Der Sinn des Spiels ist vorbei

Auch if-Korrespondent Christoph Bieber ist am Samstag im Westfalenstadion in Dortmund, sieht aber ein ganz anderes Spiel: „Vom Münchner Ticketbüro in Block 70, Reihe 21, Sitz-Nr. 35 verfrachtet – im Oberrang und an der Grenze zur neu ausgebauten Nordostecke – gestaltet sich das Spiel recht übersichtlich, so viel Distanz wäre nicht nötig gewesen. Doch für Unterhaltung ist auch in unmittelbarer Nähe gesorgt: Die junge Sitznachbarin zur linken war offenbar noch nicht allzu häufig in einem Fußballstadion – ihr Outfit (schwarze Hose, weiße Bluse, graues Cardigan, Handtasche) lässt eher auf den Besuch eines Musicaltheaters schließen. Die Auslegung der Abseitsfalle bereitet sichtliche Probleme und die Bierdusche nach dem – selbstverständlich unberechtigten – Elfmeter für den BVB wird angewidert hingenommen. Erstaunlich ist allerdings die kommunikative Aktivität während des Spiels – weniger mit den Sitznachbarn, mehr mit dem Handy. Bis zum Abpfiff verlassen ungezählte Kurzmitteilungen das Teenager-Handy skandinavischen Fabrikats, teils werden andere Stadiongänger adressiert, teils externe Freunde informiert. Die enge Sitzordnung erschwert die gebotene Diskretion, und eine SMS muss dann doch aus den Augenwinkeln mitgelesen werden – Mitte der zweiten Halbzeit beginnt das Eintippen einer erstaunlichen Nachricht: „DER SINN DES SPIELS…“ – die Neugier des kritischen Fußballfreundes ist geweckt, konnten doch weder Dirk Schümer (in „Gott ist rund“), Klaus Theweleit (in „Tor zur Welt“) und schon gar nicht Hans-Ulrich Gumbrecht (in diversen FAZ-Glossen) diese Frage beantworten. „…IST VORBEI!“ Wie bitte – der Sinn des Spieles sei vorbei?! Das Ende der Geschichte ist erreicht? Nun breitet sich tiefe Ratlosigkeit aus, doch nebenan wird weiter gesimst. Die Auflösung fügt sich stimmig in das Bild vom Stadionmusical, beschreibt aber gleichzeitig die Situation auf der Fußballbühne: „BALLACK IST DRAUSSEN!“ Dem ist wenig hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass Herr Ballack am Samstag nicht als fußballerischer Sinnproduzent aufgefallen ist, sondern diese Rolle bei den Bayern eine Halbzeit lang von den Herren Schweinsteiger und Hargreaves übernommen wurde. Aber das ist eine andere SMS…“

Sehr lesenswert! Die taz (17./18.4. 2029, sic!) blickt in ihrer Jubelausgabe zum 25. Geburtstag in die Zukunft der Liga und sieht – Oliver Kahn: „Auch diesmal verfehlte das berühmte Lächeln des Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga seine Wirkung nicht: Bang Jui-Hang, Chef des chinesischen Fußballverbandes, zuckte zusammen, als habe sich unversehens ein hungriger Tiger in seinen Weg gestellt, ergriff dann aber doch tapfer die Hand, die ihm Oliver Kahn in bester Absicht darbot. Mit dieser symbolischen Geste im Palast des himmlischen Friedens in Peking war der Kooperationsvertrag zwischen der Bundesliga und der chinesischen obersten Spielklasse endlich perfekt. (…) „Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte den Laden hier auseinander genommen“, beschrieb Kahn nach dem historischen Handschlag seine Gemütslage, „aber ich bin froh, dass wir uns gütlich einigen konnten“. (…) Der FC Bayern München wird zunächst zwei Jahre in der chinesischen Liga spielen, um die immense Popularität des Fußballs im Reich der Mitte und das Interesse an der Bundesliga weiter zu fördern. Danach wird der entsprechende Platz jede Saison von einem anderen Bundesligisten ausgefüllt. Ausgenommen ist nur Borussia Dortmund, das alle Rechte am Klub bis 2099 an den Disney-Konzern verpfändet hat und damit an den Wirtschaftsboykott der USA gegenüber China gebunden ist.“

Freitag, 16. April 2004

Ballschrank

Bundesliga

1860 München streitet mit 1860 München; Falko Götz wirkt gelassen, „tut ihm die Krise gut?“ (SZ) – Borussia Dortmund diskutiert über Geld, Schulden und Lizenz, weniger über Bayern München – Hans Meyer kehrt für einen Tag nach Mönchengladbach zurück u.v.m.

Elisabeth Schlammerl (FAZ 16.4.) schildert die Lage bei 1860 München: „Die sportliche Krise hat beschleunigt, was ohnehin nur eine Frage der Zeit war, denn die neue Führung des Münchner Fußballklubs spielt seit ihrer Amtsübernahme Mitte März mit dem Feuer. Aus einem Schwelbrand wurden in dieser Woche nun lodernde Flammen, die alles zu vernichten drohen, was seit der Rückkehr in die Bundesliga vor zehn Jahren aufgebaut worden war. Es ist kein Geheimnis, daß Präsident Karl Auer und Vizepräsident Hans Zehetmair nicht immer einer Meinung sind – vor allem, wenn es um die Zukunft von Falko Götz geht. Zehetmair hätte den Trainer lieber schon vorgestern als gestern entlassen, Auer würde auch morgen noch gerne mit ihm arbeiten. Zwei Niederlagen hintereinander lieferten nun neue Argumente für Zehetmair, aber auf der Präsidiumssitzung am Dienstag konnte sich noch der Chef durchsetzen. Man hat sich darauf geeinigt, das Spiel gegen den HSV abzuwarten, allerdings nicht, dies öffentlich kundzutun. Aber Zehetmair, der es als Politiker gewohnt ist, vor jedem Mikrofon stehenzubleiben, hat hinterher bereitwillig erklärt, man habe Falko Götz das Vertrauen ausgesprochen, „verbunden mit der Erwartung, daß wir am Samstag siegen“. Auf dem Münchner Boulevard, auf dem Götz schon länger nicht mehr wohlgelitten ist, wurde des Vizepräsidenten Ultimatum dankbar aufgenommen und schon mögliche Trainerkandidaten ins Gespräch gebracht. Zumal Zehetmair auch noch freimütig einräumte, die Nachfolgefrage schon besprochen zu haben. (…) Der Machtkampf ist nun ein öffentlicher geworden, der Machtkampf zwischen dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten. Auer hatte sich an jenem 15. März, als Karl-Heinz Wildmoser zurückgetreten war, nicht in die Chefrolle gedrängt, andere hievten ihn da hinein. Zehetmair gehörte zu der Fraktion im Aufsichtsrat, die den Verein gerne umkrempeln wollte, und sah in dem in Fußball- und Funktionärsfragen unerfahrenen Wurst- und Fleischgroßhändler einen leicht lenkbaren Verbündeten. Schnell stellte sich heraus, daß Auer nicht nur Strohmann sein wollte, sondern seine eigenen Ansichten hatte von der Führung eines Fußballvereins. Der Konflikt war also zu erwarten, und doch hätte es keinen unpassenderen Zeitpunkt für ein Kompetenzgerangel geben können.“

Die Krise tut ihm gut

„Wie sieht ein Trainer aus, der mit einem Ultimatum konfrontiert ist?“, fragt sich Christian Zaschke (SZ 16.4.) und besucht die Pressekonferenz in München: „Lächelnd trat Falko Götz an. Der Trainer wirkte, als sei er gerade aus einem zweiwöchigen Entspannungsurlaub in einem tibetischen Kloster zurückgekehrt. Die Frisur saß, wie immer, sein Blick war klar, seine Stimme fest. Geduldig antwortete er auf Fragen, manchmal lachte er. „Ich muss locker sein“, sagte er, „ich kann der Mannschaft nicht vorleben, dass ich ein frustrierter Mensch bin. Wir wollen kreativ sein, wir müssen Mut haben, und das muss ich vorleben.“ Sollte Götz unter der Situation im Verein leiden, so hat er dies perfekt verborgen. Es war der vielleicht beste Auftritt seiner Amtszeit beim TSV 1860. Zuletzt hatte der Trainer nach Niederlagen die immer gleichen Erklärungen abgegeben, eine Litanei über individuelle Fehler, verletzte Spieler und verschenkte Punkte, wie sie von fast jedem Trainer im Abstiegskampf zu hören ist. Am Donnerstag klagte er nicht, er sagte: „Dass es so schwierig wird, hätten wir nicht gedacht.“ Götz war ehrlich, wirkte selbstbewusst, ohne in Arroganz zu verfallen. Wäre es nicht so absurd, müsste man sagen: Die Krise tut ihm gut. (…) Im Falle eines Sieges könnte es Götz gelingen, sich selbst aus dem Zentrum des Konflikts an der Vereinsspitze herauszuhalten. Dann könnte es um ihn herum gewaltig krachen im Klub, während er selbst im Auge des Sturmes sitzt, dort, wo es tatsächlich so ruhig ist wie im tibetischen Kloster.““

Daniel Pontzen (Tsp 16.4.) merkt, dass sich die Öffentlichkeitsreferenten der Münchner viel Mühe geben: „Es hat sich in diesen Tagen ein amüsanter Meinungsaustausch entwickelt zwischen den Münchner Tageszeitungen und dem TSV 1860. Während die Gazetten die sportliche Krise und den inzwischen offen ausgetragenen Streit innerhalb der Führungsriege vergnügt in fetten Lettern ausschlachten, kommt die Presseabteilung des Vereins kaum nach, eilig Berichtigungen in Umlauf zu bringen. Diese tragen so schöne Titel wie „Keine Differenzen zwischen Aufsichtsrat und Präsident Karl Auer“ oder „Kein Ultimatum an Falko Götz“. Niemand hätte sich gewundert, wenn noch ein Blatt aus dem Fax gerattert wäre mit der Auskunft: „Keine Abstiegsgefahr für die Löwen“.“

Niebaum hat es bisher noch immer geschafft, die Skeptiker in der DFL mit Druckmitteln und Anwaltsrhetorik umzustimmen

Vor dem Spiel gegen die Bayern diskutiert man in Dortmund weiterhin über Geld und Schulden; Freddie Röckenhaus (SZ 16.4.) meint, dass die BVB-Anhänger nicht mit dem Schlimmsten rechnen müssen: „Gipfeltreffen-Stimmung vergangener Jahre will sich in Dortmund nicht einstellen. Zu weit liegen die Münchner und ihr langjähriger Widersacher nun schon im zweiten Jahr auseinander. Die verbalen Scharmützel mit Bayern-Manager Uli Hoeneß beziehen sich auf die finanzielle Lage beim BVB. (…) Selbst auf der meist vorstandskonformen Fan-Website schwatzgelb wird nun diskutiert, ob Borussia die Lizenz für die kommende Saison bekommen wird. DFL-Insider berichteten vor zwei Wochen von einem Zwischenstand im Lizenzierungsverfahren. Damals, so sickerte durch, wäre die Lizenz verweigert worden. Inzwischen haben Manager Michael Meier, der selbst im DFL-Vorstand sitzt, und Präsident Gerd Niebaum nachgebessert und versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten. Der DFL-Kenner: „Niebaum hat es bisher noch immer geschafft, die Skeptiker in der DFL mit Druckmitteln und Anwaltsrhetorik umzustimmen.“ Eine Lizenzverweigerung für Dortmund ist schon deshalb undenkbar, weil das Westfalenstadion Austragungsort eines WM-Halbfinals sein soll. Selbst bei einer Verweigerung in erster Instanz würde der BVB deshalb die Lizenz, da sind alle Experten sicher, „auf dem Gnadenweg in der zweiten Instanz“ bekommen.“

Sauerei

Tim Bartz (FTD 16.4.) schüttelt den Kopf: „Erst in der Niederlage zeigt sich wahre Größe, heißt ein Sprichwort, und in der Geschichte gibt es Belege für den Wahrheitsgehalt dieser Vermutung. So zog sich Milliardär Benjamin Guggenheim angesichts des drohenden Untergangs der „Titanic“ mit einer Flasche Champagner in seine Erste-Klasse-Kabine zurück, um wie ein Gentleman zu sterben. Ungarns Fußballkünstler nahmen ihre traumatische Finalniederlage 1954 gegen den mit zweifelhaften Methoden angesp(r)itzten deutschen Gegner sportlich fair hin, obwohl ihnen der Schiedsrichter kurz vor Spielende den 3:3-Ausgleich wegen vermeintlicher Abseitsposition nicht gönnen wollte. Legendär auch der Ausspruch Galileo Galileis, der – unter Androhung von Folter und Scheiterhaufen – an seiner Entdeckung, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht andersherum, mit den Worten festhielt: „Und sie bewegt sich doch!“ Angesichts dieser heroischen Beispiele wirkt Michael Zorc, der Sportmanager des früheren Arbeitervereins Borussia Dortmund, geradezu jämmerlich. Dass der nächste BVB-Gegner Bayern München Zorcs Mittelfeldstar Torsten Frings schöne Augen macht, erbost den weiland „Susi“ Gerufenen so sehr, dass er von „Sauerei“ spricht. Susi heult. „Aber sonst Prost Mahlzeit“, möchte man Zorc entgegnen. Es ist noch nicht lange her, dass die Dortmunder mit dicken Taschen und lockerer Hand alle halbwegs rheumafreien Kicker dieses Planeten aufkauften. Selbst die Bayern schreckten vor Investments zurück, die die börsenblinden Borussen mit schmalem Lächeln eingingen. Wie wohl kein Verein zuvor in der Geschichte der Liga trieben die Schwarz-Gelben das Preisniveau hoch.“

Stefan Hermanns (Tsp 16.4.) berichtet die bevorstehende Rückkehr Hans Meyers nach Gladbach: „Hans Meyer hat einmal gesagt, dass er zu zwei Vereinen aus seinem Lebenslauf eine besondere Beziehung besitze: der eine ist der FC Karl-Marx-Stadt, weil er dort ab Mitte der Achtzigerjahre eine neue junge Mannschaft nach seinen Vorstellungen aufbauen konnte; der andere Borussia Mönchengladbach, der westdeutsche Traditionsklub, den er 1999 als Tabellenletzten der Zweiten Liga übernommen und zwei Jahre später zurück in die Bundesliga geführt hat. Noch immer besitzt Meyer Bindungen an den Verein. Mit Torhüter Jörg Stiel telefoniert er gelegentlich, und erst vor drei Wochen, am Tag vor Herthas Spiel in Leverkusen, war Meyer zur Beerdigung von Borussias Präsident Adalbert Jordan in Mönchengladbach. „Das rechne ich ihm sehr hoch an“, sagt Gladbachs Vizepräsident Siegfried Söllner. Am Bökelberg ist Meyer während seiner Amtszeit fast kultisch verehrt worden. In Anlehnung an Borussias Trainerlegende Hennes Weisweiler wurde er „Hennes“ genannt, und bei der Mitgliederversammlung vor einem Jahr setzten die Fans den Antrag durch, Meyer zum Ehrenmitglied des Vereins zu ernennen. Trotzdem glaubt Herthas Trainer: „Für die Zuschauer wird es sehr belanglos sein, ob ich da unten stehe. 300 werden pfeifen, 300 werden klatschen, dem Rest ist es egal.“ Vermutlich irrt er mit dieser Ansicht. Vizepräsident Söllner sagt, es werde ein sehr merkwürdiges Gefühl für alle werden. „Das Denkmal ist eingestürzt, der Respekt ist noch da“, sagt Thomas Weinmann, Borussias Fanbeauftragter. Wie Meyer auf dem Bökelberg empfangen wird? „Keine Ahnung“, sagt Weinmann. Meyers Abgang fand er „nicht so ruhmreich“, und mit dieser Ansicht steht Weinmann nicht allein. Die Unstimmigkeiten sind vor allem dadurch entstanden, dass Hans Meyer vor 13 Monaten nach seinem Rücktritt als Cheftrainer offiziell verkündet hatte, er werde nie mehr in diesem Beruf arbeiten. Dass er seine Meinung geändert hat, hat viele irritiert.“

Ballschrank

Bundesliga

1860 München streitet mit 1860 München; Falko Götz wirkt gelassen, „tut ihm die Krise gut?“ (SZ) – Borussia Dortmund diskutiert über Geld, Schulden und Lizenz, weniger über Bayern München – Hans Meyer kehrt für einen Tag nach Mönchengladbach zurück u.v.m.

Elisabeth Schlammerl (FAZ 16.4.) schildert die Lage bei 1860 München: „Die sportliche Krise hat beschleunigt, was ohnehin nur eine Frage der Zeit war, denn die neue Führung des Münchner Fußballklubs spielt seit ihrer Amtsübernahme Mitte März mit dem Feuer. Aus einem Schwelbrand wurden in dieser Woche nun lodernde Flammen, die alles zu vernichten drohen, was seit der Rückkehr in die Bundesliga vor zehn Jahren aufgebaut worden war. Es ist kein Geheimnis, daß Präsident Karl Auer und Vizepräsident Hans Zehetmair nicht immer einer Meinung sind – vor allem, wenn es um die Zukunft von Falko Götz geht. Zehetmair hätte den Trainer lieber schon vorgestern als gestern entlassen, Auer würde auch morgen noch gerne mit ihm arbeiten. Zwei Niederlagen hintereinander lieferten nun neue Argumente für Zehetmair, aber auf der Präsidiumssitzung am Dienstag konnte sich noch der Chef durchsetzen. Man hat sich darauf geeinigt, das Spiel gegen den HSV abzuwarten, allerdings nicht, dies öffentlich kundzutun. Aber Zehetmair, der es als Politiker gewohnt ist, vor jedem Mikrofon stehenzubleiben, hat hinterher bereitwillig erklärt, man habe Falko Götz das Vertrauen ausgesprochen, „verbunden mit der Erwartung, daß wir am Samstag siegen“. Auf dem Münchner Boulevard, auf dem Götz schon länger nicht mehr wohlgelitten ist, wurde des Vizepräsidenten Ultimatum dankbar aufgenommen und schon mögliche Trainerkandidaten ins Gespräch gebracht. Zumal Zehetmair auch noch freimütig einräumte, die Nachfolgefrage schon besprochen zu haben. (…) Der Machtkampf ist nun ein öffentlicher geworden, der Machtkampf zwischen dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten. Auer hatte sich an jenem 15. März, als Karl-Heinz Wildmoser zurückgetreten war, nicht in die Chefrolle gedrängt, andere hievten ihn da hinein. Zehetmair gehörte zu der Fraktion im Aufsichtsrat, die den Verein gerne umkrempeln wollte, und sah in dem in Fußball- und Funktionärsfragen unerfahrenen Wurst- und Fleischgroßhändler einen leicht lenkbaren Verbündeten. Schnell stellte sich heraus, daß Auer nicht nur Strohmann sein wollte, sondern seine eigenen Ansichten hatte von der Führung eines Fußballvereins. Der Konflikt war also zu erwarten, und doch hätte es keinen unpassenderen Zeitpunkt für ein Kompetenzgerangel geben können.“

Die Krise tut ihm gut

„Wie sieht ein Trainer aus, der mit einem Ultimatum konfrontiert ist?“, fragt sich Christian Zaschke (SZ 16.4.) und besucht die Pressekonferenz in München: „Lächelnd trat Falko Götz an. Der Trainer wirkte, als sei er gerade aus einem zweiwöchigen Entspannungsurlaub in einem tibetischen Kloster zurückgekehrt. Die Frisur saß, wie immer, sein Blick war klar, seine Stimme fest. Geduldig antwortete er auf Fragen, manchmal lachte er. „Ich muss locker sein“, sagte er, „ich kann der Mannschaft nicht vorleben, dass ich ein frustrierter Mensch bin. Wir wollen kreativ sein, wir müssen Mut haben, und das muss ich vorleben.“ Sollte Götz unter der Situation im Verein leiden, so hat er dies perfekt verborgen. Es war der vielleicht beste Auftritt seiner Amtszeit beim TSV 1860. Zuletzt hatte der Trainer nach Niederlagen die immer gleichen Erklärungen abgegeben, eine Litanei über individuelle Fehler, verletzte Spieler und verschenkte Punkte, wie sie von fast jedem Trainer im Abstiegskampf zu hören ist. Am Donnerstag klagte er nicht, er sagte: „Dass es so schwierig wird, hätten wir nicht gedacht.“ Götz war ehrlich, wirkte selbstbewusst, ohne in Arroganz zu verfallen. Wäre es nicht so absurd, müsste man sagen: Die Krise tut ihm gut. (…) Im Falle eines Sieges könnte es Götz gelingen, sich selbst aus dem Zentrum des Konflikts an der Vereinsspitze herauszuhalten. Dann könnte es um ihn herum gewaltig krachen im Klub, während er selbst im Auge des Sturmes sitzt, dort, wo es tatsächlich so ruhig ist wie im tibetischen Kloster.““

Daniel Pontzen (Tsp 16.4.) merkt, dass sich die Öffentlichkeitsreferenten der Münchner viel Mühe geben: „Es hat sich in diesen Tagen ein amüsanter Meinungsaustausch entwickelt zwischen den Münchner Tageszeitungen und dem TSV 1860. Während die Gazetten die sportliche Krise und den inzwischen offen ausgetragenen Streit innerhalb der Führungsriege vergnügt in fetten Lettern ausschlachten, kommt die Presseabteilung des Vereins kaum nach, eilig Berichtigungen in Umlauf zu bringen. Diese tragen so schöne Titel wie „Keine Differenzen zwischen Aufsichtsrat und Präsident Karl Auer“ oder „Kein Ultimatum an Falko Götz“. Niemand hätte sich gewundert, wenn noch ein Blatt aus dem Fax gerattert wäre mit der Auskunft: „Keine Abstiegsgefahr für die Löwen“.“

Niebaum hat es bisher noch immer geschafft, die Skeptiker in der DFL mit Druckmitteln und Anwaltsrhetorik umzustimmen

Vor dem Spiel gegen die Bayern diskutiert man in Dortmund weiterhin über Geld und Schulden; Freddie Röckenhaus (SZ 16.4.) meint, dass die BVB-Anhänger nicht mit dem Schlimmsten rechnen müssen: „Gipfeltreffen-Stimmung vergangener Jahre will sich in Dortmund nicht einstellen. Zu weit liegen die Münchner und ihr langjähriger Widersacher nun schon im zweiten Jahr auseinander. Die verbalen Scharmützel mit Bayern-Manager Uli Hoeneß beziehen sich auf die finanzielle Lage beim BVB. (…) Selbst auf der meist vorstandskonformen Fan-Website schwatzgelb wird nun diskutiert, ob Borussia die Lizenz für die kommende Saison bekommen wird. DFL-Insider berichteten vor zwei Wochen von einem Zwischenstand im Lizenzierungsverfahren. Damals, so sickerte durch, wäre die Lizenz verweigert worden. Inzwischen haben Manager Michael Meier, der selbst im DFL-Vorstand sitzt, und Präsident Gerd Niebaum nachgebessert und versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten. Der DFL-Kenner: „Niebaum hat es bisher noch immer geschafft, die Skeptiker in der DFL mit Druckmitteln und Anwaltsrhetorik umzustimmen.“ Eine Lizenzverweigerung für Dortmund ist schon deshalb undenkbar, weil das Westfalenstadion Austragungsort eines WM-Halbfinals sein soll. Selbst bei einer Verweigerung in erster Instanz würde der BVB deshalb die Lizenz, da sind alle Experten sicher, „auf dem Gnadenweg in der zweiten Instanz“ bekommen.“

Sauerei

Tim Bartz (FTD 16.4.) schüttelt den Kopf: „Erst in der Niederlage zeigt sich wahre Größe, heißt ein Sprichwort, und in der Geschichte gibt es Belege für den Wahrheitsgehalt dieser Vermutung. So zog sich Milliardär Benjamin Guggenheim angesichts des drohenden Untergangs der „Titanic“ mit einer Flasche Champagner in seine Erste-Klasse-Kabine zurück, um wie ein Gentleman zu sterben. Ungarns Fußballkünstler nahmen ihre traumatische Finalniederlage 1954 gegen den mit zweifelhaften Methoden angesp(r)itzten deutschen Gegner sportlich fair hin, obwohl ihnen der Schiedsrichter kurz vor Spielende den 3:3-Ausgleich wegen vermeintlicher Abseitsposition nicht gönnen wollte. Legendär auch der Ausspruch Galileo Galileis, der – unter Androhung von Folter und Scheiterhaufen – an seiner Entdeckung, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht andersherum, mit den Worten festhielt: „Und sie bewegt sich doch!“ Angesichts dieser heroischen Beispiele wirkt Michael Zorc, der Sportmanager des früheren Arbeitervereins Borussia Dortmund, geradezu jämmerlich. Dass der nächste BVB-Gegner Bayern München Zorcs Mittelfeldstar Torsten Frings schöne Augen macht, erbost den weiland „Susi“ Gerufenen so sehr, dass er von „Sauerei“ spricht. Susi heult. „Aber sonst Prost Mahlzeit“, möchte man Zorc entgegnen. Es ist noch nicht lange her, dass die Dortmunder mit dicken Taschen und lockerer Hand alle halbwegs rheumafreien Kicker dieses Planeten aufkauften. Selbst die Bayern schreckten vor Investments zurück, die die börsenblinden Borussen mit schmalem Lächeln eingingen. Wie wohl kein Verein zuvor in der Geschichte der Liga trieben die Schwarz-Gelben das Preisniveau hoch.“

Stefan Hermanns (Tsp 16.4.) berichtet die bevorstehende Rückkehr Hans Meyers nach Gladbach: „Hans Meyer hat einmal gesagt, dass er zu zwei Vereinen aus seinem Lebenslauf eine besondere Beziehung besitze: der eine ist der FC Karl-Marx-Stadt, weil er dort ab Mitte der Achtzigerjahre eine neue junge Mannschaft nach seinen Vorstellungen aufbauen konnte; der andere Borussia Mönchengladbach, der westdeutsche Traditionsklub, den er 1999 als Tabellenletzten der Zweiten Liga übernommen und zwei Jahre später zurück in die Bundesliga geführt hat. Noch immer besitzt Meyer Bindungen an den Verein. Mit Torhüter Jörg Stiel telefoniert er gelegentlich, und erst vor drei Wochen, am Tag vor Herthas Spiel in Leverkusen, war Meyer zur Beerdigung von Borussias Präsident Adalbert Jordan in Mönchengladbach. „Das rechne ich ihm sehr hoch an“, sagt Gladbachs Vizepräsident Siegfried Söllner. Am Bökelberg ist Meyer während seiner Amtszeit fast kultisch verehrt worden. In Anlehnung an Borussias Trainerlegende Hennes Weisweiler wurde er „Hennes“ genannt, und bei der Mitgliederversammlung vor einem Jahr setzten die Fans den Antrag durch, Meyer zum Ehrenmitglied des Vereins zu ernennen. Trotzdem glaubt Herthas Trainer: „Für die Zuschauer wird es sehr belanglos sein, ob ich da unten stehe. 300 werden pfeifen, 300 werden klatschen, dem Rest ist es egal.“ Vermutlich irrt er mit dieser Ansicht. Vizepräsident Söllner sagt, es werde ein sehr merkwürdiges Gefühl für alle werden. „Das Denkmal ist eingestürzt, der Respekt ist noch da“, sagt Thomas Weinmann, Borussias Fanbeauftragter. Wie Meyer auf dem Bökelberg empfangen wird? „Keine Ahnung“, sagt Weinmann. Meyers Abgang fand er „nicht so ruhmreich“, und mit dieser Ansicht steht Weinmann nicht allein. Die Unstimmigkeiten sind vor allem dadurch entstanden, dass Hans Meyer vor 13 Monaten nach seinem Rücktritt als Cheftrainer offiziell verkündet hatte, er werde nie mehr in diesem Beruf arbeiten. Dass er seine Meinung geändert hat, hat viele irritiert.“

Ballschrank

Bisher ist das ein Kratzen an einzelnen Symptomen

FR-Interview mit Peter-Thilo Hasler, Analyst, kritisiert die Finanzstrategie Borussia Dortmunds

FR: Sie behaupten in Ihrer Studie nach der Halbjahresbilanz, Borussia Dortmund würde auch dann nicht den Break-even erreichen, wenn am Saisonende für 35 Millionen Euro Spieler verkauft würden. Warum?
PTH: Der Verein hat im ersten Halbjahr fast 30 Millionen Euro Verlust gemacht. Am Saisonende sind es vermutlich mehr als 60 Millionen. Selbst wenn der Club zukünftig 20 Millionen an Gehältern spart, 20 Millionen an Abschreibungen – reicht das immer noch nicht. Bei aller Liebe, da müssen noch andere Einsparpotenziale her.
FR: Was würden Sie empfehlen?
PTH: Weitere Kosten senken oder Einnahmen erzielen, so einfach ist das.
FR: Michael Meier verweist immer auf das Eigenkapital.
PTH: Das Eigenkapital von Borussia Dortmund ist zum Teil in Spieler investiert und damit in immaterielle Werte, die grundsätzlich mit Risiken behaftet sind. Das Stadion ist verkauft, die liquiden Mittel sind überwiegend auf einem separaten Konto gebunden.
FR: Erkennen Sie schon eine Kurskorrektur beim BVB?
PTH: Leider nicht. Bisher ist das ein Kratzen an einzelnen Symptomen. Amoroso wurde rausgeschmissen. Seltsam, ein Spieler, der immerhin mal 25 Millionen wert war, soll jetzt gar nichts mehr einbringen? Stefan Reuter wechselt mit 37 Jahren ins Management, Sunday Oliseh hat sich etwas zuschulden kommen lassen, Spieler wie Addo, Conceicao oder Herrlich verschwinden von der Gehaltsliste. Aber ist das Strategie? Vielmehr muss man fragen, warum manche Spieler, die ihren Zenit überschritten hatten, noch so viel verdient haben. Die leistungsabhängige Komponente muss künftig in den Verträgen viel größer werden.
FR: Die besten Spieler, das „Mittelalter“ zwischen 23 und 28 Jahren, will Matthias Sammer nicht hergeben. Präsident Gerd Niebaum und Michael Meier angeblich auch nicht.
PTH: Für einen 20- oder einen 35-Jährigen kriege ich in der Regel nur wenig. Also muss Dortmund auf das „Mittelalter“ zurückgreifen, das sind die begehrtesten Spieler.

Frank Bachner (Tsp 17.4.) durchleuchtet das Lizenzverfahren: „Beim BVB müssen sie derzeit auch mit Kleinkram rechnen. Der Verein macht in der laufenden Saison nach Schätzungen von Analysten fast 60 Millionen Euro Verlust, die Lizenz ist in Gefahr. Bis zum kommenden Mittwoch erfährt die Klubführung, welche Auflagen die DFL für die Vergabe der Lizenz macht. Dass es Auflagen gibt, davon gehen viele Beobachter aus. Aber sitzt nicht BVB-Manager Meier im Vorstand der DFL? Wird da nicht schon im Vorfeld der Lizenzvergabe, im kleinen Kreis quasi, Schadensbegrenzung betrieben? Zudem ist nahezu der ganze DFL-Vorstand mit Vertretern von Profiklubs besetzt. Alle Entscheidungen neutral? „Ja“, sagt Werner Hackmann. Er war einmal Präsident des Hamburger SV, jetzt ist er DFL-Chef. „Die Entscheidung über eine Lizenz trifft die Geschäftsführung der DFL, und die ist absolut unabhängig.“ Die Geschäftsführung besteht zurzeit aus zwei Kaufleuten und einem Journalisten – und die kontaktieren notfalls einen Wirtschaftsprüfer. Die eigentliche Arbeit erledigt aber die ebenfalls unabhängige DFL-Lizenzabteilung. Sie prüft alle entscheidenden Kriterien: Ist ein Verein wirtschaftlich gesund? Erfüllt er die Sicherheitsanforderungen? Ob eine Lizenz ohne oder mit Auflagen erteilt wird, bestimmt die Geschäftsführung. Gegen deren Auflagen kann ein Verein Beschwerde einlegen. Dann erst kommt der Vorstand ins Spiel. Der stimmt ab, ob die Auflagen korrekt sind. Wenn ja, muss der Klub nachbessern. Passiert das nicht, gibt es keine Lizenz. Normalerweise. In der Praxis sieht es manchmal anders aus. Dem damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt wurde wegen einer umstrittenen Bürgschaft von der DFL erst die Lizenz verweigert. Der Klub zog bis vors Schiedsgericht und erhielt dann doch die Lizenz. Die Spielvereinigung Unterhaching stieg dadurch in die Regionalliga ab. Juristisch war alles korrekt. Die Frage ist, ob es hinter den Kulissen bei Abstimmungen nicht doch Absprachen gibt. Ganz nach dem Motto: Gib mir deine Stimme, nächste Saison benötigst du vielleicht meine.“

Man muß da schon unterscheiden zwischen den Verantwortlichen und dem Herrn Zorc

Roland Zorn (FAZ 17.4.) schildert die halb gereizte Stimmung vor dem Spiel Dortmund gegen Bayern: „Auf dem Trainingsgelände gleich neben dem Westfalenstadion wird gelacht wie lange nicht. Frühlingssonne, blauer Himmel, gute Laune – Spieler und Trainer der Borussia genießen nach zuletzt fünf Spielen ohne Niederlage das Hoch über Dortmund und stimmen sich im Zweifel fröhlich auf das vom Boulevard immer wieder gern zum „Haßduell“ stilisierte traditionelle Gipfeltreffen mit dem FC Bayern München ein. Vom Spielfeldrand aus schaut der Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc dem gelb-schwarzen Treiben entspannt und gelöst zu. Als ihn ein Fernsehsender bittet, sich noch einmal empört über die jüngste Attacke des Münchner Managers Uli Hoeneß auf den jahrelang größten Rivalen und dessen tschechischen Spielmacher Tomas Rosicky zu äußern, lehnt Zorc dankend ab: „Wir sind nicht in der ,Lindenstraße‘ und spielen keine Rollen in einer Daily Soap. Das ist jetzt Senf nach der Mahlzeit.“ Zorc hatte als erster Borusse Hoeneß gekontert, der wie fast alle Jahre wieder vor dem Auftritt der Bayern im ausverkauften Westfalenstadion den Part des bösen Buben übernommen hat. Und das mit einem einzigen Satz, den er in einem Interview mit der begründeten Aussicht auf ein Echo hatte fallenlassen. Der BVB, lautete Hoeneß‘ Diktum angesichts des wirtschaftlich geschwächten Konkurrenten, könne außer Torsten Frings nicht einen Spieler „lohnend verkaufen. Oder glaubt jemand, daß irgendein Mensch auf der Welt Rosicky kaufen will?“ Zorc sah in dieser Bemerkung ein ruf- und geschäftsschädigendes Verhalten und unterstellte dem an Konter gewöhnten Hoeneß eine „linke Tour“. Der behielt sich für den Freitag noch einen Nachschlag vor, indem er Zorc wie zuvor Rosicky abqualifizierte: „Man muß da schon unterscheiden zwischen den Verantwortlichen und dem Herrn Zorc. In Dortmund nehme ich Dr. Niebaum (Präsident) und Herrn Maier (Manager der Borussia) ernst. Was der Herr Zorc erzählt, interessiert mich nicht. Der ist ein Wadlbeißer und sonst nichts.“ (…) Die Auseinandersetzungen zwischen den Verantwortlichen in der deutschen und der westfälischen Fußball-Hauptstadt kochen, weil zum üblichen Ritual gehörend, vor dem Zweikampf zwischen dem BVB und dem FC Bayern wieder einmal hoch, doch nachhaltig wütend schien diesmal keiner der Beteiligten. Die Bayern bedienen sich lediglich ihrer jahrelang erprobten, aber nicht immer tauglichen rhetorischen Bordmittel. Sie kommen als Tabellenzweite nach Dortmund und versuchen in ihrem Kampf um die letzte Titelchance, ihre Gegner seit einiger Zeit mit Sticheleien zu reizen. Klassenprimus Werder Bremen zeigte sich bis jetzt davon unbeeindruckt; die Borussia dagegen, in dieser Saison als taumelnder Riese ohnehin wund, jaulte kurz auf. Das sind sie ihrem Selbstwertgefühl schuldig.“

Zweifacher Nachfolger von Oliver Kahn

Oliver Trust (FR 17.4.) berichtet die Ambitionen Timo Hildebrands: “Der Torwart des VfB Stuttgart gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Position im deutschen Nationalteam hinter Oliver Kahn und Jens Lehmann für die EM in Portugal. Im Frühjahr 2004 heißt es über Hildebrand, er sei der Mann für Rekorde, der sogar Fanpost aus dem fernen China erhält. 885 Minuten ohne Gegentor, was ihm den Beinamen „Nullinger“ einbrachte, die meisten Spiele, die „zu Null“ endeten und allerlei andere Bestleistungen. „Timo Hildebrand gehört die Zukunft“, sagt der deutsche Teamchef Rudi Völler. Was in jener runderneuerten Behausung im Remstal ihren Ursprung hatte, drückt sich in der Gegenwart in unerschütterlichem Selbstvertrauen aus. Das spürt derzeit auch der VfB in den Vertragsverhandlungen. Hildebrand setzte im Geschäft Bundesliga auf die zwischenmenschliche Schiene, den bis 2005 laufenden Kontrakt wollte er alleine verlängern. „Ich dachte, ich komme ohne Berater weiter. Ich habe mich geirrt“, gesteht er ein. Auch das gehört zum neuen Hildebrand. Emotionslose Analysen des Ist-Zustandes und, wenn nötig, schnelle Änderungen des eingeschlagenen Weges. Das angebotene Gehalt (der VfB soll 1,8 Millionen geboten haben) sei eine Art Wertschätzung. Die transportierte Forderung von 2,5 Millionen seines neuen Beraters Dusan Bukovac sei übertrieben, aber er wolle nicht als „billiger Jakob“ enden. Branchenkenner erzählen, es gehe im Vertragsgerangel nicht um Geld, sondern um eine Ausstiegsklausel für das WM-Jahr 2006. Hildebrand wolle sich die Option offen halten, die Nachfolge von Oliver Kahn im Tor von Bayern München anzutreten. „Ich will 2006 im Tor der Nationalmannschaft stehen“, sagt Hildebrand. „Und ich will Meister werden.“ Die Haltung macht dem Mann nicht nur Freunde. Schließlich sei er es gewesen, der die Kollegen Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel vor wenigen Wochen für ihr Zaudern im Geschacher um besser dotierte Verträge rügte. Hildebrand aber verschob seine Gespräche mit den Schwaben in die nächste Sommerpause, „weil ich mich auf den Kampf um Platz zwei konzentrieren will.“ In Wahrheit wartet er ab, wie sich sein Trainer Magath entscheidet.“

Moritz Küpper (FR 17.4.) verbessert die statistische Faustregel des Abstiegskampfes: „Die Rückkehr ist längst vollzogen. Mit „Football is coming home“ begleitete die ARD die Rückkehr der Fußballrechte in dieser Saison. 1992 hatte sich Sat 1 den Fußball geangelt und mit ran die Berichterstattung verändert. Inzwischen ist ran gestorben, ihren Platz in der Fußball-Historie hat sich die Sendung aber durch die ran-Datenbank gesichert. Was wurden nicht alles für Zahlen diskutiert. Ballkontakte, Zweikämpfe, gelaufene (Kilo-)Meter. Nicht selten schien demnach das falsche Team gewonnen zu haben. Trotzdem wurden die Statistiken salonfähig. Dass aber selbst korrekte Zahlen es nicht schaffen, vermeintliche Weisheiten des Fußballs zu entlarven, ist erstaunlich. So sagen viele Trainer sehnsüchtig vor der Saison: „40 Punkte, danach schauen wir weiter.“ Dabei würde doch ein Blick in die Statistik reichen: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel musste noch nie ein Bundesligist mit 40 Zählern die Reise in Liga zwei antreten, nicht einmal mit 39. 1998 stieg der Karlsruher SC mit 38 Zählern ab, Mönchengladbach schaffte mit genauso vielen Punkten den Klassenerhalt. Und das ist die Ausnahme: Bislang reichten im Schnitt 36 Punkte für Liga eins. Der Rekord stammt aus dem Jahr 2002: Mit 30 Zählern stieg Freiburg ab, 31 Punkte hätten also gereicht.“

Ökonomisierung des Lebens schreitet voran

Manchester United verbietet seinen Profis, Autogramme zu geben; Michael Horeni (FAZ 17.4.) rügt: “In diesen Tagen erreichte eine Mitteilung von Manchester United, dem wohlhabendsten Fußballklub der Welt, ein mit kommerziellen Absonderlichkeiten bestens vertrautes Publikum, das aber mitunter immer noch bereit ist, Fußball als existentielles Freizeitphänomen zu betrachten. Das börsennotierte Unternehmen teilte also mit, daß es seinen schwerreichen Angestellten nunmehr untersage, ihre Unterschrift auf bestimmte Gegenstände zu setzen. Die Erben Beckhams werden nun, wenn sie dem Aufruf ihrer Chefs folgen, einen großen Bogen um Zuschauer machen, die den Namenszug auf Fußbällen oder Trikots verewigen lassen wollen. Denn im Internet ließen sich, so das Kalkül der Fußballverkäufer aus dem Theater der Träume, die beschrifteten Utensilien mit einigem Erfolg verkaufen – und das wiederum könnte Umsatz und Gewinn im Merchandising schmälern. Heute werden die Worte von Fußballern auf eine ganz andere Goldwaage gelegt. Die Ökonomisierung des Lebens schreitet voran, und die Überlegungen aus Manchester werden sicher bald übernommen, denn sie sind eine logische Konsequenz in einer Welt, die es sich zu eigen gemacht hat, die Dinge nach ihren ökonomischen Entwicklungschancen zu bewerten. Vielleicht sollten Fußballfans auf der Sinnsuche gar nicht mehr um Autogramme nachfragen und den Ball nicht mehr zum Signieren vorhalten, sondern zum Spielen. Fünf Minuten Fußball mit Zinedine Zidane oder David Beckham sollten auch genügen, um tatsächlich etwas über den Sinn des Fußballs zu erfahren. Und diese Erfahrung ließe sich nicht einmal im Internet verkaufen.“

Donnerstag, 15. April 2004

Ballschrank

Sonstiges

Oliver Bierhoff doziert über die „Parallelwelten Sport und Wirtschaft“ (FAZ) – David Beckham in allen Schlagzeilen und in aller Munde – WM 2006: fehlt Geld für Straßen und Schienen? (Handelsblatt) u.v.m.

Parallelwelten Sport und Wirtschaft

Oliver Bierhoff ist seit neuestem Teilzeit-Dozent, Matthias Wolf (FAZ 15.4.) ist Gasthörer: “Oliver Bierhoff hatte seine Vorlesung gerade begonnen, da fühlte er sich wie im Fußballstadion. Von der Tribüne im Hörsaal 201 der Humboldt-Universität zu Berlin flatterten rosa Flugblätter, und der ehemalige Kapitän der Nationalelf wurde mit bunten Plastikbällen beworfen. Außerdem störten Zwischenrufe seine Rede. Wie im Fanblock sorgten auch unter den Studenten der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ordner mit festem Griff rasch für Ordnung. Ein paar einzelne waren es nur, die störten. Wohl in erster Linie, weil Bierhoff von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft verpflichtet worden war. Für die Kritiker ein „Lobbyverein deutscher Arbeitgeber“ mit Ansichten, die manchem Studenten nicht gefallen – nicht nur, weil die Initiative Studiengebühren befürwortet. Der smarte Bierhoff war souverän wie einst auf dem Feld und in den Interviews danach. Er überspielte die heikle Situation mit einem Lächeln und freundlichen Worten: „Werft nicht mit Bällen, wir können doch gleich drüber reden.“ Im Prinzip durfte sich Bierhoff ob der Zwischenfälle noch einmal bestätigt fühlen, daß er mit dem Vergleich der beiden scheinbaren Parallelwelten Sport und Wirtschaft nicht so falsch lag. „Was die Gesellschaft vom Sport lernen kann“, so lautete sein Thema. Im Kern wollte er erläutern, daß es viele Ähnlichkeiten zwischen Fußball und Wirtschaft gibt. Weshalb er in einem Atemzug Franz Müntefering und Reiner Calmund zitierte. Auch das ärgerte einige. „Du warst für mich heute ein Totalausfall“, sagte ihm ein Student auf den Kopf zu: „Total schwammig.“ Andere spendeten viel Applaus. Vielleicht auch, weil sie nur unterhalten werden wollten und keine tiefgründigen Analysen zu Arbeitslosigkeit und Konjunkturschwäche von einem erwarteten, der bisher für ganz andere Kopfarbeit stand. Doch der Mittdreißiger, der seine Fußballkarriere vor Jahresfrist bei Chievo Verona beendet hat, war auch eingeladen worden, weil er ein Betriebswirtschafts-Studium an der Fernuniversität Hagen erfolgreich abgeschlossen hat. Zwar erst nach stolzen 26 Semestern, womit er sich nahtlos einreiht in die Schar der Bummelanten, für welche die Bundesländer Strafgebühren fordern – aber dem früheren Nationalstürmer hält man zugute, daß ab und zu ein Golden Goal oder ein Auswärtsspiel dazwischenkam.“

Sex im verschwitzten Dress der englischen Nationalmannschaft

Christoph Schwennicke (SZ 15.4.) dreht der englischen Boulevardpresse, die Dossiers über David Beckhams vermutlichen Ehebruch anfertigt, den Rücken zu: „Die Lust könnte größer nicht sein: eine Berühmtheit, ach was, ein Halbgott wie Englands Fußballstar Nummer Eins auf amourösen Abwegen, das Traumpaar David und Victoria Beckham in einer tiefen Beziehungskrise, und zwar wegen eines Ehebetts, das David nicht mit der Göttergattin zerwühlt hat, sondern mit einer Geliebten, die sich hinterher sogar Victorias Haarspangen an den Kopf steckte, um der Frisur wieder Halt zu geben. Eine zweite Geliebte noch hinterdrein, Sex im verschwitzten Dress der englischen Nationalmannschaft. Promis und Erotik – seit Tagen schütten die Blattmacher der britischen Boulevardpresse fiebrigen Blicks aus zwei Vitriolen diese unwiderstehlichen Flüssigkeiten zusammen, bis es dampft, gurgelt und zischt. An diesem Mittwochmorgen sind es wieder fünf Seiten in der Sun und fünf in der Daily Mail, mit Bildern von Victoria Beckham, genannt Posh, aus den Tagen der Affäre. (…) Nun pflegt Großbritannien auf erotischem Gebiet bekanntermaßen zwischen Verklemmung und hemmungsloser Lüsternheit zu oszillieren. Zudem hat hier der Starkult ebenso unvergleichbare Dimensionen wie der Boulevardjournalismus, und sicher hat das eine mit dem anderen zu tun. Die Affäre Beckham erzeugt also in etwa die fünffache Aufwallung dessen, was seinerzeit in Deutschland die Sex-Eskapaden des Tennisstars Boris Becker in einer Londoner Besenkammer bewirkte. Zumal da jüngst noch eine zweite Beckham-Geliebte auf den Plan trat, die aparte Sarah Marbeck.“ Alles gar nicht schön für die Gattin, und vor allem alles nicht wahr, sagen die Beckhams – und betonen, wie lustvoll sie gerade an einem dritten Kind arbeiten. Sie haben ihren juristischen Apparat eingeschaltet, sie zeigen sich mit den Söhnchen Brooklyn und Romeo beim Pizzaessen in Madrid, und sie erwägen einen gemeinsamen Presseauftritt wie seinerzeit der amerikanische Präsident Bill Clinton mit seiner Frau Hillary nach dem Skandal um Clintons Affäre mit Monica Lewinsky. Schließlich droht neben der Ehekrise auch ein erheblicher Imageverlust – und das ist bei Traumpaaren vom Kaliber Beckham in der heutigen Medien- und Marketingwelt immer auch ein schwerer geschäftlicher Schaden. Zumal da der Star-Fußballer und die einstige Sängerin der erfolgreichen Popgruppe Spice Girls ihre Ehe in aller Öffentlichkeit geradezu als ein Ausnahmephänomen zelebrierten, sich stilisierten als Familienmenschen, die einander treu sind.“

Evi Simeoni (FAZ 15.4.) fügt hinzu: “Was ist denn nun wichtiger: das Toreschießen oder die Moral? Schwer zu sagen. Nur die Anhänger von Real Madrid haben es zur Zeit leicht, denn sie müssen sich nicht entscheiden. Ihre Idole treffen nämlich einerseits das Tor nicht mehr. Andererseits muß sich ihr Freistoßspezialist (es ist wahrhaftig ein Kunststück, in diesem Zusammenhang nicht in unfreiwillige Obszönitäten zu verfallen), ihr aus Britannien stammender Freistoßspezialist David Beckham also, gegen Gerüchte und Berichte wehren, er sei seiner Frau Victoria nicht immer treu gewesen. Da kann man sich als Aficionado aufregen, worüber man will, man hat immer einen triftigen Grund, ein Transparent aufzuhängen, ob man nun sagen will, sie verdienten zuviel Geld pro Tor oder sie verfügten über zuviel Frauen pro Mann. Hier im Beckenbauer-Land ist man da ja abgestumpfter als in Spanien oder England. Allerdings hat der muntere „Kaiser“ auch nicht eine dünne Popsängerin geheiratet und dann eine Autobiographie mit Liebeserklärungen verfassen lassen, die zwar nur unerheblich schmalziger sind als eine Tüte Fish ‚n‘ Chips, dafür aber ein deutlich kürzeres Verfallsdatum haben.“

Viertelfinale Uefa-Cup – Rückspiele NZZ

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Sonstiges (1)

viele Ex-Profis verarmen (SpOn) – Prof. Bierhoffs „Golden Goal vom Katheder“ (FAZ) – Service im Stadion für blinde Fansu.v.m.

Sozialhilfe

Viele Fußball-Millionäre legen ihr Geld schlecht an; Jörg Schallenberg (SpOn) findet Ursachen und Schuldige: „Die Rostocker Vermögensberater Christian und Michael Daudert haben von 1997 bis 2004 die Entwicklung der Vermögensverhältnisse bei 150 Fußballprofis, darunter 110 Bundesligaspieler, analysiert – und sind zu Ergebnissen gekommen, die nicht nur die Branche selbst aufhorchen lassen: Lediglich neun Prozent aller Spieler sind nach dem Karriereende finanziell unabhängig, 26 Prozent dagegen haben mehr Schulden als Vermögenswerte, der Rest muss sich in jedem Fall über kurz oder lang einen neuen Job suchen. Die Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) fand heraus, dass die Hälfte des Bundesliga-Kaders von Eintracht Braunschweig aus dem Jahr 1985 inzwischen von Sozial- oder Arbeitslosenhilfe lebt. (…) Gelegentlich, weiß Christian Daudert, werden Geschäfte in sechsstelliger Höhe mal eben in der Umkleidekabine nach dem Training abgewickelt oder völlig abstruse Begründungen geschluckt: So kaufte ein nigerianischer Bundesligastürmer eine Immobilie zum doppelten Marktwert, weil er glaubte, damit lebenslanges Wohnrecht in Deutschland zu erwerben. Für die Dauderts begann der Einstieg ins Fußballgeschäft, in dem auch andere Berater wie Norbert Pflippen oder etwa die Firma ROGON Sportmanagement aktiv sind, als sie zufällig ein Bundesligatrainer ansprach. Der Coach war in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten. Nachdem die Rostocker Vermögensberater ihm vor Gericht einen Teil seines Geldes zurückerkämpft hatten, empfahl er sie gleich an einen Kollegen weiter, der ähnlich in der Bredouille steckte. Öffentlich äußern wollen sich aber weder Spieler noch Trainer, die in Geldschwierigkeiten geraten sind. Bekannt geworden sind die Fälle des Ex-Dortmunders Günter Breitzke, der von Sozialhilfe lebt, oder des einstigen koreanischen Weltklassestürmers Bum Kun-Cha, der bei Eintracht Frankfurt vom eigenen Vereinspräsidenten übers Ohr gehauen wurde und vor seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen zur Bedingung machte, dass der neue Verein zwei verschuldete Immobilien übernahm.“

Was die Gesellschaft vom Sport lernen kann

Sehr schön! Klaus Ungerer (FAZ 15.4.) erlebt Oliver Bierhoffs „Golden Goal vom Katheder“: „Immer diese leidigen Freundschaftsspiele! Schon als der Gast das Spielfeld betritt, als Schlips und Zähne im Blitzlicht glitzern, Hände schäkern, spürt man: Das wird heute ein hartes Stück Arbeit – für die länderspielleidgeprüften Betrachter. Freizeitbetriebswirt Oliver Bierhoff ist bei den Wirtschaftswissenschaftlern der Humboldt-Uni angetreten, eine Vorlesung zu halten. Thema: „Was die Gesellschaft vom Sport lernen kann“. Mit dem Profisport und der Universität treffen zwei Kontrahenten aufeinander, die einander wenig einzuschätzen wissen. Bierhoff agiert aus einer sicheren Deckung heraus, doch wirkt sein Auftritt schematisch, kein gedanklicher Paß ergäbe einen unvorhergesehenen Sachzusammenhang. Die Begegnung droht in Langeweile zu ersticken, als plötzlich Stimmung von den Rängen in den Diskurs schwappt: Schwarzrote Flugblätter wirbeln auf, eine überraschende Drangperiode von seiten aufstrebender Studientalente beginnt: Protestschreie ertönen, unverständlich leider, auch fliegen bunte Bälle gegen Bierhoff, die der schön ordentlich neben sich aufs Rednerpult legt, ehe er wieder Ruhe ins Spiel bringt: Man solle ihn doch ausreden lassen, hinterher könnten ja Fragen gestellt werden. Ein Heißsporn aus dem Publikum wird noch des Feldes verwiesen, dann regiert wieder die Routine des Mannes, der in seiner Profikarriere genügend verbalen Attacken auszuweichen verstand, derweil die Materie ihn immer wieder unverhofft an Kopf und Knien traf. Ein Backen-Milchbart ergreift die Initiative, entlarvt in knappen Worten die ideologische Verbrämtheit und Konditioniertheit des Profisportlers, weist auf soziale Schieflagen hin und dringt mit dem Saalmikrophon am Mund einschußbereit in Bierhoffs Torraum ein: Ob der es denn für ethisch halte, seinen Fußball mit dem richtigen Leben gleichzusetzen? Was denn aus den vielen anderen Menschen werde, wenn es immer nur um Leistungsträger gehe? Da setzt der nimmermüd Freundliche den elegantesten Konter seiner Laufbahn: Habe der Fragesteller sich nicht durchs Fragen selbst zum Leistungsprinzip bekannt? Schließlich leiste er doch etwas, stelle er sich hin für seine Meinung, wo andere nur schwiegen. Lächelt Bierhoff. Der andere lamentiert. Das muß ein Golden Goal gewesen sein.“

Jan Freitag (FAZ 16.4.) beschreibt einen Service für blinde Fans: „“Freistoß!“ Riko Zellmer hebt flehend die Hände. „Das war ein Foul!“ In der Tat, eins gegen einen Spieler des HSV, das war für 41 000 Besucher der AOL-Arena zu sehen. Riko Zellmer hat es nur gehört und ist sich dennoch sicher. Blinzelnd fixiert er das Spielfeld, wo der 1. FC Kaiserslautern um den Ausgleich kämpft. Erkennen kann er es nicht – der Klavierstimmer ist seit seiner Geburt vor 39 Jahren blind und fast ebenso lang Fan der Hamburger. Daß er trotzdem seit neuestem jeden Paß, jede Flanke, jedes Tor verfolgt, liegt an zwei Kopfhörern, dem Redefluß des Mannes eine Reihe tiefer und an Bayer Leverkusen. Ende 1999 fand dort die erste Stadionreportage für Sehbehinderte statt. Ein Import aus England. Manchester United funkt blinden Anhängern den Ton des eigenen Radiosenders seit langem ins Ohr. Seit Bayer-Sportleiter Klaus Vossen die Idee in Old Trafford aufgriff, haben mit Schalke, HSV, Wolfsburg, Köln und St. Pauli fünf weitere Klubs einen Service übernommen, den sonst Freunde oder Verwandte leisten. Nun ist er ausdauernder, professioneller. „Das haben die Lauterer sehr schön rausgespielt, aber auch sehr einfach.“ So sehr unterscheidet sich Steffen Engelkes Kommentar gar nicht von dem „echter“ Reporter. Dabei studiert der 26 Jahre alte Engelke Sport und will sein Wissen später in der Therapie, nicht im Äther nutzen. Er ist etwas nervös, kurz nach Wiederanpfiff. Nicht unbedingt wegen seiner Zuhörer – die sind diesmal nur zu dritt. Eher schon, weil es erst sein zweiter Einsatz an der Infrarotanlage ist. Besonders aber wegen Broder-Jürgen Trede. Der Dozent schüttelt den Kopf, als sein Student „er semmelt das Ding drüber“ ins Mikrofon spricht. „Das geht nicht“, sagt Trede. Die Reportage ist Teil eines Seminars am Institut für Sportjournalistik der Universität Hamburg. 25 Teilnehmer, darunter acht Frauen, erproben seit zwei Semestern abwechselnd das Wesen des Live-Kommentars im Stadion. „Oberste Pflicht ist, auf Ballhöhe zu sein“, erklärt Trede. Es gelte klar zu trennen zwischen Reportage – der Simultanübersetzung des Spielgeschehens – und Kommentar. „Der Kür“, wie er Analyse und Randinfos beschreibt. „Ding“ oder „semmeln“ – solche Ausdrücke nennt er zu flapsig.“

Erik Eggers (FTD 16.4.) liest: „Der Mythos 10 wird im Finale um die Fußball-Weltmeisterschaft 1958 in Stockholm geboren. Gastgeber Schweden und Brasilien stehen sich gegenüber. Bei den Südamerikaner spielt ein gewisser Edson Arantes do Nascimento. Dieser „Pelé“, so der Rufname des 17-Jährigen vom FC Santos, schießt ein Tor beim 5:2-Sieg seines Teams, „das ihn nach den Maßstäben der Fußballfreunde unsterblich machte: Er stoppte eine Flanke mit der Brust, hob den Ball über einen heranbrechenden Verteidiger und schoss ihn aus der Luft ins linke untere Toreck. Bei diesem wundervollen Treffer schien seine weiße 10 auf dem Rücken des blauen Trikots zu leuchten.“ Ein Zufall, trug Pelé doch eigentlich die falsche Rückennummer: „Er begann auf einer Position, die nach traditionellem Verständnis von der 9 ausgefüllt wird“ – als Mittelstürmer. So erzählen es Rüdiger Barth und Guiseppe Di Grazia in ihrer Hommage „Die 10. Magier des Fußballs“, von denen sie viele besuchten. Die beiden Sportredakteure des „Stern“ gehören zu jener sentimentalen Spezies, die bei dieser Zahl ins Schwärmen geraten, weil sie wie keine andere von Schönheit und Eleganz im Fußball kündet, von Kunstfertigkeit und Spielverständnis. Hinreißend für alle Kenner und Laien ist dieses Buch, weil es nicht nur die Figuren überhöht, die der 10 ihre Strahlkraft verliehen, sondern auch klug reflektiert und einordnet. Das Experiment, eine Kulturgeschichte einer Fußballzahl zu schreiben, ist als geglückt zu betrachten.“
Besprochenes Buch:
Rüdiger Barth, Giuseppe DiGrazia: Die 10 – Magier des Fußballs. Malik, 208 S., 16,90 €.

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Auflösung vom letzten Mal

 

ein möchtegern-cool-lässighipster-style, der mit zuviel krampf und geld erzwungen wird

Sollen wir Jakob Spehr, unserem Sieger, glauben? „wie zufälle nun manchmal so wollen, kuckt man auch mal hinter kulissen. ich habe die letzten paar jahre immer mal auf der cebit gejobbt, handpantomime für eben diesen siemens-mobil-stand (halle 26, stand soundsoviel). ich stand da so hinter einer wand, und die leute draußen konnten nur meinen arm sehen, und hinter dieser wand wurden diese nicht wirklich hübschen models bemalt – hat ganz schön lange gedauert die prozedur einer solchen trikotüberbemalung (für die vereinssymbole gabs sogar eine schablone, und es wurde mit airbrush gearbeitet). na ja, halt viel klimbim, und die siemens-manager alle ganz aufgeregt und wie wild immer wieder rein gestürmt in das kabuff; ja der bus mit der mannschaft und manager steht noch im stau, kommen gleich und schweißperlen und klapp auch alles, große aufregung (die haben alle jahre da ne bundesligamannschaft präsentiert, ich kann mich noch an den hsv erinnern) und hatten dann jeden tag so ein möchtegernprominentenauftritt, alle immer ganz aufgeregt und wie wild durch einander gewuselt… man selbst denkt ‚wow!’ hier passiert jetzt richtig was, und dann kommen da so ein paar spieler (meist so ein oder zwei bekannte gesichter und drei vier reservebankdrücker und ein zwei aus der chefschlipsträgeretage) zu einem promo-auftritt und spätestens, wenn man das so das vier mal mitbekommen hat, denkt man sich, dass das doch echt nicht wahr sein kann, es zerplatzt so eine große seifenblasen-scheinwelt, die fußball in der kindheit für mich war und auch immer wieder mal, aber die jungs haben auch so gar nichts auf dem kasten, was das auftreten außerhalb des grünen rechteckes anbelangt. die kucken sich die bemalten frauen an, machen ein paar billige witze, sagen ja und amen zu einem der moderatorten und machen dann wieder den abgang, an freies sprechen kann aber wirklich nicht im entferntesten gedacht werden – was noch ganz interessant ist, ist der modische gruppendynamische zwang der bei den jungs zu beobachten ist. über die jahre immer mehr gel in die haare, und sind wir nicht alle ein bisschen punk-iromatte? so ein möchtegern-cool-lässighipster-style, der mit zuviel krampf und geld erzwungen wird, dadurch einfach nur richtig billig und schleimig wirkt.“
ps: die kleinschreibung ist eine hommage an otl aicher ein echt großen deutschen designer (hat olympia72 entworfen undundund). so nebenbei.

Antje Hagel greift durch: „Ich verweise nur auf das Buch: Tatort Stadion. Papyrossa Verlag 2002. Da gibt es einen guten Artikel über Sexismus im Fußballkontext… Mehr Kommentar ist nicht nötig.“

Der Kaiser steckt UH Wörter in den Mund: „’Wisst Ihr, dass ich ne Würstchenfabrik habe?’“

Stefan Anderer legt seine Stirn in Falten: „Uli denkt: ‚Mann, ich hab ja schon Probleme, dieses Handy zu bedienen. Aber vier Bälle gleichzeitig zu jonglieren, das wäre mal wirklich eine Herausforderung. Ich kann ja mal den Olli fragen, wie das so geht. Obwohl – der hat ja auch mehr Talent in den Händen als ich. Andererseits Kahn der ja gerade gar nix mehr festhalten, noch nicht mal die Verena. Ich frag die beiden jetzt einfach mal, ob wir das Ganze in zwei Halbzeiten aufteilen können. In der ersten hab ich die Bälle und bin im Angriff und in der zweiten gehe ich dann mehr in die Abwehr, so in der Art kontrollierte Defensive oder so ähnlich.“

Ich wünsche euch alles Gute, ihr Mandys und Simones, ihr Verenas und Saskias

Holly phantasiert: „Wir schreiben das Jahr 2004. Die selbsternannte Abteilung Attacke des einst erfolgreichen FC Bayern zieht trotz hinreichender optischer Reize den Schwanz ein, Ex-Luderlecker Kahn wechselt als Pannen-Olli vom Helden- ins komische Fach, und Ottmar Hitzfeld schielt nach dem kaiserlichen Arschtritt so vehement auf den Job als Bundestrainer, dass ihm die Unzulänglichkeiten seiner eigenen Schützlinge in Sachen Einsatzbereitschaft und Abrufen des Leistungspotenzials bereits total an Arsch und Visus vorbeigehen. Dort, wo nur Erfolg sexy macht, wirken die kickenden Bayern-Bratwürste wie aus dem Leim geratene Münchner Marktfrauen in ausgegilbter Feinripp-Unterwäsche – gerechte Strafe für eine Saison, in der man wirklich alles vermasselt hat. Und so verwundert es nicht, dass bei ausbleibenden Siegprämien die Spielerfrau von heute zur Aufrechterhaltung des gewohnten Lebensstandards gezwungen ist, ihre nackte Haut zu Markte zu tragen – eine Schickeriawelt, in der man für unter 100 Euro nicht mal mehr ein T-Shirt bekommt, fordert nun mal besondere Opfer. Ich wünsche euch alles Gute, ihr Mandys und Simones, ihr Verenas und Saskias, vielleicht habt ihr bei der Auswahl eures nächsten Spielersein glücklicheres Händchen.“

Ulis Mädels Treffen sicher!

Michael Hermann kratzt sich am Kinn: „Zu den Atem raubenden Innovationen auf der diesjährigen High-Tech-Computermesse Cebit zählte auch die ‚elektronische Glaskugel’, die einen digitalisierten Blick in die Zukunft erlaubt und das Ergebnis gleich in einem hoch auflösenden Foto-Format ausspuckt: Wir schreiben das Jahr 2024. Der alterslose Uli Hoeness ist immer noch Manager des FC Bayern – bzw. eine ausgewachsene Stammzelle von ihm, hier war sich das elektronische Orakel nicht ganz sicher. Ihm zur Seite stehen die Spielführerin des FC Bayern München, Olivia Kahn jr., und ihre Big Sister Titania. Nach dem finanziellen Zusammenbruch der Deutschen Fußball-Liga im Jahre 2010 hatte der findige Hoeneß/die Hoeneß-Zelle eine neue Strategie ersonnen und fortan ausschließlich auf Frauenfußball gesetzt. Nachdem Versuche, die neue Mobilfunkgeneration UMTS erfolgreich zu vermarkten, wiederholt gescheitert waren, sollte nun eine neue Werbekampagne dem Bayern-Sponsor Siemens den Durchbruch bringen: ‚Ulis Mädels Treffen sicher!’“

Zu gewinnen war das Buch: Die 100 “schönsten” Schikanen gegen Fußballfans. Repression und Willkür rund ums Stadion. Hrsg. v. BAFF, Bündnis aktiver Fußballfans, Grafenau 2004 (Bezug bei amazon)

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Direktabnahme

 
Liebe Leser,

Sie kennen jemanden, der Oliver Kahn erstaunlich ähnlich sieht?! Jemanden, der Luis Figo wie aus dem Gesicht geschnitten ist?! Dann senden Sie uns ein Foto, indirekter-freistoss veranstaltet einen ‚wanna-be-Wettbewerb‘ Fußball-Star – ob aktiv oder ehemalig, ob deutsch oder nicht. Die besten Einsendungen werden veröffentlicht; die fünf schönsten gewinnen ein Buch.

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Auflösung vom letzten Mal

Die schönsten Direktabnahmen von gestern

WM 2006

Straßen und Schienen

„Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in den zwölf deutschen Austragungsorten der WM 2006 wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Wegen der Haushaltsmisere des Bundes sind beispielsweise die für die Beseitigung von Autobahn-Engpässen vorgesehenen Mittel aus dem Etat von Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) vor Ostern um fast ein Drittel gekürzt worden“, berichtet Eberhard Krummheuer (Handelsblatt 15.4.): „Insgesamt stehen für Infrastrukturvorhaben jetzt nur noch 350 statt der noch im März bestätigten 500 Mill. Euro zur Verfügung. Völlig offen ist darüber hinaus die Finanzierung von vier Bahn-Projekten, da die Deutsche Bahn sich nicht an den Investitionen beteiligen will. „Wir sind noch auf dem Weg, doch allmählich wird die Lage zeitlich dramatisch“, sagte Verkehrsexperte Karl-Geert Kuchenbecker dem Handelsblatt. Der ehemalige rheinland-pfälzische Verkehrsstaatssekretär ist Koordinator der Bundesländer für Verkehrsfragen rund um die WM und zugleich Berater des Weltfußballverbandes Fifa. Nach Kuchenbeckers Einschätzung besteht die Gefahr, dass verbleibende Projekte zu spät begonnen und nicht mehr bis zum WM-Start am 9. Juni 2006 beendet werden können. Ein Sprecher des WM-Organisationskomitees erklärte, die Fifa blicke „mit Argusaugen“ darauf, dass insbesondere die Projekte des Öffentlichen Personennahverkehrs in den Stadion-Städten rechtzeitig fertig gestellt würden. Seit Monaten beobachten auch die Länderverkehrsminister, dass vor allem die Realisierung der Schienenvorhaben hinter dem Zeitplan zurückbleibt. „Mit großer Sorge“ sähen die Minister, dass die anteilige Finanzierung von Bahnhofs- und S-Bahn-Stationsausbauten durch die Bahn AG nicht gesichert sei, heißt es bereits in einem Sitzungsprotokoll vom vergangenen Herbst. Bei vier von insgesamt elf Bahnprojekten ist nach dem Handelsblatt vorliegenden Unterlagen die Finanzierung noch offen. Dabei handelt es sich um den Ausbau und die Modernisierung von S-Bahn-Stationen in Hamburg und München sowie die Modernisierung des Regio-Bahnhofs Stuttgart-Bad Cannstatt, der Zugang zum Gottlieb-Daimler-Stadion ist.“

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