Donnerstag, 25. März 2004
Ballschrank
Themen
Themen: WM-Teilnehmerzahl 32 bleibt nach Fifa-Beschluss bestehen – der Tod Foés zieht keine Diskussionen über Ursachen nach sich – Fußball und Ökonomie (Beckham-Transfer, schwierige Zeiten für die Bundesliga) – 25 Jahre Cordobá – Special Olympics
Felix Reidhaar (NZZaS 29.6.) begrüßt die Entscheidung der Fifa, auf eine Aufstockung der WM-Teilnehmerzahl zu verzichten. „Das schmerzt am wenigsten. Die Interessenvertreter des Weltfussballverbandes, in Grundsatz fragen traditionell uneins, haben einen bequemen Ausweg aus dem Dilemma gefunden, in das sie sich vor rund zwei Monaten hineinmanövriert hatten. Ozeanien als schwächstes konföderatives Fifa-Mitglied wurde auf den Opfertisch getragen, noch ehe es auch nur einmal versprochenen Auslauf erhalten hatte. Der feste WM-Startplatz dieses Verbandes wird wieder halbiert – erfahrungsgemäss eher geviertelt. Dadurch waren die Südamerikaner als treibende Interpellanten einer Aufstockung des WM-Teilnehmerfeldes von 32 auf 36 Teams vorübergehend ruhig zu stellen. Sie werden die Optionen als günstig einschätzen, aus der Barrage der vier halben Grössen als ganze Portion hervorzugehen. Das wäre für einen Dachverband, der 9 von 17 Weltmeistern seit 1930 stellt, nichts wie recht (…) Fifa-Präsident Blatter geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dieser im letzten Moment und ausgerechnet vom europäischen Rivalen Lennart Johansson abgewendeten Kraftprobe im engsten Zirkel hervor. Für den Status quo hatte er mit Blick auf die Deutschen als nächste WM-Organisatoren plädiert. Doch dass dies auf Kosten der Ozeanier geschah, schmerzt ihn, den Promotor der Universalität des Fussballs, auch weil damit ein Versprechen gebrochen wird. Aber Opposition aus diesem Lager ist auszuhalten.“
Mehr Veranstaltungen, mehr Einnahmen, mehr Möglichkeiten, Geld und Gunst zu verteilen
Christian Eichler (FAZ 30.6.) ärgert sich über das Verhalten des Fifa-Boss. „Daß nun ausgerechnet Blatter sich als Purist, ja als Minimalist des Fußballs und seiner Strukturen erweist, mag überraschend wirken. Mit seinen ursprünglichen Amtsplänen – einer WM-Austragung alle zwei Jahre, dazu einer regelmäßigen Klub-WM – hatte der Schweizer sich als Expansionist präsentiert: mehr Veranstaltungen, mehr Einnahmen, mehr Möglichkeiten, Geld und Gunst zu verteilen. Doch der Wind hat sich gedreht, Zusatzbelastungen für Kicker und Kalender sind unpopulär geworden. Dazu trägt auch Foés Tod im Halbfinale des Confederations Cup bei. Zwar gibt es keinen Beweis für einen Zusammenhang mit gewachsenen Belastungen für Profis. Doch daß der tragische Fall ausgerechnet bei diesem von vielen für überflüssig gehaltenen Wettbewerb geschah, konnte Blatter nicht ignorieren. So stellte er in Aussicht, den Confederations Cup nach der nächsten Austragung 2005 in Deutschland möglicherweise nur noch alle vier statt zwei Jahre auszutragen. Blatters machtpolitisches Gespür findet das Motto der Stunde, die neue Selbstbeschränkung: Die Fifa bemüht sich, nicht zu viele internationale Wettbewerbe zu veranstalten. Weniger Fußball wagen.“
Antiphysiologisch
Im Zusammenhang mit dem Tod Foés vermisst Ralf Wiegand (SZ 28.6.) eine Auseinandersetzung mit dessen Ursachen. „Betroffenheit ist erst einmal alles, was bleibt, Betroffenheit auch darüber, wie sich die angeblich Betroffenen bemühen, das Leben und den Tod so auszutarieren, dass eine Ebene entsteht, auf der sich’s weiter Fußball spielen lässt. Anstatt die Kritik ernst zu nehmen, dass ein Turnier im Hochsommer mit Spielen alle zwei Tage nach einer Kräfte zehrenden Saison „antiphysiologisch“ ist, wie der kolumbianische Mannschaftsarzt sagte, der beim Versuch geholfen hatte, Foé zu retten, anstatt inne zu halten und darüber wenigstens nachzudenken, schweift die Fifa gedanklich ins Jahr 2005, wenn der Konföderationen-Pokal nach Deutschland kommt. Er könnte nach Marc-Vivien Foé benannt werden, per Beschluss am heutigen Samstag [inzwischen ist es beschlossene Sache, of]. Die Kritik an der möglichen Überbelastung von Profis wies ein Fifa-Sprecher als „zynisch und ungerecht“ ab, so lange nicht die Todesursache fest stehe. Wie sollte man es nennen, wenn die Fifa tatsächlich den Cup nach Foé tauft und sich nächste Woche herausstellt, dass er überlastet war, vielleicht sogar – gedopt?“
FR (28.6.). „Der Tod des kamerunischen Fußballspielers Marc-Vivien Foé gibt viele Rätsel auf / Herzschlag ausgeschlossen“
Michael Horeni (FAZ 28.6.). “Wahre Helden müssen sterben. Sonst sind sie keine. Ohne Tod keine Unsterblichkeit – das ist ein Kardinalproblem von Helden und Legenden, das sich zu Lebzeiten bedauerlicherweise in keiner Weise lösen läßt. Denn in aller Regel wird über die Dauerhaftigkeit des Ruhms erst nach dem Ende des Zeitlichen gerichtet. Die Werke und Taten von Künstlern und Königen, von Geistesgrößen und Geschäftemachern, von Staatsmännern und Sportstars – das endgültige Urteil über deren Bedeutung fällt die Nachwelt, die dafür ihre Geschichtsbücher, Museen und Medien bereitstellt. Der Tod, der größte Gleichmacher, ist auch dessen Gegenteil. Wenn das große Lebenswerk vollbracht ist, wirkt der Tod nicht mehr verstörend. Dringt er jedoch mitten ins Leben ein, wie in der Nacht zum Freitag beim Fußball um den Konföderationen-Pokal – dort, wo die scheinbar Stärksten und Gesündesten ihre perfekt trainierten Körper zum Wettkampf bringen –, hinterläßt er größte Bestürzung. Der Tod hat seinen Platz, beim Sport allerdings hat er nichts zu suchen. Der Sport ist der Platz des Lebens. Die lebensverlängernde Wirkung, die Stärkung der Gesundheit, sie gehören existentiell zum Sport. Das sind die Seiten des Sports, die wir am liebsten sehen, und sie sind seit der Antike bekannt.“
Den Hitler, den Österreich hervorgebracht hat, den hat es mit Hansi Krankl wieder wettgemacht
Anlässlich 25 Jahre Cordobá vergleicht Dario Venutti (NZZaS 29.6.) österreichische und deutsche Fußballgeschichtsschreibung. “Die damalige Mannschaft gilt als eine Art Elite des österreichischen Volkes, die laut der Kleinen Zeitung aus Graz in einem grösseren geschichtlichen Zusammenhang stand: „Alles, was sich da so aufgestaut hat an Emotionen seit der Zeit zwischen 1938 und 1945, das hat der Krankl gerächt. Den Hitler, den Österreich hervorgebracht hat, den hat es mit Hansi Krankl wieder wettgemacht.“ Wie jede Geschichtsschreibung, die sich in den Dienst der nationalen Sache stellt, blenden auch Nacherzählungen zu „Cordoba 1978“ wichtige Elemente ganz oder teilweise aus. Dass der Sieg sportlich nutzlos war – Österreich war bereits ausgeschieden –, wird praktisch verschwiegen. Die Irrationalität, mit der dem Erfolg in Österreich begegnet wurde, dokumentiert das tiefe Abgrenzungsbedürfnis zu Deutschland, das im Sieg in Cordoba befriedigt werden konnte. Neben Krankl ist der Radioreporter Edi Finger eine zentrale Ikone, die das Ereignis hervorgebracht hat. Mit dem Ausspruch „I wea narrisch“ nach Krankls Siegestor schuf er eine Chiffre sowohl für den sportlichen Erfolg als auch für den Beweis österreichischer nationaler Identität. Der Ausspruch ist unterdessen Teil des kollektiven Gedächtnisses: Am Wochenende fand auf der Donauinsel in Wien eine Gedenkveranstaltung statt, unter anderem mit einem Wettbewerb, den gewann, wer am besten „I wea narrisch“ schrie. In Deutschland hat man ganz anders, aber nicht weniger aussagekräftig des Ereignisses gedacht. Österreich habe damals „einen Tag lang das Provinzielle abgestreift“, stand überheblich in der SZ. Die FAZ betrieb traditionelle deutsche Selbstzerfleischung, indem sie Teile des Originalkommentars Fingers abdruckte und der Leserschaft noch einmal das Gefühl der Niederlage vermittelte.“
Kein Transfer, eine Fusion
Christian Eichler (FAS 29.6.) analysiert die ökonomischen Dimensionen und Strategien des Beckham-Wechsels. „Der Klubwechsel von David Beckham ist der erste einer neuen Fußballzeitrechnung: Er ist kein Transfer, er ist eine Fusion. Hier kommt zusammen, was zusammengehört: der beste, aber nicht bestvermarktete Klub der Welt, und der bestvermarktete, aber nicht beste Fußballer der Welt. David Beckham ist das, was man heute eine Ikone nennt, ohne daß man ihn aus Rußland herausschmuggeln müßte. Er hat eine jeder modischen Verwandlung so perfekt gehorchende freundliche Glätte, eine solch problemlose Wiederverwertbarkeit als Medium für alles mögliche, sofern es Äußerliches, nicht Substantielles erfordert, daß sein Gesicht zum bekanntesten Imageträger in der Welt des Sports wurde. Längst übersteigt sein Wert als Lifestyle-Produkt, als Celebrity-Charge, als Werbefigur seinen Wert als Fußballer. David Beckham, früher Flanken-, heute Umsatzbringer. Manchester United gelang es in den neunziger Jahren, als erster Fußballklub eine globale Marke zu werden. Real Madrid war dagegen noch damit beschäftigt, alte sportliche Reputation wiederzuerlangen. Das gelang 1998 mit dem Gewinn der Champions League, der Rückkehr an Europas Spitze nach 32 Jahren. Doch Real war noch lange keine Weltmarke. Das Konzept dazu – die Weltauswahl in Weiß – entstand erst 2000 mit Beginn der Ära des Präsidenten Florentino Perez, der Real zur globalen Marke machen wollte. Seitdem bietet er den Fans des königlichen Klubs Jahr für Jahr das neueste Kronjuwel des Spiels, als wäre es die Jahresgabe vom Buchklub: im ersten Jahr Figo für 60 Millionen, im zweiten Zidane für 70, im dritten Ronaldo für 45, im vierten Beckham für 35. Möglich wurde die Einkaufstour des noch vor zwei Jahren mit rund 250 Millionen Euro verschuldeten Klubs durch den Verkauf des Trainingsgeländes als Baugrund an die Stadt Madrid für 870 Millionen Mark – ein Geschäft, das so vorteilhaft für den Klub war, daß sich sogar die Wettbewerbshüter in Brüssel mit dem Fall beschäftigten, allerdings ohne Resultat. Ob nun versteckte Subvention oder nur Verhökerung des Tafelsilbers: Erst der Immobiliendeal machte Madrid zum Gegenspieler von Manchester im Kampf um den Fußballweltmarkt.“
Der Endkunde und das Live-Event rücken für die Vereine in den Mittelpunkt
Michael Ashelm (FAS 29.6.) vermerkt, dass sich die Bundesliga-Vereine wieder dem Zuschauer zuwenden. „Im 40. Jahr ihres Bestehens kämpft die Bundesliga um ihre Existenz. Nach dem Platzen der TV-Blase drücken die Vereine Schulden in Höhe von 600 Millionen Euro. Traditionsmarken wie der 1. FC Kaiserslautern können nur mit viel Wohlwollen des Steuerzahlers überhaupt überleben. Zu allem Übel kommt noch hinzu, daß der Volkssport mit der allgemeinen Rezession im Lande zu tun bekommt. Schlechtere Voraussetzungen kann es eigentlich gar nicht mehr geben, wenn nicht gegen den allgemeinen Abwärtstrend kleine, positive Zeichen erkennbar wären. Mit rund 86,5 Millionen Euro bekommen die 18 Erstligavereine für das kommende Spieljahr von ihren Hauptsponsoren so viel wie nie zuvor. Und auch die Fußballanhänger halten der Liga die Treue, trotz Bayern-Dominanz und drögem Wettbewerb. Außerdem fehlen nach dem Zusammenbruch des Transfermarktes neue Stars und neue Gesichter. Jupp Heynckes ist bislang der einzige große Name, der die Liga bereichert, wenn auch nur auf der Trainerbank. An diesem Trend wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern, glaubt Michael Meier, Manager von Borussia Dortmund. Die alte These von Uli Hoeneß, daß nur mit spektakulärer personeller Auffrischung die Fans bei Laune gehalten werden können, ist im Moment außer Kraft gesetzt. Die Zuschauerbestmarke der vergangenen Saison von bald 12,9 Millionen Besuchern wird wohl nochmals übertroffen. Meier peilt im Dauerkartenverkauf mit mehr als 50.000 Tickets einen neuen europäischen Rekord für seinen Klub an. Fußball ist und bleibt ein absolutes Premiumprodukt, wiederholt er beharrlich. Für den Abschluß des neuen, wesentlich niedriger dotierten Fernsehvertrages mit der ARD und dem Deutschen Sportfernsehen kann das nicht gelten. Für das immer größere Interesse des Fußballfans schon (…) Auf der Suche nach neuen Geldquellen richtet sich der Blick wieder auf das nähere Umfeld. Über Vereinsmitgliedschaften versuchen einige Klubs inzwischen den einen oder anderen Euro mehr zu verdienen. Mit intensiver Werbung konnte Werder Bremen seine Mitgliederzahlen von 3.000 auf 6.000 verdoppeln, und auch Dortmund ist es seit Februar gelungen, die Zahl von 11.000 auf 17.000 hochzufahren. Das alles soll dazu führen, daß noch mehr Fans noch mehr kaufen und noch öfter als konsumfreudige Besucher in die großen Stadien strömen. Der Endkunde und das Live-Event rücken für die Vereine in den Mittelpunkt. Da gibt es noch Steigerungsmöglichkeiten, sagt Stefan Mohr von der Münchner Beratungsgesellschaft Metrum, spezialisiert auf Sport und Kultur. Als Vorbild gilt England, wo die Vereine im Schnitt doppelt soviel Umsatz pro Zuschauer am Spieltag erlösen als in der Bundesliga.Die Begeisterungsfähigkeit des Publikums und die Bindung an den Fußball-Konsumenten gelten bei vielen Experten inzwischen als Schlüssel, die Schwierigkeiten auf anderen Feldern zu überwinden.“
Spiele ohne Rekorde, ohne Doping, ohne Fernsehmilliarden, ohne Materialschlachten
Christian Eichler (FAZ 27.6.) besuchte die olympischen Spiele der geistig Behinderten in Dublin. „Was das Spezielle an den Special Olympics ist? Man definiert es am besten negativ: über das, was sie nicht sind. Es sind: Spiele ohne Rekorde, ohne Doping, ohne Fernsehmilliarden, ohne Materialschlachten; vielleicht sogar ohne Verlierer. Natürlich liegt bei der letzten Behauptung das Klischee vom stets fröhlichen Debilen gefährlich nahe. Aber tatsächlich sind es fast nur positive Bilder, die der Zuschauer erlebt. An soviel Positives muß man sich erst einmal gewöhnen: Daß der griechische Hundert-Meter-Läufer, der die Arme wirft, als wolle er jedesmal einen Freund im Publikum grüßen, nach 33 Sekunden Laufzeit im Ziel gefeiert wird wie der Sieger. Daß der Tischtennisspieler aus Venezuela unbeirrt seine Vorhand am Ball vorbeischmettert und niemand lacht. Daß die zwei Leichtathleten aus Bahrein so in den Flug ihrer Seifenblasen vertieft sind, bis sie unter Kichern an einem Passanten zerplatzen, daß sie den Wettkampf gar nicht mitkriegen. Daß die irische Gymnastin mit dem Glitzerkleid und den mongoloiden Zügen nach ihrer Seilübung vor Glück gar nicht mehr aufhören will, ins Publikum zu winken und Küsse zu werfen. Der Anblick eines pummligen Bodenturners mit den charakteristischen Körperformen und Gesichtszügen des Down-Syndroms mag auf den ersten Blick wie eine Parodie des überzüchteten Leistungssports wirken – auf den zweiten Blick aber vermag man die Leistung, ja die innere Schönheit des Vortrags anzuerkennen. Als der Turner nach gelungener Rolle und gestandener Standwaage mitten in der Kür eine Boris-Becker-Faust zeigt, ist der Zuschauer ganz hin und weg vor soviel spontaner Freude (…) Das Speziellste dieses speziellen Olympias sind natürlich die Teilnehmer und ihre Geschichten. Die bizarrste ist die von John Ssaybunnya aus Uganda. Als er drei Jahre alt war, wurde vor seinen Augen seine Mutter ermordet. Er floh schockiert in den Dschungel. Und überlebte – weil er von einer Affenhorde aufgenommen und großgezogen wurde. Als die Menschen ihn drei Jahre später in ihre Welt zurückholten, leisteten die Affen verzweifelten Widerstand. Solche Geschichten, daß ein Mensch von Tieren aufgezogen wurde, hat es oft gegeben, mehr in Dichtung als Wahrheit: von Romulus und Remus bis Tarzan und Mogli. Doch Ssaybunnyas Fall gilt als der erste erwiesene. Als die BBC eine Dokumentation über ihn drehte, brachte man ihn mit einer Affenherde zusammen. Spontan fand er Bewegungen und Laute, um mit den Affen zu kommunizieren, wie es anderen Menschen nie gelungen war. In der Welt der Menschen gilt John Ssaybunnya als lernbehindert. Aber er hat auch von ihnen einiges gelernt. Er singt so schön, daß man ihn in einem Chor auf Europatour mitnahm. Und er spielt für Uganda Fußball bei den Special Olympics. Diese Spiele definieren sich durch die persönlichen Grenzen ihrer Teilnehmer. Deshalb sind es Spiele ohne Grenzen. Beinahe jedenfalls. Zu Beginn der Special Olympics weigerten sich die Mannschaften von Saudi-Arabien und Algerien, gegen Israel anzutreten. Wer die Teilnehmer dieser Spiele erlebt hat und ihre Art der Kommunikation, die von Natur aus ohne Hintergedanken ist, der weiß, daß eine solche Verweigerung nicht von ihnen kommen kann. Die wirklichen Probleme der Welt machen die Lernbehinderungen der sogenannten Nichtbehinderten.“
Real Mallorca gewinnt den spanischen PokalFR
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
Überschätzung und Kalendersprüche
„Bayern im Reformstau“ (FAZ); „Überschätzung und Kalendersprüche“ (SZ); VfL Bochum, „die Lieblinge des Monats“ (SZ) – „Bayer Leverkusen, das in der Hinrunde federleicht im Bundesliga-Ring tänzelte, hat seine Schlagkraft verloren.“ (FAS) – Schalke: „Vom Stiefelputzer zum Torschützen: Das Talent Delura drängt in die Spitze“ (FAZ) – VfL Wolfsburg, „im Hurra-Stil auf dem Weg nach unten“ (SZ) – VfB Stuttgart, „Zauberlehrlinge mit roten Ohren“ (FR) u.v.m. (mehr …)
Ballschrank
Stevens´ geschwächte Position
Achim Lierchert (FAZ 19.5.) erkennt Stevens´ geschwächte Position. „Spätestens als der Wolfsburger Dorinel Munteanu eine der vielen Unsicherheiten der Berliner Deckung zum vorentscheidenden 2:0 genutzt hatte, kochte die Volksseele im Hertha-Block. Stevens raus! brüllten die Anhänger, ehe es noch dicker für den Trainer der Hauptstädter kam. Denn plötzlich feierte ein ganzes Stadion sein Gegenüber. Jürgen Röber, du bist der beste Mann, lautete der Lobgesang der Gästefans auf ihren früheren Coach, in den die Wolfsburger auf der anderen Seite spontan einstimmten. Schließlich hatten sie gut lachen: Mit ihrem neuen Mann vorneweg besteht für den VfL die Aussicht, mit einer Teilnahme am UI-Cup eine eher durchwachsen verlaufene Saison zu einem guten Ende zu führen. Ich weiß nicht, was das mit Genugtuung zu tun hat, es ging nur um den VfL, versicherte Röber nach dem Erfolg seiner Mannschaft. Umgekehrt der Weg des Gegners aus Berlin. Dessen Trainer Huub Stevens mußte mit ansehen, wie sein hoch gewettetes Team an diesem Nachmittag in der schmucken Volkswagen-Arena vielleicht alles, was man sich in diesem Jahr an der Spree vorgenommen hatte, verspielte (…) Sportlich und wirtschaftlich ist das verlorene Jahr also zu verkraften. Doch der Imageschaden gibt den Verantwortlichen zu denken, das enttäuschte Umfeld muß nach den Rückschlägen in dieser Spielzeit wieder neu mobilisiert werden. So gesehen, wird die letzte Partie gegen Pokalfinalist 1.FC Kaiserslautern für die Herthaner zur Frage der Ehre und der Einstimmung auf die kommende Saison, in der sich die jetzt gezeigten Schwächen nicht wiederholen dürfen. Szenen wie die am Samstag, als aufgebrachte Hertha-Fans lange mit Hoeneß, Preetz und Stevens am Mannschaftsbus diskutierten, sollen dann nicht mehr vorkommen.“
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
Thema des Tages : die Attraktivität der Liga
Thema des Tages : die Attraktivität der Liga
1. FC Nürnberg – 1860 München 1:2 – treue Clubberer, Häßlers Genugtuung
FC Bayern München – 1. FC Kaiserslautern 1:0
Borussia Dortmund – VfL Wolfsburg 2:2
Hannover 96 – VfB Stuttgart 1:2 – Comeback des Torkrokodils
VfL Bochum – Borussia Mönchengladbach 1:1 – Gästefans mit beeindruckender Unterstützung
Energie Cottbus – Hamburger SV 0:0
Werder Bremen – Hertha Berlin 4:2
am Dienstag: Bayer Leverkusen – Arminia Bielefeld (3:1) und Hansa Rostock – FC Schalke (3:1)
Europas Fußball vom Wochenende in Zahlen NZZ
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
Graue Maus des Jahres
Daniel Theweleit (SZ 14.4.) ortet die Löwen nach wie vor im Mittelmaß. „Die erhofften Effekte, die der junge Trainer in der vergangenen Saison bei Hertha BSC Berlin bewirkt hatte, bleiben diesmal aus. So viel ist nach vier Spielen sicher. Das Löwen-Publikum beglückte Götz bislang weder mit schnellem Erfolg noch mit einer bezaubernden Mannschaft auf dem Platz. Auch in Bielefeld war das so. Die Partie reihte sich unauffällig in die Serie höchst mittelmäßiger Fußballspiele ein, die die Liga gegenwärtig wie am Fließband produziert. Mehr noch: Der Klub von Karl-Heinz Wildmoser scheint das Kunststück fertig zu bringen, in einer Jahr des fußballerischen Mittelmaßes noch ein wenig mittelmäßiger zu sein als alle anderen – nur der VfL Wolfsburg dürfte noch als ernster Mitkonkurrent um den Titel „Graue Maus des Jahres“ gehandelt werden. Als sei dieser Titel erstrebenswert, mischten die Sechziger auch ihrer Rhetorik nach dem Schlusspfiff keinerlei Glanz bei. Die Statements klangen ungefähr so wie Simon Jentzschs Analyse: „Wir haben in der ersten Halbzeit ordentlich gespielt, nur der letzte Pass hat gefehlt. Bielefeld war zweimal vor dem Tor und hat zwei Dinger gemacht.“ Und in der zweiten Halbzeit? „Das war einfach etwas zu wenig.“ Und warum, schließlich geht es um den Uefa-Cup? Schulterzucken. Ratlosigkeit. Ausweichende Antworten.“
Hier werden die Steine zum Hausbau noch mit dem eigenen Kopf aus dem Fels geschlagen
Zu den harschen Reaktionen der Bielefelder Fans über die Wechselabsichten Momo Diabangs heißt es bei Peter Penders (FAZ 14.4.). „Besonderes Temperament sagt man dem Ostwestfalen nicht nach. Die Wogen der Entrüstung waren aber während der Woche doch so hochgeschlagen, daß man sich irgendwo im Süden Italiens hätte wähnen können. Was war geschehen? Publikumsliebling Mamadou, genannt Momo, Diabang, mit dem der Verein seit Wochen in Vertragsverhandlungen verstrickt war, hatte verkündet, daß er am Saisonende zum VfL Bochum wechseln würde. Ausgerechnet zum VfL Bochum, mit dem die Arminenfans seit einem beleidigenden Fingerzeig von Darius Wosz seit Jahren innigste Abneigung verbindet. Im Internet waren danach allerlei Schmähungen über den senegalesischen Stürmer zu lesen; bei einem Einsatz von Diabang, dem erfolgreichsten Bielefelder Torschützen in dieser Saison, gegen München schienen tumultartige Pfeifkonzerte sicher. Trainer Benno Möhlmann bat um Fairneß für Momo, in der Sorge, diese geballte Form der Publikumsablehnung könne der gesamten Mannschaft schaden. Wenn wir das Thema Diabang hochkochen, machen wir uns zu Erfüllungsgehilfen der Bochumer Intentionen, erklärte Cotrainer Frank Geideck. Alles gut und richtig, aber vielleicht vergeblich, denn Ostwestfalen gelten nicht nur als wenig temperamentvoll, sondern vor allem als stur. Natürlich sind wir Sturköpfe, schrieb einer im Chat-Forum, hier werden die Steine zum Hausbau noch mit dem eigenen Kopf aus dem Fels geschlagen. Das klang nicht gut für Diabang. Dessen Vertrag in Bochum gilt nur für die Bundesliga, was den Fans angesichts der momentanen Tabellensituation schon jetzt dicke Tränen der Schadenfreude in die Augen treibt. Daß die französischen Berater des Senegalesen bei diesem Wechsel am meisten profitiert haben, gilt als ausgemachte Sache (…) Brinkmann rät seinem Kollegen, künftig die Verträge selber auszuhandeln, was sich leicht sagen läßt, wenn man noch nie einen Vertrag in fremder Sprache hat aushandeln müssen. Mit dem geschriebenen Deutschen hat Diabang schließlich seine Probleme. Er ist schon mehrmals durch die theoretische Führerscheinprüfung gefallen. Als er am Dienstag seinen Wechsel bekanntgab, mußte er deshalb zu Fuß vom Training nach Hause gehen. Von den Kollegen wollte ihn diesmal keiner mitnehmen.“
König Artur
Peter Penders (FAZ 14.4.) porträtiert den Mann des Tages. „Kurz nachdem er im November 1999 für drei Millionen Mark von Widzew Lodz verpflichtet worden war, stand das voreilig getroffene Urteil der Fans über den polnischen Nationalspieler schon fest. Noch so ein Fehleinkauf von Hermann Gerland. Auch mit Artur Wichniarek – meistens ohnehin nur eingewechselt, weil am damaligen Publikumsliebling Bruno Labbadia kein Vorbeikommen war – schaffte der Trainer der Bielefelder Arminia den Klassenverbleib in der Bundesliga nicht und mußte später nach einem mäßigen Start in der zweiten Liga gehen. Wichniarek aber blieb und nahm einen steilen Aufstieg. Vom Fehleinkauf zu einem der am höchsten geschätzten Spieler – ein bemerkenswerter Weg, wenn man bedenkt, wie unbeliebt Gerland bei den Bielefelder Fans noch heute ist. Artur Wichniarek aber gehört längst zum Bielefelder Fußballadel – auf der Alm wird der Pole nur noch liebevoll König Artur gerufen. Sein Anlauf zur Thronbesteigung war allerdings weit.“
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
„Noch nie in der schottischen Fußballgeschichte standen die Wetten auf die Schotten bei einem Heimspiel so schlecht“
„Noch nie in der schottischen Fußballgeschichte standen die Wetten auf die Schotten bei einem Heimspiel so schlecht“, erinnert die taz an die vorgeblich ungleichen Ausgangsbedingungen des EM-Qualifikationsspiels zwischen Schottland und Deutschland, das zur allgemeinen Enttäuschung hierzulande mit einem gerechten Remis endete. Die deutschen Tageszeitungen kritisieren die Leistung der DFB-Elf: Die SZ sah einen „armseligen Auftritt“, die taz „ideenlose Kicker“. Nahezu alle Chronisten bedauern die mutmaßliche Abhängigkeit des deutschen Spiels von Michael Ballack, der bei den letzten Auftritten schmerzlich vermisst wurde. Weil er dieses Mal schlecht spielte, schwächelte das Spiel der Völler-Equipe erneut, so die diskutierbare Argumentationslogik. Ebenso könnte man folgern: Mit dem Neu-Münchner wurde es nicht besser als vorher. Statt dessen hätten die Experten die sehr gute Abwehrleistung und das glänzende Stellungsspiel Carsten Ramelows hervorheben können, der über eine verwunderlich schlechte Reputation in der Fußballnation verfügt. Warum eigentlich? Ein technisch versierter, taktisch bestens geschulter, darüber hinaus fairer Abwehrspieler: Haben wir uns – die an die ehrenwerten Grätscher Wörns, Kohler, Jakobs und Schwarzenbeck gewohnt sind – nach solchen Attributen nicht lange gesehnt? Ramelows Ruf sowie das Desinteresse vieler Berichterstatter sind absolut rätselhaft!
Lob für den im Vorfeld des Spiels – und auch im Nachhinein – belächelten schottischen Nationaltrainer Berti Vogts können deutsche Journalisten offenbar nur zähneknirschend formulieren. “Wegen seiner exakten Kenntnis des Gegners und seiner akribischen Vorarbeit gab Oberlehrer Berti Vogts den Schotten von Beginn an genau die richtige Arbeitsanleitung mit auf den Weg“, zeichnet die FAZ das Bild eines Philisters. Immerhin gesteht die FR dem „rechtschaffenen, ewig um Anerkennung kämpfenden kleinen Mann einen ganz persönlichen Sieg gegen die seltsam vereinigten schottischen und deutschen Medien“ zu. Angenehm wäre gewesen, wenn wenigstens der Umstand gewürdigt worden wäre, dass Vogts sich als „guter Gewinner“ gab. Kein Wort des Selbstlobs kam dem angeblichen Kleingeist über die Lippen, kein Nachtreten in Richtung der Reporter war zu registrieren. Dabei wäre Genugtuung ein verständliche Reaktion gewesen.
Legende vom exzellenten Fachmann
Christof Kneer (FTD 10.6.) beleuchtet das Standing von Berti Vogts. “Es gilt nun wieder einmal jene Frage zu klären, die den Trainer Berti Vogts begleitet, seit er der Trainer Berti Vogts ist. Bis heute hält sich die Legende, dass es sich bei Hans-Hubert Vogts um einen exzellenten Fachmann handelt, der aber so wunderlich ist, dass man den Fachmann dahinter oft nicht mehr erkennt. Aber wirklich bewiesen ist diese Theorie nie gewesen. Bis heute weiß niemand genau, ob es diesen Fachmann wirklich gibt oder ob seine Fähigkeiten schon da an ihre Grenze gelangen, wo der Fleiß aufhört. Am Sonnabend hat der ewig Umstrittene in eigener Sache plädiert: Sein Entschluss, den überraschten Deutschen nicht durch Pressing beizukommen, sondern stattdessen den Mittelfeldspieler Ballack durch zwei Spezialagenten beschatten zu lassen, war am Ende das Geheimnis des Erfolgs. Als gewiss kann fürs Erste nur gelten, dass der Deutsche gegen die Deutschen nicht nur einen Punkt gewonnen hat, sondern auch drei Monate Zeit. Er kann jetzt erst einmal als Teilerfolgsberti in die Sommerpause gehen, aber er weiß auch, dass das Land dann das Ende aller Experimente fordert.“
Krude These
Philipp Selldorf (SZ 10.6.) sah und hörte Typisches. „Vogts wäre nicht Vogts, wenn er die schottischen Reporter, die ihm lauschten wie dem weisen Propheten, nicht doch noch mit einer kruden These verwirrt hätte. So erzählte er ihnen, dass er die Freundschaftsspiele gegen Irland, Österreich und Neuseeland, deren Verlauf das Land in Depression gestürzt hatte, mit Absicht vernachlässigt habe – als Teil eines Planes, um gegen die Deutschen besonders glänzen zu können. Er behauptete sogar, dass er dafür extra Spieler nominiert habe, die in seinen generellen Überlegungen gar keine Rolle spielten. Der seriöse Herald bemerkte dazu, mit der gleichen Logik könne sich jemand stundenlang im Dreck wälzen, damit er das reinigende Bad umso mehr genießen werde. Niemand nahm ihm ab, dass er den besten Offensivspieler Kenny Miller bisher nur deshalb außer acht ließ, damit er ihn in dieser Partie besonders effektiv einsetzen könnte. „In seinem ersten Jahr hätte Vogts sich lieber Nägel in die Augen gesteckt, als Miller zu berufen“, merkte der Herald an. Auf einen Punkt konnten sich hingegen alle Beteiligten ohne Widersprüche einigen: Die beste Vorstellung im Hampden-Park bot das schottische Publikum. Rudi Völler schwärmte davon zwei Tage danach. „Das war ja wie ein Traum“, sagte er und erläuterte überraschend romantisch: „Deswegen wird man Vollprofi und Fußballer, um einmal bei so etwas dabei zu sein.“ Tatsächlich hatten die Zuschauer selbst während der Pause mit ihren feierlichen Gesängen eine solche Begeisterung entfacht, dass sich Besucher, die zwischenzeitlich austreten mussten, danach erkundigten, ob in der Umkleidekabine der Ausgleich gefallen sei.“
Michael Horeni (FAZ 10.6.) erklärt die Aufgaben des Schulmeisters Völler. “Das Schuljahr neigt sich dem Ende entgegen, die blauen Briefe sind ohnehin längst verschickt, und in den Zeugniskonferenzen wird jetzt darüber beraten, welche Wackelkandidaten das Klassenziel vielleicht doch noch erreichen können. Wer das Jahr über wenigstens seine Hausaufgaben ordentlich gemacht hat und damit seinen guten Willen erkennen ließ, darf zumindest auf ein im Zweifel freundliches Urteil hoffen (…) Wie bedauerlich, daß Völler nicht mit Nachsitzen drohen kann. Denn diese im Klassenzimmer geächtete Pädagogik von vorgestern wirkt nach Ansicht des Fußball-Lehrers auf dem Fußballplatz weiterhin wunderbar. Die Mannschaft braucht diesen Kick, sagt Völler und meint damit, daß deutsche Fußballprofis erst dann ihre Leistungsgrenze zu entdecken bereit sind, wenn die Versetzung wirklich ernsthaft gefährdet ist – und keine Möglichkeit zur Korrektur mehr besteht. Völler hatte vor Glasgow versucht, Schottland als Ernstfall darzustellen. Doch alle Appelle blieben wirkungslos, weil der Blick auf Tabelle und Spielplan den genügsamen Spielernaturen bei aller Rhetorik ganz pragmatisch immer noch zahlreiche Möglichkeiten läßt, auch mit geringem Aufwand zur Endrunde nach Portugal versetzt zu werden. Damit erlebt nun auch Rudi Völler wie seine Vorgänger den begrenzten Einfluß, den er auf die Leistungsbereitschaft seiner Spieler bei den alltäglichen Hausaufgaben besitzt. Die machen einfach nicht mehr als nötig, um durchzukommen – ein ziemlich freudloses, wenn auch ökonomisches Prinzip.“
An Dürftigkeit kaum zu überbieten
Die NZZ (10.6.) schreibt. „Es ist erst ein paar Tage oder Wochen her, seit die Sportpresse Deutschlands den vermeintlichen, weil klischierten Minimalistenfussball der Italiener gegeisselt hatte. Milan, Inter und Juventus konnten in der Schlussphase der abseits der Bundesliga gespielten Champions League gar nichts recht machen – ausser langweilen. Wer von diesen Kritikastern den gemäss DFB-Exponenten wichtigsten Match der deutschen Nationalelf in diesem Jahr in Glasgow zu beurteilten hatte, wird seine Beurteilungsskala noch ordentlich verbreitert haben müssen. Das deutsche Spiel im Hampden Park war an Dürftigkeit kaum zu überbieten.“
Einen eigenen Stil suchen sie vergeblich
Zu den Perspektiven des deutschen Fußballs lesen wir von Christof Kneer (BLZ 10.6.). “Das Schlimme am deutschen Behördenfußball ist wohl, dass keiner so genau weiß, wo er hergekommen ist. Mit guten Gründen kann man die Theorie vertreten, dass hier eine Mannschaft am Werk ist, die sich nach dem zweiten Platz bei der WM viel zu viel zutraut. Es klingt ja immer ein bisschen abfällig, wenn sie über die Schotten mit ihren britischen Mitteln (Bobic) reden, und in Klammern schwingt da ungesagt immer mit: Hey, wir sind WM-Zweiter, was soll da groß passieren. Aber das Bedenkliche am deutschen Nach-WM-Fußball ist, dass die gegenteilige Theorie genauso viel Sinn ergibt. Hier spielt ein Deutschland, das sich viel zu wenig zutraut. Es nicht mehr dieses Deutschland, das der Rest der Welt immer gehasst und bewundert hat. Es ist nicht mehr dieses Deutschland, das am Ende immer gewinnt. Es ist eine eigenartige Mischung aus Hybris und Verzagtheit, die Deutschlands beste Fußballer zurzeit gefangen hält. Im tiefsten Innern weiß diese Mannschaft natürlich, dass sie nicht so gut ist, um jederzeit wieder WM-Zweiter werden zu können. Aber ein bisschen Vize ist sie andererseits schon. Insofern müssen abwartend geführte Spiele wie jenes in Schottland wohl als die ultimative Aussage dieses Teams gelten: Die Mannschaft spielt nicht nur unentschieden, sie ist es auch. Deutschland ist entschieden unentschieden, es weiß nicht so recht, was es von sich halten soll. So ist Völlers Mannschaft zum vielseitigsten Team der Fußball-Geschichte geworden: Wenn sie gegen die Brasilianer spielen, spielen sie ein bisschen brasilianisch. Geht es gegen die Schotten, wird die Spielweise ungehend eingeschottet. Nur einen eigenen Stil suchen sie vergeblich.“
Jan Christian Müller (FR 10.6.) teilt dazu mit. “Dass es reicht, Michael Ballack drei Paar Stollenschuhe auf die Füße zu stellen, um genügend zerstörerische Wirkung auf das deutsche Offensivspiel auszuüben, darf getrost Anlass zur Sorge geben. Was bei uns wohl los wäre, wenn Vogts noch Bundestrainer wäre? Der Schuldige wäre längst gefunden. Stattdessen müssen sich gestandene Männer wie Schneider, Frings und Klose nun gefallen lassen, nach einer erfolgreichen WM mit anderen Maßstäben gemessen zu werden. Maßstäbe, denen sie seit dem Finale von Yokohama zu selten gerecht geworden sind. In Schottland waren gerade diese Drei bloß Mitläufer. Michael Ballack, der sich als einziger aus dem WM-Kader seit den heiteren Sommerspielen von Japan und Korea weiter entwickeln konnte, hat gerügt, dass Persönlichkeiten fehlen. Aber er weiß auch, dass Schneider, Frings, Klose zwar nette Kerle sind, jedoch keine Profis, die den Ton angeben, wenn der Dirigent einmal unpässlich ist. Samstag war Ballack unpässlich und dennoch unersetzlich. Das ist die Crux.“
Stefan Hermanns (Tsp 10.6.) beklagt die Abhängigkeit des deutschen Spiels von Ballack. „Völlers Mannschaft ist nicht die einzige, bei der die Gesamtdarstellung von der Form des wichtigsten Spielers bestimmt wird. Völler vergleicht die Bedeutung Ballacks für sein Team inzwischen immer häufiger mit der, die Zinedine Zidane für die französische Nationalmannschaft besitzt. Meistens profitieren die Franzosen von dessen Brillanz, aber als Zidane vor einem Jahr bei der WM verletzt fehlte, war die Mannschaft erschreckend hilflos und schied als amtierender Weltmeister schon in der Vorrunde aus. Welche Bedeutung ihm inzwischen zukommt, hat sich ebenfalls bei der WM 2002 gezeigt. Im Viertelfinale gegen die USA erzielte Ballack das einzige Tor des Spiels, im Halbfinale gegen Südkorea ebenfalls, und als er im Finale nicht spielen durfte, schoss Deutschland gar kein Tor und verlor. Ballack war auch während der WM angeschlagen, und im Nachhinein ist seine spielerische Leistung ein wenig verklärt worden – vor allem wegen seiner entscheidenden Tore. Eigentlich hat Ballack die Erwartungen in vielen Spielen nicht erfüllt, aber das mag auch daran liegen, dass die Erwartungen, die ihn verfolgen wie ein Küken die Henne, immer ganz besonders hoch sind. Die Öffentlichkeit sieht Michael Ballack als Spielgestalter, doch ein Spielgestalter im eigentlichen Sinne, einer, der die großen Dinge regelt, ist er nie gewesen. Ballacks Klasse offenbart sich in kleinen Momenten, die eine große Wirkung entfalten, wie bei der Kombination, die gegen die Schotten das 1:0 durch Fredi Bobic zur Folge hatte. Mit einem lässigen Lupfer leitete Ballack den Ball aus der Luft zum Vorbereiter Torsten Frings weiter und schaltete damit in einem Zug fast die komplette gegnerische Abwehr aus.“
Wenn er nicht spielen kann? Dann gnade uns Gott!
Philipp Selldorf (SZ 10.6.) sieht das genauso. „Über Michael Ballack, den brillanten Mittelfeldspieler und nach weltweit herrschender Meinung funkelndsten Stern der deutschen Nationalmannschaft, kann an gar nicht genug Gutes sagen. Aber das ist das Problem. Je mehr Gutes zwischen Frankfurt und Feuerland über Michael Ballack gesagt wird, desto deutlicher wird es, dass es über andere deutsche Nationalspieler wenig zu sagen gibt. Vor dem Spiel gegen Schottland dominierte die Frage nach Ballack die Debatten über den Ausgang der Begegnung und die Dispositionen des Teamchefs. Würde er spielen können? Würde sein Wadenmuskel durchhalten? Wäre es angebracht, außer dem behandelnden Wunderdoktor aus München auch die Madonna in der Kirche anzurufen? Es tritt dann eine mittlere Hysterie und eine Erwartung ein, die ungefähr besagt: Und wenn er nicht spielen kann? Dann gnade uns Gott!“
FR-Interview mit Michael Ballack
Eingeschnappter Vogts
Ralf Sotschek (taz 10.6.) berichtet vor Ort. „Fast wäre er zum Mond geflogen. Iain, ein massiger Schotte, dessen Kinn nahtlos in den Hals übergeht, stand am Samstagvormittag an einer Bushaltestelle in Glasgows Innenstadt, als eine alte Frau ihn wegen der schottischen Flagge ansprach, die Iain über seinem Kopf schwenkte. Wir spielen heute Fußball gegen Deutschland, erklärte Iain, und die Frau fragte ihn, ob man gewinnen werde. Eher lande ich auf dem Mond, antwortete Iain und rückte seinen weiten Kilt zurecht, den Schottenrock, unter dem eine Kleinfamilie mühelos Schutz vor dem schottischen Regen gefunden hätte. Der übergroße Respekt vor der deutschen Nationalmannschaft ist den Briten selbst durch konstant mittelmäßige Leistungen des German-Teams nicht auszutreiben (…) Vogts war immer mehr unter Druck geraten. Zum Schluss hatte es die Presse aufgegeben, ihn zu kritisieren, sondern machte sich nur noch lustig. Dazu reichte es, ihn zu zitieren. Bei seinem Amtsantritt hatte er gesagt, man solle ihn fortan McVogts nennen, und fügte hinzu: Ich bin langweiliger als ein Wohnwagenplatz im Winter. Scotland on Sunday meinte: Es ist wie ein schlechter Traum, aus dem es kein Erwachen gibt. Und Sky Television stellte fest, dass der Trainer offenbar mehr an Kuchen als an seinem Job interessiert sei. Der eingeschnappte Vogts verbannte die Sky-Reporter vorige Woche von den Pressekonferenzen und musste sich prompt daran erinnern lassen, dass die Millionen, die Sky TV für die Übertragungsrechte der schottischen Spiele gezahlt hat, nicht zuletzt seinen Lohn garantieren. Eine Job-Garantie hat er allerdings auch nach dem Unentschieden nicht, sondern wohl eher eine Verlängerung der Galgenfrist, um eine schlagkräftige junge Mannschaft aufzubauen. Davon ist er noch weit entfernt, das deutsche Team war am Samstag als Gradmesser nicht zu gebrauchen. Völler räumte ein, dass man nicht mehr als ein Unentschieden verdient hatte. Die beiden Punkte, die wir heute verloren haben, müssen wir am Mittwoch wieder hereinholen, fügte er hinzu. Wie denn? Morgen auf den Faröer Inseln werden keine zwei Zusatzpunkte vergeben. Oder hatte Völler zuvor nur ein Unentschieden gegen die Freizeitfußballer von den felsigen Inseln eingeplant?
Um diese Deutschen als Giganten zu empfinden, braucht man die Perspektive eines Fußballzwerges
Christian Eichler (FAZ 10.6.) fasst die Reaktionen der britischen Presse zusammen. „Die Reaktionen der schottischen Presse spiegelten die vorsichtige Stimmungswende wider. Der Daily Star on Sunday schrieb: Das ist der Vogts, den wir wollen. Langzeit-Berti gibt uns ein bißchen Hoffnung. Mit einem seltenen Gespür für die Stimmung des Augenblicks hielt sich Vogts im Hintergrund. In der Kabine ließ er Kapitän Paul Lambert die Ansprache an die Mannschaft halten. Auf der Bank wählte er die hintere Reihe. Nach dem Schlußpfiff zog es ihn ebenso rasch in die Kabine wie Rudi Völler; unterwegs ein rascher Händedruck, ein Schulterklopfen mit dem deutschen Teamchef, der sich später über manch aggressiven Einsatz der Schotten beklagte, nicht aber über das Ergebnis. Und auch vor den Mikrofonen vermied Vogts triumphale oder revanchelüstige Gesten und Worte. Ich bin glücklich über mein Team und seine Leistung, sagte er politisch korrekt auf der Pressekonferenz. Es ist großartig für die Spieler und für den schottischen Fußball. Er konnte das letzte Wort seinen Kritikern überlassen, denn diesmal mußten sie ihn loben. Es gab nicht oft die Gelegenheit dazu, also laßt uns die Gelegenheit nutzen, wenn sie da ist, und sagen: Berti Vogts hat alles richtig gemacht, schrieb das schottische Sonntagsblatt Sunday Herald. Selbst die gegenüber schottischer Stümperei gern hämische englische Presse konnte nicht umhin, die Leistung anzuerkennen: Der schottische Trainer war in den deutschen Medien zur Lachnummer gemacht worden, aber seine Mannschaft hat der Armee der Vogts-Kritiker die richtige Antwort gegeben und die deutschen Giganten auf Normalmaß zurückgestutzt. Aber was heißt hier Normalmaß? Um diese Deutschen als Giganten zu empfinden, braucht man die Perspektive eines Fußballzwerges.“
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
1:0-Sieg gegen Südkorea
Die deutsche Fachpresse spricht über den 1:0-Sieg gegen Südkorea einhellig sowohl von einem verdienten Sieg als auch von der besten Turnierleistung der deutschen Auswahl. „Die Magier, die nicht zaubern“ schreiben „ein Stück mit heißem Herzen erkämpfte Sportgeschichte“ (SZ). Die FAZ sah „solide deutsche Wertarbeit“ und eine „exzellente Defensive“, aber auch„eine überaus konzentrierte und über weite Strecken auch spielerisch beachtliche Leistung“. Die FR meint zum Spiel: „Die Spieler haben mit ihrem couragierten Auftritt sich, den kritischen deutschen Medien und der Weltöffentlichkeit gezeigt, dass sie nicht nur auf Kopfball und Kahn bauen müssen.“ „Wer auch immer der Endspielgegner sein mag“, wirft die SZ einen Blick nach vorne, „leichtes Spiel wird er mit dieser bravourösen Elf nicht haben.“ „Die Koreaner dagegen durften sich am Dienstag trotz ihrer ersten Niederlage als einer der ganz großen Gewinner dieser Titelkämpfe fühlen“, widmet die FAZ ihre Aufmerksamkeit den Verlierern. Einstimmig bedauern die Kommentatoren die „unglücklich-glücklichen Minuten“ (Tsp) des „tragischen Helden“ (FR) Michael Ballack, der zwar das Siegtor schoss, jedoch im Finale gesperrt sein wird.
Ludger Schulze (SZ 26.6.) erzählt „eine Heldensage der besonderen Art. Als das Spiel null zu null und Spitz auf Knopf stand, die Koreaner mit verzweifelten Angriffen die Entscheidung suchten, grätschte Michael Ballack Lee Chun Soo von hinten in die Beine. Nicht der folgende Freistoß war das Übel, sondern die – leider berechtigte – Gelbe Karte für den Neu-Münchner. Es ist seine zweite in der K.o-Runde, und sie hat eine folgenschwere Bedeutung: Ballack ist für das Finale gesperrt. Doch seine Reaktion auf diesen Schock spiegelt den Charakter des Teams aufs Genaueste wider: Ballack nahm sich nicht die Zeit für düstere, um die eigene Person kreisende Gedanken, sondern raffte sich zu einer weiteren Steigerung auf, um seine Kollegen auf dem Weg zurück nach Japan voranzutreiben. Die Gelegenheit ergab sich knapp vier Minuten später, als Oliver Neuville davon rannte und scharf nach innen passte – mit dem rechten Fuß schoss Ballack aus zehn Meter zunächst Keeper Woon Jae Lee an, schob dann aber reaktionsschnell den abprallenden Ball zum entscheidenden 1:0 ins Netz.“
Thomas Kilchenstein (FR 26.6.) über einen „tragischen Helden“. Die ganzen Strapazen des letztenJahres, die vielen, vielen Schmerz stillenden Spritzen, die Plackerei, die ewige Schinderei – alles für die Katz‘. Den Lohn der Entbehrungen kriegt nicht Michael Ballack. Auch Laurent Blanc, der Kapitän der französischen Nationalelf, hat 1998 wegen der zweiten gelben Karte im Finale zusehen müssen, auch Andreas Möller beim EM-Finale 1996 in England. Aber so was hilft einem nicht wirklich über den Schmerz hinweg. Ohne Michael Ballack wäre die deutsche Elf nie und nimmer ins Finale gekommen. Drei Tore hat der so vielseitige Mittelfeldspieler geschossen, vier vorbereitet. Der Neu-Bayer war es, der in den entscheidenden Spielen die entscheidenden Tore erzielt hat.“
Ralf Wiegand (SZ 26.6.) zum Siegtorschützen. „Schöner Fußball, schlimmer Fußball, die ganze Palette in vier Minuten. Was mag Michael Ballack, 25, bloß gedacht haben in diesen Momenten seiner Karriere, die, so steil sie auch verlaufen ist in den letzten Jahren und Monaten, einen solchen Gipfel noch nicht erlebt hat. Innerhalb von 360 Sekunden verlor er persönlich ein Finale und schenkte der Mannschaft eines; das ist mehr, als die meisten Spieler in ihrer ganzen Laufbahn erleben.“
Michael Horeni (FAZ 26.6.) erkennt Parallelen im Turnierverlauf beider Mannschaften. „Vor Turnierbeginn hatten die Deutschen – genauso wie die Koreaner – nicht einmal Mut zum Träumen gehabt. Die einen wären schon froh gewesen, mal ein Spiel zu gewinnen. Die anderen wollten bloß die Vorrunde überstehen. Träume sehen tatsächlich ganz anders aus; um so schöner, wenn sie erst entdeckt und geweckt werden müssen. Von Tag zu Tag wuchs bei Deutschen und Koreanern in ihrem Fußballsommer der Mut, an große Ziele zu glauben. Hier beim fulminanten 8:0 gegen Saudi-Arabien, dort mit dem 2:0 gegen Polen der erste, heißersehnte Sieg (…) Wie es sich für eine traditionsreiche Turniermannschaft gehört, steigerte sich der dreimalige Weltmeister im Halbfinale zu seiner besten Turnierleistung in einem Stadion, in dem der Ausnahmezustand zum Normalfall erklärt worden war. Mit aller Entschlossenheit ließen die Deutschen gegen Korea ihren Traum nicht mehr los, der nun Weltmeisterschaft heißt.“
Ralf Wiegand (SZ 26.6.) beleuchtet die Zukunfstperspektiven der deutschen Mannschaft. „Ein Großteil der Spieler, die jetzt das Endspiel erreicht haben mit – darf man es sagen? – deutschen Tugenden, wird die nähere Zukunft des Fußballs sein im Land des WM-Gastgebers. 2006 wird von ihr nicht weniger verlangt als der Titel, sie kann jetzt schon daran riechen und daran wachsen. Sie hat genug Spielraum gelassen in diesem Turnier, den Anspruch, ein WM-Finalist oder mehr zu sein, in den vier langen Jahren bis zum Heimspiel zu bestätigen, und sie hat mit ihrem Gemeinsinn und ihrer Bereitschaft, sich auf das zu beschränken, was sie am besten kann, auch genug Hoffnungen geweckt. Hoffnung auf mehr.“
Eine Spielanalyse von Jan Christian Müller (FR 26.6.). „Die Deutschen schlugen die Gastgeber mit deren eigenen Mitteln. Vielleicht nie zuvor in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes sind deutsche Nationalspieler innerhalb von 96 Minuten so viel gelaufen wie an diesem recht kühlen Abend in der intensiven Atmosphäre des World Cup Stadiums von Seoul (…) Nie zuvor in ihrer Historie hat eine deutsche Nationalmannschaft derart erfolgreich ihr Defensivsystem von Spiel zu Spiel, mitunter von einer Halbzeit zur anderen, immer wieder umgestellt. Wohin immer die ermattenden Koreaner auch liefen – ein Deutscher war schon da, und meistens sogar zwei. Zudem erwies sich die Ankündigung von Trainer Guus Hiddink, seine Mannschaft könne nur eines, nämlich nach vorn spielen, als großer Bluff. Bis auf die erste und die letzte Viertelstunde dominierte die taktisch hervorragend eingestellte DFB-Elf die unruhige Begegnung.“
Roland Zorn (FAZ 26.6.) sah „eine starke Leistung, die Respekt abnötigte, wenn auch nicht zu Liebeserklärungen veranlasste. Wieder einmal haben die Deutschen bei diesem Turnier bestätigt, dass sie nicht viele große Momente brauchen, um ihre Ziele zu erreichen. Gleich, ob nun Brasilien oder die Türkei am Sonntag in Yokohama der Gegner sein wird – viel verlieren kann die Elf von Völler dort nicht mehr.“
Stefan Herrmanns (Tsp 26.6.). „Was hatte die deutsche Mannschaft nicht alles an Kritik ertragen müssen. Schlecht hätte sie gespielt, glücklich sei sie bei der WM weitergekommen. Im Halbfinale aber kam nun der Moment, an dem Rudi Völlers Team alle Nörgler widerlegte. Toll gespielt, toll gekämpft und vollkommen zu Recht gewonnen.“
Christoph Biermann (SZ 26.6.) analysiert die Spieltaktik beider Teams. „Wenn sich die deutsche Mannschaft mit einer Qualität während des Turniers deutlich profiliert hatte, war es ihr überragendes Kopfballspiel vor des Gegners Tor. Wenn es eine deutliche Schwäche der tapferen koreanischen Mannschaft gab, lag sie bei der Abwehr von Kopfbällen. Dieser Ausgangspunkt bestimmte auch weitgehend die taktische Ausrichtung beider Mannschaften im Halbfinale. Rudi Völlers Team suchte den Weg über die Flügel, um den Ball hoch und damit gefährlich vor das Tor zu bringen, während die Mannschaft von Guus Hiddink genau dies unbedingt zu verhindern suchte (…) Besonders beeindruckend war es, wie sehr sich alle deutschen Spieler in den Dienst der Defensive stellten. Selbst die Künstler Schneider oder Ballack rückten bis in die letzte Reihe ein, wenn es notwendig war.“
Frank Ketterer (taz 26.6.) zum Spiel. „Dass nun ausgerechnet die deutsche Mannschaft die Roten Teufel aus dem Rennen warf und schaffte, was Portugal, Italien und Spanien nicht gelang, mag schon deshalb etwas heißen, eine ganze Menge sogar. Oder anders gesagt: Deutschland zeigte im Halbfinale seine bisher beste Leistung bei diesem Turnier und siegte nicht unverdient (…) Die deutsche Mannschaft zeigte im Hexenkessel von Seoul, in dem nicht nur 65.000 Südkoreaner ihre Mannschaft anfeuerten, sondern die Seele eines ganzen Volkes, eine in allen Bereichen starke Leistung, die der Mannschaft in dieser Form kaum einer zugetraut hatte. So war Carsten Ramelow umsichtiger Chef einer stabilen Viererkette, Didi Hamann als Antreiber im defensiven Mittelfeld an Effektivität kaum zu übertreffen, Michael Ballack ein umsichtiger Spielmacher, Oliver Neuville, der viel über außen kam, stets ein Gefahrenquell, während Marco Bode vor Dynamik nur so strotzte. Und alle zusammen waren sie in der Hitze des Gefechts unglaublich clever, cool, abgezockt beinahe, ohne diesmal das Wesentliche zu vergessen: Fußball zu spielen.“
Michael Horeni (FAZ 26.6.) über die Verlierer. „Auch wenn die famosen Teil-Gastgeber dieser Weltmeisterschaft nun nicht mit dem Finale für eine die Welt aufregende Gesamtvorstellung belohnt werden – ihre Träume waren längst wahr geworden. Eine Mannschaft, die vor diesem Turnier nicht ein einziges Mal über einen Sieg bei der WM jubeln konnte, versetzte ein Land wochenlang in nicht gekannte Glücksgefühle. Und auch nach dem 0:1 herrschte beim Publikum nie der Eindruck vor, noch etwas versäumt zu haben.“
Roland Zorn (FAZ 26.6.) zur Stimmung in Südkorea. „Das hat es sich verdient: Am Montag, wenn die große Party endgültig vorbei ist, gewährt Südkoreas Regierung ihrem Volk einen Tag Extraurlaub. Damit zahlt der Staat, der dann schon ein ehemaliger Festausrichter sein wird, seinen Bürgern post festum eine Prämie für deren unnachgiebige Begeisterung im Monat Juni. 47 Millionen Menschen im Süden des geteilten Landes haben während dieser Zeit aus ihrer Mitgastgeberrolle bei der Weltmeisterschaft ein gigantisches Heimspiel gemacht – vor allem dann, wenn die eigene Mannschaft die große Bühne enterte und, bis Dienstag, einen Favoriten nach dem anderen in die Knie zwang. Rund um diese nationalen Feiertage strömten immer mehr Menschen massenhaft auf die Straßen. Am Dienstag erreichte der nationale Enthusiasmus seinen Siedepunkt: Sieben Millionen Koreaner schlossen sich auf 400 Plätzen des Landes kurz und wurden wieder einmal mit dem mächtigen „Tae han min guk“-Schlachtruf zu einem einig Volk von Chorknaben und Sangesschwestern.“
Jan Christian Müller (FR 26.6.) zum selben Thema. „Es darf aber bezweifelt werden, ob das größte Fest, dass das Land am 52. Jahrestag des Ausbruchs des Koreakrieges erlebt hat, auch einen politischen Hintergrund hat. Wohl eher einen sozialen: Die zurückhaltenden Koreaner genießen den nationalen Ausnahmezustand, sie vermitteln geradezu kindliche Begeisterung, wenn sie ihre Freude nicht nur mit ihresgleichen, sondern auch mit den vielen Ausländern teilen, die dieses Land bald auf Nimmer-Wiedersehen verlassen werden. Es ist eine gefahrlose Hysterie.“
Direkte Freistöße
Einzelkritik SZ
Stimmen zum Spiel SZ FR Die Welt (I) Die Welt (II)
Interview mit Völler SpOn
vor dem Spiel (25.6.)
„Auch die Deutschen sind, selbst wenn viele das nicht mehr glauben mögen, in Asien nur eine von zahlreichen Überraschungsmannschaften, die durch den Hintereingang auf die ganz große WM-Bühne gelangt sind“, ruft die FAZ ursprüngliche Erwartungshaltung gegenüber der deutschen Elf sowie ihre anfängliche Außenseiterrolle in Erinnerung. Die Chancen auf einen heutigen Finaleinzug gegen die Gastgeber aus Südkorea stehen – um es mit Reiner Clamund zu sagen – 50:50 oder sogar 60:60. „Wenn Südkorea jetzt einen Präsidenten wählen dürfte und nicht erst im Dezember, dann wäre das Wunsch-Ergebnis klar: Guus Hiddink“, beschreibt die FAZ die Wertschätzung des niederländischen Fußballtrainers seitens der südkoreanischen Öffentlichkeit. Vor etwa einem Jahr übrigens war er höchst umstritten.
Michael Horeni (FAZ 25.6.) kommentiert die Halbfinalteilnahme der Deutschen. „Wer vor dem Halbfinale gegen Südkorea noch ehrlich zu sich und zum deutschen Fußball sein kann, sich dabei jeden einzelnen deutschen Spieler betrachtet, seine Fähigkeiten beurteilt und sich dann noch der Qualifikationsspiele zur WM erinnert, der wird feststellen: Deutschland ist in dieser Runde, die jeden Hauch von Exklusivität vermissen lässt, bestens aufgehoben. Die No-Name-Teams sind nach vier Wochen WM-Leistungsschau genau die angemessene Umgebung für den dreimaligen Weltmeister aus früheren, lange vergangenen Zeiten. Es gibt nur noch einen Grund, weiterhin so zu tun, als hätte Deutschland eine bessere Gesellschaft verdient: die ruhmreiche Vergangenheit.“
Zur Stimmung im deutschen Lager schreibt Philipp Selldorf (SZ 25.6.). „Manches Problem haben die Deutschen durch ihre Geschlossenheit kompensiert, als sie in schwierigen Spielen wie gegen Paraguay und USA bestehen mussten. Den Rest, die womöglich grandiose Kür, werde seine Mannschaft mit neuem Enthusiasmus angehen, glaubt Rudi Völler (…) In der Kunst, fußballerische Nachteile durch Hingabe auszugleichen, unterscheidet sich das deutsche Team nicht so sehr von ihnen. Mancher Spieler befindet sich längst im Rausch des WM-Trips.“
Roland Zorn (FAZ 25.6.) zum selben Thema. „Der scharfe Wind bläst dieser Auswahl schon seit zwei Jahren ins Gesicht. Vom ersten Tag nach dem Desaster der Europameisterschaft unter dem neuen Teamchef bis hin zur Abfahrt um den Einzug ins Finale der Weltmeisterschaft ist dies die prägende Konstante für eine chronisch unterschätzte und eine sich geringgeschätzt fühlende Mannschaft. Daraus entwickelte und verfestigte sich vor und während der WM eine eigentümliche Grundhaltung, die aber womöglich sogar bis ins Endspiel trägt: Wir gegen Korea. Wir gegen Beckenbauer. Wir gegen alle.“
Direkte Freistöße
Interview mit Horts Hrubesch FR
PorträtMiroslav Klose taz
Gewinnspiel für Experten
Stimmen aus dem Ausland
Ballschrank
Diskussion um Reformen in der Bundesliga
Wolfgang Hettfleisch (FR 9.5.) begrüßt den Mut Wolfgang Holzhäusers, Reformvorschläge in Sachen Bundesliga-Modus und Regelwerk zu unterbreiten. „Natürlich gibt es gewichtige Gründe, die dagegen sprechen, die Entscheidung um die deutsche Fußball-Meisterschaft eng an die bessere Tagesform in einem Halbfinal- oder Finalspiel zu knüpfen. Und auch an einer Relegationsrunde um Auf- und Abstieg ist mancherlei diskussionswürdig. Was aber, wenn es Holzhäuser gar nicht so sehr darauf ankommt, ob er mit seinen Denkanstößen auch richtig liegt? Hat er nicht Recht, wenn er sinngemäß sagt, wer ein gutes Produkt zu einem angemessenen Preis verkaufen wolle, der komme nicht umhin, auch den Interessen des Käufers Rechnung zu tragen? Das ist, mag es manchen Fußball-Traditionalisten auch schaudern, die reine Wahrheit (…) Dass es zur Natur einer Idee zählt, ergänzt, korrigiert, fortentwickelt zu werden, kommt vielen gar nicht mehr in den Sinn. Holzhäuser hat Vorschläge gemacht. Mehr nicht. Sie mögen gut sein oder schlecht – vor allem waren sie überfällig. Es ist höchste Zeit, dass sich die Branche jenseits des Durchdeklinierens von Sparmaßnahmen Gedanken macht über ihre eigene Zukunft. Dazu gehört eben auch die delikate Frage, wie Fußball künftig ans Fernseh-Publikum gebracht werden kann. Sie aufs Tapet gebracht und dabei auch noch mit Tabubrüchen kokettiert zu haben, ist fraglos ein Verdienst.“
„Der Poker um die Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga könnte für viele Klubs mit der Pleite enden“ Tsp
Auszüge aus dem SZ-Interview mit Wolfgang Holzhäuser:
„Fast alle Sportarten, die heute als telegen gelten, haben sich dem Fernsehen angepasst. Etwa das Skispringen, das seinen Wettkampf-Modus geändert hat. Unsere Fans sitzen ja nicht nur im Stadion, sondern in noch viel größerer Zahl vor dem Bildschirm. Wenn wir beim Auf- und Abstieg zwischen erster und zweiter Liga Relegationsspiele wieder einführen, können wir den Fans und dem Fernsehen mehr bieten. Unsere TV-Rechte sind dann automatisch mehr wert. Wir können ja schlecht sagen, wir hätten gerne mehr Geld, bieten aber nicht mehr. Wenn wir uns den Bedürfnissen des Fernsehens mehr anpassen, ist das doch mit sportlichen Gesichtspunkten vereinbar. Der Letzte der ersten Liga und der Erste der Zweiten Liga sollen weiterhin automatisch ab- und aufsteigen. Die anderen vier betroffenen Klubs sollen unter sich ausspielen, wer in welche Klasse gehört. Ich sehe zum Teufel noch mal nicht ein, warum der 16. und der 17. der ersten Liga in die Zweite Liga müssen, ohne einen sportlichen Wettkampf mit dem Zweiten und Dritten der Zweiten Liga auszutragen. Die sollen sich messen, wer besser ist. Und für das Fernsehen wären das attraktive Spiele.“
„Ich frage mich , warum man nach einem Tor eine Viertelstunde warten muss, bis der Gegner sich wieder in seiner Hälfte versammelt hat, statt den Ball gleich wieder ins Spiel zu bringen. Da käme richtig Tempo rein. Der Weltverband Fifa hat schon bei der neuen Rückpass-Regel für den Torwart bewiesen, wie innovativ er sein kann.“
(8.5.)
Meister hinter den Kulissen des ganz alltäglichen Fußballtheaters
Roland Zorn (FAZ 8.5.) kommentiert die Kritik seitens führender Fußballfunktionäre (u.a. Assauer und Rummenigge)an den Reformvorhaben des Wolfgang Holzhäuser, der in einem gestrigen Interview mit der SZ vorschlug, Regelwerk und Bundesliga-Modus (u.a. Finals und Entscheidungsspiele) zu innovieren, um das Produkt telegener und attraktiver zu gestalten. Die FAZ hatte in ihrem Leitartikel vom Montag ähnliches aufs Papier gebracht (indirekter-freistoss zitierte beides). „Die sich jetzt prompt zu Wort melden, um einen diskutablen Vorschlag zu diskreditieren, haben zur Sache auch die Person im Auge. Die Münchner Bayern vor allem, mit Abstand die führende Kraft im deutschen Fußball. Wer aus der Führungsriege des deutschen Meisters heute über Holzhäuser redet, geht wie selbstverständlich auf Abstand zu dem Mann, der noch immer als erster Kandidat auf die Nachfolge des angeblich amtsmüden Wilfried Straub an der Spitze der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) gilt. Die Bayern, glühend bewundert von Millionen Fans, sind nicht nur Meister im grünen Stadionbereich, sondern auch hinter den Kulissen des ganz alltäglichen Fußballtheaters. Sie beherrschen, heißen sie nun Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß, die Kunst der mal ironisch-leisen, mal konfrontativ-lauten Gegenrede derart gut, daß sie jederzeit die Oberhoheit über dem Fußball-Stammtisch Deutschland erobern können. Holzhäuser und die DFL-Spitze haben die Bayern zuletzt im großen Streit um den Münchner Geheimvertrag mit der Kirch-Gruppe und die daraus zu folgernden Konsequenzen verärgert; nun schlagen die Münchner zurück. Wenn Rollenspielführer Rummenigge das Telefußball-Konzept Holzhäusers als Buchhalter-Vorschlag abqualifiziert, soll damit eigentlich gesagt werden, daß die Liga nichts weniger benötige als einen Theoretiker an ihrer Spitze. Perfidie gehört in der Bundesliga als Stilmittel längst zum kollegialen Umgang; und die persönlichen Fouls beherrschen in aller Regel ehemalige Fußballstars besser denn Quereinsteiger wie der frühere Schwimmer und Handballspieler Holzhäuser. Was immer der Leverkusener derzeit über sein Arbeitsgebiet bei Bayer hinaus öffentlich sagen wird – und er sagt manchmal ein paar Sätze zu viel –, dürfte Polemik herausfordern. Der Mann, der sich am liebsten seiner Sache verschreibt, muß aufpassen: Er steckt mitten im Wahlkampf, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.“
Reaktioneninder Liga FR
Ballschrank
Bayern bleibt nur noch die Illusion
„Bremen hat das Münchner Glück“ (FAS) – „Bayern bleibt nur noch die Illusion“ (FAS); „Sprüche und Ansprüche aus München schüchtern die Konkurrenz längst nicht mehr ein“ (FAS) – „ein 0:1 macht Lienen Mut“ (FAS) – „Hertha BSC Berlin sucht Trost in der Schiedsrichterschelte“ (SZ) – „Respekt für Eintracht Frankfurt“ (SZ) u.v.m. (mehr …)
Ballschrank
Bayer Leverkusen – Hertha Berlin 4:1
Bayer Leverkusen – Hertha Berlin 4:1 – Viele Skurrilitäten in der BayArena
Hannover 96 – Bayern München 2:2 – So sieht kein deutscher Meister aus
Borussia Dortmund – Werder Bremen 1:2 – Jammervoll zurückgefallene Elitetruppe
Energie Cottbus – VfB Stuttgart 2:3 – Wiederaufsteig geplant
VfL Bochum – 1. FC Kaiserslautern 1:2 – Unverschämtheit! Sauerei! Von nachvollzienbaren Schiedsrichterdiskussionen
Hamburger SV – Arminia Bielefeld 1:0 – Arroganz in einem frühen Stadium
1. FC Nürnberg – Schalke 04 0:0 – alles beim alten beim Einstand des Anti-Neubarth
1860 München – Borussia Mönchengladbach (2:0) und Hansa Rostock – VfL Wolfsburg (1:0) am Dienstag
Stenogramm SZ
Europas Fußball vom Wochenende: Resultate – Ergebnisse – Torschützen – Zuschauer NZZ
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
Ein hübsches Ultimatum
„Stevens statt Stevens“ (BLZ), Herthas Trainer bleibt vorerst im Amt – Sonntags-Spiele in Schalke und Kaiserslautern – Schalke 04 scheitert an seinen Ansprüchen und am VfL Bochum – Kurt Jara, „erstarrt, fassungslos, tieftraurig“ (SZ) – was kann Christian Rahn, Jung-Nationalspieler und Ersatzspieler des HSV?
Ein hübsches Ultimatum
Christof Kneer (BLZ 21.10.) kommentiert die Weiterbeschäftigung Huub Stevens’: “Demütig muss die ergebnisorientierte Öffentlichkeit zur Kenntnis nehmen, dass die wahren Trends eben doch in der Hauptstadt geboren werden. So hat die Hertha am Montagabend eine neue Art von Pressekonferenz erfunden. In dieser Konferenz ging es in etwa darum, dass man einen Mann auf ein Podium setzt, wobei einem sowohl das Podium als auch der Mann bekannt vorkommen, was aber täuscht. Mit dem Mann verhält es sich nämlich so, dass er zwar dem alten Trainer Huub Stevens täuschend ähnlich sieht, wobei es sich in Wahrheit um den neuen Trainer Huub Stevens handelt. Hertha BSC hat einen alten Besen für neu verkauft, das muss man erst mal schaffen. Sie haben die tägliche Stevens-Pressekonferenz um 14 Uhr abgesagt und durch eine abendliche Supersonderpressekonferenz ersetzt. Sie haben also den alten Stevens ein bisschen entlassen und durch einen Stevens ersetzt, der ein bisschen neu ist. Das zumindest ist die Botschaft, welche die Öffentlichkeit und möglichst auch die Mannschaft erreichen soll. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man die Hertha für ihre Kreativität bewundern. Aber es ist eine Kreativität der Verzweiflung. So haben sie ihrem neuen, alten Trainer als Zeichen ihres besonderen Vertrauens ein hübsches Ultimatum geschenkt: Er muss die nächsten beiden Spiele gewinnen, sonst ist auch der neue Stevens der alte.“
Stefan Hermanns Michael Rosentritt (Tsp 21.10.) fügen hinzu: „Es war schon dunkel, als auf dem Berliner Olympiagelände am Montagabend ein langes und „bewegtes Wochenende“ (Hoeneß) zu Ende ging. Herthas Manager hatte seit der 1:4-Niederlage gegen Bayer Leverkusen am Samstag etliche Gespräche geführt: mit Mitgliedern des Präsidium, des Aufsichtsrates, des Beteiligungsausschusses, mit Spielern und mit Huub Stevens. Um kurz nach halb sieben verkündete er gestern das Ergebnis: „Wir sind einstimmig zu dem Entschluss gekommen, dass wir mit Huub Stevens weiterarbeiten. Mit dem Trainer haben wir uns darauf verständigt, dass sein Verbleib von zwei Erfolgen in den nächsten beiden Spielen abhängt.“ Das heißt: Sollte Stevens mit Hertha am Samstag in der Bundesliga bei Hansa Rostock nicht gewinnen, sitzt er drei Tage später, beim Pokalspiel gegen denselben Gegner, schon nicht mehr auf der Bank. Aber auch dieses Spiel muss er dann gewinnen. „Es geht nur um Siege“, sagte Hoeneß. „Wir sind in einer Situation, in der wir nicht mehr lange warten können.“ Herthas Manager legte Wert darauf, dass es sich nicht um ein Ultimatum an den Trainer handle: „Das ist keine Forderung, sondern eine Vereinbarung, weil Huub Stevens derselben Überzeugung ist.“ Rupert Scholz behauptete gar, dass die Vereinbarung „ganz entscheidend auf ihn, Stevens, zurückgeht“, während Hoeneß sagte: „Das war meine Idee. Ich habe auch andere Optionen durchgespielt.“ Dann aber habe er Stevens gefragt, „und er war sofort dabei“. Stevens berichtete, er habe zunächst hören wollen, „ob die Spieler auch damit einverstanden sind. Ich kann es nicht allein schaffen.“ Bereits am Sonntagabend hatte Hoeneß „ein einstimmiges Bekenntnis des Spielerrates zu dieser Entscheidung“ eingeholt.“
Schalke 04 – VfL Bochum 0:2
Der FC Schalke wirkt wie die SPD der Hartz-Reformen
Holger Pauler (taz 21.10.) beschreibt die Lage in Schalke: „Der Schalker Herbst des Jahres 2003 ist trist, grau und noch lange nicht beendet. Die überzogenen, gewachsenen Ansprüche an eine Mannschaft, die vor der Saison mit einigen jungen Spielern allenfalls ergänzt wurde, werden zum Bumerang. Führungsspieler wie Ebbe Sand oder Kapitän Tomasz Waldoch, die körperlich nicht oder nicht mehr auf der Höhe sind, werden ihren Aufgaben nicht gerecht. Hoffnungsvolle spielerische Ansätze vor allem junger Spieler wie Hamit Altintop oder Levan Kobiaschwili gehen angesichts eines fehlenden Mannschaftsgefüges immer mehr unter.Der von Rudi Assauer propagierte personelle Umbruch verläuft holpriger als erwartet. Der FC Schalke wirkt wie die SPD der Hartz-Reformen. Obwohl alle von der Notwendigkeit der Maßnahmen überzeugt sind, wächst der Unmut. Die Anhänger reagieren mit Liebesentzug. Da hilft momentan nur der sehnsüchtige Blick Richtung Sommer. Dann, wenn mit den Bremern Ailton und Krstajic – und glaubt man den Gerüchten, mindestens noch zwei, drei weiteren Knallern (Rudi Assauer) – endlich wieder Qualität und damit die Grundlagen für die mittlerweile als natürlich angesehenen internationalen Ambitionen, ins Schalker Spiel zurückkehren sollen. Trainer Jupp Heynckes steht dabei nicht zur Disposition. Noch nicht. Seine Aufgabe besteht darin, die Mannschaft irgendwie unbeschadet durch die laufende Saison zu manövrieren.“
Christoph Biermann (SZ 21.10.) berichtet Erleichterung bei Peter Neururer: „Fußballtrainer tragen eine große Verantwortung. Für den sportlichen Erfolg ihrer Mannschaft haben sie zu sorgen, damit für positive wirtschaftliche Bilanzen des Klubs, und manchmal hängt an Sieg und Niederlage auch noch das Glück in der Familie. „In der letzten Woche ist mein Sohn mit Tränen in den Augen angekommen und hat gesagt: ‘Papa, ihr dürft nicht verlieren, sonst werde ich ein halbes Jahr lang in der Schule gehänselt’“, erzählte Peter Neururer, der in Gelsenkirchen wohnt und dessen Sohn dort zur Schule geht. So kam dem 2:0 des VfL Bochum in der Arena AufSchalke eine besondere Bedeutung zu. „Jetzt kann er in die Schule gehen und sagen: Was wollt ihr eigentlich?“, sagte Neururer. Viele Argumente werden die Mitschüler von Neururer jr. nicht haben, und jene, die es geben könnte, zeugen eher von vertauschten Rollen zwischen den Lokalrivalen im Ruhrgebiet. Bochums Trainer war „nicht einverstanden damit, wie dieser Sieg zustande gekommen ist“. Sein Kollege Jupp Heynckes lobte die Schalker Mannschaft für „ein relativ gutes Spiel“, es war eines der besten in dieser Saison im eigenen Stadion. Bochum hatte zwei Chancen und nutzte sie, Schalke doppelt so viele und nutzte sie nicht. Damit übernahm der VfL Bochum in der Umverteilung traditioneller Rollen den Part dessen, der mäßig kickt und effektiv siegt, während Schalkes tapferer Kampf unbelohnt bliebt.“
Richard Leipold (FAZ 21.10.) ergänzt: “Nach neun Runden grüßen die Bochumer als Tabellensechster der Bundesliga und fühlen sich wohl in ihrer nicht immer bequemen Nische zwischen den beiden westfälischen Fußballhochburgen Gelsenkirchen und Dortmund. Sie haben sechs Punkte mehr als Schalke 04, vier weniger als Borussia Dortmund, am Sonntag zu Besuch im Ruhrstadion. Wer hätte das gedacht? Kaum jemand außer Neururer, der wegen seiner notorischen Zuversicht in Fachkreisen zuweilen belächelt wird. Ich bin nicht damit einverstanden, wie dieser Sieg zustande gekommen ist, sagte Neururer.Während die Bochumer selbstkritisch Abstriche in der B-Note machten, rückten die Schalker sich ihre verkehrte Welt wieder so lange zurecht, bis sie ihre Lage als einigermaßen erträglich empfanden. Trainer Jupp Heynckes sagte, seine Mannschaft habe sich drei Tage nach der Mühsal der ersten Europapokalrunde in sehr guter physischer Verfassung vorgestellt und trotz der Niederlage ein relativ gutes Spiel gemacht. Die Relativitätstheorie des Gelsenkirchener Fußballakademikers stützt sich auf Eckdaten wie die Anzahl verletzter Stammkräfte oder junger Spieler, die Zeit brauchen, um den Ansprüchen zu genügen. Letztlich gipfeln aber alle Analysen in der Erkenntnis, daß die Schalker aus ihren begrenzten Möglichkeiten viel zuwenig oder nichts machen. Besonders Victor Agali personifiziert die Flaute im Angriff. Der fleißige, aber häufig ungeschickt wirkende Nigerianer vergab allein mehr Chancen als die Bochumer im ganzen Spiel hatten.“
1. FC Kaiserslautern – Hamburger SV 4:0
Jörg Marwedel (SZ 21.10.) bedauert den HSV-Trainer: „Millionen Fernsehzuschauer haben dieses Gesicht gesehen: Erstarrt, fassungslos, tieftraurig stand Kurt Jara nach dem Abpfiff eine ganze Weile vor seiner Trainerbank auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. Es war das Gesicht eines Mannes, der nicht nur ein Spiel 0:4 verloren hatte. Es schien zu sagen: „Ich weiß auch nicht mehr weiter.“ Selbst die neunstündige Busfahrt, die er seinen von Luxus verwöhnten Profis zum Auswärtsspiel in die Pfalz verordnete, hatte eher kontraproduktiv als aufrüttelnd gewirkt. Und als Jara gefragt wurde, was er denn über die kurze Unterredung unmittelbar nach Spielende mit HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann und Sportchef Dietmar Beiersdorfer sagen könne, antwortete er düster: „Das wird Ihnen der Sportchef mitteilen.“ Was also sollte der schon mitteilen außer der von Vielen erwarteten Trennung von dem Österreicher in Hamburger Diensten? Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen stellte sich Beiersdorfer vor die Medienvertreter und versprach zwar „keinen Persilschein“, aber doch weiteres „Vertrauen“ in Kurt Jara, mit dem man in der vergangenen Saison immerhin einen Uefa-Cup-Platz erreicht habe; Hoffmann ging sogar noch weiter. „Seine Arbeit der letzten zwei Jahre“, sagte er, „macht mir Hoffnung. Insgesamt kann ich eine positive Entwicklung erkennen.“ Das waren dann doch überraschende Worte in einer inzwischen desaströsen Lage. Das blamable Uefa-Cup-Aus in Dnjepropetrowsk, 0:7 Tore aus den zwei jüngsten Partien, Rang 13 in der Bundesliga und ein Defizit in zweistelliger Millionenhöhe im Rucksack – so eine Situation hatte sich Hoffmann nicht vorgestellt, als er im März mit dem ehrgeizigen Ziel antrat, den HSV wieder zu einer der ersten Adressen in Europa zu machen. Vergeblich hatte die HSV-Führung zudem versucht, den Coach nach dem missratenen Saisonstart von der Notwendigkeit einer konsequenteren Verjüngungskur für das Team zu überzeugen – Jara traut Nachwuchskräften noch keine tragende Rolle zu.“
Wie seine Mitspieler neigt Rahn zur Selbstüberschätzung
„Kann es sein, daß ein talentierter deutscher, aus Hamburg stammender Nationalspieler nicht ins System eines HSV-Trainers paßt?“, fragt Frank Heike (FAS 19.10.): „Es hat wohl nicht mehr viel Sinn mit dem Hamburger SV und Christian Rahn. Das wurde spätestens am Donnerstag deutlich. Rahn hatte fünf Tage vorher ein vernünftiges Länderspiel gegen Island absolviert, um dann im Vereinsteam in der 82. Minute eingewechselt zu werden. Es stand 0:3 aus Hamburger Sicht. Was sollte Rahn da als nicht über die Maßen torgefährlicher Mittelfeldspieler wohl noch anrichten, bei der längst gelaufenen Pleite von Dnjepropetrowsk? Es war eher eine Strafarbeit für den 24 Jahre alten Profi, der in seiner Sorglosigkeit, seiner Ehrlichkeit, seiner Freude nach dem Länderspiel in die Falle der Reporter gelaufen war und auf die Frage, was denn im Nationalteam für ihn anders sei als beim HSV, geantwortet hatte: Ich hatte andere Mitspieler. Und dann, weniger im Scherz: Wenn ich beim HSV zwei Fehler mache, muß ich schon zur Trainerbank gucken und befürchten, daß ich ausgewechselt werde. Bei der Nationalelf wird einem ein Fehler verziehen, hier nimmt einem das keiner so übel wie beim HSV. Das ist weder bei den Kollegen in Hamburg noch bei Trainer Kurt Jara gut angekommen. Wie derzeit fast alle seiner Mitspieler neigt auch Rahn zur Selbstüberschätzung. Viel mehr als eine gute Bundesliga-Saison 2001/2002 für den FC St. Pauli hat der offensive Mittelfeldspieler nicht zu bieten; als der HSV im Vorjahr so erfolgreich spielte, saß der Zugang Rahn meist auf der Bank. Jara hält einfach nichts von ihm. Er ist nicht bereit, einem linken Mittelfeldspieler wegen dessen Schwächen im Zweikampf den Luxus einer defensiven Absicherung zuzugestehen. Und eigentlich hat er recht, denn so überzeugend sind Rahns Vorstöße und Flanken nun auch wieder nicht, auch wenn er prinzipiell immer wieder Großes andeutet.“
Wir bitten um eine Spende für die freistoss-Kasse, und empfehlen Sie uns. Vielen Dank!BankverbindungDeutsche Bundesbank (Filiale Gießen)BLZ: 513 000 00Nr.: 513 015 03Empfänger: indirekter-freistoss – Projekt-Nr. 6000 0208
Gewinnspiel für Experten
Ballschrank
Top-Themen des Tages
Reaktionen aus Kroatien auf das Ausscheiden
Reaktionen der italienischen Presse
Pressestimmen zum Spiel Brasilien – Costa Rica (5:2)
Pressestimmen zum Spiel Türkei – China (3:0)
Top-Themen des Tages
Olligarchie in der deutschen Mannschaft?
„In kaum einem anderen Beruf wird man so sehr mit guten Ratschlägen versehen wie in dem des Bundestrainers. Vermutlich ist es daher genau die richtige Entscheidung Völlers, nicht allzu viel auf die Einlassungen von außen zu geben“, bemerkt der Tagesspiegel. Deutschlands Tageszeitungen referieren heute die Diskussion um Aufstellung und Taktik der DFB-Auswahl für das morgige Achtelfinale gegen Paraguay. Doch handelt Völler tatsächlich autonom? Es mehren sich die Anzeichen, wonach Oliver Kahn entscheidenden Einfluss auf die Entscheidungen nimmt. Andererseits ist es nichts außergewöhnliches, wenn der dabei Kapitän ein Wörtchen mitredet, zumal da seine „olligarchische“ Führungsposition im Team unbestritten ist.
Außerdem: „Das Bild von den purzelnden Riesen hat dieser Tage Konjunktur“ (FAZ).
Frank Ketterer (taz 14.6.) berichtet von „einem Disput, den Torhüter Oliver Kahn angezettelt hatte, als er nach dem Platzverweis von Carsten Ramelow und noch vor der Pause im Spiel gegen Kamerun wild gestikulierend Richtung Trainerbank gestürmt war. Kahn, unbestritten Kopf und Sprecher der Mannschaft, hatte eine sofortige Neuordnung der zuvor so kippelnden Defensive bei Völler angefordert – und sie nach der Pause auch prompt bekommen. Da spielte die deutsche Mannschaft erstmals in diesem Turnier mit Viererkette – und weit besser als zuvor. Ist also Kahn der heimliche Trainer der Mannschaft oder doch zumindest jener, der sie aufstellt und die taktischen Vorgaben gibt, wenn es drauf ankommt?“
Dahingegen bemerkt Stefan Hermanns (Tsp 14.6.) zum selben Thema. „Komischerweise wird der Ruf nach der Viererkette in der deutschen Mannschaft zu einem Zeitpunkt laut, da die Theoretiker des Spiels ihre Blütezeit schon wieder für beendet erklärt haben. Nach dem jüngsten System-Update gilt die Dreierkette als der Taktik neuester Stand (…) Nur weil sich einige Führungsspieler für die Viererkette und gegen die bisherige Dreierformation ausgesprochen haben, heißt das noch lange nicht, dass Rudi Völler diesen Empfehlungen auch folgen wird. Völler hat seinen eigenen Kopf und tut nur ungern das, was andere von ihm verlangen. So weit geht die Demokratie bei der Nationalmannschaft jedenfalls nicht, dass die Spieler – und seien sie noch so wichtig – ein Mitspracherecht besitzen.“
„Hat Berti Vogts etwa doch recht gehabt“ fragt Roland Zorn (FAZ 14.6.). „Mannschaft, das ist das Stichwort für die wahren Sieger bei dieser WM: die Iren, Dänen, Schweden, Deutschen. Lauter Teams, die längst verinnerlicht haben, dass sie nur gemeinsam mehr erreichen können, als alle Welt erwartet hat. Sie sind unterschätzt worden, weil ihre besten Profis in den Millionärsligen in Italien, Spanien oder England entweder nicht erwünscht sind oder nur Nebenrollen spielen. Sie sind schräg über die Schulter angesehen worden, weil ihr Job an allen Ecken und Enden des Platzes nach schweißtreibender Arbeit aussieht. Sie sind falsch beurteilt worden, weil die eingebildeten Weltmeister in ihrem eitlen Markenbewusstsein den Markt nicht genau studiert haben. Dass Dänemark unter Trainer Morten Olsen erst eine Begegnung verloren hat, hätte den Franzosen auffallen können; dass die Schweden seit dreizehn Spielen unbesiegt sind und als besonders konstruktive Spielverderber gelten, müsste sich auch bis Argentinien herumgesprochen haben. Zur Strafe probt die Basis den Aufstand, sind die Diener die wahren Herren dieser WM.“
Ralf Wiegand (SZ 14.6.) glossiert den weiteren Turnierverlauf. „So wie die Italiener gestern am Abgrund taumelten und ihr Schicksal an den Stromfluss der Halbleiter im WM-Computer koppelten, der laufend den absurden Tabellenverlauf der Gruppe G berechnete, so taumelt das gesamte Turnier am Rande des Wahnsinns. Wenn nun auch noch Südkorea und Japan scheitern würden, wozu es ja keine Erdrutsche braucht wie für die bisherigen Katastrophen – was bleibt dann von dieser WM noch übrig? Ein bisschen England. Ein Zipfel Brasilien. Die italienischen Zombies. Eine Menge Fußvolk. Und natürlich der letzte verbleibende Entwurf für den Worst Case, den die verhohnepipelte Fußballwelt kennt: Deutschland im Finale. Ohgottohgottohgott.“
Die Gazetta24 kritisiert. „So schön Überraschungen sind, so sehr es sich mit Exoten freuen und feiern lässt: Es kann nicht sein, dass die Leistungsschau der beachtetsten Sportart auf dem Erdball die Besten missachtet und das Mittelmaß sich zum Maßstab aufschwingen kann, weil die WM wegen der Regenzeit 14 Tage früher angepfiffen und den Superstars die dringend erforderliche Zeit der persönlichen Regeneration verwehrt wurde.“
Benjamin Henrichs (SZ 13.6.) zieht Zwischenbilanz. Das tatsächlich Unglaubliche bei dieser Weltmeisterschaft sind ja eben nicht die Ereignisse auf dem Rasen. Es gab aufregende Spiele, mittelmäßige und einschläfernde – so wie bei jeder WM. Unfassbar (und tatsächlich nicht nur lustig, sondern manchmal auch beängstigend) ist es, wie das altbekannte Fußballfieber mit jeder Weltmeisterschaft seine Hitzegrade steigert. Und so muss man nun befürchten, dass der Sturz der Favoriten nicht nur Sintfluten von Tränen auslöst, sondern tatsächlich, so lächerlich es ist, zu todernsten Staatskrisen führt.“
weitere Informationen:
Paraguay
USA
Schweden
Portrait Jens Jeremies FR
Gewinnspiel für Experten
« spätere Artikel — frühere Artikel »